5. Spieltag: SG 1871 Löberitz - SK König Plauen II 6,5:1,5

Zweite Runde Ouzo

Anton? Ein etwas unglückliches 4:4 gegen Plauen I wollte neben einem Abendessen noch verdaut werden. Und so trug es sich zu, dass sich die Erste im Sirtaki niederließ. Unterwegs trafen wir auf Anton aus Tirol, welcher dann aber vom vermeintlichen Junggesellinnenabschied im Lokal übertönt wurde.
Das Angebot, jedem, der fünf Schachweltmeister aufzählen kann, eine Runde Ouzo zu spendieren, wiederholte unser nichtsahnender Kellner Dimitri (der ehemals selbst Schachspieler war - die Welt ist klein!) in unserer Anwesenheit dann leider nicht, nachdem bereits die zweite Runde ausgegossen war.
Es wurde in Erinnerungen geschwelgt und Anekdoten von lang vergangenen Punktspielen mit zugehörigen Berichten, die fast schon legendären Charakter haben, zum Besten gegeben. Dann eine Mischung aus Verwirrung und Ungläubigkeit bei der Belegschaft im Sirtaki: Man hatte wirklich einmal Lamm ohne Lamm bestellt?! - ein fragwürdiger Zug.

Griechische Folienkreation Kräfte sparen war angesagt: Schließlich war noch nicht abschließend geklärt, wer von Reyk per Meldebogen zu seinem eigenen Glück des Spielens gezwungen werden sollte - so unterließ man den Ausflug ins rote Eichhörnchen oder die Sonderbar. Als man sich, trotz der vielen Naturwissenschaftler, auch nicht abschließend auf eine präzise Definition von "Obstkorb" einigen konnte, bettete man sich lieber, um sich morgen anderen Problemen widmen zu können.

Dir fehlt ... Der Berichterstatter bewies insofern Solidarität, als er nicht vom Late-Checkout um 14:00 Gebrauch machte und lieber die Partien gegen die Plauen-Reserve von Beginn an verfolgen wollte. Das obligatorische "Nach 1 Stunde waren alle Partien offen" darf dem geneigten Leser nicht erspart bleiben. Aber mehr noch: Wir standen an allen Brettern, sofern das meine 3-Minuten-Rundgang-Blitzanalyse-Fähigkeiten zulassen, zumindest nicht schlechter.

Sebi mit Schwarz gegen geschlossenen Sizi. Hier sah alles lange sehr solide für beide Seiten aus.
Eine kleine Zugfinesse von Normi vermied Kalashnikov. Ob dieser Frechheit begann Schwarz mit verfrühter Aggressivität (...b5) vorzugehen, was prompt in einen Mehrbauern ohne ersichtliche Kompensation (Sxb5 and thanks) umgemünzt wurde. Alle Lichter auf grün!

Zwei Perser Auch Frido im Sizi. Weiß spielte recht solide und unkritisch, wodurch Frido schnell zu ...d5 kam. Als ich das erste Mal auf das Brett schaute, dachte ich, die Stellung war ein Franzose gewesen. Aber Weiß optisch schon mit g4 und f4 vor der Türe - auf den ersten Blick also eher unangenehm für Schwarz?

Böhmi haschte in einer KI-Nebenvariante den sLc8 durch ein nettes Springermanöver weg, was aber vielleicht etwas unvorbereitet war - es bleib eine kleine Schwäche auf c5 über. Nix Ernstes, aber sind wir hier auch eher im Verteidigungsmodus?

Christian vs. Holly Holly hatte mit Schwarz eine typisch-symmetrische Bauernstellung aus dem Damengambit auf dem Brett. Mir gefiel Schwarz wegen der Stonewall-Idee ...Se4-Sd7-f5-Sdf6 und damit verbundenem etwas aktiveren Spiel besser. Weiß holzte indes alles ab, was ihm vor die Flinte kam.

Ein Abtausch-Königsinder bei Brain - da kommen bei mir gute Erinnerungen auf ... für Schwarz! Dieser setzte jedoch nicht genau fort und drohte bald erdrosselt zu werden.
Schindli mit Schwarz in einer typischen klassischen Französisch-Stellung - hier keine Bedenken, da Weiß offenbar irgendwie vergessen hatte, am Königsflügel etwas zu erreichen. Mit ...a6-b5-Lb7-Sc5 schwehlte langsam eine Offensive gegen den weißen Monarchen.

Schrank oder Straße? Offiziell in einen Schrank gesperrt und in eine Grube geworfen werden muss nun Reyk, da er die Warnung meines letzten Berichtes einfach ignorierte und Abtausch-Slawisch spielte. Nun gut - es wäre natürlich schade um Teile der Weltelite, die diesem Ritual folglich noch zum Opfer fallen müssten. Er behandelte die Eröffnung aber besser als ich und stand solide mit leichtem Plus.

Dann fielen innerhalb kurzer Zeit drei Entscheidungen:
Nach ein paar weiteren ungenauen Zügen flog die Stellung von Normis Gegner überraschend schnell auseinander - hier lief nix für Schwarz zusammen. Schöner Vortrag!

Blitzausgleich Siesta für die Bretter, an denen ich minimale Sorgen pflegte: Böhmi und Frido, beide mit Remisen, wollten in den ausgeglichenen Stellungen nichts riskieren. Beim Stand der anderen Bretter (Brains Gegner spuckte bereits Material, sonst unverändert) sicher eine pragmatische Entscheidung. Die Analyse zeigte, dass ich mir bei Frido zu Unrecht Sorgen machte und er sogar noch ein wenig am Damenflügel hätte kurbeln können - aber sei's drum. 2-1 für uns bei sonnigen Aussichten.

Dann lange Zeit zwar kein Ergebnis, aber stärker werdende Tendenzen:
Während man sich bei Sebi und Reyk nach wie vor belagerte, waren Brain, Holly und Schindli schon im Endspiel: Brain, bereits mit Mehrbauer und aktiver Stellung, drückte Schwarz weiter unter Wasser, während Holly ein akademisch besseres Doppelläuferendspiel knetete. Schindlis Stellung verflachte ebenfalls in ein Leichtfigurenendspiel.

Speed! Schließlich gab sich Brains Gegner nicht unerwartet geschlagen und auch Schindli betrat zeitnah den Analyseraum - hier aber ein eher unerwartetes Partieresultat: Es stand ein Punkt zu Buche, der von einem "Mir wurde aber auch sehr geholfen." flankiert wurde. Ich weiß nicht genau, was da passiert ist, aber irgendwie ging Weiß in kurzer Zeit ein Paar Bauern flöten... 4-1 also!

Hi, Five! Nach nunmehr 4 Stunden neigten sich zwei weitere Bretter zu unseren Gunsten:
Sebis Geduld machte sich bezahlt, denn er hatte es geschafft, dem Gegner einen Rückständigen zu verpassen, welcher dann angehalten und flott abgeholt wurde. Auf einmal drückten Sebis Figuren im Zentrum und am Königsflügel, wonach Weiß zusammenbrach und das Handtuch warf.

Bauernendspielfeinheiten: Reyk vs. Lucas Und auch Reyk hatte es mit einem netten Doppelangriff geschafft, einen Bauern auf g6 zu verspeisen. Dame und Läufer waren dem gegnerischen König zu Leibe gerückt, aber der Angriff schlug nicht komplett durch. Zumindest optisch kein Grund zur Besorgnis: Nach ein paar unmotivierten Abtäuschen von Schwarz konnte Reyk den Mehrbauern trotz unterschwelliger, studienartiger Feinheiten im Bauernendspiel akkurat verwerten.

Ginlos Letzter im Bunde war nun Holly mit allen Optionen, doch es gelang ihm nicht, genug Ungleichgewicht in die Stellung zu bringen. Er sah kein Weiterkommen und gab seine Partie Remis zum 6,5-1,5.
So nehmen wir mit gestern aus dem Wochenende 3 wichtige Mannschaftspunkte mit. Können wir damit, nachdem wir jetzt die vermeintlich spielstärksten Mannschaften zum großen Teil hinter uns haben, noch einmal mit oben angreifen?

Joey

PS: Einige Zitate:

"Hinteruns ist kürzer!" - Sebi
"Da hätte ich mir ja auch keine Hose anziehem müssen!" - Joey
"Wenn Normi nicht spielt, dann spiele ich auch nicht!" - Frido

  SG 1871 Löberitz SK König Plauen II 6,5:1,5
1 Pallas, Sebastian Burian, Simon 1-0
2 Schütze, Norman Paul, Mathias 1-0
3 Mertens, Fridolin Beyer, Christof ½
4 Böhm, Christian Pfeufer, Lion ½
5 Pröhl, Holger Hörr, Christian ½
6 Schuster, Martin Merkel, Toni 1-0
7 Schindler, Christian Franz, Tobias 1-0
8 Schäfer, Reyk Graf, Lucas 1-0

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