IX. Dubai Open 2007

Dubai-Tagebuch, Teil 6

26. April 2007: Dubai

Baukatzen Dieser Tag fand nicht statt. Nicht für mich. Jedenfalls nicht tagsüber. Gegen fünf Uhr müde genug für eine Ghutra Schlafes beginnen just in deutlicher Hörweite Straßenbauarbeiten! Eine der reziproken Schattenseiten dieser Region ist das Wetter. 360 Sonnentage pro Jahr mit bis zu schier unerträglich werdender Hitze in den Sommermonaten ab Mai. Demzufolge sind dieHakimifard - Molina Nachtstunden für alle körperlichen Arbeiten draußen die einzig sinnvoll verwendbare Zeit, mitunter eben mit der Konsequenz solcher Nebengeräusche. Nicht jede der umfangreichen Bauausführungen huldigt übrigens in jedem Detail durchdachter Qualität.
Knapp rechtzeitig zur Runde überflute ich dank der genialen, jedoch fehlgerichteten Wannenschrägung, einmal mehr das Badezimmer.
Maia gesprächig Nach GM Moussa Taleb (Emirate), Altaj Sadyk (Sudan), Badr Ameen (Emirate) und Juma Jamila (Emirate) ist heute mit Hesham Elgendy ein Ägypter mein Gegner aus dem sich allmählich blähenden Nationenkonglomerat. Wir erreichen eine kritische Stellung mit einer Vielzahl beidseitiger Optionen und er vermeidet seine aussichtsreichste Variante. Danach tragen mich meine Ressourcen zum ersten Erfolgserlebnis. In Runde 5! Schon ist alles wieder im erträglich grünen Bereich. Nach den zwei sehr guten Chancen zum Auftakt in das Turnier zu kommen, nun endlich das arg verspätete Lebenszeichen.
Rolf und Andi während einer Gebetspause Doch nicht nur unsere Aufmerksamkeit gehörte dem deutsch-deutschen Duell zwischen Rolf und Andi. Natürlich blieb das Vorfeld selbst am Strand von "Al Mamzar" nicht gänzlich frei von Flachsereien bis hin zu, allerdings einseitigen, Remisavancen. Aber am Brett wurde verbissen gerungen. Manch' einer der übrigen Teilnehmer wunderte sich über diese beiden deutschen Amateure. Spieler gleicher Nationalität und etwa gleicher Stärke schaffen ansonsten nur selten mehr als ein paar Züge. Doch hier wurde nicht etwa die Urlaubszeit verlängert, beinahe hätten wir sogar noch das letzte Hotel-Transfer-Shuttle verpasst.
Analyserummel Wie die anschließende Open-Air-Diner-Analyse gleich neben dem Rummelplatz ergab, war Rolf's Sturm auf Andi's Pirc-Festung nicht nachhaltig genug. Andi wiederum verpasste dann im entscheidenden Moment seine Konterchance mit kurzfristigem weißen Zusammenbruch, wonach die angeschlagene Defensive dem zweiten Vorstoß des Anzüglers nicht mehr genügend Widerstand entgegenzusetzen vermochte.

27. April 2007: Dubai

Jumeira Beach Sports Wieder füllt sich das Foyer des Al-Khaleej mit Online-Wartenden. Wenigstens ein Bad in den Fluten des "Persischen Golfs"! Nachdem mir die nördliche Vortagsvariante "Al Mamzar" allenfalls im Traum den Sand in die Augen gestreut hatte, nahmen wir nun die berühmte "Jumeirah Beach" auf der "Bur Dubai"-Seite ins Visier. Noch einmal also via Abra (Wassertaxi) über den Creek, ein Straßentaxi Jumeira Beach Cools entern und gemächlich über die sich schier endlos ziehende Uferstraße "Al Jumeirah Road " gleiten, vorbei an den zahllosen Villen der Prominenten und Reichen sowie dem "Dubai Ladies Club" bis zum "Jumeirah Beach Park". Gegen eine geringe Eintrittsgebühr gelangen wir durch eine parkartige Anlage auf das Strandareal und finden noch eine halbwegs schattenspendende Palme für unser Lager. Runter die Klamotten und ab ins salzig-warme Nass!
Burj Dubai in Bau Über dem Wasserspiegel schweift der Blick und trifft auf markante Kunstwerke. Nicht zu übersehen das u/c (under construction), also im Bau befindliche dereinst höchste Gebäude ("endgültig!" wie die Promoter beharrlich behaupten) der Welt und natürlich das nahe gelegene "Burj al arab" sowie die schon weit fortgeschritten fertig gestellte künstliche Inselwelt "The Palm-Jumeirah". Ein Stückchen weiter im Meer unverkennbar die Aufschüttungsarbeiten für ein weiteres gewaltiges Projekt: Das Artefakt einer Inselgruppe in Form der Weltkarte - "The World"! Die arabischen Ambitionen haben sicher schon längst unsere gesamte Galaxie visioniert. Selten wohl hat ein Kabarettist so klischeetreffend Die künstlichen Inseln und Burj al Arab vom Flugzeug aus parodiert wie Michael Niavarani in seiner österreichisch-persischen Comedy, worin er versucht die Kulturen des Orients denen Europas analogisch zuzuordnen: Gemäß seiner Darstellung entsprechen z.B. die Kuwaitis den Schweizern, die Perser den Österreichern und die Araber den .. Deutschen! Weil sie fleißig und ehrgeizig seien, also sozusagen die Piefkes des Orients! Nun, angesichts der aktuellen Gegebenheiten sind die vermeintlich deutschen Eigenschaften längst der Sonne entgegen gewandert.
7 Sterne: Burj al Arab Nach verschiedenen Erfrischungen des Körpers im großen Bade, der Seele im Palmensande und des Geistes im literarischen Baku, verabschieden wir neuerlich Rolf und ziehen weiter in Richtung "Dubai Marina". Lassen wir das als riesige Brandungswelle gestaltete "Jumeirah Beach Hotel", vormals Wahrzeichen Dubais, noch ziemlich achtlos rechts liegen, so bringen wir beim Anblick des neuen Wahrzeichens, dem 7-Sterne-Segel "Burj al arab", unser Taxi am Erlebnisbad "Wild Wadi" zum Stocken. Hier ist ohnehin Endstation. Wer sich dem Hotel aller Hotels weiter nähern will, muss mit einer Registrierung an den Wachen vorbei und wird mit Kolossmassen einem kleinen Elektro-Shuttle über die Zugbrücke kutschiert. Laut CCC-Veranstaltungsorganisator Touki kostet alleine das Betreten der Luxusmondäne nicht unter 50 US-Dollar. Dazu reserviere man sich vorab einen Tee in einer der exklusiven Lounges - zu eben diesem Preis. Sprachlose Faszination inbegriffen. Wir kaufen am Wadi noch schnell ein Wasser und machen uns, auf die berühmte "Emirates Mall" (jenem Einkaufspalast mit Ski-Piste!) verzichtend, zurück gen Deira. Diesmal führt der Weg, mit dem Ziel der fast hinterländlich Die Straße des Geldes eingepflanzten Creek-Querung "Maktoum"-Brücke, über die ebenso trostlos wie endlos wirkende Finanz-Meile "Al Zayed Road". Hier entstehen neben den bereits situierten "Emirates Towers" und "Dubai World Trade Center" eben jener Gigant "Burj Chalifa" und an die hundert weitere Kolosse gleichzeitig! Beim Passieren des "Burj Chalifa"-Fragments erzählt unser Fahrer, das oberste Stockwerk, momentan noch nur ein paar Kubikmeter reiner Luft, sei bereits an eine italienische Firma verkauft. Preis: 15 Millionen US Dollar.

Pink Girl from Iran Wieder ordentlich gekleidet stehen die nächsten Aufgaben des Turniers an. Eine gemischte Bilanz ist nicht zwangsläufig negativ. Rolf erhält gegen meinen Gegner aus der 2. Runde aufgrund dessen Eröffnungszugumstellung ein rasches Remis, Andi startet im Keller seinen finalen Siegeszug und ich vergesse in der Eröffnung eine wichtige Nuance und gehe hernach gegen den emiratischen FM Ishaq Ahmed elend zugrunde. Während einer der marmorierten Rauchpausen ergibt sich dafür eine kleine Plauderei mit dem iranischen Nationaltrainer. Deutschland, ja! Er habe einmal in Hamburg und bei der Olympiade in Siegen gespielt! Ich nehme mir vor, ihn bei der nächstbesten Qualmerei um ein Interview zu bitten.

Mersi!

Mikly

(Fortsetzung folgt)

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