IX. Dubai Open 2007

Dubai-Tagebuch, Teil 5

25. April 2007: Dubai

Creek: Wassertaxi und Daus Telefon! Huch, wie spät ist es? Andi und Rolf warten unten im Foyer. Wir sind zu einem Bummel durch das ursprüngliche Zentrum "Bur Dubai" verabredet. Zum Glück sind die beiden Internet-Zugänge im Hotelfoyer gerade frei, so dass sich die Jungs während meiner Schnelldusche hinreichend beschäftigen können. Eines der Pendelboote bringt uns auf die andere Seite, wo direkt ein kleiner Souk wartet. Aber nein, wir wollen kein "Burj al arab" als Mini-Plastik und das auch nach dem zehnten Überlegen auf die zehnte Frage nicht. So viel, allerdings immer noch relativ verhaltene Aufdringlichkeit sind wir von Deira nicht gewohnt. Dafür erinnern uns die zahlreichen Werbeschilder für Burj al Arab im Spiegel holländische "Rainbow"-Milch an das ausgefallene Frühstück und wir genehmigen uns einen Früchtecocktail. Trotz zahlreicher Nippes-Miniaturen entern wir einen Laden mit Ansichtskarten. Ja, Briefmarken hat er auch dazu. Doch diese müssen erst beschafft werden. Zehn Minuten vergehen. Ich nehme selbstverständlich an, als Ausländer erkannt worden zu sein und erwarte daher den Empfang passender Briefmarken, die zumindest bis Europa reichen. Eine richtige Annahme mit allerdings irriger Schlussfolgerung, wie sich jedoch erst sehr viel später herausstellen sollte. Wir schlendern zurück an das Creek-Ufer in Richtung Landzunge. Fast bemerken wir das unauffällige Al Faheidi Festung Areal eines Museums nicht, welches versucht, den städtebaulichen Werdegang Dubais wiederzugeben. Wir sind weit und breit die einzigen Interessenten und offensichtlich kaum erwartet, werden aber freundlich herumgeführt. Hinter dem Museum wird wieder eine ausladende Baustelle sichtbar - die Altstadt von Dubai soll ganz neu erstehen! Neu ist auch nötig, da wohl kein Gebäude in Dubai viel älter als zwanzig Jahre ist, es nie so etwas wie eine Altstadt überhaupt gegeben hat und die sonstigen rudimentären Reste aus der Vorzeit kaum Museumshof dazu angetan sind, etwaige Besucher aus Japan in Entzücken zu versetzen. Das niedersächsische Stade hatte diese einmal derart beeindruckt, dass die Stadtväter eine 240-Millionen-Offerte auf den Tisch bekamen, nach deren Annahme die Häuser der Stader Altstadt gen Japan exportiert würden. Selbst bei Zustandekommen dieses Verkaufs wäre in Stade kaum wirklich Reichtum ausgebrochen, aber es hätte wohl eine ähnlich nostalgische Aufgabe wie in Dubai angestanden.
Als Araber noch selbst mauerten Naheliegend dass auch ökonomische Überlegungen beim Bau der "Altstadt" zwischen Creek und Golf eine Hauptrolle einnehmen. Rolf verlässt uns vor einem Internet-Café. Für ihn steht das Turnier nebst den Erfordernissen seiner Ernstnahme eindeutig im Vordergrund. Der bisherige Verlauf gibt ihm Recht - mit 1/3 hat er sich schon ein wenig gegenüber unseren 0/6 abgesetzt. Spätestens nach der kurzen Worldwideweb-Sitzung wird klar, dass unser Kleingeld knapp geworden Moscheenkunst ist. Das nötige Rückschippern über den Creek zum Preis von einem ganzen Dirham (= 20 Cents) mit einem Fünfhunderter zu berappen kommt nicht in Frage. Der Kauf einer Sonnenbrille soll das Problem lösen. Allerdings ist richtiges Glas gefordert, womit die Straßenverkäufer allesamt entfallen. Ein dunkles Geschäft erhält unverhofften Besuch. Als er einen winzigen Rabatt einräumt ist die Entscheidung gefallen. Doch sein Rückgeld ist erneut nur ein großer Schein. Gestrandet Kleiner habe er es nicht. Darauf bieten wir ihm den Verzicht auf die Ermäßigung an, doch offenbar teilt er unser Problem, lehnt ab und wir ziehen zwar immer noch dick bescheint, aber dafür beschatteter weiter. Auch im Supermarkt versanden unsere Einkaufsbemühungen in einer üppigen Banknote. Ebenso scheitern wir im Dubai-Museum, welches außer der beherbergenden "Al Faheidi"-Festung von 1799 wenig Altes, aber eine bemüht optische Aufbereitung von diesem und jenem rund um Dubai zu besichtigen vorhält. Schließlich rettet uns ein kleiner Saftverkäufer unmittelbar am Anleger.

Bowling centre Nach der Ablage im Hotel bringt uns ein Taxi nach Al Mamzar. Die Zielvorgabe an den Fahrer lautet jedes Mal "Century Mall", gelegentlich dazu "Al Mamzar" und bei Annäherung dann "Bowling Centre" um direkt am Schachklub aufzuschlagen. Doch meine heutige fünfte Fahrt mit jeweils identischem Start- und Zielort ergibt eine fünfte Wegesvariante! Führten die erstenArabisches Erbe - Ziffern Fahrten noch an der Küste entlang, vorbei am ursprünglichen Spielerhotel "Syaj", so wählen die Verkehrsdienstleister nun, verblüffend analog zum Wechsel des Spielerhotels in das etwas bessere und zentraler gelegene "Vendome Plaza", bevorzugt verschiedene Routen durch eher östliche Stadtviertel. Die Fahrtzeit beträgt dennoch immer um die 20-25 Minuten, der Fahrpreis 3,00 - 3,50 EUR.
Ausführliche Zeitungsberichte Rolf reiht sich wieder in die Nullenphalanx, Andi fährt den Pflichtsieg aus einem totremisen Endspiel (einfach mal matt drohen und .. setzen!) ein und ich darf auch in der vierten Partie prächtig aus der Eröffnung kommen um dann der jungen Emiratin .. einen ganzen Turm zu spendieren! Wieder raubt mir eine kleine Unachtsamkeit jede Hoffnung auf Zählbares. Doch diesmal immerhin verbleibt genügend Angriff um trotz des materiellen Hintertreffens wenigstens noch halbwegs reinenVon Yspahan nach Esfahan Gewissens weiterspielen zu können. Letztlich springt dabei eine Zugwiederholung heraus und der alten Praxisregel, nach drei Pleiten erst mal ein Remis einzuschieben, wird konterkariert Genüge geleistet. Drohendes "Spielfrei" abgewendet! Die zügig vollzogene Auslosung verblüfft mich dann allerdings - da stehe ich mit nur einem Halben aus Vier zu Buche und erhalte einen .. ranghöheren Gegner! Wo soll das noch enden? Vorerst in einem persischen Restaurant, wo wir kurz vor Mitternacht Einkehr Arabian Courtyard halten. Rolf's Hoffnungen auf ein "anständiges" Bier erfüllen sich indes nicht - auch hier ist alkoholfreie Zone. Ein Dough weckt mir statt dessen Erinnerungen an Köln, bevor ich die Diskothek meines Hotels mal ausprobiere. Indisch-orientalische Tanzdarbietungen werden vor einem fast reinen, lediglich zwei Afrikanerinnen zwinkern gelegentlich, Männerpublikum geboten. Nett anzusehen und zuweilen sogar recht stimmungsvoll. Irgendwann ist auch hier Schluss und es gilt, einen weiteren Tag zu verschlafen.

Shabe kheir!

Mikly

(Fortsetzung folgt)

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