2. Spieltag: SG 1871 Löberitz - Nickelhütte Aue II 3,5:4,5

Spiellokal hergerichtet Fast zwei Monate nach dem ersten Punktspiel und doch eine Woche zu früh fand die erste Doppelrunde in der Oberliga statt. Warum bei der Terminplanung vom offiziellen Erst- und Zweitligatermin Abstand genommen wurde, wissen wohl nur die Planer. Statt mit Regulierung wie Festspielregelungen zu arbeiten, wäre eine Termineinheit der Ligen das beste Mittel, um Verzerrungen zu minimieren. Ich zitiere mal aus dem Aue-Bericht, um das Problem zu verdeutlichen:
"Weiterhin mit "fast überoptimaler" Aufstellung war dies möglich, weil viele Spieler des aktuellen Aufgebotes, noch nicht in der Zweiten Bundesliga festgespielt sind. Folglich konnten eine Reihe von Spielern, die sonst regelmäßig bei der "ersten Garnitur auflaufen", in der zweiten Mannschaft eingesetzt werden."
Keine Kritik an Aue, sie nutzen nur, was regeltechnisch machbar ist. Jammern nutzt aber nichts, schließlich traf die SGL I in der ersten Runde das gleiche Schicksal.

Aue II und SGL I hießen also die Gegner für uns und die mit der Ausrichtung der Doppelrunde betrauten Leipziger von SGL II.
Deutlich besser organisiert als der Ausrichter waren 7/8 unseres Teams spätestens 15 min vor Partiebeginn im Spielsaal und 8/8 fünf Minuten vor 14:00. Dass der offizielle Start sich bis 14:20 hinziehen würde, konnte man erahnen, als 13:30 noch kein Schlüsselbevollmächtigter des Ausrichters im Spiellokal anwesend war. Auch nach dem Einlass wurde sich noch nicht übermäßig bemüht das Spiellokal in ein solches zu verwandeln.
Irgendwann hatte ich genug und verteilte selbst Partieformulare für unseren Kampf. Zeit hatte ich ja, da die Uhren ein weiteres zeitraubendes Problem darstellten. Kein Wunder, dass keine Ressourcen mehr vorhanden waren um das Spielmaterial weniger gut gemischt auf die Kämpfe zu verteilen oder die Tischreihen (trotz genügen Platz im Saal) weiter auseinander zu bewegen.
Dass es bei der Androhung einer Zeitstrafe blieb, hing wohl auch mit den Schwierigkeiten zusammen, die Uhren dann wieder ordnungsgemäß zu stellen. Aber zumindest Kaffee, belegte Brötchen und die Hoffnung, dass im neuen Vereinsheim alles besser wird, ließen die Veranstaltung in angenehmer Atmosphäre stattfinden.

Zum samstäglichen schachlichen Teil:
Abends im Fass ... Nicht groß zu erwähnen das erwartete Remisgebot bei mir gegen Cliff. Mit Schwarz und unzufrieden mit dem Eröffnungsverlauf entschied ich mich nach 20-minütigem Ringen mit mir selbst anzunehmen.
Was ich beim Rundgang zu sehen bekam, erfüllte mich nicht mit allzu großen Hoffnungen. Dana wollte eine Zugumstellung von Hannes direkt bestrafen, dies ging aber gehörig nach hinten los und sie stand schnell auf Verlust. Selbiges Schicksal ereilte auch Nico, dessen Königsinder nach 10 Zügen ein Worst-Case-Szenario war. Bezeichnend, dass seine Stellung das erste Mal mit Minusfigur zumindest spielbar wirkte.

Holly stellte den Anschluss her und scheint Gefallen an seinem neuen Brett gefunden zu haben. Irgendwie in einen geschlossenen Sizi gerutscht wurde der Gegner langsam überspielt und am Ende kräftig mitgeholfen, dass der Sieg nicht allzu schwer, aber hübsch anzusehen war.
Schindlis leicht bessere Stellung verschlechterte sich aber zusehends und sehr dunkle Wolken in Form von schwarzen Figuren zogen vor seinem König auf. Das Überleben in dieser Lage glich einem Wunder und die Zuschauer konnten mehr als einen forcierten Gewinn für seinen Gegner ausmachen. Es keimte noch mal Hoffnung auf Mehr auf, aber schlussendlich ein glückliches Remis.

Eine starke Partie spielte Christian. Im Katalanen mit Läuferpaar ging es in ein besseres, aber hochkomplexes Endspiel. Mit wenig Zeit war ein Schritt ab vom rechten Weg schon zu viel und wir gerieten weiter ins Hintertreffen.
Dass es noch mal Hoffnung gab, lag am Lichtblick des Tages. Robert spielte eine sehr solide Partie, sammelte einen geopferten (?!) Bauern des Gegners am Damenflügel ein und verteidigte sich auch unter großem Zeitdruck umsichtig. Im richtigen Moment wurde der Bauer zurückgeben und das Endringen von Dame und Turm auf der zweiten Reihe des Gegners besiegelten dessen Schicksal. Eine sehr starke Leistung.

Abends im Fass ... Bleibt noch Sebi, der aus einem Najdorf in der ihm bekannten Rauzer-Struktur landete, aber trotzdem zuließ, dass Schwarz alles erreichte, bevor sein Spiel in Gang kam. Ein taktisches Übersehen später blieb er in hoffnungsloser Lage mit Minusbauern und gegen das Läuferpaar zurück. Was sich dann ereignete, bleibt für mich unverständlich, zeigt aber auch Sebis praktische Stärke. In Sebis Zeitnot schaffte es Schwarz nicht einen vernünftigen Plan zu finden und wurde derart überspielt, dass sich das Blatt sogar um 100% hätte drehen können, wenn Sebi die Gewinnabwicklung gefunden hätte. So wurde es eine Mehrqualle, aber auf Grund des starken schwarzen Freibauern nur Remis.
Ein verdienter 4.5:3.5 Sieg für Aue.
Zur abendlichen Stärkung ging es verstärkt durch ML Frido und Frauen-ML Rebekka ins Fass. Die Einstimmung auf das Match gegen SGL I war feucht-fröhlich und äußerst unterhaltsam.

3. Spieltag: SG Leipzig I - SG 1871 Löberitz 4:4

Sonntag, ein morgendlicher Spaziergang brachte meine Gäste Dana und Sebi sowie mich ans Sportforum. Diesmal pünktlicher Spielbeginn bei allerdings unveränderten Platzverhältnissen auf und neben dem Brett.
ML Frido sah sich mit meinem samstäglichen Szenario konfrontiert und nahm den halben Punkt mit. Danach passierte eine ganze Weile lang nichts. Gefühlt stand Robert mit Standardmehrbauern im Wolga etwas besser und Sebi im Najdorf bequem.

Nicos Stellung gefiel mir wiederum gar nicht, auch wenn ich hoffte nur nicht richtig durch die Komplikationen durchzuschauen. Dana glich bequem aus, dafür stand Holly mit seinem Isolani gefühlt etwas schlechter. Bei Schindli zeichnete sich das Szenario vom Vortag ab, nur dass er diesmal wenigstens eine Mehrfigur für den luftige König sein Eigen nennen konnte.

Abends im Fass ... Ich wurde unerwarteter Weise mit dem Drachen konfrontiert und musste überlegen, welche Partien es von mir dazu in die Datenbank geschafft haben. Ich wiederholte die Version ohne Lc4 vom letzten Turnier, wählte aber bewusst diesmal zumindest einen Zug lang die prinzipielle Vorgehensweise. Nach dieser Entscheidung auf mich alleine gestellt, wich ich unbewusster Weise dann aber ab, was meinen Gegner zum Nachdenken brachte und mich beruhigte. Recht schnell fühlte ich mich wohl in meiner Stellung.

Sebi und Nico hatten einen gebrauchten Tag. Während Nico aus der Eröffnung heraus schlecht stand und überspielt wurde, kooperierte Sebi derart, dass das gegnerische Quallenopfer maximalen Schaden anrichtete und auch er schnell die Segel streichen musste.
Ich konnte verkürzen, da mein Gegner meine geplante Abwicklung in ein für mich leicht besseres, aber wahrscheinlich remisliches Turmendspiel verschmähte und dachte, etwas Besseres gefunden zu haben. Die Verbesserung erwies sich allerding als Fehler und so wurde die Stellung schnell sehr trostlos und endete mit Zeitüberschreitung vor dem Matt in Zug 40.

Schindli konnte ausgleichen, denn wieder hielt er seinen Laden in komplizierter Stellung zusammen und das Mehrmaterial setzte sich durch. Ein sehr wichtiger Sieg, denn bei Robert ging etwas schief. Aus dem Mehrbauer war ein Minusbauer im Springerendspiel geworden, es erschien mir anfangs eventuell haltbar, doch über die Zeit schaffte es Schwarz Robert auszumanövrieren und den vollen Punkt einzufahren.

Delicate! Serious chess players only Dass dies nur der Ausgleich war verdanken wir Dana, die gewohnt routiniert ihren Vorteil verdichtete und in komplizierter Stellung immer alles im Griff und Blick behielt.
Bleibt noch Holly, der zweifach genötigt Remis ablehnte und mit seinem Isolani etwas Druck aufbaute. In Zeitnot irrte sein König aber etwas über das Brett und es ging ein Bauer verloren. Zum Glück war das resultierende Damenendspiel sehr remislich (ich machte mir in Anbetracht von Hollys Fähigkeiten wenig Sorgen). Holly musste zwar noch ein wenig arbeiten, aber der halbe Punkt und somit das finale 4:4 waren nie in Gefahr.
Ein ernüchterndes Wochenende, auch wenn wir nun zwei der drei nominell stärksten Mannschaften weghaben. Mit etwas Glück wäre mehr drin gewesen, beschweren dürfen wir uns über den einen Punkt am Wochenende aber nicht. Nun geht es nach Plauen um (mit ihren beiden Spitzenbrettern) gegen das vermeintlich dritte Team im Bunde zu bestehen. Auf ein Neues in drei Wochen.

Norman

  SG 1871 Löberitz Nickelhütte Aue II 3,5:4,5
1 FM Stein, Robert IM Pulpan, Jakub 1-0
2 Pallas, Sebastian IM Cerveny, Martin ½
3 Niegsch, Nicolas IM Spieß, Gunter 0-1
4 WGM Reizniece-Ozola, Dana IM Langrock, Hannes 0-1
5 Schütze, Norman IM Wichmann, Cliff ½
6 Böhm, Christian FM Jurasek, Miroslav 0-1
7 Pröhl, Holger Heinz, Thomas 1-0
8 Schindler, Christian Heinz, Jürgen ½
  SG Leipzig I SG 1871 Löberitz 4:4
1 FM Natsidis, Christoph FM Stein, Robert 1-0
2 Richter, Leonard Pallas, Sebastian 1-0
3 FM Dac-Vuong Nguyen, Alex Niegsch, Nicolas 1-0
4 Heistermann, Till WGM Reizniece-Ozola, Dana 0-1
5 FM Rösemann, Rainer Schütze, Norman 0-1
6 FM Gempe, Thomas Mertens, Fridolin ½
7 FM Rausch, Stephan Pröhl, Holger ½
8 FM Liedtke, Matthias Schindler, Christian 0-1

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