6. Spieltag: Germania Köthen - SG 1871 Löberitz II 4:4

Achse links Alljährlich scheinen die Spiele unserer I. in Hoyerswerda, die Prüfungen unserer Studenten und das Spiel der II. gegen Köthen auf einen Termin zu fallen. Alljährlich haben wir Mühe, den Kader irgendwie voll zu bekommen, rechnen uns im Vorfeld nichts aus und bekommen dennoch einen Mannschaftspunkt. Während jedoch im Vorjahr die Köthener nur zu sechst antraten, waren diesmal die Erwartungen zu Beginn des Kampfes erst recht gering. Fehlte doch bei den Bach-Städtern nur "Chef" Ralf Häntsch, der durch Nicklas Thielicke würdig vertreten wurde.

Unsere Stern-Anreise begann am Samstag, als ich der preisverdächtig organisierten Magdeburger Zweitliga-Heimrunde beiwohnen durfte (viel lecker Kuchen!), lustige Runden Codenames mit AEM absolvierte (Effi erklärt!) und von der Nudel'schen Buckau-Behausung aus Münzi einsammelte. Das war auch schon der letzte unserer Stammspieler an vier. Großes Lob an Kevin, der sich gegen 6 Uhr von meiner Heimatstadt Erfurt aufmachte – der vorabendlichen Party zum Trotz. Und natürlich an alle anderen Reservisten.

Nicklas bezwingt Jörg Im Kampf gab es lange Zeit keine Entscheidungen. Diese fielen erst gehäuft um die Zeitkontrolle, so dass ich genaue Reihenfolgen unmöglich berichten kann.
Ich glaube, Jörg erwischte es zuerst. Eigentlich ganz gut aus der Eröffnung gekommen, übersah er gegen Nicklas ein schwer zu findendes taktisches Motiv zur indirekten Deckung des wichtigen Bg5. Danach ging es abwärts.

Großes Kino an Brett 1 zwischen den zwei "Positionsspielern" Harald und Christian. Harald ging Christians Grünfeld-Inder (der ja auch seiner ist), mit frühem h4 an und Schwarz gab etwas zweifelhaft Material. Einmal nicht aufgepasst, war Harald jedoch nach einem taktischen Trick praktisch gezwungen, die Dame für Turm, Springer, Bauer zu geben. Die Stellung war hochkomplex, aber Christian schien mir zunächst besser koordiniert. Als die Stellung bereits wieder ausgeglichen war, manövrierte Christian seinen Turm ins Abseits und musste die Dame bei zwei verbleibenden Minusbauern zurückgeben. Den technischen Teil absolvierte Harald problemlos.

Münzi sah sich gegen Karl wohl von Anfang an in der Pflicht, mit Schwarz auf Sieg zu spielen. Das ist unbedingt lobenswert und auch nachvollziehbar, da wir an den hinteren Brettern teils deutliche Wertzahlnachteile hatten. Münzi wählte einen scharfen Aufbau mit frühem ...b5. Die Variante ist ein Mittelding zwischen Benoni und Blumenfeld, und ich bin mir nicht sicher, ob sie einen Namen hat. Der Aufbau gilt als riskant, aber Topalov und Mamedyarov haben schon so gespielt.
Der Eröffnungsverlauf war ok, aber in der hochverwickelten Zeitnotphase mit vielen Lehrbuchmotiven griff Münzi leider fehl und Köthen ging erneut in Führung.

Max mit unglücklicher Niederlage Kevin bestätigte jedoch die Wenig-Schlaf-Theorie (die in unserem Alter übrigens weit schlechter funktioniert!) und bezwang seinen mehr als 300 DWZ-Punkte stärkeren Gegner Bernd Renner! Der ist hinten normalerweise ein Punktegarant, hat aber offenbar eine gebrauchte Saison erwischt. Ein schwarzer Läufer war zunächst tabu, doch nach Kevins Zwischenzug drohte sowohl ein Abzug als auch das Nehmen der Figur, was wiederum den Ausgleich brachte.

Chevalier hatte es mit dem typischen englischen Botvinnik-Aufbau von Eric zu tun (so spielt er schon, solange ich ihn kenne, und das ist lange). Es kam jedoch zu untypischen Stellungsbildern und heterogenen Rochaden, die in ein ausgeglichenes, aber asymmetrisches Endspiel mündeten. Hier ließ sich Chevalier leider von den weißen Freibauern auskurbeln, und ein drittes Mal hieß es +1 für Köthen.

Der Kampf erfuhr eine Wende im Duell der ehemaligen Jugend-Bundesliga-Teamkollegen Nicklas und Max. Max war deutlich auf der Siegerstraße, bis der Leichtsinn Einzug hielt und er die Partie sofort entscheiden wollte, anstatt noch ein wenig Prophylaxe zu betreiben. Nicklas ergriff seine Chance sofort und brachte danach trotz eigener luftiger Köngisstellung die Mehrfigur zielsicher nach Hause. Prima!

Jetzt konnten wir uns sogar leise Hoffnungen auf den Sieg machen, denn Sebi verfügte über zwei Mehrbauern, während bei mir ein Remis am wahrscheinlichsten erschien.
Sebi hatte gegen René nach einem scharfen Grünfeld-Inder in komplexer Stellung die Oberhand gewonnen, aber die Verwertung war nicht einfach. Die Abwicklung ins ungleichfarbige Läuferendspiel war am Ende nicht ganz ausreichend. Aber Remis aus der Position der Stärke mit Schwarz gegen René David ist ein gutes Ergebnis!

Achse rechts Nach der Fülle an Weiß-Partien zuletzt versuchte ich mich nach 1.e4 und 1.d4 in dieser Saison gegen Philipp erstmals an 1.c4. Im Ergebnis von interessanter Eröffnung und frühem Mittelspiel bekam ich eine schöne Druckstellung mit Läuferpaar. Rechenschwächen in der Zeitnotphase bescherten mir jedoch beim Stand von 3,5:3,5 das wohl objektiv remise, aber unangenehmere Endspiel. Zum Glück driftete dieses ohne weitere Abenteuer gegen 14.30 Uhr in den Remishafen.

Was soll ich sagen: Der Punkt kam für mich überraschend und sicher auch mit dem Glück des vor allem Tüchtigen. Kompliment an die Mannschaft!
Das 4:4 war auch durchaus wichtig, um den Kämpfen gegen die beiden Aufstiegsanwärter AEM II und Naumburg gespannt, aber mit der nötigen Gelassenheit entgegen zu sehen. Wir freuen uns auf das Saisonfinale.

Reyk

  Germania Köthen SG 1871 Löberitz II 4:4
1 Zimmermann, Christian FM Matthey, Harald 0-1
2 David, René Pallas, Sebastian ½
3 Bader, Philipp Schäfer, Reyk ½
4 Praczyk, Karl Münzberg, Stephan 1-0
5 Garbe, Maximilian Rößler, Nicklas-Stefan 0-1
6 Schneider, Eric Richter, Thomas 1-0
7 Renner, Bernd Schiefke, Kevin 0-1
8 Thielicke, Nicklas Fischer, Jörg 1-0

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