Spielbericht der letzten Doppelrunde in der Oberliga Ost A

Ein etwas kürzerer Bericht als Cappelle von eben derselben Autorin

Hoyerswerda - USC Unsere Gegner für das Wochenende waren Chemnitz und Hoyerswerda. Eine Woche vorher hatte ich ungeschickterweise schon an den Hoyerswerdaer Schachfreund Jan Kregelin verraten, dass ich diesen Termin wahrnehmen werde, aber zum Glück spielten wir erst am Sonntag gegen die Hoyerswerdaer Schachfreunde und da war unsere Aufstellung auch schon so gut wie klar. Schließlich schien es sehr unwahrscheinlich, dass wir noch einen Spieler für den nächsten Tag tauschen würden.
Mental nicht viel besser vorbereitet als schachlich traf ich mich also am Samstagmorgen mit Reyk in Jena und dort hatte ich schon eine schwierige Wahl zu treffen, denn wir wollten uns die Fahrt mit einem Hörbuch versüßen. Die Auswahl war trotz der vier Exemplare recht weit gefächert und ich entschied mich als erstes für einen Roman Sir Arthur Conan Doyles: "Sherlock Holmes und das Musgrave Ritual". Nebenbei fragte mich Reyk, auf wen ich mich denn vorbereitet hätte und offenbarte mir, dass Herr Gerd Lorenz von Chemnitz wahrscheinlich nicht spielen werde, womit er recht behalten sollte, denn wir erfuhren vor Ort, dass Gerd Lorenz verstorben ist. Und ich möchte an dieser Stelle mein tiefstes Mitgefühl äußern. Das Gleiche gilt für den polnischen Präsidenten Lech Kaczynski, seine Ehefrau Maria und die weiteren 94 Verunglückten bei dem Flugzeugabsturz nahe dem Flughafen Smolensk. Und ich möchte den Leser dieses Berichtes bitten eine Weile inne zu halten und der Verstorbenen zu gedenken.

Nach einer Dreiviertelstunde war das Hörbuch leider auch schon zu Ende und ich wählte "The Alchimist" von dem brasilianischen Schriftsteller Paulo Coelho. Da das Cover auf Englisch verfasst war, erregte es besonders meine Aufmerksamkeit und tatsächlich wurde es auch auf Englisch erzählt, dafür aber so gut verständlich, dass es fast wie die eigene Muttersprache zu verstehen war.

Dana, Holly und wieder die sorbische Folklore Bevor wir uns zum Spiellokal begaben, fuhren wir erst noch in die Unterkünfte und besahen uns alle Zimmer, die sehr schön angelegt sind und die Besitzer sind ebenfalls sehr nette und aufgeschlossene Menschen.
Am Spiellokal angekommen war auch die erste von den drei CDs des Hörbuches zu Ende. Da wir aber ungefähr eine Stunde zu zeitig vor Ort waren, setzten wir uns in eine nahe gelegene Gaststätte, wo wir schon Simon und Christian antrafen. Und Reyk bestellte gleich erstmal eine Hochzeitssuppe und einen Salat mit: "Wenn sie haben, dann ohne Tomaten.", worüber wir uns köstlich amüsierten. Dann trafen auch Yogi, Dana, Holly und Brain ein. Jedoch war die Zeit schon ein Stückchen vorangeschritten und Yogi konnte leider kein Bauernfrühstück mehr bestellen. Zu seinem Unwohl bekam Simon, der schon eher bestellt hatte, aber genau dieses und nun musste Yogi schmerzhaft mit ansehen, wie "sein" Mittagessen verdrückt wurde. Reyk wartete dann auch verzweifelt auf seinen Salat und die Suppe und natürlich wurden diese gerade serviert, als er beim Schiedsrichter unsere Aufstellung bekannt geben wollte. Dazu noch ein Nachtrag. Brain wurde vor der Meldung mit einer zweideutigen Fragestellung gefragt, ob wir denn voll wären und seine Antwort war nur: "Harald ist nicht da."

Vor der Runde wurde dann noch des Chemnitzer Schachfreundes Gerd Lorenz gedacht und den Chemnitzern verkündet, dass sie morgen nicht zu spielen brauchen, da der USC Magdeburg nicht antreten werde.

Hoyerswerda - USC Die Runde wurde eröffnet und am Anfang sahen die Partien noch vielversprechend aus. Aber nach und nach gewannen die Chemnitzer auf den meisten Brettern die Oberhand. Als dann auch noch unsere sicher geglaubten Punkte durch Christian (sollte mit einer Figur für zwei Bauern gewinnen können, trotz interessanter Königstellung) und Simon (Doppelturmendspiel) ausblieben und nur ein halber Punkt von anderthalb herauskam, blieben nur noch Riker und ich übrig an dem Punktekonto etwas zu ändern.
Yogi hatte eine Figur weniger und verlor recht schnell und auch bei Dana lief es nicht so berauschend. Ihr Gegner konnte einfach seinen b-Bauern in eine Dame umwandeln. Dana spielte zwar noch cool ein paar Züge mit Minusdame weiter, gab dann aber schließlich nach dem Verlust eines Läufers auf. Auch Holly hatte Probleme mit seinem König, der mächtig unter Druck gesetzt wurde und musste eine Qualität geben. Der Gegner wickelte in ein Turmendspiel mit Mehrqualle ab und auch Holly resignierte. Nicht viel besser lief es für Brain, der im Mittelspiel eine Qualität opferte und dann keine Chance mehr fand, den Gegner zu ärgern. Meine Stellung war auch nicht so angenehm, ich hatte zwar nur einen Bauern im Damenendspiel weniger, aber leider fand ich kein Dauerschach und zu allem Unglück war der Mehrbauer auch noch ein gedeckter Freibauer. Zwar besaß ich auch einen, aber mein König hatte Probleme sich zu verstecken und meinem Gegner gelang es mit seinem Bauern schneller zu laufen als ich. Also konnte ich auch keinen Punkt auf unser Konto zusteuern.
Während der Rest sich schon auf den Weg ins "Dorfstübl" gemacht hatte, wartete ich nun noch darauf, dass Reyk einen Punkt holte, denn er hatte im Leichtfigurenendspiel das Läuferpaar und einen Bauern mehr. Und so unglaublich es klingt, stellte er den Freibauern auf das entgegengesetzte Feld des Läufers. Man könnte nun davon ausgehen, dass das bei einem Läuferpaar nicht so schlimm ist, aber dem Gegner gelang es tatsächlich mit seinem Läufer, Springer und König eine Festung zu errichten. Reyk musste sich schließlich mit einem Remis zufrieden geben. Und wir mussten unsere größte Niederlage in der Oberliga mit 7:1 hinnehmen.
Jägermeister hilft Zusammen im Dorfstübl wurde dann gemütlich gegessen, getrunken und gefragt, wie wir nur so hoch verlieren konnten. Irgendwann rief dann auch Harald an und offenbarte uns, dass es auch nicht viel besser gewesen wäre, wenn er uns unterstützt hätte und wir "nur" 6:2 verloren hätten. Aber trotz unserer Niederlage konnten wir noch scherzen. Yogi fragte zum Beispiel die Kellnerin, was der Unterschied zwischen einem normalen und einem großen Steak sei und wurde darüber aufgeklärt, dass das große doppelt so groß sei, wie das normale. Alle warteten nun gespannt auf seine Bestellung und waren ganz verblüfft, als er ein "Ragout fin" UND das große Steak bestellte. Jedoch kam ihm die Kellnerin gleich zu Hilfe: "Wir können Ihnen den Rest auch einpacken.", wovon er auch später Gebrauch machte, nachdem er schon nach dem Ragout fin nicht mehr viel Hunger hatte. Außer der Verwunderung über das Handeln des USCs brachte auch Reyk seine Verärgerung über seine Partie zum Ausdruck. Dana hatte daraufhin die Idee Reyk ein bisschen durch ein Bild aufzumuntern, welches sie von ihm auf einer Serviette malte und später wurden alle acht Mannschaftsmitglieder noch auf einem Bierdeckel verewigt.

Da lacht nur der Auerhahn: Danas Porträts Simon fragte sich schon den ganzen Abend, warum die Partieformulare bis 46 Züge gingen und gab zu, bis zum 46. statt bis zum 40. geblitzt zu haben, da er nicht gemerkt hatte, dass das Blatt mehr Züge hatte. Und Holly warf ein, dass es sogar ein Blatt 2 gibt, das mit Zug 47 fortsetzt und man nichts extra eintragen muss. Meine Vermutung zur Zahl 46 war die Anzahl der Chromosomen eines Menschen. Reyk war verwundert, dass es so viele sein sollten, aber Brain konnte mich unterstützen und sagte: "Das hab ich im Matheleistungskurs gelernt!".

Christian vs. Jürgen Trotz unseres Verlustes war es ein sehr lustiger Abend und wir überlegten Hoyerswerda nach der Leistung gegen Chemnitz das 4:4 anzubieten und machten Scherze über mögliche Remisangebote und dergleichen.
Wie schon oben erwähnt waren unsere Unterkünfte sehr zufriedenstellend und komfortabel. Frühstück gab es auf dem Bauernhof Zschorlich mit einer riesigen Auswahl und während Simon, Yogi und ich schon anfingen, wurden immer weitere Köstlichkeiten aufgetafelt, unter anderem auch selbst Geschlachtetes. Irgendwann guckte auch Reyk mal ins Speisezimmer und fragte, ob wir Dana gesehen hätten, aber wie sich herausstellte, schlief sie noch. Und als dann Christian, Brain und Holly frühstückten, machten sich Reyk und ich auf den Weg zum Spiellokal. Nach und nach trafen auch unsere Gegner ein, aber von uns war weit und breit noch keiner zu sehen. Schließlich schlug es Neun und wir waren immer noch nur zu zweit und damit auch nicht spielberechtigt. Mit zehn Minuten Verspätung konnten wir dann aber doch noch anfangen und nach wenigen Zügen wurden schon die ersten Partien zwischen Yogi und Jan Kregelin, sowie Simon und Robert Böhm Remis gegeben. Recht schnell folgten dann auch Holly und Dana. Auch Reyk versuchte sich zu erlösen, aber seine Gegnerin wollte spielen. Es lag also an Brain, Reyk und mir irgendetwas zu reißen oder sich dem 4:4 hinzugeben, aber wir wollten schon gern wenigstens den vierten Platz erreichen und dafür mussten wir Hoyerswerda besiegen, da sie nicht nur die Mannschafts-, sondern auch Brettpunkte mit uns gemeinsam hatten.
Reyks Stellung sah nicht so vielversprechend aus und er verlor auch noch einen Bauern. Brain hatte eine leicht bessere Stellung und vor allem Raumvorteil und meine Stellung gewann zunehmend an Stärke. Trotz meines recht schwachen Isolani konnte ich mir einen Entwicklungsvorsprung herausspielen und der gegnerischen Dame Probleme stellen. Mein Gegenüber war gezwungen die Stellung mit seinem König in der Mitte zu öffnen und ich bekam noch mehr Schwung gegen seinen König und gewann schließlich eine Figur und damit die Partie. Auch Brain konnte die Stellung öffnen und gewann einige Bauern. Sein König stand zwar in der Mitte, war aber keiner ernsthaften Drohung ausgesetzt und so konnte Brain seinen Angriff verstärken und mit dem schönen taktischen Motiv der Ablenkung die Partie gewinnen.
Damit stand es nun also 4,5 für uns und Reyk hatte nichts mehr zu verlieren. Aber auch er hatte im Leichtfigurenendspiel Gegenspiel initiiert und war im Begriff mit seinem Freibauern der Gegnerin Probleme zu bereiten. Ein Remisgebot ihrerseits lehnte Riker mutig ab, gab sich aber nach einer Weile doch mit diesem Ergebnis zufrieden. Also nochmal ein recht gelungener Abschluss der Oberligasaison 2009/10 mit 5:3 gegen Hoyerswerda und somit Platz 4.
Den Aufsteigern viel Erfolg in der 2. Bundesliga!

Chemnitzer Aufstiegstanz Chemnitzer Aufstiegstanz

Auf der Rückfahrt wurden die letzten zwei CDs des Hörbuches eingelegt und wir waren pünktlich kurz vor Jena fertig mit der Geschichte. Was für ein Timing.

Bis zur nächsten Oberligasaison
Pauline

  SG 1871 Löberitz USG Chemnitz 1:7
1 WGM Reizniece, Dana Feige, Manuel 0-1
2 Pröhl, Holger IM Womacka, Matthias 0-1
3 Schuster, Martin FM Quast, Michael 0-1
4 Schindler, Christian Kyas, Jürgen ½
5 Mertens, Pauline FM Schenk, Alexander 0-1
6 Spreng, Simon FM Kunze, Carlo 0-1
7 Bilawer, Andreas Eidner, Falk 0-1
8 Schäfer, Reyk Kulke, Tobias ½
  SC Hoyerswerda SG 1871 Löberitz 3:5
1 GM Lechtynsky, Jiri WGM Reizniece, Dana ½
2 FM Jahnel, Günther Pröhl, Holger ½
3 FM Kesik, Klaus-Dieter Schuster, Martin 0-1
4 Graf, Roland Schindler, Christian ½
5 Schuh, Rüdiger Mertens, Pauline 0-1
6 Böhm, Robert Spreng, Simon ½
7 Kregelin, Jan Bilawer, Andreas ½
8 Heyme, Sibylle Schäfer, Reyk ½

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