Deutsche Blitz-MM Bielefeld 2014

Der Tag des Fußes

Gibts doch gar nicht! Eine Woche der Reisen endete mit einer weiteren Reise: Bielefeld. Dass es nicht nur eine Fahrt wurde lag am Wetter, welches freundliche Ambitionen pflegte. Also dann, doch schon am Freitag Spätnachmittag die Pferde gesattelt und im zähen Strom gen Norden getuckert. Das verbliebene Licht animierte noch zu einem Rundgang durch die Innenstadt - Bielefeld, das gibt's, seit 800 Jahren nun. Dann rief mich die Hotelsauna. Gegen 23 Uhr war ich schließlich abgeschwitzt genug und meldete mich bei Harald und Simon auf ein Gläschen Wein an.

Kachelhaus Sie trafen ein und die nächstgelegene Außenbesesselung am Radio Bielefeld wurde zu unserer Quelle der flüssigen Prozente. Hauptthema natürlich wieder mal: Die DSB-Unterwerfung. Wir stellen fest, je länger man darüber nachdenkt, desto komplexer wird es. So viele juristische und praktische Fragen, geschweige denn politisch-ethische Aspekte, werfen sich auf - da wird fürwahr eine Büchse der Pandora geöffnet. Und, dazu, es besteht eigentlich überhaupt kein Handlungsbedarf, jedenfalls nicht für die 99,99 % der reinen Amateurspieler. Es kann nun mal nicht alles kontrolliert werden, und muss es auch gar nicht. Die Verhältnismäßigkeit in Regelung und Durchführung wäre auch hier ein guter Ratgeber.
Gegen halb zwei werden wir rausgekegelt - es wird Zeit für eine Mütze Schlaf. Denn der Tag des Fußes hat bereits längst begonnen.

Das Eckige muss ins Runde Die Stadtwerke Bielefeld stellen mit ihrer Kantine eine durchaus geeignete und angenehme Lokalität für die Deutsche Mannschaftsmeisterschaft im Blitzschach. Das gläserne Halbrund mit Teichpanorama lässt keine Wünsche offen. Ausrichter ist der noch sehr junge Verein mit dem originellen Namen Zweihochsechs Bielefeld. Auf Nusskuchen versteht man sich hier.

Nicht nur Schach bereitet Kopfzerbrechen Inzwischen ist auch Reyk eingetroffen und wir haben Gelegenheit zu einem kurzen Gespräch mit Bundesturnierdirektor Alt über die aktuell diskutierten Neuregelungen. Es wird offenkundig, wie ungelöst viele Fragen sind, oft wird auf den Handlungsspielraum der Veranstalter und Schiedsrichter verwiesen, die allgemeine Verunsicherung ist zum Greifen.

Auftakt gegen Nordhorn Gar nicht unsicher gestaltet sich hernach für uns der Verlauf des Denkspiel-Wettbewerbs, gleich von Anfang weg sortieren wir uns an den Fuß der Tabelle, dorthin, wo wir nominell auch gut aufgehoben sein sollten. Denn das Rating weist uns ganz klar Rang 25 von .. 26 zu, stark ersatzgeschwächt wie wir sind durch die parallel stattfindende lettische Meisterschaft und Jugendbundesliga sowie die fußlastige Horizontale (schließlich betreiben manche Schachspieler nebenbei auch noch Sport, zumindest im Rahmen von Wetteinsätzen .. ;) ).

Vortritt den Titelaspiranten Jeder gegen jeden, einrundig. Hier und da schnappen wir mal ein halbes oder ganzes Brettpünktchen, gegen Freising gelingt gar der Erwerb zweier Mannschaftspunkte. Ansonsten werden wir das ganze Turnier über wie erwartet kräftig durchgewaschen. Und wenn es dem Gegner nicht gelingt in Vorteil zu kommen, dann helfen wir gerne nochmal nach. Wir lassen deutlich mehr liegen als wir aufheben. So geht das bis zum echten Finale in der vorletzten Runde, als wir auf die sympathischen Gastgeber von 2hoch6 treffen. Wer da verliert, nimmt die rote Laterne mit nach Hause! Aber es geht alles gut, wir behalten mit 3:1 die Oberhand.

Rote Farbkleckse Unten also keine Überraschungen, oben hingegen schon kleinere, denn die beiden Berliner Teams von SF und Tegel laufen vor Meister und Pokalsieger Baden-Oos ein. Unter die Top 10 schafft es auch Schwäbisch-Hall, die in der ansonsten reinen Männerveranstaltung ein komplettes Frauenteam an den Start brachten. Wie auch die Erfurter durchweg in roten Trikots, gab es also gleich in der allerersten Runde beim direkten Aufeinandertreffen dieser beiden einen echten Farbklecks.

Team Löberitz Mit 4,5 Runden pro Stunde verlief die Abwicklung der 1300 Partien in erfreulich zügigem Rahmen. Wie kolportiert erging es unseren Protagonisten bei der Horizontalen mit der fünffachen Dauer rund um Jena so ähnlich. Jedenfalls trugen deren Füße weit genug. In Vertretung von Holly wird mein Saunagang gegen seinen Schweiß wohl ebenso wenig anstinken können wie es auch die Punktausbeute Wettermatrix nicht annähernd vermag. Gleich zwei Mal innerhalb von zwei Wochen an Endrunden Deutscher Meisterschaften teilnehmen zu dürfen, ist für jemanden meiner Gewichtsklasse halt nicht umsonst eine echte Rarität.

Dank an die Ausrichter und Organisatoren für die durchweg gelungene Veranstaltung! Und Dank an Hoffi für das perfekt gelungene Mannschaftsfoto! ;)

Füße Zurück in Köln verleiden mir die Notenblätter zweier Notenständer den Blick auf Anoushka nebst ihrem virtuosen Sitarspiel. Sichtfrei liegt indessen der bare Fuß, dessen rhythmisches Wippen von Zeit zu Zeit fast betörende Wirkung entfaltet und sich als visuelles Element wunderbar in die Klänge Indiens fügt. Was Indien wohl mit Schach zu tun hat? ;)

Mikly

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