IX. Dubai Open 2007

Dubai-Tagebuch, Teil 2

22. April 2007: Dubai

Mikly auf Creektour Die Einführungsveranstaltung im Chess-Club um 10 Uhr verschlafe ich natürlich. Zum Frühstück gegen 16 Uhr eine Portion Spaghetti im Hotel und dann auf in die Schlacht. Im Klub treffen nach und nach alle Spieler ein. 35 Nationen sollen vertreten sein! Wie üblich größere Delegationen aus Indien, Georgien und Iran. Von den Armeniern und anderen haben es viele mangels Visum nicht geschafft. Andis Auftakt Neben mir und Stammgast Andreas Albers vom Hamburger SK noch Rolf Sander (Barmbeker SK - ebenfalls Hamburg) als einzige Deutsche. Wir schließen die Wette auf den besten Deutschen des Turniers ab - es winkt das letzte Abendessen. Die Veranstalter sind etwas nervös und feilen an den letzten Vorbereitungen - der Scheich wird zur Eröffnung erwartet. Von seinem Wohl und Wehe hängt hier alles ab.
Scheicheröffnung 31 GMs und 14 IMs sowie etliche weitere Titelträger unter den 126 Teilnehmern kämpfen um die 46.000 USD Preisgelder (davon sind allerdings etwa 50% den Einheimischen vorbehalten) und machen das Feld stärker als im Vorjahr, aber noch nicht wieder so stark wie einst. Top gesetzt ist Jaan Ehlvest (USA) vor Darmen Sadvakasov (KAZ). Weitere auch bei uns geläufige Meister sind u.a. Pavel Kotsur (KAZ), Artashes Minasian (ARM), Tigran Petrosian (ARM) und natürlich Humpy Koneru (IND) sowie Ex-Weltmeisterin Maia Chiburdanidze (GEO). Mein erster Gegner wird mit Moussa Taleb (UAE) der einzige GM der Gastgeber sein.
Jaan Ehlvest an 1 Doch zuvor noch die Eröffnungszeremonie mit erfreulich kurzen Ansprachen und dann der Auftrieb um den ersten Zug durch Sheikh Rashid am Bühnen-Brett von Ehlvest. Am Brett harrend lasse ich den Blick ob der vorzüglichen und selbstverständlich klimatisierten Spielbedingungen im Saal schweifen. Durch die Bank wurden reine Schachtische drapiert. Die Kreuze auf den Königen sind Abgesägte Könige abgeschliffen (in den Trainingsräumen zuweilen auch die Zacken auf den Türmen)! Da dürfte es bei mancher Zeitnot schon mal zu Verwechslungen mit den Damen kommen. Los geht's! Nach zwei ganzen Zügen die obligatorische Unterbrechung - stets 10 Minuten vor 19 Uhr werden die Uhren angehalten und alle Teilnehmer müssen den Turniersaal verlassen. Den muslimischen Spielern wird so Humpy Koneru Gelegenheit zum Gebet in den dafür vorgesehenen Räumlichkeiten gegeben. Punkt 19 Uhr wird wieder angepfiffen. Meine Partie verläuft in völlig ruhigen Bahnen, nichts zu holen für den Meister. Gegen Ende muss ich ihm mit einem Überseher schon tatkräftig auf die Sprünge helfen, damit er den ganzen Punkt einstreichen darf. Es war ihm hernach selbst ein wenig peinlich. Auch Andi und Rolf holen sich jeweils ihre Null ab.
Zuschauerplätze Kaum zurück im Hotel sind auch schon die neuen Paarungen online. Die Organisation hat inzwischen spürbar Fahrt aufgenommen und alles funktioniert wie am Schnürchen. Von meinem nächsten Gegner aus dem Sudan finde ich indes trotz seiner über 2200 Elo keine einzige Partie. Gegen ein Uhr besucht mich Andi. Wir beäugen die Bilder des Tages, gehen bei einem der gängigen Straßenimbisse Essen und spazieren noch etwas durch die nächtliche Stadt. Am Ufer des Dubai Creek sind Unmengen Creektour: Zeltspiegel Waren gelagert - völlig offen. Diebstahl scheint ein Fremdwort in der Multi-Kulti-Stadt mit der vielleicht niedrigsten Kriminalitätsrate der Welt. Es ist 3:30 Uhr morgens als wir von einem der wenigen noch nicht schlafenden Pendelbootbesitzer angesprochen werden. Ob wir nicht Lust auf eine Creek-Tour hätten. Aber ja doch! Für 100 Dirham (ca. 20 Euro) schippert er uns also mit seinem kleinen Boot eine Stunde lang einmal den Creek rauf und runter. Vorbei an den vielen aberwitzigen Architekturen, mondänen Palästen, Hafenanlagen, 24-Stunden-Baustellen, traumhaften Ufervillen, alles in bunte Beleuchtung getaucht und im Hintergrund ständig startender Maschinen vom Luftkreuz des Ostens (à la Frankfurt für Europa). Einzig ein paar Cocktails fehlen noch zum Tuckern des Diesels um die unwirklich scheinende Idylle zu perfektionieren. Nach dem Anlegen wird zum Morgengebet gerufen - Zeit ins Bett zu gehen.

Creektour: Brücken-Goldregen Creektour: Bugsilhouette Creektour: Sailzelt

Shabe kheir!

Mikly

(Fortsetzung folgt)

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