DBMM Wattenscheid 2005

Die Löberitzer zogen – wie einst Wyatt Earp – schnell und sicher bei Deutschen Blitzschachmeisterschaft

Authentische Eindrücke von Konrad Reiß von der Deutschen Blitzschachmannschaftsmeisterschaft in Wattenscheid unter besonderer Berücksichtigung des Abschneidens unseres kleinen Dorfschachvereins im Kampf mit den Großen der Bundesliga

Der Weg

Team Löberitz: Normi, Holly, Brain, Simon, Harald Es ist schon nicht so einfach sich für eine Deutsche Meisterschaft im Blitzschach zu qualifizieren. Da muss man im eigenen Bundesland den Landesmeistermeistertitel holen, einen Spitzenplatz in der Bundesliga erkämpfen, Titelverteidiger oder Ausrichter sein. Für die Löberitzer Blitz-Spezis baute sich natürlich noch eine weitere Hürde auf: Man muss erst einmal in die Mannschaft kommen!
Die Schachgemeinschaft 1871 Löberitz jedenfalls qualifizierte sich zum zweiten Mal in Folge als Landesmeister von Sachsen-Anhalt für diese Meisterschaft.
Austragungsstätte für die Deutsche Blitzschach-Mannschaftsmeisterschaft war die Stadthalle in Wattenscheid. Also musste wieder eine lange Anreise in Kauf genommen werden um in das nordwestliche Einflussgebiet von Mikly und Holly zu gelangen.
Brain vs. GM Stangl Am Freitag sammelte der Geschäftsführer pünktlich 12.00 mittags in Wolfen unsere beiden Landesmeister, die selbständig aus Leipzig bis zu besagten Treffpunkt anreisten, ein. Als weiteres kam ich als Uwes langjähriger Fährtenleser an die Reihe. Mit Karten von 1:1 ausgerüstet dürfte nichts passieren. Allerdings muss bemängelt werden, dass dort die verschiedenen Farben der einzelnen Ampeln keine Berücksichtigung fanden. Nächstes Ziel war, nach einem kleinen Zwischenstopp, der Kranichlandeplatz am östlichen Stadtrand von Erfurt. Als Gast komplettierte der Homepageman Reyk die Reisgruppe. Das bedeutete zu diesem Zeitpunkt: Spielfähig – und sogar mit Ersatzmann.

Die Ankunft

Analyse im Nolte mit Lukas und Oli Hart Kurs Richtung Dortmund wurde die Stadt sicher durchquert. Ziel der 1. Etappe war Bochum-Riemke. Viel Industrie und eine dominierende Nokia-Ansiedlung sind die bleibenden Eindrücke. Übernachtungen fanden wir am Rande eines Getränkelagers.
Inzwischen war auch Simon Spreng mit seinem getreuen Fährtenleser und nach der Meinung vieler, dem wohl zweitbesten Beifahrer Deutschlands, Harald Matthey, eingetroffen. Dieses Mal wurde wohl die Ideallinie etwas verfehlt, doch kamen beide im richtigen Moment an. Auf alle Fälle wurde die Mannschaft dadurch noch spielstärker.
Zum Abendbrot traf sich die komplette Abordnung nach einem Spaziergang zwischenzeitlich in der Gaststätte "Förster-Eck". Norman und der Berichterstatter zeigten leichte Schwächen, was sie aber nicht davon abhielt mit Martin, Uwe und Reyk noch einen nächtlichen Ausflug Richtung "Schalke" zu wagen.
Der alte und der etwas jüngere Dessauer blieben zurück und versuchten sich im Billard. Hier hatte wohl nach Angaben aus gut unterrichteten Kreisen der etwas jüngere Dessauer die Nase vorn.

Ein Wiedersehen bei "Nolte"

Gelsenkirchen: Präsidium trifft Ehrenmitglied Nach 15-minütiger Fahrt traf die Löberitzer Abordnung bei "Nolte", dem vereinseigenen Spiellokal in Horst, einem Stadtteil von Gelsenkirchen, ein. Großes Händeschütteln und lange Gespräche, die eigentlich nur durch das laute Bierschlucken von Uwe und Brain unterbrochen wurden, ließen die Löberitzer erst nach Mitternacht und unter der alten Präsidentendevise "Einer geht noch." aufbrechen. Reyker nutze die Zeit um die Werbetrommel für die Schachtage tüchtig zu schlagen. Jetzt könnte es sogar passieren, dass sich einige Passanten, die weder was mit dem Schach noch mit Löberitz zu tun haben, auf den Weg in die Region Bitterfeld machen.
Es war schön wieder einmal die alten Freunde zu sehen, wie unser Ehrenmitglied Karl Kneip, Tobi oder den durch lange Krankheit von seinem Werk abgekommenen Homepageman Benno Naujock, Vereinswirt Hans-Hubert Nolte oder der uns an diesem Abend immer mit neuen Getränken versorgende Norbert Timpe, der Ex-Ramadameister Jürgen Göldenboog usw. usw.

Morgenstund hat Gold im Mund

Turniersaal Stadthalle Auf Chevaliers Spuren wandelte ich am frühen Morgen und machte einen anderthalbstündigen Spaziergang mit der Hoffnung auf ein bisschen Morgensonne.
Die Sonne begann erst zu leuchten, als wir uns alle im Spiellokal trafen und die ersten ordentliche Resultate einfuhren.
Gefehlt hatte ja eigentlich nur Holly und der wäre fast nicht erschienen. Hier lag allerdings der Grund im alten Sprichwort: Viele Köche verderben den Brei. Die Köche waren hier ein Mannschaftsleiter, der seine Initialen vor sich her fährt, ein Geschäftsführer, der hier gerade Mal mit dem Führen aussetzte und der hochgeachtete Konsul von Köln, der bei der Wochenendplanung einfach die Nr. 1 außer Acht gelassen hatte. Sein Fehlen wäre sicherlich ein schlimmeres Problem gewesen als Simons stumpfes Frühstücksmesser.
Dichtes Podiumsgedränge wegen eines Löberitzer Brettpunkts Doch mit dem Marschbefehl Nr. 01/2005 wurde auch Holly aktiviert und in Gang gesetzt. Wie nicht anders zu erwarten war er natürlich schon da, als wir in Wattenscheid eintrafen. Zur Not hätten wir nun auch mit zwei Mannschaften spielen können. Dieses Privileg hätte wohl nur der Ausrichter Wattenscheid vorweisen können. Nun noch zur letzten Personalie: Konsul Mikly, der vor Arbeitseifer nur so strotzte oder vielleicht auch versuchte in den letzten Stunden vor seinem Italienurlaub seine Arbeitsversäumnisse der letzten 20 Jahre zu kaschieren, konnte eben wegen des genannten Grundes nicht ins Ruhrgebiet kommen. Citroen wird es ihm danken!

Angemessener und gebührender Empfang

Überflieger an 1: Kiril Georgiev mit 22/25 Vor der Stadthalle empfing uns mit dem Bundesligaspieler Alexander Naumann nebst hanseatischer Freundin ein alter Bekannter. Wenigstens empfing er uns angemessen, denn Plakate waren nicht zu sehen. Einzig und allein ein Transparent mit der Weltweisheit, dass man bei oder mit der dortigen Kreissparkasse einen guten Zug machen würde. Vielleicht war der Vereins- oder DSB-Öffentlichkeitsreferent auch im Urlaub.
Das Turnier fand im Rahmen des 75. Vereinsjubiläums des SV Wattenscheid statt. Gute Bedingungen und viele Zuschauer sorgten für ein angenehmes Ambiente. Insgesamt spielten 26 Mannschaften mit.
Freute man sich noch im Vorjahr im Löberitzer Schachclub über einen 23. Platz, so sollte es in diesem Jahr schon etwas besser werden. Das wurde mit dem harterkämpften 15. Platz zum Schluss auch Wirklichkeit. Sachsen-Anhalt – und wie noch zu erfahren ist, der ganze Osten – wurden würdig vertreten!

Unsere Protagonisten und ihre Erfolge

Holly schlägt Klaus Bischoff souverän Die Löberitzer traten mit Schnellschachlandesmeister Norman Schütze, Holger Pröhl, FIDE-Meister Harald Matthey, Simon Spreng und Landesmeister Martin Schuster an und holten sich 21:29 Mannschaftspunkte. Hervorzuheben sind vor allem die Leistungen von Holger Pröhl, Simon Spreng und Martin Schuster, die alle locker über die 50%-Marke kamen. Zum Teil mussten die Spieler gegen bekannte Großmeister ihren Mann stehen. FIDE-Meister Harald Matthey kam erst zum Ende richtig in Schwung und nur Norman Schütze war weit von seiner Bestform entfernt. Vielleicht hat er sich selbst durch sein hervorragendes Abschneiden im Vorjahr zu sehr unter Erfolgsdruck gesetzt.
Wie bedeutsam der Löberitzer Erfolg ist, kann auch an der Tatsache ersehen werden, dass von den 5 qualifizierten Mannschaften aus den neuen Bundesländern Löberitz hinter dem Erfurter SK (1. Bundesliga) das beste Ergebnis erzielte.
Aufs Haupt geschaut Höhepunkt aus Löberitzer Sicht war allerdings der 2,5:1,5-Sieg gegen den ältesten deutschen Schachverein und späteren Vizemeister Hamburger SK von 1830. Dabei muss bemerkt werden, dass es sich hier nicht um irgend eine Ersatzmannschaft handelte, sondern um ein vollwertiges Bundesligateam. Beim aktuellen Deutschen Meister Werder Bremen, gegen den ein 2:2 eingefahren wurde, sah das zugegebenerweise etwas anders aus. Der Berichterstatter war während dieses historischen Augenblicks in der Wattenscheider Innenstadt Kaffeetrinken. Ich hätte öfters Kaffeetrinken gehen sollen.
Nachmittags kam auch noch Karl Kneip, der Präsident des SV Horst-Emscher, zu Besuch und staunte nicht schlecht über unsere Akteure.
Deutscher Blitzschachmeister wurde am Ende überlegen Gastgeber SV Wattenscheid (45:5) vor dem Hamburger Schachklub (41:9) und dem TV Tegernsee (40:10).
Erkerhof: Gollum, Uwe Dass über den Osten und eine unterklassige Mannschaft schnell mal der Mantel des Schweigens gebreitet wird, konnte man nach der letzten Runde erleben. Durch einen Schreibfehler der Turnierleitung hatte Löberitz einen Brettpunkt weniger auf dem Papier als tatsächlich erreicht. Sicherlich kann das passieren und das ist auch nicht schlimm, aber allein die Tatsache dass das Problem klein geredet wird um eventuell die Wertung der etablierten Spitzenmannschaften nicht durcheinander zu bringen, ist weniger schön. Immerhin war das Turnier eine Deutsche Meisterschaft und auch da, und vielleicht gerade da, sollte man zu seinen Fehlern stehen. Am Ende sah dies dann nach mehrmaligem Intervenieren auch die Turnierleitung ein.
Vollbepunktet ging es für die Geschäftsführer-Autobesatzung zur nächsten Station nach Köln. Die Dessauer Fraktion dagegen fuhr zurück nach Bochum-Riemke um dann am anderen Morgen wieder Richtung Heimat zu fahren. Sicherlich spielten sie wieder Billard, von dem uns leider kein Ergebnis bekannt ist und sicherlich sind sie inzwischen auch schon angekommen.

Erker-Hof

Präses und Konsul Nach einer knappen Stunde Autobahnfahrt mit einem angstschweißtriefenden Geschäftsführer, dem der Sprit und damit auch der Humor auszugehen drohten, kamen wir trotz des Fehlens der richtigen Abfahrt in Köln-Porz an. Köln-Porz gilt in Schachkreisen allgemein und die von Michael Klyszcz im Speziellen als gute Adresse.
Empfangen wurden wir von FIDE-Meister Jens Lütke, Holly war übrigens dieses Mal noch nicht da, denn er musste wegen des ausgebuchten Geschäftsführer-Auto mit der Bahn anreisen. Mikly holte ihn standesgemäß am Kölner Hauptbahnhof ab.
Inzwischen trudelten noch Ferdinand Roski und Stephanie Krämer, der eine Miklys Mitbewohner, die andere Miklys Freundin, ein.
Meister der Null-Ansagen: Ferdi Es konnte also los gehen, zum 64 Meter entfernten Erker-Hof. Nach übersichtlichen Grillportionen, aber bei einem sehr guten Beilagenangebot schmeckte dieses Mal auch Uwe das Bier. Martin kam wieder einmal davon, denn der wollte nur beim 13. Platz ...
In einer Zeit, wo selbst die Schiedsrichter schwach werden, sollten wir umgehend noch einmal Brains Partien auswerten. Hoffentlich hat jemand mitgeschrieben ...
Aber Spaß bei Seite, es wurde ein gelungener Abend, der sich bei Mikly in der Wohnung noch bis nach Mitternacht unter Verkostung von allerlei speziellen Getränken und politischen Reden von Ferdi und Uwe fortsetzte. Auch hier kam wieder die alte Präsidentendevise "Einer geht noch" zur Anwendung.

Heimwärts

Auch Master Lü verfällt dem Wizard Früh morgens und nach einem zünftigen Frühstück brachte der allgegenwärtige Geschäftsführer Mikly und Stephie zum Flughafen. In Italien soll wohl die Sonne scheinen.
Nach Uwes Rückkehr galt es sich von der Nr. 1 zu verabschieden um dann in gewohnter Weise über den Kranich-Flugplatz Erfurt und Wolfen den Heimweg anzutreten. Uwe wählte extra den Weg über Löberitz, in der Hoffnung auf begeisterte Fans zu stoßen, doch dieser Traum erfüllte sich nicht. Nur die Tauben schwebten friedlich über uns und es schien so, als ob sie stolz waren auf die Löberitzer Schachspieler ...

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Konrad

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