10./11. Spieltag: Doppelrunde in Köthen

Durch Effektivität aufs Treppchen!

Der Abschuss der Saison stand bevor. Nur noch zwei Runden, kompakt an einem Wochenende, für unsere erste Mannschaft. Herausforderer: Grün Weiß Dresden sowie USV TU Dresden II - keine einfache Aufgabe also, aber dennoch nicht unlösbar. Alle wollten schließlich ein ordentliches Saisonfinale in Köthen abliefern.

Für Sebastian, Norman und mich sollte die Reise am Hallenser Bahnhof beginnen, doch lange dauern würde sie nicht: bereits 30min nach Abfahrt erreichten wir den Bahnhof in Köthen. Trotz des kurzen Aufenthalts in den Zügen der Deutschen Bahn schaffte es Norman noch zu "frühstücken" und die Vorbereitung noch einmal Revue passieren zu lassen. Das Spiellokal in Köthen wurde auch schnell erreicht und die erste Runde konnte beginnen. Fast mit Stammachter nur mit Dana statt Christian und Norman statt Nicolas wurde der USV TU Dresden II von uns als nomineller Heimmannschaft empfangen. Der eigentliche Gastgeber Köthen spielte gegen die SG G-W Dresden.

Dana mit Schwarz am ersten Brett spielte Königsindisch, wurde jedoch schnell am Königsflügel unter Druck gesetzt. Um dies zu kompensieren und den Angriff aufzuhalten, entschied sie sich einfach den Königsflügel zu versiegeln und so standen sich bereits nach kurzer Zeit Bauern auf der Monarchenseite und im Zentrum friedlich gegenüber. Einzig am Damenflügel wurde noch gespielt. Hier besaß Dana vorerst mehr Raum, doch verlor Zeit, um Figuren weiterhin auf den Damenflügel umzugruppieren. Nach einigen Abwicklungen konnte Maximilian Neef auf der Habenseite Raumvorteil am Königsflügel und einen starken Springer verbuchen. Dieser stellte sich als deutlich nützlicher heraus als Danas Läuferpaar es war. So konnte der Weiße die Löcher am Damenflügel nutzen und den Druck auf die gegnerische Bauernkette erhöhen. Zum Schluss blieb ein ungleichfarbiges Läuferendspiel mit Mehrbauern für Weiß. Da dieser auch schon sehr weit vorgerückt war, ging die Partie im Anschluss verloren.

Holly landete mit Weiß in einem soliden Alapin-Sizilianer. Lange Zeit passierte hier auf dem Brett nichts Außergewöhnliches, Holly schaffte es schnell seine Figuren alle gut wirken zu lassen um Filiz Osmanodja aus dem Konzept zu bringen. Schließlich wurde ein Bauer eingesammelt und souverän das Turmendspiel gewonnen.

Harald griff nach Skandinavischer Eröffnung schnell fehl und stellte gegen seinen Gegner Hans Möhn eine Qualität ein. Dieser Verlust konnte auch im weiteren Verlauf nicht mehr ausgeglichen werden, sodass hier ein Punkt an die Dresdener ging.

Meine Partie verlief lange nach vorbereitetem Plan und mein Gegner geriet zunehmend unter Druck, statt allerdings weiterhin auf Kontrolle und Initiative zu spielen, entschied ich mich die Damen zu tauschen und in ein Doppelturmendspiel abzuwickeln. Auch hier stand ich etwas angenehmer und so konnte ich schnell einen Bauern gewinnen. Doch dank solider Verteidigung meines Gegners gelang es mir nicht mehr als ein Remis zu erspielen.

Martin konterte des Anziehenden 1. Sf3 mit seinem typischen slawischen Aufbau. Nach Öffnung des Zentrums wurde mittels c5 erbittert mit der leichten Kavallerie in der Mitte des Feldes um Dominanz gekämpft. Letztlich wurde Martin jedoch von seinem Gegner Peter Salzmann eher in die Rollte des Verteidigers gezwängt. Nach schneller Abwicklung galt es nun ein Damen- Läufer Endspiel mit 3 gegen 4 Bauern an einem Flügel möglichst remis zu halten. Nach langem Kampf gelang dies, Brain verteidigte wacker.

Sebastian konnte sich gegen die Pirc-Verteidigung seines Gegners schnell durch Tausch seines schwarzfeldrigen Läufers einen Strukturvorteil erspielen. Im weiteren Verlauf jedoch bewies Igor Shmirin seine Zähigkeit und spielte aktiv auf den zur Verfügung stehenden Linien mit. Nach einem forschen Bauernvorstoß im Zentrum von Sebastian ging jedoch eben dieser verloren und das Blatt wendete sich schnell. Es wurden mehr Figuren getauscht und es wurde immer schwerer für unser 6. Brett die Stellung noch zu halten. Im Läuferendspiel kam dann die Entscheidung und Sebastian verlor.

Simon griff auf seine Hauptwaffe das Aljechin zurück, und dafür dass der schwarze Springer innerhalb der ersten sechs Züge fünfmal den angreifenden Bauern ausweichen musste, stand der Schwarze schon aus der Eröffnung sehr gut. Wie im Musterplan wurde das Zentrum unter Beschuss genommen und so eine Schwäche geschaffen. Doch ein schwacher Punkt in den gegnerischen Reihen reicht meist nicht aus um auch die Partie für sich zu entscheiden, so wurde zusätzlich der König von Gunter Ader unter Beschuss genommen. Dieses Vorgehen erwies sich im weiteren Verlauf als richtig und Simon konnte gewinnen.

An Brett 8 durfte Norman gegen Christoph Glinzer spielen. Dieser wählte eine recht unpopuläre Abart der offenen spanischen Verteidigung. Doch natürlich müssen am Brett sehr genaue Züge gefunden werden um gutes Spiel zu erhalten. So entschied sich Norman ohne Damen mit 2 Figuren gegen einen Turm und 2 Bauern zu spielen. Ein durchaus interessantes Ungleichgewicht in vorhandener Position. Ziel des Weißen war also primär die Bauern abzustoppen um die Figurenmehrheit zum Tragen zu bringen. Dies gelang nach einiger Zeit und der Rest der Partie wurde zu einer Frage der Technik - hier also auch ein Punkt für uns.
Macht im Endergebnis einen Punktestand von 4:4.

Sonntag spielten wir gegen die SG G-W Dresden, diesmal als nominelle Auswärtsmannschaft. Die Aufstellung änderte sich bei uns nur geringfügig, statt Norman, welcher in der 2. Mannschaft wieder helfen musste, spielte Rebekka an Brett 8.
Frohen Mutes startete also an diesem sechsten April die letzte Runde der Oberliga in dieser Saison.
Dana wählte in dieser Partie den Maroczy-Aufbau und verwaltete die Eröffnung dementsprechend sauber. Nach einigem Kräftemessen der Figuren im Zentrum und am Damenflügel wurde in ein spannendes Leitfigurenendspiel abgewickelt. Doch auch hier konnte sich keiner der beiden Kontrahenten einen Vorteil verschaffen und die Partie endete unentschieden.

Holly, welcher schon für seine etwas seltsam anmutenden Eröffnungen bekannt ist, überlegte sich gegen seinen Gegner Daniel Siedentopf wieder etwas ganz Besonderes: 1.d4 - b5, 2. Lg5 - Lb7. Entsprechend konfus wurde die Eröffnung bis ins Mittelspiel weitergeführt und Holly geriet allmählig ein wenig unter Druck, bis er schließlich durch das Übersehen von Taktik einen Bauern einstellte. Doch lange musste man nicht auf den schwarzen Gegenschlag warten. Denn ein paar Züge später war das Material wieder ausgeglichen und die Partie endete im späteren Verlauf ebenfalls remis.

Harald stellte erpicht auf einen Erfolg einen sehr guten Engländer auf das Brett. Solide wurden die Figuren postiert um den König in die Mangel zu nehmen. Das Figurenübergewicht und die Attacke auf den Monarchen führten schnell zur Vernichtung der schwarzen Verteidigerreihen, sodass Harald eine Figur gewinnen konnte und der Gegner daraufhin das Handtuch warf.

Meine Eröffnung verlief eher zu meinen Ungunsten: Nach einem mutigen Bauernvorstoß meinerseits führte ich den Plan nicht konsequent zu Ende und geriet schnell ins Hintertreffen. Mit letzter Kraft wurden noch ein paar Tricks ausgepackt, welche jedoch alle samt sauber von meinem Gegner umspielt wurden. Ich verlor also ohne Land gesehen zu haben.

Brain bekam eine ähnliche Situation wie am Vortag, bloß eben mit vertauschten Farben. Auch hier wurde schnell nach Abschluss der Figurenentwicklung um die Mitte des Brettes gekämpft. Nach einigen Bauerntäuschen behielt Martin die Zügel der Partie fest in der Hand. Es folgten im Anschluss Einschläge auf g7 und f6 worauf der gegnerische König keine Zuflucht mehr finden konnte. Ein weiterer Punkt für uns also!

Sebastian erhielt einen Sizilianer mit weißem Lb5 und baute sich typisch für diesen Stellungstyp auf. Allerdings wirkte der Schwarze im Folgenden ein wenig planlos, sodass der Weiße sich unbehelligt auf dem Brett ausbreiten konnte. Nach einem Gegenschlag des f-Bauern wurde jedoch die g-Linie frei und ein Kampf um den Königsflügel entbrannte. Nun erspielte sich Sebastian wieder Perspektiven und schaffte es seine Figuren zu aktivieren. Doch dann machten Druck auf der d-Linie und Zeitnot den Siegesplänen einen Strich durch die Rechnung. Bei Sebastian ging eine Qualität und damit die Partie verloren.

Simon bekam gegen Holländisch eine sehr angenehme Stellung auf das Brett. Ohne zuviel Risiko schaffte er es nach langem Ausmanövrieren des Gegners in ein Endspiel abzuwickeln, welches ihm die klar bessere Struktur bot. Doch trotz Mehrbauern im Springerendspiel musste erst ein Gewinnweg beschrieben werden. Nach reiflicher Überlegung war der Plan gefasst und der Sieg nur noch eine Frage der Zeit, wieder ein Punkt für uns. Auch der Topscorer von Löberitz 1 stand hiermit fest, dieses Jahr bekommt Simon diesen Titel mit grandiosen 8,5 Punkten ohne Verlustpartie!

Rebekka spielte einen klassischen Franzosen. Nach der Auflösung des festgelegten Zentrums gelang es ihr sogar mit Hilfe der Bauern d5 und c4 den Gegner aus der Mitte zu vertreiben. Mit gesichertem Zentrum wurde sich dann dem Königsflügel gewidmet. Dabei gelang es Rebekka einen Turm gegen 2 Figuren zu tauschen und sich so einen stetigen Vorteil zu sichern. Um allerdings nicht zu überziehen wickelte sie schließlich in ein Dauerschach ab und sicherte das wichtige Remis.

Für unser Team bedeutete dies den letzten 4,5 Punkten Sieg zum Abschluss der Saison. Grade an diesem Ergebnis kann man auch die Leistung unserer Mannschaft in diesem Jahr einschätzen. Unser Team baute auf seine Stützen Holly, Simon und Brain auf. Hier wurden die meisten Brettpunkte erzielt und auch eine sehr konstant gute Leistung abgerufen. Trotzdem waren die Ergebnisse immer knapp und hart umkämpft. Aufgrund vieler Aussetzer im Stammachter mussten wir auch oft auf Reserven der 2. Mannschaft zurückgreifen. Doch trotz dieser Widrigkeiten zeichnete sich unsere Mannschaft durch Effektivität aus. Mit gerade einmal 43,5 Brettpunkten ist ein dritter Platz in der Oberliga nicht einfach zu erreichen.
Ich freue mich auf die nächste Saison!

Frido

  SG 1871 Löberitz USV TU Dresden II 4:4
1 WGM Reizniece-Ozola, Dana Neef, Maximilian 0-1
2 Pröhl, Holger Osmanodja, Filiz 1-0
3 FM Matthey, Harald Möhn, Hans 0-1
4 Mertens, Fridolin Baier, Silvio ½
5 Schuster, Martin Salzmann, Peter ½
6 Pallas, Sebastian Shmirin, Igor 0-1
7 Spreng, Simon Ader, Gunter 1-0
8 Schütze, Norman Glinzer, Christoph 1-0
  USV TU Dresden II SG 1871 Löberitz 3,5:4,5
1 Zwahr, Paul WGM Reizniece-Ozola, Dana ½
2 Siedentopf, Daniel Pröhl, Holger ½
3 Rudolf, Sebastian FM Matthey, Harald 0-1
4 Hutsch, Oliver Mertens, Fridolin 1-0
5 Zimmermann, René Schuster, Martin 0-1
6 Schnoor, Eckehard Pallas, Sebastian 1-0
7 Rudolf, Matthias Spreng, Simon 0-1
8 Kunze, Christopher Schuster, Rebekka ½

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