Oberliga: Dresdner SC II - SG 1871 Löberitz

Advenire - lat.: ankommen oder wie man sich den 3. Advent vertreibt ...

Auch wenn man kein heller Kopf ist: in der Adventszeit geht einem ein Licht nach dem anderen auf.
Verfasser unbekannt

Brain Das war ein Wochenende! Puuh, da heißt es Sonntagabend erst einmal durchatmen, einen Josi-Tee trinken und "Daten fressen"1). Das muss sein! So findet der Punktspieltag zumindest bei mir seinen wohlverdienten Ausklang. Da wird geschaut, ob der Partnerverein in Großhansdorf Zählbares erreichen konnte, ob Willi in der ersten oder zweiten von Noris Tarrasch Nürnberg sein Unwesen trieb, ob die Landesliga – wie sie es in letzter Zeit gern einmal tut – wieder interessante Ergebnisse parat hat (heuer war sie sogar – wie im Forum zu lesen ist – zu Kuriosem aufgelegt), wie unsere Zweite, Dritte, ... gespielt hat: Vielleicht könnte man 1) auch mit "Score-hunting" erklären, dem großen Bruder sei Dank.
Nudelturm Doch um all dieses richtig genießen zu können, muss man natürlich bis Sonntagabend warten, die Zeit bis dahin vertreibt man sich am besten mit ... Richtig! Einem Auswärtsspiel in Dresden! Die Planungen für dieses Wochenende waren klar, wir würden uns alle spätestens Samstagabend in der Elbmetropole zusammenfinden, um den Mannschaftsgeist zu beschwören und der Gegenmannschaft unsere Aufstellung mitzuteilen. Richtig gelesen. Riker hatte Elli aktiviert, die jetzt seit ein paar Jahren für Dresden spielt und dort sogar den Vereinsvorsitz übernommen hat! Sie stellte sich einerseits als Fremdenführerin und Ortskundige zur Verfügung, während sie – 500 m sind schnell zurückgelegt – anderseits ihrem Team kurz vor dem Schlafengehen unsere morgige Aufstellung mitteilen konnte, saßen doch die "Feinde" nicht unweit von den Löberitzern selbst zu Speis und Trank um einen Tisch herum. Dummerweise kannte Kristina Apanaviciute (die Gegnerin von Mikly gegen DSC I) Dana, weswegen unser Versuch, Gollum als Dana auszugeben bei Elli (die sich fragen sollte: "Ist das Dana?") zwar aufgrund der Unkenntnis über Danas Aussehen und Deutschkenntnisse funktioniert hätte, doch mit Kristina beim Abendessen war dieser Traum ausgeträumt. Nun gut. Wissen sie es halt. Na und. Können wir jetzt eh nicht ändern.
Früher oder später hatten sich also alle 8 Bretter (Zum Teil mit individuellen Coaches - ja, dieser Begriff muss hier fallen, ich will auch mal provozieren!) bei einem Italiener ("Sag zum Abschied leise Sevus!" - so schnell werden wir dieser Küche wohl in dieser Zusammensetzung nicht wieder begegnen) eingefunden, mit dabei auch noch Elli und Kristina.
Kristina aktiv Die aktivste in der Runde war wohl Letztgenannte. Sie wurde gleich dazu überredet einen Bericht zu schreiben. Sie fand die ganze "Runde" sehr schön, glaube ich. Sie spürte jedenfalls das gewisse Etwas. Der Gesprächsstoff schien ihr nicht auszugehen und sie versorgte uns mit allerlei mannigfaltigen Themen, die von Geschichte über Sprache bis zum Essen (Soljanka=Borschtsch?) reichten. Apropos Essen. Das ließ sich Zeit, verdammt viel Zeit sogar! Für manchen sogar so lange, dass er darüber den Hunger anscheinend vergaß und deshalb – als die "üppigen Speisen" aufgetischt waren – das Vorgesetze als zuviel empfand. Wie hieß es bei Asterix und Obelix? Obelix:" Der hat mich einfach nach der Vorspeise sitzen lassen!". So kam es mir vor. Bemerkungen wie "Täusch dich nicht, die Teller sind tief." wurden mit "Täusch dich nicht, das ist fast alles Soße." gekontert. Holly blickte dem wie gewohnt solide entgegen, kam er doch von Familienfeierlichkeiten aller Art mit vollem Magen ins Restaurant. Und wieder beeindruckt mich diese (scheinbar zufällige!) Cleverness. Vom Buffet aufzugabeln oder ein 3-Gänge-Menü serviert zu bekommen ging mit Sicherheit schneller über die Bühne – in den Magen. Kristina, Elli Meine Stimmung sank monoton fallend bis unter die Tischdecke – irgendwie hatte mir jemand die Luft rausgelassen. Ein Blick auf die Uhr und den von sauberen, unbenutzten Messern und Gabeln gezierten Tisch verriet nichts Gutes – die üblichen Ablenkungsspielchen mit Bierdeckeln und Servietten wurden zur Attraktion. Irgendwann erblickten unsere müden Augen dann die Bestellung. Sie wurde hastig verschlungen, die Enttäuschung über ihre Ausmaße dagegen wurde durch den Hunger mit Schulterzucken beantwortet. Hauptsache etwas im Magen. Wie FM Harald plötzlich phönix-gleich aus der Asche heraus einen Reißer nach dem anderen bringen konnte, hatte ich bis zu diesem Tage nicht zu träumen gewagt. Schlummert da ein verstecktes Talent? Das Tischgespräch drehte sich nun um Raucher/Nichtraucher und ihre Teilung in Gesellschaft und öffentlichen Räumen sowie die Normen (nicht Normi!), die die öffentlichen WC-Bedingungen betreffen. Ich kann mich nicht erinnern, schon mal so in mein Leben gelacht zu haben. Es war einfach so lustig. Auch Normi ließ sich nicht lange bitten und wir beide lachten Trainen. Mit einem Vermesser am Tisch, der Haralds Vermutung untermauerte, ist natürlich keine Schummelei möglich. Dass unsere Lachanfälle keineswegs Harald selbst, sondern der Situation an sich gelten sollten, wurde wohl nur von Kristina falsch aufgefasst (hoffe ich jedenfalls) - so sind sie eben die Deutschen!
Yogi wars zuviel Bei DEM Restaurant für Böhmische Küche (und Knödel) schlechthin wurde dann noch eine Art Mitternachtsimbiss genommen. Neben einer schnellen Bedienung fanden sich dort auch 8 Knödel auf einem Teller. Kristina lernte somit noch kennen, was Knödel sind. Die sanitären Anlagen entsprachen in diesen Gefilden übrigens schon eher den geforderten Gepflogenheiten. Danach hieß es: "Ab ins Bett!" Während ein Teil von uns in der City-Oase nächtigte und Holly privat unterkam, schliefen Riker, Yogi, Normi und Brain in einem Hostel. Ich denke die letzten Gedanken vor dem Einschlafen (und damit vor dem Kampf) waren ganz verschieden: Hoffte Elli wahrscheinlich, dass sie uns lange genug rumgeführt hatte, um den Schlafvorsprung ihres Teams zu vergrößern, quälte Riker wohl schon die Tatsache, mit Zähnknirschern, Früher-weniger-heute-mehr-Schnarchern und Spätaufstehern übernachten zu müssen.

Team Löberitz Am nächsten Morgen. Seinen Zeitplan einhaltend, den Zeitplan der anderen verfluchend (Yogi hatte am Abend davor – über die Aufstehzeit befragt – nach kurzem Nachdenken ob der halben Anfahrtstunde "Na dann um 9!" von sich gegeben, was Normi natürlich gut geheißen hatte.) machte sich unser ML zum SK auf! Die Summe von Einzelverzögerungen der Bretter 2-7 führten auch noch 10.05 Uhr zu dem höchst seltenen Anblick von nur zwei spielenden Brettern (Holly und Riker bildeten eine wahre Flügelzange), doch just in dem Moment wurden die Mandarinen durch Fleisch und Blut ersetzt und es ging los!
In den ersten beiden Stunden keine Besonderheiten. Doch etwa nach dieser Zeit triefte ich mich in eine sehr unbequeme Lage, hatte ich doch den Löwenanteil meiner Bedenkzeit bereits verbraucht. Unzufrieden mit dem Verlauf der Partie und meiner Stellung triefte ich weiter bis zum vermeintlichen K.O.-Szenario: Etwas schlechtere Stellung und noch 2:30 min für 15 Züge. Uaaah! Ich hatte die Partie schon fast abgehakt, da übersah mein Gegner – im Glauben, entscheidendes Material zu gewinnen – dass er dieses gleich weniger haben würde. Kuriose Wende und nach der geschafften Zeitkontrolle stand es 1:0 für uns. Zu diesem Zeitpunkt befanden sich alle restlichen Stellungen etwa im Gleichgewicht, während Simon und Mikly über kleine Vorteile verfügten, hatte Riker sich vom kleinen "Buh-Schrei" Ellis einschüchtern lassen, nachdem er einen Bauern gewonnen hatte. Wenig später bekam Yogi ein Remisgebot. Ich schaute mir die Stellungen alle an und sprach noch kurz mit Harald und Simon und sagte Yogi, er könne annehmen, wenn er nicht unbedingt weiterspielen wolle. Kurze Zeit später machte sich Normi zum Analysieren auf. Aber nicht das von mir geglaubte Remis war der Partieausgang, nachdem Normi einen sehr ordentlichen Weg zum Ausgleich gefunden hatte (beide verfügten bei vielen Bauern noch über Dame und Turm), sondern er hatte den ganzen Punkt erbeutet. Sein Gegenüber hatte sich mit Txh2 die Dame fangen lassen. Ein beruhigender 2,5:0,5-Vorsprung also. Ich verließ den Spielsaal Richtung Analyse, als Simon mit einer unangenehmen Fesslung nach dem vollen Zähler griff. Und er griff nicht nur, er bekam ihn auch. Eine souveräne Vorstellung würde ich sagen.
Yogi, Normi Klare Sache also bei der hohen Führung? Nicht ganz, denn Rikers Stellung verfinsterte sich mehr und mehr, bis sie nicht mehr zu halten war und leider war Mikly Opfer vieler Alternativen geworden. Eine Krankheit, die bei knapp werdender Zeit tödlich ist. Nachdem er die Stellung zunächst sicher im Griff hatte und besser stand, konnte er die gute Position leider nicht realisieren. 3,5:2,5 bei den noch laufenden Spitzenbrettern. Harald hatte sich Stück für Stück an den ganzen Punkt herangepirscht, verwaltete er doch ein besseres Endspiel (T+S gg. T+L) bei ungewöhnlicher Bauernstruktur. Doch im entstehenden Turmendspiel konnte er nichts herausholen und plötzlich musste man sich wegen des vom Spiel abgeschnittenen Königs und des aktiven Gegenübers noch Sorgen um den halben Punkt machen, der aber nach einer (vermutlichen) Ungenauigkeit der Gegnerin doch in Sack und Tüten war. Tja, wer spielte noch? Richtig: Die Nr.1! Holly investierte anfangs viel Zeit (da tauchte plötzlich Pauls König auf f7 auf!), gewann einen Bauern, den er dann aber wieder verlor. Die dann entstandene Stellung gefiel mir gar nicht, irgendwas war schief gelaufen. Um den 60. Zug rum entschied sich Holly in einem Endspiel mit Dame und Springer auf beiden Seiten die Zugwiederholung auszulassen (da spielte Harald noch), doch nach ca. 6 Stunden war die Punkteteilung dann perfekt. Knapper, hart erkämpfter 4,5-Erfolg!
So können wir frohgemut das Weihnachtsfest erwarten und überwintern sicher auf Platz 4. Natürlich wurde der Tag im "Böhmischen Lager" beschlossen und auch der ML ließ sich (in Vorfreude auf die Schneekoppe!?) den "Böhmischen Klassiker" servieren.

Böhmische Klassiker im, Knöllchen vorm Wenzel Um den Kreis zu schließen, muss ich auf meine lateinische Wortwahl von oben zurückgreifen: Yogi (der Normi und mich dann bis nach Leipzig mitnahm) und uns rutschte kurz nach Dresden das Herz in die Hose. Warum? Naja, wie würdet ihr euch fühlen, wenn der Motor (oder was auch immer) euer Auto dazu bringt, regelrecht zu "husten" bzw. zu stottern. So in etwa könnte man das wohl beschreiben. Wir sahen uns schon auf dem Randstreifen ... doch eine glückliche Fügung, gutes Zureden und penetrantes Fahren im 2800er-Drehzahlbereich (Garry wäre stolz auf uns gewesen!) ließ uns bis Leipzig und Yogi bis Halle kommen. Dann konnte man in Ruhe die 3. Kerze anzünden.

In diesem Sinne, Brain.

1) Dieser Ausdruck bezeichnet die Handlung, (fast) alle Ergebnisse von der Bundesliga bis zur Kreisunion unbedingt wissen zu wollen und deshalb am Punktspieltag jede Menge Zeit vor dem Rechner zu verbringen, um aus dem Internet alles "herauszukitzeln".

  Dresdner SC II SG 1871 Löberitz 3,5:4,5
1 Hoffmann, Paul Pröhl, Holger ½
2 Shmirina,Evgenija FM Matthey, Harald ½
3 Siedentopf, Daniel Schuster, Martin 0-1
4 Richter, Mirko Schütze, Norman 0-1
5 Pattard, Thomas Spreng, Simon 0-1
6 Baier, Silvio Bilawer, Andreas ½
7 Shmirin, Igor Klyszcz, Michael 1-0
8 Meißner, Claudia Schäfer, Reyk 1-0

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