Bericht über die Gräfenhainicher Schachtage aus Sicht eines "Löberitzers":

Ehrennadeln für Kurthi und Schubi Am ersten Mai-Wochenende fanden anlässlich des 80-jährigen Vereinsjubiläums des VfL Gräfenhainichen im dortigen Sportforum diverse Schachturniere statt:
Nach einem freitäglichen Einzel-Blitzturnier mit Mannschaftswertung, welches zudem als offene Blitz-Landesmeisterschaft fungierte, gab es am Wochenende ein Fußball-Schach-Kombiturnier, eine Simultanveranstaltung und ein Zweier-Mannschafts-Schnellschach-Turnier.

Freitag: Und jährlich grüßt der Robert ...

Siegerehrung Blitz Am Eröffnungsabend ging es bei schönem Wetter mit einem "kleinen" Blitzturnier los, zu dem sich aber erstaunlicherweise 75 Teilnehmer einfanden! Die Redaktion wird den Schreiber hier nach starker Recherche mit geschickt gesetzter eckiger Klammer bestimmt eines besseren belehren, aber gefühlt ist dies das größte Feld einer Blitzeinzellandesmeisterschaft Sachsen Anhalts seit Urzeiten [Die Redaktion hat vermutlich nicht vollumfänglich recherchiert, kann aber momentan nicht widersprechen].
Anscheinend hat man mit Jubiläumsmotivation, geschickter Verknüpfung mit dem Kombi-Turnier und dem günstigem Turnierzeitdatum ohne große Konkurrenzveranstaltungen ein glückliches Händchen bewiesen. Auch qualitativ war es unglaublich stark besetzt mit u.a. neun Titelträgern und vielen Oberligaspielern.
Sonne! Inzwischen längst nicht mehr überraschend gewann auch diesmal wieder Topfavorit Robert Stein mit beeindruckender Punkteausbeute: 14/15 und gerade einmal so viele Punkte im Turnier abgegeben wie quasi jeder seiner Gegner gegen ihn alleine schon im direkten Duell ist gewohnt stark (wie soll man ihn so noch überholen?!??). Die Kombination aus Geduld, taktischem Sehvermögen und seinem Gegner auch stets überlegener Bedenkzeiteinteilung sollte bei der nächsten Deutschen Meisterschaft aber endlich auch mal zum Titel reichen, kann doch nicht so schwer sein ;-)

Historisches Duell: David vs. Alex Immerhin war es dank Benjamin Wagner diesmal zumindest lange spannend, da er bis auf die Niederlage im direkten Duell auch kaum Federn ließ. Am Ende hatte er ganze zwei Punkte Vorsprung auf den Bronzerang. Diesen sicherte sich Gedeon Hartge, der nach seiner Karlsruher IM-Norm weiter gut drauf ist. Die gute Buchholzwertung musste aufgrund der Schlussrundenniederlage gegen Antonia Ziegenfuß herhalten, die wiederum beste Dame im Feld wurde. Das direkte Duell verlor Elina Heutling in der Vorschlussrunde, ist aber Sachsen-Anhaltinerin Blitz-Landesmeisterin mit 4 Punkten Vorsprung.
Löberitz-Tribüne Bei so vielen Teilnehmern gibt es natürlich auch immer die eine oder andere positive Überraschung: So spielte z.B. Altmeister Harald Matthey stets oben mit, Gustav Polzin sicherte sich den Jugendpreis. Vor allem aber verwunderte die Leistung des vereinslosen früheren Burger Jugendspielers David Grundmann, der sich mit 8 Punkten den U1600-Preis holte. Knapp hinter ihm landete Martin Wicke, der stets an den vorderen Brettern zu finden war. Seine Taktik, sich immer als letzter ans dann einzig freie Brett zu setzen, scheiterte teilweise an die Suche erschwerenden Trittbrettfahrern, aber einmal auch daran, dass er nicht damit rechnete, als neuestes Opfer an Brett 1 antreten zu müssen (mit 4 Punkten Rückstand auf Robert, was noch einmal dessen Dominanz auf das große Feld unterstreicht). Kurthi konnte wie gewohnt mit einem amüsierenden Spruch helfen. Kurios jedoch seine Swisschess-Version, die schon in Runde 3 zuvor geschehene Paarungen wiederholen wollte. Den Trick versuchte es in der letzten gleich noch einmal, aber nix da.

Neuer Blitz-Landesmannschaftsmeister ist Aufbau Elbe Magdeburg (Benjamin Wagner, Gordon Andre, Vinzent Spitzl, Daniel Malek) knapp vor der SG 1871 Löberitz (Robert Stein, Sebastian Pallas, Jann-Christian Tiarks, Norman Schütze). Dritter wurde der USV Halle mit Gedeon Hartge, Jürgen Luther, Gustav Polzin und Carlo Patzschke knapp vor dem Ausrichterteam. Zur großen Überraschung findet die Deutsche Blitz-Mannschaftsmeisterschaft bereits nächste Woche "irgendwo in NRW" statt; na dann mal schnell planen, ob neben Landespokal etc. noch ein Team dafür zusammen kommt ...

Samstag: Die Rückkehr des Kombi-Turniers

Rohrkrepierer Hüpfburg? Nach einer kurzen Nacht und dem vielleicht schnellsten Vereinswechsel der jüngeren Schachgeschichte ging es für den Schreiber am Samstag nun für die Löberitzer an den Start (der von nun an das ganze Wochenende folgende dunkle Himmel und ständige Regen verdeutlicht gut, was da oben von dieser Schnapsidee gehalten wird..):
Fußball-Schach stand an. Ja, ob man es glauben mochte oder nicht, das inzwischen legendäre (sprich ebenso lange vergessene wie fantastische) Kombiturnier wurde für das Jubiläum wiederbelebt!
Acht Mannschaften fanden sich auch diesmal ein, warteten doch einige der altbekannten Teams schon seit über 10 Jahren auf eine Fortsetzung der Turniertradition. Wie gewohnt wurde zunächst in der Turnhalle Lindenallee gekickt: Fünferteams (4 Feldspieler, 1 Torwart sowie Auswechselspieler) spielten zunächst in zwei 4er-Gruppen mit anschließendem Platzierungsspiel gegen ein Team der anderen Gruppe jeweils in 10-Minuten-Matches grätschenlos fair ohne Bande für eine gute Ausgangslage in der Gesamtwertung. Dafür gab es bei der lange überfälligen Wiederauflage auch eine Premiere: ein geübter Schiedsrichter war am Start, der stets souverän das Geschehens leitete.

Team AEM Nach kurzer Erwärmung und Eröffnung ging es pünktlich 8:30 Uhr los (die armen Samstag erst Angereisten...):
Löberitz trat mit Lukass an, dem jüngsten Stürmer seit Ole Zeuner (der anno dazumal als Zwerg noch die gegnerischen Teams mit tollen Toren düpierte, was ihm diesmal nicht mehr so einfach gelang; tja, jeder wird älter...). Da aber die Pässe auf ihn zu selten ankamen und einige Chancen auf beiden Seiten ausgelassen wurden, endeten die ersten zwei Spiele 0:0. Das dritte verlor man unglücklich gegen Pass, Patt und Pils, die sich ihrerseits mit 2 Siegen und einem Unentschieden recht sicher den Gruppensieg holten, wenngleich man gegen Weimar gerade noch so den Ausgleich erkämpfte. Diese wiederum mit 3 Unentschieden zum Spiel um Bronze; Löberitz musste dagegen schmerzhaft akzeptieren, dass ein Torverhältnis von 0:1 weniger als 1:2 ist und sich hinter die Gräfenhainicher einreihen.

Da geht's lang Torreicher und rein objektiv betrachtet möglicherweise vielleicht unter Umständen eventuell sogar etwas hochklassiger ging es in der anderen Gruppe zu:
In einem spannenden Auftaktmatch triumphierten die fuß Brothers über die SoLa Allstars, die damit im zweiten Gruppenspiel schon gehörig unter Druck standen. Wollte man die hohen Turnierambitionen noch erfüllen, musste nun fast schon zwingend ein Sieg her, um zumindest erst einmal den Gegner in der Tabelle einzuholen. En pannasent spielte über das ganze Turnier hinweg den gepflegtesten Fußball, spielerisch leicht und taktisch stark kam man immer wieder super... bis zum Strafraum. Minutenlanges Powerplay, doch nach einigen ausgelassenen Großchancen stand die Allstars-Abwehr immer besser und schließlich stachen zwei der stark herausgespielten Konter im vermeintlich besten Spiel des Turniers.

Die SoLa-Allstars Die SoLa Allstars würden nun sicherlich auch gegen AEM mindestens einen Punkt holen, ins Spiel um Platz 3 einziehen und wären dann aufgrund ihrer schachlichen Stärke der Favorit auf den Sieg im Gesamtturnier. Doch vor allem Elina hatte etwas dagegen, netzte schon in den frühen Spielminuten zweimal gegen den sich am Boden mit allen Vieren wehrenden Lenny ein und sorgte für einen wütenden Sturmlauf der Gegner. Immerhin reichte es noch zum Anschlusstreffer und damit zum besseren Torverhältnis gegenüber en pannasent. Die Spielerin des Turniers führte AEM dagegen von Rang 4 auf 2. Die beiden Tore bei der einzigen Niederlage hagelte es in einer der wenigen Unterzahlsituationen. Generell wurde sehr fair gespielt, kaum mal überehrgeizig draufgegangen oder die No-Grätsch-Regel vergessen.

Team fuß brothers Zwischen den eigenen Spielen blieb auch etwas Zeit, um beim angeblich stattfindenden Tandemturnier zu kiebitzen. Hierbei staunte der Schreiber aber nicht schlecht ob der Spezialregeln der Dübener Heide, spielt man hier wohl mit noch merkwürdigeren Abwandlungen als Matteinsatz, Grabschen und Co:
Da lief ein Erwachsener von Tisch zu Tisch und abgesehen davon saßen nur auf der anderen Seite Kinder und Jugendliche?!
Die draußen aufgebaute Hüpfburg blieb übrigens kaum genutzt (und dafür suchte Herr K. aus G. nun stundenlang mühevoll den Schlüssel!), sicherlich vor allem aufgrund der zeitlichen Überschneidung mit dem Simultan ;-)
15 Teilnehmer konnte Marco Schubert niederringen, einzig Naya Kuhlmann schaffte ein verdientes Remis.

Team Enpannasent Doch zurück zum Hauptturnier: Die Platzierungsspiele standen an, in welchen sich die zuvor völlig verausgabenden Teams der vermeintlichen Todesgruppe nach den harten Duellen zuvor kraftlos geschlagen geben mussten: So triumphierte "en pannasent" mit schönen Doppelpässen gegen Löberitz (trotz dreimal Schütze im Team gelang kein eigener Torerfolg im gesamten Turnier!? Der traditionell an das schwächste Fußball-Team vergebene obligatorische Fußball ging somit später völlig verdient nach Löberitz!) ebenso souverän mit 4:0 wie SoLa Allstars gegen die Gastgeber. Alexander Kitze spielte hierbei groß auf und verzauberte mit Spielübersicht, Tricks und tollen Pässen. Den größten Applaus verdiente sich aber Kurthi, der Gedeon zumindest einmal mit breitem Grinsen den Ball abnahm.

x Team Weimar Das Spiel um Platz 3 gewann Weimar gegen AEM, natürlich wieder mit Gleichstand nach 10 Minuten; sehr effektiv!
Im Finale der beiden souveränen Gruppensieger gelang dem großen Daniel nach einer Ecke die Führung für Triple-P (oder ist PaPaPi die bessere Abkürzung?!), doch den fuß Brothers gelang noch der Ausgleich. Es ging ins zweite Siebenmeterschießen des Abends, drei Spieler durften jeweils antreten. 1:1 nach zwei Durchgängen, dann legten die Sachsen-Anhaltiner vor. Jena musste treffen, doch Torwart Daniel entschärfte mit einer tollen Reflexparade zum zweiten Mal und sicherte seinem Team den Sieg in Teildisziplin Nummer 1.

Sieger Pass, Patt, Pils Nach einer längeren Pause ging es am frühen Nachmittag mit einem doppelrundigen Rundenturnier weiter. Klarer Favorit waren hierbei die SoLa Allstars. Alle Mannschaftswettkämpfe zu gewinnen ist dennoch überragend, immerhin zeigte Robert seine Sterblichkeit und verlor tatsächlich eine Partie am Wochenende! Doch für die Gesamtwertung entscheidender war das schachliche Abschneiden der fuß Brothers: Zwei Plätze musste man hier vor Triple-P landen. Lange sah es danach aus, doch im letzten Mannschaftskampf gab man überraschend noch einen Punkt gegen Weimar ab und landete nur durch Brettpunkte getrennt doch noch hinter Löberitz.

Team Gräfenhainichen Damit Platzzifferngleichheit und das bessere Fußballergebnis entschied als Feinwertung zugunsten von Pass, Patt, Pils. Und so durften sich Benjamin (als Mann des Wochenendes mit Silber und zweimal Gold sogar noch vor Robert!), Ole, Tobias, David und die beiden Daniels über das üppige Preisgeld und einen schönen Pokal freuen. Das breite Grinsen von Ole und Tobi verdeutlichte ganz gut, dass der knappe Sieg auch für sie eine kleine Überraschung war.
Beim Fußball immer genau ein Tor je Spiel gepaart mit einer starken Abwehr, dazu im Schach mit einer soliden Leistung zum Mittelfeldplatz reichen am Ende dramatisch.

Team Löberitz Danach hielt sich übrigens lange das Gerücht, der Turniersieger hätte nur aufgrund seiner Letztrunden-0:6-Packung gegen Löberitz den Turniersieg geschafft. Bereits ein 1:5 hätte nicht gereicht, was für allgemeines Gelächter ob der Skurrilität des Ganzen sorgte. Schließlich sorgte die Endtabelle aber für Aufklärung: Es waren doch 5 Brettpunkte Vorsprung von Löberitz gegenüber den fuß Brothers und nicht 0,5; wie langweilig ...

Und für alle, die überhaupt nicht verstehen, warum hier schon wieder so viel über Schach geschweige denn Fußball geschrieben steht, sei erwähnt, dass auch das kulinarische Angebot dem schachlichen kaum nachstand:
Stream schauen Neben dem von Gräfenhainicher Damen zum Verkauf angebotenen Backleckereien wie Erdbeermuffins, Schach- und Mandarin-Quark-Torte sowie verschiedenste Kuchen, gab es beim Kneiper auch Fass- und leckere Zitronenbrause sowie vorm Hause breites Salat- und Grillangebot.
An dieser Stelle ein großes Dankeschön an die Wirte und alle Mithelfer des gesamten Events. Uwe Kurth und Marco Schubert wurden zudem verdientermaßen mit der Goldenen bzw. Bronzenen Ehrennadel des LSV für ihr vieljähriges Engagement geehrt.

Vor Ort gab es zudem sogar einen kommentierten Live-Stream von "Sport im Osten" inklusive anschließenden Kurzinterviews der vom übertragenen Brett involvierten Spieler. Auch Szenen vom Fußball inklusive des kompletten Finals wurden gefilmt.

Und so bleibt nur zu hoffen, dass das Kombi-Turnier-Revival keine einmalige Sache bleibt, sondern nun wieder regelmäßig stattfinden wird. Allerspätestens aber sicher in 2 Jahren, denn wie der Turnierorganisator erzählte, könnten neue Recherchen ergeben haben, dass in 2 Jahren bereits das 100-jährige Jubiläum ansteht! Tja, so schnell vergeht die Zeit ...

Sonntag: Einer ist keiner

Kirchebschiff Oranienbaum Da zwei Tage Schach echt genug für alternde Spieler sind, waren nun größtenteils komplett neue Gesichter am Start. 27 Teams und spannende Duelle u.a. mit dem topgesetzten Team aus Sebi und Jann-Christian durften bestaunt werden. Doch nach vier Runden war es genug des Kiebitzens (später zugeflüsterter Endstand: Natsidis+Weimert vor Pallas+Tiarks und Richter+Pietzsch, alle mit 15:3 Punkten). Ein wenig spontane Oranienbaumerkundung stand noch an mit jeder Menge neuem unnützen Wissens: ein Kirchenschiff ist nicht Teil einer Kirche, sondern steht mittendrin; "Kraienköppe orangehalsig" ist Deutscher Meister; die Uhren laufen hier noch anders; Oranje ist überall und man solle den Herrn mit Posaunen ehren!

Wollen wir zum Abschied lieber mal schauen, was Turnierleiter Uwe Kurth nach so vielen Jahren bei der Neuauflage so gelernt bzw. gelehrt hat, größtenteils beim geselligen lustigen Samstagabend an der Bar:

Kurthis Lehren:

Starstürmer Lukass 80 + 2 ergibt manchmal 100! Dies kann aber auch als kontrafaktische Geschichtsschreibung durchgehen... (Auflösung vermutlich 2027)

Stecke nie einen Schlüssel in eine Klarsichtfolie!

Wenn der Gegner eine Figur umwandelt, muss man eine mehr sprich 16 schlagen, um alle außer den König zu bekommen!??

Das einzig wahre Gräfenhainicher Verkaufsargument ist das sympathische Grundwesen seiner Mitglieder, echte Urgesteine bekommt man aber dennoch nur über die Frau akquiriert!

Früher klebte man b-Bauern noch fest, wollte man Orang-Utan verhindern!

"Die mit unten weiß" ist die beste Merci! Und es gibt zum Glück mindestens 6 davon in einer Big-Box.

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