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Ísland 2014

2011 bis 2014: Das Puzzle fügt sich zusammen Die wiederkehrende Frage, wie und wann der Einzelne sich für die Reise nach Island entschied, ist nicht ganz einfach zu beantworten. Das Interesse am Open in Reykjavik wurde sicher durch den Bericht aus 2011 geweckt, in dem sich bereits zarte Hinweise auf eine Rückkehr finden. Aus Thüringer Sicht nahmen die Reisepläne ihren Anfang um den Jahreswechsel 2011/12, als Holzi bei einer Erfurter Weihnachtsfeier den Wunsch äußerte, ein längeres Schachturnier im Ausland zu spielen, Litomysl aber absagen musste. Und kann es wirklich Zufall gewesen sein, dass gerade um diese Zeit ein Mitglied der Reisegruppe aus 2011 wehmütig auf den neuen Veranstaltungsort schaute?

Iceland In der mehr als zweijährigen Vorlaufzeit bekundete dann mal dieser, mal jener Interesse; der eine schloss sich an, ein anderer sprang wieder ab - letztlich fanden sich Ende Februar sieben Islandreisende aus dem Norden (Snoopy), Osten (Franzi, Hoffi, Reyk und Tobi) und Westen (Holly und Mikly) der Republik zum Abflug in Frankfurt ein. Vor diesem entdeckten wir noch den Reiz des wiederholten Anstellens an der Gepäckaufgabe (Rekord: 4x!) und Franzis ungewöhnliche Packmethoden: Matrjoschka-Prinzip beim Handgepäck, dafür den anderen Koffer mit Übergewicht.

Auch Bill Clinton war schon hier Angekommen in der angenehm zentral gelegenen Unterkunft brachen wir direkt zu einem kleinen Erkundungsgang auf, wobei die Islandveteranen ein klares Ziel vor Augen hatten: den legendären Hot-Dog-Stand Reykjaviks. Einige Neulinge waren (noch) nicht vollends überzeugt und verzichteten zunächst.
Beim abendlichen Einkauf rüsteten wir uns noch mit Trockenfisch und isländischem Naschwerk in herrlich trashiger Verpackung aus. Danach bereiteten wir das leichte Gepäck für die anstehende Tour entlang der Südküste vor und diskutierten die bange Frage: "Von wo legt die Fähre auf die Westmännerinseln ab und tut sie es mit oder ohne Autos?" Die Facebook-Seite des Fährunternehmens löste am nächsten Morgen auf: von Þorlákshöfn und mit Autos (zumindest auf dem Hinweg).
Snoopy wunderte sich auf der Fähre zunächst über die Kaffeepreise, lernte dann aber eine isländische Praxis kennen, die zum geflügelten Wort der Reise avancierte: "Refill!"

Brot backen im Vulkan Auf Heimaey, der Hauptinsel der Westmänner, führte uns Gastgeberin Ruth samt Hund auf den Eldfell, einen Vulkan, dessen Ausbruch 1973 einen guten Teil der Häuser begrub und die Insel um etwa 2 km² vergrößerte. Oben angekommen bot sich uns nicht nur ein herrlicher Blick auf die benachbarten Inseln und das "Festland", sondern auch die Möglichkeit, Brot im 300 °C heißen Erdloch zu backen.
Wieder im Ferienhaus klang der Tag bei Pasta und einer Runde Mü aus. Nach einer je nach Zimmerlage unruhigen Nacht - gegenüber stieg eine Party - brachen wir im Morgengrauen zur Fähre auf und hatten Glück: Diese nahm nun den kurzen Weg nach Landeyjahöfn, was uns einige Stunden einsparte.

Snoopy will hoch hinaus Die folgende Tour nach Höfn bot Gelegenheit einen neuen Highscore in "Quizoid" aufzustellen und für einige Abstecher, um die Natur rechts und links der Ringstraße zu entdecken. Bei einer kleinen Wanderung ging es hoch hinaus, wir lernten wie mit den "Feuerpredigten" der Lavastrom gestoppt wurde und Reyk freundete sich mit einem Islandpferd an. Am Jökulsárlón hatten wir nur kurz Zeit für die zwischen den Eisbergen planschenden Robben; schließlich musste noch das Gästehaus erreicht werden. Dessen Eigentümer offenbarte uns, er habe überbucht und anstatt vier Doppelzimmern ständen uns nur drei plus Aufbettung zur Verfügung. Glücklicherweise fand sich mit Franzi eine Freiwillige, das Zimmer mit Mikly zu teilen, der daraufhin versprach, sich zu konzentrieren und so schnarchfrei zu schlafen.

Umbraust: Tobi und Snoopy Brandung bei Vík í Mýrdal Jetzt wirds knapp

Mit Höfn hatten wir den Wendepunkt unserer Reise erreicht und so legten wir am nächsten Tag wieder einen Stopp am Jökulsárlón ein, diesmal auf der Meeresseite, wo die Wellen etwas heftiger sind, was Tobi zu spüren bekam . Noch heftiger waren sie dann am Strand von Vík í Mýrdal, doch wir waren schneller - auch wenn es manchmal knapp war ... Abends wurde dann im Hot-Tub unter freiem Himmel entspannt.

Der folgende Tag war bereits der erste Turniertag und so blieb auf der Fahrt nur noch Zeit für einen weiteren Wasserfall. Der wurde dann auch, in Vorbereitung auf das Fußballspiel "Iceland vs. Rest of the World", von einigen im Laufschritt angegangen.

Blick aus dem Turniersaal in der Harpa Zur Eröffnungsfeier gab es die üblichen Reden und ein Lied eines einheimischen Barden - irgendwie passend, schließlich wurde im Konzerthaus Harpa gespielt. Dass in späteren Runden auch während der Partien "Musik" aus den Nachbarsälen herüberdrang, war weniger schön, doch immerhin stellte die Turnierleitung Ohrstöpsel zur Verfügung. Diese halfen allerdings in der 2. Runde wenig, als alle Teilnehmer dank eines Probealarms für ein paar Minuten an die frische Luft durften.

Auf das Turnier soll nicht im Detail eingegangen werden. Ambiente und reibungsloser Ablauf begeisterten, kostenloses Wasser und Kaffee-Refill sind bei deutschen Open auch eher die Ausnahme. Sehr reizvoll waren auch die Partiekommentare, die man live verfolgen konnte - vorausgesetzt man war selbst früh genug fertig.

Mikly und die Kids Franzi Hoffi sammelt Länderpunkte - hier gegen Brasilien

Einem leichten ELO-Minus unserer Gruppe stehen viele inhaltsreiche Partien gegenüber; sogar die beiden direkten internen Duelle wurden ausgekämpft (endeten aber dennoch remis). Spieler, die man sonst nur aus den Schachmedien kennt, live am Brett (oder in Bar und Casino) zu erleben, ist definitiv interessant. Auch abseits der Spitzenbretter hat die internationale Gegnerschaft einen besonderen Reiz - die Jagd nach Länderpunkten gewann Hoffi mit 8(!) aus 10. Und einen echten Preis gab es auch noch: Snoopy belegte nach kämpferischer Leistung in der Schlussrunde den 2. Rang in der Kategorie U2000 und durfte so bei der schmucken Siegerehrung im Rathaus auf die Bühne.

Bobby-Fischer-Zentrum Selfoss Traditionell gab es einige Rahmenveranstaltungen: Die Golden-Circle-Tour vor der 4. Runde führte zu Þingvellir, Gullfoss und Geysiren sowie als "Schach-Spezial" zum Bobby-Fischer-Zentrum und dem Grab des 11. Weltmeisters. Das Wetter war "isländischer" als an den anderen Tagen und nicht wenige Spieler fürchteten um eine rechtzeitige Ankunft, aber der unterhaltsame Busfahrer setzte uns fünf Minuten vor Rundenbeginn an der Harpa ab.

Das superschwere Pub-Quiz Für das Pubquiz brachten wir uns bereits am Morgen mit Proberunden in Form und lernten fleißig Geburtsorte verstorbener Weltmeister. Am Abend ging es dann aber u. a. darum, Grischuk und Grandelius in der Dreadlock-Phase frisurentechnisch auseinanderzuhalten oder den vollen Namen des aktuellen Weltmeisters zu kennen. Unsere Teams konnten bei diesen Fragen nicht punkten, landeten insgesamt aber jeweils knapp über 50%.

DJ-Variante old Beim Fußballspiel Island gegen den Rest der Welt gelang der Welt leider keine Revanche. Die eingespielte isländische Mannschaft dominierte von Beginn an und das 6:2 war für die Weltauswahl noch schmeichelhaft. Immerhin konnten Hoffi und Snoopy die Ehrentreffer erzielen. Hervorzuheben sind auch hier die ausgezeichneten Bedingungen: Kunstrasenhalle, Leibchen, Tore und dazu ein Shuttleservice zur Halle und zurück in Privatfahrzeugen.

Gurkengesichter Neben dem Angebot der Veranstalter bot Reykjavik noch so Einiges - und wir nutzten es gern: ein Kino mit Spielerunde im Vorraum, ein großes Thermalbad, verschiedenste Clubs und Bars mit sehr jungen ("Harlem") und etwas reiferen ("Dillon") DJs, das Fotografiemuseum mit einer Ausstellung isländischer Fotografinnen, ...
Selbstverständlich blieben auch die klassischen Touristenziele Blaue Lagune, Hallgrímskirkja und Perlan nicht unbesucht und unsere Kuchenliebhaber fanden in letzterer den besten Kuchen der Welt wieder. Auch wenn wir in unserem Appartement blieben, hatten wir viel Spaß beim Kochen, verschiedenen Filmen und Gesellschaftsspielen sowie beim Walzertanzen.

Verbesserungswürdig bleibt allein die Abreise, aber aufgrund der Geistesgegenwart des Wachen und der Hilfsbereitschaft der Isländer schafften wir alle unseren Flug und landeten wieder im sommerlichen Frankfurt.

Soll ich das wirklich ... ... unterschreiben? Brief und Siegel

Bei so viel Spaß mit Freunden kommt natürlich der Wunsch nach einer Fortsetzung auf. So reifte in den letzten Turniertagen der Gedanke, zu Beginn des nächsten Jahres nach Gibraltar zu reisen, um dort wiederum Schachopen und Urlaub zu verbinden. Am Abend nach der Siegerehrung wurde in gemütlicher Runde erörtert, was nötig wäre, um Schachtourist Holly dann zur Teilnahme am Turnier zu bewegen. Heraus kamen sechs Wetten gegen Holly; verliert er eine, spielt er mit. Womit auch die Frage nach dem Wie und Wann der Entscheidung für Gibraltar bereits geklärt wäre.

Snoopy

Arkadij Naiditsch Versammelt: Kasparov, Danailov & Co Sami Shoker aus Ägypten

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