Affengeil in Gibraltar

Die Affen grüßen schon vor Spanien Über einige Monate hinweg reifte der Plan, das topbesetzte Open in Gibraltar mitzuspielen. Mit Maria, Dana, Holly, Alex, Normi, Effi und mir fand sich schließlich ein schachverrückter Haufen zusammen (Moment, Holly ist nicht verrückt, der weiß, dass Urlaub und Schachtourismus viel mehr Spaß macht!), die Halbinsel der Affen zu erkunden und nebenbei noch ein paar interessante Partien Schach zu spielen.

Teil 1: Ankunft auf der Halbinsel der Affen

Nur Glorreiche Fünf: Holly, Flash, Dana, Effi, Maria Vor dem Turnier stand zunächst eine Oberligadoppelrunde in Magdeburg auf dem Programm. Während sich die Bundesligafraktion schon in Málaga vergnügte, musste sich die kleinere Hälfte daher noch ein wenig selbst bekämpfen. Nach einem Besuch in netter Löberitz-AEM-Gruppe beim Griechen (wo ich glatt die falsche Toilette benutzte [nein, nicht die für Damen, sondern eine neu im Bau befindliche] und dies erst durch allgemeines Wundern ob meiner Kritik an der äußerst spartanischen Einrichtung auffiel) ging es für Dana, Holly und Picasso grüßt in Málaga mich zunächst per Bahn nach Köln. Von der Strecke bekamen wir aber nicht viel mit, zockten wir doch zum ersten aber längst nicht letzten Mal Zolite (Holly: "lettisches Doppelkopfskat"). Dass dies so ähnlich wie "solide" klingt und Holly eigentlich immer haushoch gewann, könnte vielleicht in direktem Zusammenhang stehen.
In Málaga gab es dann das Treffen der glorreichen Sieben. Weiter ging es per Shuttlebus nach Gibraltar (in jenem erfuhr ich, dass es noch verrücktere Schachspieler gibt, die morgens das Challenger UND abend das Masters spielen, brrrrr).

Teil 2: Ich glaub, mich laust der Affe

Glücksfee-Princess, Flash Nachdem bei der abendlichen Eröffnungszeremonie die Princess of Gibraltar für attraktive Erstundengegner sorgte, ging es am Dienstag nach einer ersten Stadtbesichtigung zur schönen Rundenstartzeit von 15 Uhr endlich los:
Dana unterlag dem späteren Sieger Michael Adams und Maria trotz starker Gegenwehr gegen Humpy Koneru. Normi stand gegen Alex Lendermann sehr aktiv, fand aber gegen die erwachenden weißen Springer kein Mittel und verlor schließlich in allerdings Hier wurde gespielt hoffnungsloser Stellung auf Zeit. Meine Partie gegen Gusti dauerte zwar einige Züge länger, aber der Ausgang des Damenendspiels war beiden Spielern schon ziemlich schnell klar: "Ärgerlich, ich wusste, dass ich das Endspiel gewinne, aber dass es noch nicht einfach genug ist, um schon aufzugeben"; mir gings genau andersrum. Letztlich versteckte sich der König auf meiner Grundreihe, starke Technik. Da Alex die zähe Verteidigung seines Gegners trotz Läuferpaar gegen Turm bei Bauern auf einem Flügel nicht Möwen-Combo durchbrechen konnte, sorgte Effi klassisch sizilianisch für den Sieg des Tages. Anschließend freute er sich über sein Losglück Antoaneta Stefanowa. Klar, dass er nach den Sprüchen am nächsten Tag chancenlos überspielt wurde. Die anderen mit sicheren Favoritensiegen, nur ich mühte mich umsonst (zweizügiger Qualitätseinsteller, danach aus der Not heraus so überzeugend angegriffen, dass mein Gegner dies für ein Opfer hielt, an der entscheidenden Stelle ungenau fortgesetzt, schließlich dem spektakulären Remis ausgewichen, um kurz danach im schlechteren Endspiel doch noch eins mitzunehmen) und durfte zur "Strafe" in Raum 3 spielen. Dort war die Aussicht noch besser als im Hauptraum, zudem akustisch begleitet von Brandung und Möwen. Ah, herrlich; leider musste ich nach dem Sieg aber schon wieder weg (Normi gefiel es später aber leider zu gut dort unten...). Nur der Gegner von Magnus' Schwester Mannschaftsblitz-Spiegel Ingrid Oen Carlsen bekam von alledem wenig mit: Er schlief und wippte am Brett. Während Dana und Alex weiter fleißig punkteten, kamen Maria, Effi und Normi zu Remisen. Am Abend gab es ein Mannschaftsblitzturnier, Team Gerlat (Dana, Normi und ich, verstärkt durch die lettischen Nachwuchsspieler Nikita Meskovs und Toms Kantans; Alex mit Team Gusti auf Platz 2).

Teil 3: Die Affen sind los

Dana trotzt der Brandung Aber nun erstmal genug vom Schach, schließlich war es nur eine Runde am Tag. Neben einiger Zeit in unserem tollen Apartment – es war zwar wie fast überall in Gibraltar etwas eng (einge Betten mussten zum Teil mittels komplizierter Rutschsysteme geteilt werden) und es regnete durch; aber dank Internetanschluss (trotz kompliziertem Code nutzbar) und Küche hatten wir (fast) alles, was man braucht (wer wollte, konnte auch gleich vorm Haus ins Meer springen, dank Dana sehr zur Freude einiger Bauarbeiter; und der eine Kilometer zum Spiellokal Hotel Caleta wurde schnell zurückgelegt, hangabwärts wurde man bei stürmischem Wetter auch öfter mal nach Hause geweht) - Normal-Nuts-Vorbereitung war auch genug Zeit für die Erkundung von Gibraltar: Neben dem Blick auf Nordafrika von der Südspitze ging es unter anderem auch auf den "Upper Rock", dem 426 Meter hohen Kalksteinfelsen inmitten der Halbinsel. Schon in der Seilbahn wurde uns über die große Anzahl der Affen berichtet ("Here are a lot of monkeys [...], some are down shopping in the city."). Auf dem Felsen wurden die Machtverhältnisse schnell klar, Der Affen bester Freund: Effi einige verwegene Berberaffen wagten gar einen Überfall auf Maria und Dana. Effi schien dagegen ihr bester Freund zu sein. Dann gings zurück; während Maria, Normi und ich den mediterranen Pfad erkundeten und vorbei an den Säulen des Herkules und durch den botanischen Garten letztlich doch noch zurück in die Zivilisation fanden, saß Alex wohl schon hochkonzentriert am Brett, durfte er doch gegen Alex vs. Gata Kamsky Gata Kamsky spielen. Irgendwann sah er seine Stellung als völlig verloren an, wunderte sich aber ob des beständigen Kopfschüttelns seines Gegners: "Keine Ahnung, was er da noch für mich gesehen hat". Aber der Weltklassespieler hat natürlich Recht, irgendwann musste das auch Alex einsehen und sich ins Remis fügen. Ansonsten läuft die Runde abgesehen von Effis sicherem Sieg Stewart Conquest und Boris Spassky kommentieren überhaupt nicht: Normi durfte als nächster gegen Ibrahim Ogada-Osir ran und verliert ebenso wie Maria und Dana gegen machbare Gegner. Dana dabei mit dem Drama der Runde: Nach langer interessanter Partie findet sie im Endspiel bei immer knapper werdender Bedenkzeit nicht den Siegweg und überzieht am Ende sogar.
Doch dafür muss ihr nächster Gegner büßen und wird chancenlos überspielt. Mind your head Maria und Normi verlieren leider erneut, Effi (solide) und ich (mit komischem "sollte-Königsindisch-werden-Aufbau" meinen Gegner zum Opfer provoziert) diesmal mit den Siegen, Alex setzt sich mit Remis weiter oben fest und darf am nächsten Tag gegen seinen bis dahin wohl stärksten Gegner antreten.

Am Abend wurde dann noch ein wenig zwischen "Tunnel" und "Horseshoe" hin- und hergependelt, also zwischen interessanten Gibraltarern und Simultanfußballschauen der englischen- und spanischen Liga, zwischen Tanz und Fotosession Holly als Bier-Model (Holly ist ein Top-Biermodel!), zwischen Jason und Abdul. Holly und ich wetteten auf das geplante Tennismatch zwischen Dana und Effi, doch das neu erlernte deutsche Wort "Kater" kam dem am nächsten Morgen zuvor. Ein lustiger Abend, vor allem Effi in Hochform.
Seine Aufgabe des Tages bestand übrigens im sicheren Transport zweier Baguettes, doch daran scheiterte er kläglich.

Affenfreund Effi ... ... kennt keinen Kater, aber ... ... der Baguette-Transport ... ... scheitert kläglich.

Teil 4: Affen warten nicht auf reife Früchte

Maria sorgt diesmal für den Punkt Alex meisterte seine schwere Aufgabe: Effi opferte einen Bauern, sah diesen nie wieder und war im Endspiel chancenlos. Die Damen mit sicheren Siegen, Normi mit seinem zweiten Remis in klar schlechterer Stellung. Ich diesmal gegen den inzwischen schon alten Bekannten aus Australien, nach einer hochgradig interessanten Partien verpasse ich nach über 6 Stunden den trickreichen Gewinnweg und erreiche stattdessen nur ein remises Damenendspiel. So blieb es schließlich in der 9. Runde an Dana, das Känguruh zu erlegen.
Tags darauf wird Danas Siegesserie aber zunächst von Falko Bindrich gebrochen, Alex dagegen weiter vorne dabei, auch wenn Cheparinov Dana erlegt endlich das Känguruh in einem vermutlich verlorenem Turmendspiel noch einen halben Punkt retten kann. Effi mit Remis, Normi verliert durch einen taktischen Überseher in klarer Siegstellung. Dafür diesmal Maria und ich mit den Siegen der Runde, bald hätten wir alle Kombinationen durch.
Ansonsten war der Tag geprägt von einer tollen morgendlichen Delphinbeobachtungsschifffahrt und einem abendlichen Casinobesuch. Dana Auf Delphin-Tour spielte Blackjack, Effi und Alex mit Gewinnen am Pokertisch. Maria, Holly und ich schafften es beim Automatenpoker mit der letzten Hand dank eines Straightflush gerade noch, unsere Verluste auszugleichen (da lässt man Holly mal 10 Minuten allein zocken...). Am nächsten Morgen stand für mich dann auch mal ordentliche Vorbereitung auf dem Programm, so dass ich von der Höhlenerforschung, der Entdeckung des ersten Besuchers und dem Tangotanz nicht viel weiß, dazu umso mehr von Angenommenem Damengambit. Straightflush in letzter Hand Klappte auch super, mein Gegner Namig Guliyev meinte nach der Partie, er fühlte seine Stellung nach 10 Zügen bereits als völlig verloren; ganz so schlimm war es aber wohl laut Engine doch nicht - naja, viele gute Chancen ausgelassen und am Ende noch verloren. Dafür punkteten wir aber insgesamt sehr gut und sicher. Maria spielte eine lange Partie und wollte wohl das Team-Challenge-Blitztunier aussitzen. Aber nichts da, auch ohne Teamnamen aufgrund später Meldung (und dabei hatten wir so einen schönen gefunden) zusammen mit Normi in einem Team, Effi auf Höhlenforschung Dana mit mir. Regeln: 2 Spieler mit Gesamtelo unter 4650, abwechselnd ziehen, nicht reden. Nach unserem Erstundensieg über das norwegische Jugendteam "Kinderüberraschung" (Sonderpreis bester Name) folgte gegen Cheparinov und Jugendverstärkung ein laut Normi für alle Kiebitze an Mimik und Gestik kaum zu überbietendes Drama, und diese enden ja bekanntlich immer tragisch. Am Ende Der letzte Tango in Gibraltar? 4 bzw. 3 Punkte für unsere Teams und ein paar weitere lustige Partien (u.a. gegen das peruanische Jugendweltmeistergeschwisterpaar Deysi und Jorge Cori Tello), später auch Swedish Chess/Tandem, immerhin auf diesem Weg mal einen Topmann mattgesetzt. Übrigens sah man neben Dauergast Boris Spassky ab diesem Tag auch die Nummer 1 Magnus Carlsen, er kam gerade vom Turniersieg in Wijk (zunächst noch beim Blitzen mit norwegischen Freunden, später vermehrt im Casino gesichtet).

Wieder ein schwerer Brocken für Alex: Paco Vallejo Am nächsten Tag ging es darum, sich in der Vorschlussrunde noch mal heranzukämpfen und einen möglichst attraktiven Gegner zu bekommen. Maria, Normi, Dana und mir gelang dies recht sicher, Effi zudem nach interessanter, wenn auch nicht ganz fehlerfreier Partie mit Kampfremis gegen GM Lopez Martinez. Nur Alex gelang gegen den nächsten Topspieler Vallejo Pons diesmal nichts Zählbares. Leider gab es für ihn auch Effi mit Losglück: erst Stefanova (Bild), dann Kosteniuk in der letzten Runde nur ein Remis, dennoch ein gutes Turnier. Effi gelang gegen Frauenweltmeisterin Alexandra Kosteniuk nach verpasster Siegchance im Mittel- und Remismöglichkeit im Endspiel ebenso wenig eine Überraschung wie mir gegen die junge Inderin Dronavalli Harika. Dafür legt Dana gegen Effis Gegner der Vorrunde noch mal nach und schlägt ihn nach zwischenzeitlicher Verluststellung in hektischer Zeitnotphase. Maria verliert im Königsinder gegen tolle Hier ist Normi oben auf norwegische Vorbereitung. Als ihr Gegner erste eigene Züge finden muss, ist es eigentlich schon aus; auch wenn er nochmal Luft ranlässt. Auch Normi mit Niederlage: nach 10 Minuten schon im Theorieendspiel mit 2 Leichtfiguren gegen Turm und Bauern, dort letztlich zuviel gewollt.
Alles in allem für keinen rein schachlich ein überragendes Ergebnis, aber ein tolles Erlebnis!

Affenfelsen im Gegenlicht Die Toppaarungen der Runde aller noch für den Turniersieg in Frage kommenden Spieler begannen übrigens bereits morgens, um parallel zur eigentlichen Spielzeit bereits mögliche Entscheidungskämpfe um den 1.Platz auszutragen. Die vier Wertungsbesten (in Gibraltar immer erbrachte Eloleistung) spielten Halbfinale und Finale, Michael Adams wurde nach Siegen über Gusti und Vallejo Pons verdienter Gibraltarchampion. Bei der Abschlusszeremonie wurden nach einem tollen Dinner Preisgelder von ca. 100.000 Pfund verteilt, Dana sahnte dank des tollen Schlussrundensieges als beste Dame unter ELO 2350 ab; für ihre neue Lieblingsyacht reicht es aber noch nicht ganz.

Gratiswein zum Ausklang Der letzte Abend hatte (auch aufgrund des vielen Gratisweins) noch einiges zu bieten, um den Bericht nicht noch mehr ausarten zu lassen, hier für die eigene Fantasie nur ein paar Anhaltspunkte:
Casino – Poker – Gewinn – Blackjack – Verzocken – Diskothek – Pfütze – Polizei – Mantel - weg
Am nächsten Abend ging es dann zurück gen Deutschland, einige durften in der Bundesliga gleich wieder Schach spielen.

Das wars aus und über Gibraltar,
Klappe zu, Affe lebt noch!

Flash

Holly: Zu kalt für Afrika PS: Ach, möchte noch jemand wissen, was der Schachtourist in der ganzen Zeit unternahm?
So genau weiß das keiner, er soll aber wiederholt beim Joggen und Spazierengehen überall auf der Insel gesichtet worden sein, sämtliche Aussichtspunkte der Insel entdeckt, mit falschen Papieren illegal öffentliche Verkehrsmittel genutzt, fleißig Schach-und Tennishighlights aus Wijk, Gibraltar und Melbourne sowie Partieanalysen von Stewart Conquest verfolgt und zudem im Livestream unsere Langspieler überwacht haben.
Alles richtig gemacht: Holly Außerdem machte er die Pubs, Diskotheken, Tennisplätze und Snookertische Gibraltars unsicher und fiel mit echt fiesen Franzibluffs beim Doppelkopf auf!
Nur Hollys Ursprungsplan, nach Afrika zu schwimmen, scheiterte wiederholt an widrigen Umständen ("Der Strand ist zu steinig!" "Das Wetter ist heute zu schlecht!" etc.).

Sprüche

"white stones"
"in front of the game"
Schon in Magdeburg gab es englische Perlen in Einstimmung auf Gibraltar, der Verfasser wird hier nicht geoutet!

"bei facebook joinen und antwittern"
von Effi eingeführte neueste Art der Kontaktaufnahme

"0246813579"
Gut, dass das Passwort noch mal aufgeschrieben wurde, das kann sich doch keiner merken!

"Erfinder: ich, Seefahrer: ich, Frauen: Holly [...] Lifestyle: ich natürlich, Sex & Crime: Holly; naja, Ausgleich"
Effi analysiert seine Chancen in einem möglichen Anno-Domini-Duell mit Holly

Üben für Münchhausen Ein Affe namens Dana Affenposen

"Ja, Punkt!"
Effi ist erfreut über 'Losglück' Stefanowa.

"normal nuts"
erster Punkt unserer Einkaufsliste

"From Abdul to Jason"
wir wissen bis heute nicht, wer Jason ist

"Okay, you are Dana. But I am quick and clever!"
Effi, der sich im Tennis klar im Vorteil wähnt

"Do you know my backhand slice?"
kurze Zeit später folgt Effis Anmachspruch

Die Säulen des Herkules Wind Affenfelsen

"She shot the kangaroo"
unser aller Gegner und Kultfigur Ibrahim Ogada-Osir (Ibi)

"Honorificabilitudinitatibus"
längstes Wort in Shakespeares Werken ('the state of being able to achieve honours') und geplanter Teamname für Maria+Normi

"Reich mal Rum!"
gaaaaanz schlechtes Wortspiel

"Rita Rasssssssa!"
Insider zwischen Dana, Holly und mir, die wirkliche Bedeutung erfasst kein deutsch-lettisches Wörterbuch

Endplatzierungen:
26. Alexander Naumann 6,5/10
39. Dana Reizniece 6,5
72. Evgeny Degtiarev 5,5
88. Gordon Andre 5,5
123. Maria Schöne 5
170. Norman Schütze 4

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