Deutscher Mannschaftspokal 2007/08, Viertelfinale

Finale in Sachsen-Anhalt ohne Sachsen-Anhalt-Beteiligung

Holly vs. Viesturs Eine spannende Pokalsaison ist für uns zu Ende gegangen. Magdeburg war im doppelten Sinne nicht mehr allzu weit, aber gegen eine starke Auer Mannschaft hieß es leider "Endstation".
Einige wenige Ergänzungen zu den gestrigen Forumsberichten: Aue kam mit der in etwa erwarteten Mannschaft – allein die Aufteilung der SpielerInnen auf die Bretter hätten wir uns geringfügig anders gewünscht. So hatten wir die psychologisch vielleicht nicht ganz glückliche Meijers - Schütze, Görlitz 2002 Situation zweier Neuauflagen von Punktspielpartien an unseren Weißbrettern. Beide Begegnungen gingen seinerzeit (unsere erste Oberligasaison) eher unglücklich verloren – insbesondere die von Brain nach 7 Stunden. Auch hätten wir wohl nichts gegen ein Ex-USC-Derby Holly vs. Dorian einzuwenden gehabt. Und schließlich bekam Normi keine Gelegenheit zu geometrischen Motiven wie im nebenstehenden Diagramm, als er in Görlitz 2002 mit ...Ta7! Viesturs Meijers an den Rand einer Niederlage brachte (aber am Ende "nur" remisierte).
Brain vs. Tatjana und Inna vs. Dana Da uns die komplexe Stellung an 1 irgendwann entglitt und an den anderen Brettern nichts Entscheidendes zu unseren Gunsten zu erwarten war, verlief der Kampf einseitiger als erhofft. Dennoch gab es viele interessante Momente. Drei davon, die auch schon im Forum anklangen, noch einmal im Diagramm. Neu-Hamburger Dorian war gegen Normi in Diagrammstellung 1 mit 13.La3 (gegenüber 13.a4) Tf7 14.Tc1 f4 von seiner Modellpartie gegen Ftacnik aus dem Rowson abgewichen und hatte anschließend mit 15.g;f e;f 16.Sd4 stark geneuert, wonach Diagrammstellung 2 entstand. Die Drohung f4-f3 ist eine der wichtigsten Rechtfertigungen für das etwas anrüchige System gegen die Se2-Variante, und bislang hatten die Weißen dem mit 15.f3 Tribut gezollt. Die Zentralisierung des Springers ist natürlich viel wünschenswerter als f3, aber man muss dafür auch sehen, dass in Diagrammstellung 2 16...L:d4 17.D:d4 f3 für Schwarz nicht funktioniert. Weiß spielt 18.Se4 und hat nach 18...f;g mehrere Gewinnwege zur Auswahl wie 19.Tfe1 oder das von Dorian geplante 19.Lb2! g;f+ 20.T:f1.

Rogozenko - Schütze Rogozenko - Schütze Gaponenko - Reizniece
1) Rogozenko - Schütze nach 12...f7-f5 2) Rogozenko - Schütze nach 16.Se2-d4 3) Gaponenko - Reizniece nach 27...Dd5-xBe5

Dana stand schon geraume Zeit kritisch, und Inna hätte in Diagrammstellung 3 mit 28.Lb2 hübsch gewinnen können. Nach 28...D:f5 wird einfach der dreimal gedeckte Bf7 entfernt: 29.L:f7+! Weiß gewinnt nach 29...K:f7 30.Tf3 auf lange Sicht oder setzt im Falle von 29...T:f7 30.Dh8+! matt. Stattdessen folgte 28.Lg6??, und Dana hätte nun den Läufer einfach nehmen sollen, wonach Weiß nichts Besseres als Dauerschach hat. Es geschah jedoch 28...Lh6?? 29.Lh7+!, und Weiß gewann.

Abendtafel Der Abend verlief noch sehr gesellig, nachdem es sich Rainer zum Ziel gesetzt hatte, die "60 EUR Fahrtkostenausgleich mit den Löberitzern gemeinsam zu versaufen." Feiner Zug! Für das Finale in Magdeburg ist damit unser Daumendrücken gewiss ;-) Gelegenheit zum Wiedersehen findet sich bald, z. B. für Inna, Tatjana und Dana beim Damenturnier in Stockholm Ende März oder für die ehemaligen Magdeburger Studenten beim Grillen in Hamburg ...

c. r.

  SG 1871 Löberitz Nickelhütte Aue 1:3
1 Schütze, Norman GM Rogozenko, Dorian 0-1
2 Pröhl, Holger GM Meijers, Viesturs ½
3 Schuster, Martin IM Vasilevich, Tatjana ½
4 WGM Reizniece, Dana IM Gaponenko, Inna 0-1

(fett formatiert = Weiß)

Nachstehend noch einmal die Forumseinträge mit Live-Charakter. Dank an alle, die mitgemacht haben.

(riker/14.27):

Folgende Paarungen haben sich ergeben (DWZ in Klammern):
1. D. Rogozenko (Aue/2502) - N. Schütze (Löberitz/2245)
2. H. Pröhl (Löberitz/2377) - V. Meijers (Aue/2520)
3. M. Schuster (Löberitz/2221) - T. Vasilevich (Aue/2352)
4. I. Gaponenko (Aue/2358) - D. Reizniece (Löberitz/2287)

Wenn Aue 1 und 2 sowie 3 und 4 jeweils getauscht hätte, wäre mir das lieber gewesen, aber es ist kein Wunschkonzert. Wir haben uns früh auf diese Farben festgelegt und treten in Bestbesetzung an. Aue dennoch favorisiert.

Brett 1:
Fianchetto-Grünfeld-Inder mit Se2 - soweit ich mich erinnere eine der trickreichen und chancenreichsten Zugfolgen in diesem Sytem.

Brett 2:
Hm, kein EX-USC-Duell, da Dorian das Spitzenbrett hütet. Natürlich wieder c3-Sizilianer und dort diese scharfe Variante, wo Schwarz früh Lb4/e5-e4 spielt.

Brett 3:
Weiß verweigert mit Sf3 Nimzo-Indisch, dann kam Lb4+. Könnte dann Bogo-Indisch heißen, bei den Namenskonventionen kenne ich mich hier wieder nicht aus.

Brett 4:
Benoni, und der schwarze Läufer steht auf g4.

(Stratov/15.26):

Meiner Ansicht nach, kann man aus Sicht der Gastgeber mit dem Eröffnungsverlauf recht zufrieden sein. Grund zur Freude gibt es sicher bei den Zuschauern, da sich einige sehr scharfe Duelle abzeichnen. Für die nötige Spannung ist also gesorgt:

Brett 1
Der Grünfeld-Inder ist mittlerweile in eine dem Leningrader-System recht ähnliche Stellung übergegangen. Normi setzte hier bereits die "holländische Lanze" (f5-f4) an. In den gängigen Varianten verspricht dies dem Schwarzen meist aktives Gegenspiel.

Brett 2
Der Sturm hat sich hier etwas gelegt. Holly verbleibt nach der Eröffnung mit dem Läuferpaar und kann daher, wenn auch nur geringen, Vorteil reklamieren.

Brett 3
Auch hier ist eine ruhigere Position entstanden. Ich würde es als eine Art Halbslawisch mit reduziertem Material (jeweils ein Läufer- und Springerpaar vom Brett) beschreiben. Der Bauer d5 hat sich bereits gegen c4 getauscht. Beide Könige sind rochiert und es ist daher nicht mit spektakulären Mattangriffen zu rechnen. Ich tippe auf einen strategischen Positionskampf. Brain wird’s freuen ;) Der hat zudem die Möglichkeit einen für diese Stellungen typischen Minoritätsangriff am Damenflügel zu starten.

Brett 4
Dana gerät schon frühzeitig etwas unter Druck. Während der schwarze Plan eines Damenflügel-Angriffs aufzugehen scheint, steht ihr König auf der anderen Brettseite in der Schusslinie von Dame und Turm ihrer Gegnerin.

(Simon/15.48):

Brett 1
Normi spielt schnell und hat rund eine halbe Stunde Vorsprung. Weiß brauchte gerade recht lang, um sich zu gxf4 durchzuringen und damit den weißen g gegen den schwarzen e Bauern zu tauschen. Die Schwächung des kurzrochierten Königs scheint allerdings nicht wirklich ins Gewicht zu fallen, da die schwarzen Springer auf a6 und b6 sehr weit entfernt stehen. Weiß hat Vorteil im Zentrum.

Brett 2
Holly schafft sich drei isolierte Bauerngruppen gegenüber zweien beim Gegner. Schwarz hat derzeit keine Schwächen, andererseits lässt das weiße Läuferpaar auf Initiative hoffen.

Brett 3
Noch ist nichts los. Schwarz wird sich mit e6-e5 befreien, in der Zwischenzeit wird sich Weiß versuchen am Damenflügel auszubreiten.

Brett 4
Dana muss sich eines Königsangriffes erwehren. Fast alle weißen Figuren streben zum gegenerischen König. Gegenspiel am Damenflügel hat Dana nicht. Immerhin sollten ihr über kurz oder lang einige Felder im Zentrum gehören ...

(riker/17.13):

Nach drei Stunden zeichnet sich ein schwieriger Kampf für uns ab. Normi hat ein Endspiel mit Minusqualität. Ausreichende Kompensation kann man nicht vermelden.
Holly hat ideenreich gespielt, um die Remisbreite zu verlassen und in ein Turmendspiel mit Minusbauer abgewickelt, indem aufgrund eines Freibauern und des aktiveren Königs aber wohl nur Weiß auf Gewinn spielt. Trotzdem ein Turmendspiel ...
Dana hat einen Bauern verloren, und Weiß steht sicher auch gut, aber zumindest ist das Brett noch voll und die Stellung einigermaßen kompliziert.

(Tatjana Melamed/17.13):

Ich habe von Anfang an alle Partien beobachtet. In der Partie Rogozenko-Schütze war es schwer einzuschätzen, da die Stellung zu scharf war. Ich dachte sogar, dass Norman eine Figur gewinnen kann, aber es ging nicht. In dem Moment stand Tatjana Vasilevich schlecht, die Stellung war eingeengt, der Gegner hat allerdings dreifache Stellungswiederholung zugelassen. Also Remis, dann war ich mit Tatjana kurz raus, um uns ein bisschen zu unterhalten, als wir wieder zugeguckt haben, hat Norman einen Fehler gemacht und die Stellung von Dorian war klar besser (Dorian hat inzwischen gewonnen). Unser Chef Rainer hat uns immer über die Partien informiert, nach seiner Meinung stand zu dem Zeitpunkt Inna schlecht, was absolut nicht stimmte, da sie die ganze Partie starken Angriff hatte. Außerdem kenne ich Inna so gut, um mit großer Sicherheit zu sagen, dass sie noch besser spielt, wenn sie keine Zeit hat.

(riker/18.14):

Pünktlich zur Zeitkontrolle ist alles beendet. Dana konnte letzten Endes dem Druck am Königsflügel nicht mehr standhalten. Hollys Turmendspiel ging am Ende Remis aus, nachdem zuletzt doch Holly dafür arbeiten musste. Alles in allem also klare Sache für die Gäste. Herzlichen Glückwunsch nach Aue!
Kleine Korrektur zur Holly-Partie: Die Abwicklung ins Turmendspiel war doch eher dazu gedacht, ein anderweitig leicht schlechteres Endspiel zu vermeiden. Das Turmendspiel ist wohl doch besser für Schwarz, aber objektiv sicher remis, wie sich ja dann auch zeigte. Hier war wohl der Wunsch Vater des Gedanken.

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