Deutscher Mannschaftspokal 2013/14

Zwischenrunde Leipzig

Am Wochenende machten wir uns gestärkt durch unser Pokalerlebnis in Berlin frohgemut nach Leipzig auf. Als Gegner standen zunächst zur Auswahl: die favorisierte SG Leipzig, Sangerhausen und VfB Leipzig. Auch wenn dies im Vergleich zu den anderen Gruppen sicherlich insgesamt der leichteste Lostopf war, war für uns an ein Weiterkommen trotzdem eher nicht zu denken, konnte doch die SG ein Team mit bestimmt 200 Elo-Punkten im Schnitt mehr auf die Waage bringen.
Geschichte wiederholt sich ja angeblich nicht, aber ähnlich ist sie sich dann doch manchmal ...

Wir bekamen am Samstag Sangerhausen zugelost, eine durchaus lösbare Aufgabe. Normi an Brett 1 sollte seine Angriffskünste gegen Jakob Engelmann beweisen, Martin an Brett 2 Florian Heyder neutralisieren, ich hatte mir mit Schwarz an Brett 3 gegen Michael Hillmann einiges vorgenommen, während sich Reyk an Brett 4 mit Weiß gegen Dustin Richter versuchen durfte.
Die Eröffnungen verliefen nicht ganz wie erwartet. Normi hatte sich im Caro-Kann zunächst solide aufgebaut, isolierte dann aber freiwillig seinen d-Bauern und stand darauf hin leicht schlechter. Martin spielte ebenfalls Caro-Kann und überließ seinem Gegner zunächst das Läuferpaar. Meiner einer spielte gewohnt unorthodox, suchte zunächst den Vorteil des Läuferpaars zu erhaschen, um dann mittels Entwicklungsvorsprungs auf Bauernraub auszugehen. Reyk wiederum spielte eine lange Theorievariante im Ben-Oni, die er sich irgendwann just mit seinem Gegner angeschaut hatte. Er konnte eine Figur gewinnen, musste dafür aber immerhin 3 Bauern geben. Am Damenflügel rollte die Bauernlawine auf ihn zu ...

Normi gelang es im weiteren Verlauf seine Figuren vorteilhaft zu entwickeln, aber wie gewonnen, so zerronnen. Er reklamierte zwar noch für sich, dass sein verbliebener Läufer den gegnerischen Springer dominiere, allerdings waren seine Bauern-Inseln ziemlich schwach, sodass es nicht zu verwundern war, dass alsbald einer von den Bauern fehlte. Letztlich ließ der Gegner freundlicherweise ein Dauerschach zu, sodass sich die Blicke auf die anderen Bretter richteten.
Reyk hatte wohl mehrfach deutlichen Vorteil, es gelang ihm auch die Bauernwalze zu vernichten. Als er allerdings auch noch den letzten dieser Bauern schnappte, verschluckte er sich dann doch ziemlich. Mit diesem Schlagen geriet er in eine Kreuzfesselung, die ihn zur sofortigen Aufgabe veranlasste.
Blieben also noch Martin und ich den nunmehrigen Rückstand aufzuholen. Martin schaffte es, sich unter Inkaufnahme einer verschlechterten Bauernstruktur zu befreien. Seine aktiven Türme ließen sogar auf einen ganzen Punkt hoffen. Mir gelang es im Mittelspiel den mit allen Kräften belagerten Bauern auf e4 zu gewinnen. Allerdings hatte die Eröffnung viel Zeit gekostet. Vielleicht trug auch das ungewöhnliche Partieformular (40. Zug in der Mitte der rechten Spalte) dazu bei, jedenfalls fehlte mir und auch meinem Gegner "plötzlich" die Zeit, sodass ab ca. Zug 20 Blitzen angesagt war ...

In der Zeitnot verwandelte ich meine infolge des Mehrbauern deutlich bessere Stellung leider in eine deutlich schlechtere. Mein hart erkämpfter schwarzer Läufer wurde immer trauriger, während sein Gegenüber, das weiße Ross, auf dem schließlich erreichten Idealfeld d5 vor meinem rückständigen Mehrbauern auf d6 unvertreibbar strahlte. Martin hatte unterdessen einen Mehrbauern herausgespielt. Aber wie es bei Martin halt so ist, Martins Partien haben mindestens die doppelte Remisbreite ;-).

Das Entscheidung nahte dann noch vor der Zeitkontrolle. Mein Gegner packte im 39. Zug eine "Kombination" aus, die mir zwei Leichtfiguren für einen Turm einbrachte. Der Rest war dann nur noch Sache der Technik. Martin konnte alsdann in vorteilhafter Stellung unbeschwert ins "geliebte" Remis einwilligen.
Am Ende stand ein 2:2, das uns aufgrund der besseren Brettwertung das Vorrücken in die nächste Runde und gleichzeitig die Qualifikation im deutschen Pokal für das nächste Jahr bescherte.

Am Sonntag stand dann der Kampf gegen SG Leipzig an. Doch halt, was war geschehen? Wie schon in Berlin wurde der Favorit bereits am Samstag zu unseren Gunsten aus dem Weg geräumt. Nach einem 2 ½ : 1 ½ hieß unser Gegner VfB Leipzig!

Es wurden noch schnell frische Pferde eingewechselt und schon ging es am Sonntag darum zu den letzen vier Mannschaften in Deutschland zu gehören. Die Aufstellung wurde den neuen Gegebenheiten angepasst. Normi und Sebi sollten stürmen. Da wir auch nominell Auswärtsmannschaft waren, durfte ich an Brett 1 mit Schwarz ran. Nicolas fiel Brett 4 zu. Normi hatte am Vortag die Auslosung vollzogen und mich anschließend telefonisch gut vorbereitet: Mein Gegner sollte entweder Heinrich oder Geiling heißen, nun gut, vielleicht auch noch Kalkhof ...

Am Sonntagfrüh ergaben sich schließlich folgende Paarungen:

  SG 1871 Löberitz VfB Leipzig
1 Spreng, Simon Rohne, Lars (!)
2 Schütze, Norman Heinrich, Thomas
3 Pallas, Sebastian Just, Wolfgang
4 Niegsch, Nicolas Geiling, Christian

Wie sich (im Nachhinein) herausstellte, sollte Lars Rohne seinem in Pokal und Liga angestammten Brett 1 treu bleiben.
Solchermaßen glorreich präpariert ;-), ging es los. Ich griff nach meinem "Überraschungscoup" in der Oberliga wieder mal zu Aljechin. Normi spielte gegen Sizilianisch, Sebi hatte Französisch auf dem Brett, während Nicolas sich königsindisch gegen einen ruhigen Aufbau mit d4 und Lf4 wehrte.

Wie schon in Berlin war auch diesmal die zweite Runde bedeutend einfacher und klarer als die erste. Normi gewann frühzeitig eine Qualität gegen einen Bauern und stand alsbald auf Gewinn. Sebi hatte die Eröffnung zwar etwas eigenwillig behandelt, nachdem aber sein Gegner auf den Gedanken kam unbedingt seinen guten Ld6 gegen den völlig abgemeldeten Ld2 tauschen zu wollen, entwickelten sich die Dinge positiv. Sebi strebte mit allen seinen Figuren zum Königsflügel und als dann sein Gegner auch noch auf c3 tauschte und damit sein Gegenspiel am Damenflügel zum Versanden brachte, ergab sich ein Spiel auf ein Tor. Nicolas tat sich dagegen schwer aktives Spiel zu finden. Etwaige kleinere Ungenauigkeiten versprachen ihm dagegen den sofortigen Untergang ...

Mit Blick auf diese Entwicklungen auf den anderen Brettern bot ich meinem Gegner erst einmal Remis an. Dies nahm Normis Gegner zum Anlass ebenfalls Remis anzubieten. Als Normi mir dann später sagte, dass er dieses angenommen hätte, wenn mein Gegner dieses Ergebnis ebenfalls akzeptiert hätte, war ich einigermaßen konsterniert. Hatte ich doch in der Überzeugung Remis angeboten, dass Normi gewinnen würde ...

Glücklicherweise lehnte Lars Rohne allerdings ab, sodass auch Normi seine Gewinnstellung weiterspielen durfte/musste. Schon wenig später spitzte sich die Lage an meinem Brett zu. In dem Bestreben auf Gewinn zu spielen, ließ mein Gegner zu, dass ich einen Bauern gewinnen konnte. Das dafür erhoffte Gegenspiel war allerdings etwas dürftig, sodass ich nur kühlen Kopf bewahren musste, um den vollen Punkt einzufahren. Nach einigen zweitbesten Zügen meinerseits hatte ich wieder ein Endspiel mit Springer und Läufer gegen Turm auf dem Brett, dessen Ausgang dennoch nicht zweifelhaft sein konnte.
Normi wollte da nicht hinten anstehen und zog seine Mehrqualität im Endspiel durch. Sebi hatte nach kombinatorischen Verwicklungen unter zeitweiligem Qualitätsscheinopfer ein gewonnenes Läuferendspiel erreicht. Auch wenn er die eine oder andere nicht wirklich notwendige Girlande hinzufügte, stand es recht bald 3:0. Das 4:0 blieb am Ende ein Traum, obwohl Nicolas' Stellung immer besser wurde. Am Ende konnte er seinen erspielten Mehrbauern nicht zum Gewinn führen. Mit diesem 3 1/2 : ½ haben wir das Halbfinale des Deutschen Pokals erreicht. Hurra!

Da AEM sich gegen deutlich stärkere Gegner ebenfalls durchgesetzt hat, ergibt sich zumindest rechnerisch eine 50% Chance für Sachsen-Anhalt auf den Titel "Pokalsieger DPMM" ;-). Kann allerdings sein, dass Baden-Baden oder Porz am Ende was dagegen haben ...

Simon

  SV Sangerhausen SG 1871 Löberitz 2:2 (4,5:5,5)
1 Engelmann, Jakob Schütze, Norman ½
2 Heyder, Florian Schuster, Martin ½
3 Hillmann, Michael Spreng, Simon 0-1
4 Richter, Dustin Schäfer, Reyk 1-0
  SG 1871 Löberitz VfB Leipzig 3,5:0,5
1 Spreng, Simon Rohne, Lars 1-0
2 Schütze, Norman Heinrich, Thomas 1-0
3 Pallas, Sebastian Just, Wolfgang 1-0
4 Niegsch, Nicolas Geiling, Christian ½

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