Deutscher Mannschaftspokal 2013/14

Vorrunde Berlin

Einstimmung in musikalischer Konditorei Mit eher geringen Erwartungen und vor allem der Spielfreude meiner Mitstreiter Simon, Nicolas und Fridolin im Gepäck reisten wir zur Vorrunde im Deutschen Mannschaftspokal. Die Gruppe erschien zwar etwas leichter als einige andere, aber aufgrund diverser Terminüberschneidungen fehlten uns gleich mehrere Aktivposten der I. Mannschaft. Die Gegner hießen in Berlin Greifswalder SV (Oberliga Nord Ost), SSG Lübbenau (Landesliga Brandenburg) sowie Gastgeber SC Weiße Dame Berlin (Landesliga Berlin).

Krimi Weiße Dame - Greifswald Die Auslosung meinte es gut mit uns, trafen doch die Favoriten Weiße Dame (DWZ-Schnitt ca. 2200) und Greifswalder SV (DWZ-Schnitt ca. 2135) aufeinander, während wir (ca. 2050) leicht favorisiert gegen Lübbenau (ca. 2030) in den Kampf gingen. Vermutlich auch nicht geschadet hat unseren Chancen, dass Greifswald mit etwas Schlachtenglück den favorisierten Gastgeber in einem dramatischen Match bezwingen konnte. Ausgerechnet an Brett 4 (OT OT: "Das oft unterschätzte 4. Brett ...") zeigte sich Ex-Hallenser Wilko Stubbe (habe mich sehr über das Wiedersehen gefreut) trickreich wie eh und je und zauberte aus einer eher etwas unangenehmeren, jedenfalls keinesfalls gewinnträchtigen Stellung eine siegbringende Springergabel, was aufgrund der Berliner Vorteile in ihrer Wertung auch nötig war.

Vs. Lübbenau Unser Kampf stand lange auf Messers Schneide, auch wenn Frido an Brett 4 gegen Torsten Schröder ziemlich schnell auf der Siegerstraße war. Ein anrüchiges gegnerisches Figurenopfer wurde recht trocken widerlegt. Das sollte Fridos Spezialgebiet an diesem Wochenende sein.
Ein Figurenopfer brachte auch ich an 3 gegen Olaf Erlach in einer scharfen Stellung mit heterogenen Rochaden. Wenn man tief in die Varianten geht, Nico und Frido am Lietzensee findet sich Kompensation, die typischerweise mit 0.0 irgendwann 12 Züge später endet. Aber zumindest praktisch zweifelhaft war es allemal, zumal ich die Computerideen für Schwarz nie im Leben hätte finden können und ruhigere Alternativen mit guter Stellung zur Verfügung standen. Am Ende war der weiße Materialvorteil (2 Türme + 3 Figuren vs. Dame + Figur + 3 Bauern) trotz weißen Wanderkönigs klar ausreichend und Lübbenau ging nach Wertung verdient 1:1 in Führung.

Vs. Lübbenau Forsch nach vorn spielte Nicoals an Brett 2 gegen Manfred Jandke mit mutigem Bauernopfer in der Eröffnung und reichlich unklarer Stellung. Als keiner recht durchblickte, bot sein Gegner remis – wie sich später herausstellte in für ihn klar vorteilhafter Lage. Glück für uns, so wurde uns ein evtl. Blitzstichkampf erspart.
Der Druck lag nun bei Simon am Spitzenbrett, der erst die gegenerischen hängenden Bauern auf d5/c5 und später den Isolani solange belagerte, bis schließlich der d5 fiel. Die Realisierung stieß aber aufgrund aktiver schwarzer Figuren auf erhebliche Schwierigkeiten. Insbesondere hätte sein Gegner in dieses Turmendspiel abwickeln können (ließ aber die Leichtfiguren und ein Bauernpaar am Damenflügel auf dem Brett):

Spreng - Berndt Eliskases - Bogoljubow Botwinnik - Najdorf
Spreng - Berndt (Var.), Berlin 2014: = Eliskases - Bogoljubow, Deutschland 1939: = Botwinnik - Najdorf, Moskau 1956: +-

Wir alle kennen das Beispiel rechts Botwinnik - Najdorf und haben es schon in Trainerlehrgängen mit Normi geübt. In vielen Varianten dringt der weiße König entscheidend über g6 ein. In Simons Beispiel ist man geneigt, den Doppelbauern als günstig für Weiß einzuschätzen, aber maßgebend ist die schwarze Kontrolle über g6. Simon schätzte seine Gewinnchancen anschließend in diesem Punkt auch als kritisch rein und lag damit richtig (entgegen der Computerbewertung von -2.2). Müller/Lamprecht: "With doubled f-pawns, the defender can also draw as it is difficult to make progress without exchanging pawns." Angeführt wird das Beispiel Eliskases - Bogoljubow, dessen Bauernstruktur nahezu identisch zu unserem Fall ist.
Jedenfalls ging Klaus Berndt an dieser Möglichkeit vorbei und wenig später war der entscheidende Sieg unter Dach und Fach. Wir mussten dann noch ein wenig organisatorisch kurbeln, denn nicht alle waren optimistisch genug, die Berlin-Übernachtung vorab zu buchen. Hohes Besucheraufkommen wegen der Grünen Woche und beste Innenstadtlage boten zusätzliche Herausforderungen, die aber letztlich zufriedenstellend gelöst wurden.

Analyse: Olaf Teschke und Simon Anderntags mussten wir uns gegen Greifswald nicht mit der Favoritenbürde plagen und es klappte nahezu alles. Ich habe es schon oft erlebt, dass es am Pokal-Samstag bedeutend dramatischer zugeht als am Sonntag, vermag aber nicht zu sagen, woran das liegt :-o
Zunächst war festzustellen, dass Wilko und ich offenbar für Doppelschwarz vorgesehen waren (bei mir auch ein kleiner Ausgleich für die vielen Punktspiel-Weißpartien) und auf diese Weise aneinander vorbei rutschten. Wem dafür die Schuld zu geben sei, konnte nicht geklärt werden.

Ralf Mohrmann unter den Kiebitzen Der Kampf nahm frühzeitig einen positiven Verlauf. Ich konnte gegen Richard Valet in einem damenlosen Mittelspiel dem weißen Entwicklungsvorsprung das Läuferpaar entgegensetzen, als mein Gegner plötzlich dreizügig eine Figur einstellte. Führung für uns nach einer knappen Stunde. Dermaßen früh entlassen konnte ich mich auf ein weiteres Treffen mit einem alten Bekannten freuen: unserem ehemaligen Wolfener Teamkollegen Ralf Mohrmann, der jetzt bei Weiße Dame aktiv ist und zum Kiebitzen vorbei schaute.
Wilko hatte gegen Frido eine typische französische Struktur erreicht und konnte eigentlich zufrieden sein. Er wollte jedoch mit Macht ein typisches Qualitätsopfer auf f3 anbringen, als es nicht funktionierte. Frido ging aus den Verwicklungen mit Mehrfigur hervor. Auch wenn Schwarz noch im Trüben fischte, war der weitere Punkt für uns hier absehbar.

Wilko und Frido analysieren Damit konnten wir die Greifswalder Spitzenbretter schon frühzeitig unter Druck setzen. Simon spielte eine starke Partie gegen Blogger Olaf Teschke und ließ in einer sehr asymmetrischen damenlosen Stellung die drei verbundenen weißen Freibauern am Damenflügel letztlich nicht zur Geltung kommen. Druckvolles Spiel gegen den weißen König und die schnelleren Freibauern (obwohl nur zwei an der Zahl) entschieden den Pokalkampf für uns sogar noch kurz vor Fridos Vollstreckung.

Christian Bartolomäus: "Vielleicht war Remis gerecht ..." Es blieb Brett 2 und hier sah es nach Ergebniskosmetik für Greifswald aus. Allerdings nicht ohne Auf und Ab. Zunächst hatte Nico in der Eröffnung gegen das Greifswalder Oberliga-Spitzenbrett Christian Barolomäus (ca. 200 DWZ-Punkte "schwerer" und einer der Matchwinner am Samstag) mutig Remis abgelehnt. Respekt! Der Mut zahlte sich zunächst nicht aus, denn Schwarz kam in Vorteil und hielt diesen bis ins Turmendspiel fest, nachdem beide in der Zeitnotphase einen Qualitätsgewinn für Weiß übersehen hatten, der die Partie ganz anders hätte verlaufen lassen können. Nur noch vom Inkrement lebend gelang es Christian nicht, das gewonnene Turmendspiel zu gewinnen und Nicos zähe Verteidigung wurde mit einem Remis belohnt. Eigentlich ein gelungener Schlusspunkt unter einen erfolgreichen Pokalausflug, wenn nicht beim gemeinsamen Abendessen in der Dessauer Sportsbar von allen Bildschirmen der miese Kick zwischen Bremen und Braunschweig geflimmert hätte ;-)

Würfelnd durch die Bronzezeit Danken möchte ich den Berlinern für eine gelungene und engagierte Ausrichtung, auch als sie selbst schon ausgeschieden waren.
Die Zwischenrunde ist bereits eingeteilt und erinnert mit dem VfB Leipzig als Gastgeber sowie Sangerhausen und der SG Leipzig als weiteren Beteiligten nach dem Ausflug in den Norden wieder sehr an Oberliga-Ost bzw. unsere Freundschaftsvergleichskämpfe an gleicher Stelle. Eine schwere Gruppe hat AEM erwischt mit dem SK Norderstedt, Lübecker SV und SC Kreuzberg. Den Viertelfinalisten winkt die Qualifikation für die kommende Saison.

Reyk

  SSG Lübbenau SG 1871 Löberitz 1,5:2,5
1 Berndt, Klaus Spreng, Simon 0-1
2 Jandke, Manfred Niegsch, Nicolas ½
3 Erlach, Olaf Schäfer, Reyk 1-0
4 Schröder, Torsten Mertens, Fridolin 0-1
  SG 1871 Löberitz Greifswalder SV 3,5:0,5
1 Spreng, Simon Teschke, Olaf 1-0
2 Niegsch, Nicolas Bartolomäus, Christian ½
3 Mertens, Fridolin Stubbe, Wilko 1-0
4 Schäfer, Reyk Valet, Richard 1-0

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