3. Spieltag: Treptower SV 1949 - SG 1871 Löberitz 3,5:2,5

Jugendbundesliga. Das Wort an sich klingt schon mal gut, besser als Bezirksliga oder gar Kreispokal (gruselgrusel). Und so kommt es, dass ein Auswärtsspiel promt in Berlin ist. Für die anderen vielleicht Routine, aber für mich die weiteste Punktspielfahrt bisher. Gegen Treptow sollte es zur Sache gehen und die Situation sah nicht gerade rosig aus. Der halbe Stamm fehlte – nur Frido, Konstantin und meine Wenigkeit waren dort vertreten. Dafür spielten an den letzten drei Brettern Nicklas, Marlen und Sebastian (Schmidt, nicht Pallas).
Fridolin kam schon am Freitagabend bei uns zu Hause an und wir vertrieben uns die Zeit mit Computerspielen, Vorbereitung und - natürlich - Internetblitz. Von meinem ramponierten Account brauche ich jetzt gar nicht anfangen, wir haben uns ganz gut geschlagen, dafür, dass die halbe Mannschaft aus mir bestand. ;) Dann wurde noch, wie jeden Freitagabend, die heute-Show geguckt und gelacht. Dann ab ins Bett und ausschlafen für Samstag.

Nach einem schönen (ersten) Frühstück fuhren mein Papa, Frido und ich gen Hauptstadt. Da mein Vater eine Prüfung dort zu absolvieren hatte, sind wir schon halb zehn am Spielort gewesen. Flugs also ein kleines Café gesucht und dort beim (zweiten) Frühstück nochmehr Vorbereitung gemacht. So sollten alle Punktspiele sein!
Der KAFFEE!!! Nach dem Essen sind wir dann noch ein wenig im Plänterwald spazieren gegangen, der gleich um die Ecke lag. Meine Eltern waren dort letztens und erzählten mir später, dort könne man einen alten Rummelplatz besichtigen. Das war also das unheimliche Gelände, das wir für einen geschlossenen Jurassic Park hielten. Mit dem Nebel und den halben Dinosaurier-Attrappen wirkte es aber wirklich so, dazu noch die "keep out!"-Schilder am verrosteteten Zaun. Ansonsten war der Wald sehr friedlich, Vögel zwitscherten, Joggerinnen joggten vorbei und ein Kaffee stand einsam im Walde. Wer hatte ihn getrunken? Ein Bär? Bigfoot? Und was haben die Illuminaten damit zu tun? Fragen über Fragen, von denen uns der schweigsame Becher leider keine einzige beantworten konnte.

Nun aber zur schachlichen Seite: Die Gegner fanden sich schnell, nachdem unsere Mannschaft komplett war, und dann ging es auch schon los. Hinten haben wir fast zeitgleich zwei Punkte verloren, Sebastian hatte seit der Eröffnung einfach eine Figur weniger und Marlen stand auch schlechter und verlor.
Nicklas hielt seine dubiose Königsstellung noch eine Weile und konnte am Ende ein Remis verbuchen. Für die Stellung warscheinlich ein Segen, der Mannschaft half das aber nicht mehr wirklich. Kurz danach bot Konstantin Remis, was ebenfalls angenommen wurde. Er spielte mit Schwarz das Marshall-Gambit, sein Gegner konterte mit einer Nebenvariante. Schwarz hätte einfach richtig in ein ausgeglichenes Endspiel abwickeln können, aber da man in einem Gambit einen Bauern opfert, tat Konsi das auch. Er verteidigte seine schlechte Stellung dann noch und spielte, wie gesagt, Remis.

Fridos Partie war die nächste Friedensschließung. In einem Drachensizilianer hatte er einfach zwei Tempi gegenüber den Hauptvarianten gewonnen, konnte mit dem Angriff am Königsflügel aber nicht durchdringen und wickelte stattdessen mit einem falschen Gedanken im Kopf ins Endspiel ab. Den Bauern konnte er gar nicht halten, sodass die gedacht bessere Stellung auf einmal mit dem schlechten Läufer gegen den relativ dominanten schwarzen Springer sogar schlechter war. Und das als Weißer, wo man Frido doch allgemein als den Drachentöter kennt (siehe seinen Christian-Zimmermann-Score). Dem Gegner reichte ein Remis, sodass der Verlust schon feststand.
Ich spielte derweil mit Weiß gegen die Skandinavische Verteidigung, die auch ohne spezielle Vorbereitung mit Weiß gut läuft :-) so konnte ich einen Entwicklungsvorsprung erwirken, während Schwarz sich erstmal entknoten musste. Nicht unwesentlich zur allgemeinen Unkoordiniertheit trug meine Dame auf c7 (!) bei. Nach 20 Minuten Nachdenken entschied ich mich in der kritischen Stellung für die lange Rochade, die allerdings ein Figurenopfer beinhaltete. Gefühlt war die Stellung total verloren für Schwarz, aber so einfach ist das alles nicht. Ich spielte ungenau, sodass Schwarz mit der Rochade entwischen konnte und nebenbei noch die Mehrfigur behauptete. Mein Versuch, sie zurückzugewinnen, war ungenügend, aber zum Glück sah das niemand von uns. So entstand ein Endspiel, in dem ich schon einen Mehrbauern hatte. Mein Gegner kannte sich anscheinend nicht gut aus und ließ meine Türme auf die siebte Reihe eindringen. Kurz bevor der dritte Bauer gefallen wäre, gab er auf, da seine Mannschaft ja schon die wichtigen 3,5 Punkte hatte. So war es also eine Niederlage, aber niedriger als erwartet.

Insgesamt kann ich nur sagen, dass mir das Wochenende Spaß gemacht hat und das Schachspiel dabei weniger wichtig war, da das Ergebnis im Prinzip von vornherein feststand. Aber Kopf hoch zum nächsten Spiel, an dem ich hoffentlich wieder Brett 5 (und damit der Reststamm wieder dabei) spiele ;)

Nicolas

  Treptower SV 1949 SG 1871 Löberitz 3,5:2,5
1 Münch, Robert Mertens, Fridolin ½
2 Pixa, Richard Bolshakov, Konstantin ½
3 Doering, Andre Patrick Niegsch, Nicolas 0-1
4 Schlesier, Tim Braun, Nicklas-Stefan ½
5 Klodt, Daniel Eltze, Marlen 1-0
6 Klodt, Nicolas Schmidt, Sebastian 1-0

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