Das Schachmuseum Löberitz (2)

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Das Museum hat keine festen Öffnungszeiten, ist aber in der Regel jeden Feitag von 17.00 bis 21.00 Uhr zu besichtigen. Weitere Termine können über Konrad Reiß (+49 (0)34956 / 25360 (privat), +49 (0)034956 / 60104 (dienstlich) oder über E-Mail vereinbart werden.

Gebäude (II)

Traum von einem eigenen Schachclub wird 1992 Wirklichkeit

Dieser Teil war schon früher hier veröffentlicht. Er ist leicht überarbeitet im Museumskontext und neu bebildert.

Schachclub-Gebäude

Der Wunsch sollte dann im Frühjahr des Jahres 1992 durch die sich neu entwickelnden Gegebenheiten zur Realität werden. Als Folge der Deutschen Wiedervereinigung kam es in den neuen Bundesländern zu einer Neustrukturierung des Schulsystems. So wurde unter anderen in Löberitz die zehnklassige allgemeinbildende polytechnische Oberschule abgeschafft. An ihrer Stelle nahm eine vierklassige Grundschule den Schulbetrieb auf. Die älteren Schüler mussten die Sekundarschulen in Salzfurtkapelle und Zörbig oder die Gymnasien in Wolfen und Sandersdorf besuchen. Ob diese neuen Schulformen besser waren als die heutigen kann bezweifelt werden, doch die kleinere Anzahl von Schülern brachte der Gemeinde Löberitz viele freie Klassenräume. Die beiden alten Schulen aus den Jahren 1678 und 1851 am Schulplatz in der Nähe der Kirche wurden sogar ganz geschlossen.
Für die Schachspieler bot sich nun der verwaiste Lager- und Maschinenraum des Werkraumes auf dem Schulgelände am Sportplatz an. Der Raum befand sich auf der Ostseite im noch erhalten gebliebenen Seitenflügel des ehemaligen Löberitzer Rittergutes. Das Rittergut selbst, im Volksmund auch "Burg" genannt, wurde in den siebziger Jahren wegen Baufälligkeit abgerissen. An dessen Stelle wurde dann der neue Löberitzer Kindergarten gebaut. Im stehen gebliebenen Seitenflügel, dort wo sich früher die gutseigene Brauerei befand, wurden ein Klassen- und ein Maschinenraum für den Werkunterricht eingerichtet. Der mit seinem schönem Gewölbe erhalten gebliebene Bierkeller wurde als Lager genutzt. In diesen Keller, also genau unter dem Schachclub, wurde für einige Jahre die Öl-Heizungsanlage für Schule, Kindergarten, Schachclub und dem Vereinsraum der "Liedertafel Löberitz" eingebaut. Inzwischen hat die Heizungsanlage auf Flüssiggasbasis unter dem Chorraum einen neuen Platz gefunden. Die Öltanks wurden zurückgebaut.

Schachclub 1992

Nach Antrag der Gemeinde Löberitz vom 10.10.1991 wurde die über viele Jahre im Löberitzer Grundbuch11) als "Eigentum des Volkes" deklarierte Immobilie12) wieder der Kommune als Eigentum übertragen. Rechtsgrundlage für den Zuordnungsbescheid vom 18.05.1992 der Oberfinanzdirektion Magdeburg, Vermögenszuordnungsstelle Halle, war der Artikel 21 des Einigungsvertrages zwischen der Bundesrepublik Deutschland und der Deutschen Demokratischen Republik vom 31.08.1990.
Den Antrag stellte damals Konrad Reiß, der vom Bürgermeister Willi Kaspar als Mitarbeiter der Gemeindeverwaltung13) eingestellt wurde und mit der Öffentlichkeitsarbeit sowie Bearbeitung von Liegenschaftsangelegenheiten, vorrangig der Klärung aller offenen Vermögensfragen zwischen Gemeinde, Privatpersonen, der Treuhandanstalt oder dem Bundesvermögensamt, in Löberitz betraut wurde.
Für die Raumnutzung wurde zwischen der Gemeinde und dem Verein ein langfristiger Pachtvertrag geschlossen. Bei Übernahme durch die Schachgemeinschaft befand sich der Raum ohne Heizung, ohne richtige Treppe, ohne Licht, ohne richtige Decke und ohne gängige Türen in einem bedauernswerten Zustand. Doch es war ein eigener Raum und mit dem klaren Ziel vor Augen packten die Schachspieler zu. Thomas Richter, Uwe Bombien, Konrad Reiß, Heiko Thomaschewski, Helmut Bombien, Heinz Richter, Anke Schröder, Thomas Bombien, Roland Franke und Nicole Nentwig waren beim Ausbau die Hauptakteure. Unterstützung erhielten sie durch Edith Richter, Katharina Reiß, Olaf Richter und vor allem dem Tischlermeister Kurt Rudolph14), der kostenlos die Haupteingangstür herstellte. Die Buntglasscheibe für die neue Außentür und für die Zimmertür stammt übrigens von Herbert Klyszcz, dem Vater unseres Oberligaspielers Michael, aus dem Hamburger Vorort Großhansdorf.
Die Gemeinde Löberitz beteiligte sich mit ca. 2.000,- DM. Diese Summe kam hauptsächlich durch den zusätzlichen Einbau der Heizkörper zustande. Die Schachspieler investierten aus ihrer Tasche und aus der Vereinskasse 5.000,- DM. Für den kleinen Verein, der sich vorrangig aus Nachwuchsspielern rekrutierte, war das schon ein gehöriger Kraftakt. Leider beteiligte sich weder der Bitterfelder Kreissportbund noch der Landessportbund von Sachsen-Anhalt. Die größten Kosten entstanden durch den Einbau einer Zwischendecke und der Treppe im Eingangsbereich.

Schachclub 1995 Drei alte historische Schränke aus dem 19. Jahrhundert passten sich optisch gut in den Raum ein. Stühle, Lampen und Geschirr kamen aus dem aufgelösten und an einen Alteigentümer rückübertragenen Kulturhaus, der jetzigen Gaststätte "Zum Reiter".
Heiko Thomaschewski besorgte kostengünstig 12 quadratische Tische aus dem sich zu diesem Zeitpunkt in Auflösung befindlichen Versuchsgut für Kartoffelforschung in Mößlitz.
An der Außenfassade wurden einige immergrüne Gehölze und Efeu gepflanzt. Die Grünfläche wurde damals kostengünstig mit alten ausgedienten Grabeinfassungen eingesäumt.
Am 26. Juni 1992 konnte dann der neue Schachclub nach zweimonatiger Bauzeit im Rahmen der Löberitzer Schachtage mit einer Uhrensimultanveranstaltung des Internationalen Schachmeisters Heinz Liebert aus Halle eröffnet werden. Nennenswert war auch die Anbringung einer schwarzen Granittafel mit der Aufschrift: "Schachclub der SG 1871 Löberitz" im April des Jahre 1994. Die Tafel wurde auf Vereinskosten vom ortsansässigen Steinbildhauer Sandro Turner15) geschaffen.

Im Herbst 1995 wurde in Vorbereitung auf das bevorstehende 125 jährige Jubiläum der Schachclub vollständig neu renoviert. Bei dieser Sanierung beteiligten sich hauptsächlich Uwe Bombien und Konrad Reiß. Hilfe kam aber auch noch von Helmut Bombien und Thomas Richter. Die teuerste Errungenschaft war ein neuer Teppichboden. Die Wände wurden in Stuhlhöhe mit Holz verkleidet, und eine Bar mit Kühlschrank, Wasseranschluss und Kochmöglichkeiten ließen den Raum noch gemütlicher werden. Das ist auch notwendig, denn viele Vereinsmitglieder kommen von außerhalb und sind deshalb auf einen ordentlichen Anlaufpunkt angewiesen.

Konrad Reiß (1996, überarbeitet 2007)

11) Grundbuch von Löberitz GBBl. 143 ("EdV") und nach Übertragung GBBl. 607 (Gem. Löberitz, jetzt Stadt Zörbig)
12) Gemarkung Löberitz, Flur 5, Flurstück 4/1
13) als Arbeitsbeschaffungsmaßnahme der Bundesanstalt für Arbeit Nürnberg
14) Kurt "Kuddel" Rudolph war ein Löberitzer Original (geb. 07.11.1937 und am 08.06.2003 verstorben)
15) Sandro Turner, (geb. 23.07.1973 und durch einen Verkehrsunfall am 17.06.2000 verstorben)

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