Erfolge an der Heimatfront

Aus! Aus! Aus! - Das Spiel ist aus! Das war für mich die bittere Tatsache bei meiner Partie in der 3. Runde am Freitag, dem 10. Dezember bei der XXII. Schachmeisterschaft 2004/2005. Da denkt man ans Aufhören und über die vermeintlich vergeudete Zeit nach.
Nach zwei schlaflosen Nächten ging es dann am Sonntag missmutig nach Löberitz. Eigenartigerweise wurde ich an diesem Wochenende mit keiner Spielabsage konfrontiert. Unser Flaggschiff, die I., spielte fernab im Osten der Republik und bei deren Abwesenheit geht es in Löberitz gewöhnlich sowieso etwas beschaulicher zu. Alles war an diesem nebligen Sonntagmorgen gerichtet. Die drei Spielräume -Schachclub I, Schachclub II und die Schule- waren angenehm beheizt, die Figuren waren aufgebaut und auch die Kaffeemaschine war im Gang. Der Geschäftsführer rauchte in Ruhe seine Morgenzigarette. Da stand das Schachleben schon wieder in einem etwas angenehmeren Licht.
Löberitz II zeigte gegen Schlusslicht Aufbau Bernburg II endlich einmal, was in der Mannschaft steckt. Ohne Niederlage und große Probleme remisierten mit Roland Franke, Henning Wildau, Martin Schütze und Klaus-Dieter Fenske die ersten vier Bretter. Rebekka Reiß gewann relativ schnell, bei Dr. Reinhard Liesigk ging ebenfalls die Rechnung auf, denn er musste schon allerhand riskieren um zu gewinnen, und Carsten Ramm, der völlig unausgeschlafen nach einer langen, wohl durchzechten Nacht ins Spiellokal kam, überwaltze förmlich seinen, an diesem Tag chancenlosen Gegner. Thomas Richter, der zugegebenermaßen mehr unter dem Namen Chevaliere de Rici bekannte Mannschaftskapitän, buchte dann auch noch einen halben Punkt aufs Mannschaftskonto.
Der Sieg kam für die II. im richtigen Moment und sollte für die noch ausstehenden Spiele im nächsten Jahr Kraft, Stärke und Selbstvertrauen bringen.
Zum richtigen Spitzenspiel der Bezirksliga wurde die Auseinandersetzung der III mit Köthens IV. Alle anderen Mannschaften waren schon lange fertig, ehe die Siege von Konrad Reiß und Mannschaftsführer Heiko Thomaschewski dem Sicherheitsremis von Stephanie Reiß folgten. "Neuerwerbung" Stephan Münzberg erkämpfte sich seinen eigentlich nie gefährdeten Sieg zu einer Zeit, als unsere anderen Gästemannschaften schon lange zu Hause beim Essen saßen. Drei Punkte Vorsprung auf die Verfolger Köthen und Zörbig lassen das vorgenommene Ziel näher rücken.
Gutes gibt es auch von unserer IV. zu berichten. Nach unglücklichen Niederlagen in den vergangenen Runden gab es endlich gegen einen Sieg gegen die in Bestbesetzung spielenden Roßlauer. Uwe Bombien fackelte gegen die kettenrauchende Scarlett Wachholz nicht lange und auch Josephine Reiß folgte relativ schnell Uwes Beispiel. Den halben, für einen Mannschaftssieg notwendigen Punkt, wollte Viktoria Reiß mit einem Remisangebot an ihren Gegner sichern. Doch der Gegner war mit dem Spatzen in der Hand nicht zufrieden und die Tauben auf dem Dach sind bekanntlich in Löberitz nur schwer zu kriegen. Mit dem errungenen Punkt war an diesem Tag auch das Reiß'sche Familienkonto gut gefüllt. Für Anne Bombien langte es nicht ganz. Hervorzuheben ist allerdings ihre langanhaltende Verteidigungsschlacht.
Noch Erfreulicheres gibt es von der VI. Mannschaft zu berichten. Die gewannen auch ihr letztes Spiel gegen Köthen V und können somit als Kreismeister ein blütenreines Punktekonto vorweisen. Da macht es auch nichts, wenn am Ende Sebastian Daus seine Partie verlor und der bisher voll punktende Mannschaftsführer Andreas Daus zum Remis einwilligte. Das konnte er sich auch locker erlauben, da ja Sohn Christian seine Partie gewann. Es ist schwer bei solch einer homogenen Mannschaftsleistung jemanden hervorzuheben, doch bei Niclas Gaus muss man das schon tun. 4 Spiele - 4 Siege - 100%! Mehr brauch man da nicht zu schreiben. Drücken wir der Mannschaft um Andreas Daus mit seinen jugendlichen "Mannen" schon jetzt für das entscheidende Endspiel am 13.02.2005 gegen Pratau II die Daumen.
Sebastians Niederlage war übrigens die einzige, die das Team über die gesamte (!) Spielzeit abgab. Es war eine von zwei Niederlagen an diesem Tag an der Heimatfront! Immerhin musste allein unsere I. bei ihrem Spiel gegen Dresden II die gleiche Anzahl an Verluste hinnehmen.
Nicht vergessen werden darf auch die geschlossene Mannschaftsleitung unserer, an diesem Tag spielfreien V. Mannschaft. Auch sie hat gegen eine fremde Mannschaft kein Spiel verloren. Mannschaftsführer Jürgen Kunze hat mit Bravour seine Feuertaufe als Spieler und als Mannschaftsführer bestanden. Es ist schön, wenn alles so gut läuft.

Ein guter und denkwürdiger Tag für Löberitz, denn nachdem die Siegesmeldung aus der sächsischen Landeshauptstadt in unsere Heimat drang, konnte man erstmalig einen Sieg aller Mannschaften an einem Spieltag feiern. Da macht es auch nichts, wenn die V. nicht spielen brauchte. Schach ist doch ein schönes Spiel.

Konrad Reiß

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