Boten waren Kuriere oder gar Brieftauben

Friedrich der Große trat gegen Voltaire an

Schon lange gilt das Fernschach als eine selbständige Art des königlichen Spiels und kann inzwischen auch auf eine lange Tradition verweisen.
So kam es erstmals um 1650 zu einem Vergleich zwischen Kaufleuten der oberitalienisch Hafen- und Handelsstadt Venezia und Serbien. Schiffe nahmen die jeweiligen Züge mit zum anderen Ufer der Adria, und so dauerte solch ein Wettkampf meist mehrere Jahre, wenn nicht sogar Jahrzehnt. Weiterhin ist uns eine schachliche Auseinandersetzung aus dem Jahre 1706 zwischen den beiden europäischen Metropolen London und Paris überliefert. Auch hier mussten die Antwortschreiben mittels Boten und Schiff überbracht werden. Vielleicht haben aber zu diesem Zeitpunkt auch schon Brieftauben diese Botendienste übernommen.
1740 nutzte Friedrich der Große die Möglichkeiten des Fernschachs und rat gegen den Voltaire an. Über den Ausgang des Wettkampfes ist uns nichts bekannt, doch soll sich sogar der damals weltbeste Spieler Philidor für den Verlauf der Auseinandersetzung interessiert haben. Auch von Vergleichen zwischen dem englischen und russischen Großbürgertum wird berichtet, doch leider sind all diese Partien nicht mehr erhalten.
Die ältesten erhalten gebliebenen Fernschachpartien spielten der Schachschriftsteller F. W. v. Mauvillon aus Den Haag und ein uns unbekannter Offizier aus Breda. Gemeinsam mit der stetigen und flächendeckenden Entwicklung des Postdienstes verbreitet sich auch des Fernschach, doch davon im nächsten Teil.

Quelle: MZ-Schachkolumne / Fernschach Teil I
Nr. 111 vom 05.11.1993 / Konrad Reiß

Teil II von Konrads Fernschachserie wird sich demnächst – passend zum Match gegen Bokštas Klaipėda mit den historischen Städtevergleichen befassen.

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