Bad Zwischenahn

Eine ziemlich magere Punkteausbeute aus den ersten Runden der Landesklasse gepaart mit häufiger Planlosigkeit veranlaßten mich doch mal wieder etwas Spielpraxis zu sammeln. Und wo kann man dies besser als bei einem Schachturnier? Dazu sollte man dort möglichst wenig Spieler kennen, um nicht in die Versuchung zu kommen Kurzremisen einzustreuen. So schaute ich mich also um und fand den NordWest- Cup in Bad Zwischenahn, 15 km westlich von Oldenburg, gelegen. Vom 30.01.- 02.02., also die letzte Vorlesungswoche der Universitäten und damit kurz vor der Prüfungszeit (was für meinen Zweck eine sehr schöne Zeit war), wurden dort mittlerweile in der 5. Auflage 7 Runden gespielt. Zum zweiten Mal fand das Turnier in der Wandelhalle des Kurortes direkt am Zwischenahner Meer, dem drittgrößten Binnengewässer Niedersachsens, einen wundervollen Austragungsort. Die ersten 10 Bretter, direkt an der Fensterfront plaziert und somit mit einem wunderbaren Ausblick ausgestattet, bildeten somit nicht nur wegen der dort sitzenden Gegner einen zusätzlichen Anreiz. Aber auch an allen anderen Kampfplätzen gab es genügend Platz. Mit 134 Teilnehmern, darunter 16 Titelträger (5 GMs), erreichte das Turnier eine Rekordbeteiligung und ließ so weder in der Breite noch in der Spitze Wünsche offen. An 35 gesetzt erhoffte ich mir schon in der 2. Runde an einem der angestrebten Bretter Platz nehmen zu dürfen. Davor stand allerdings noch mein Erstrundengegner und die Hoffnung, dass nicht allzu viele Überraschungen geschehen. Ersteren (immerhin mit 1630 DWZ ausgestattet) bezwang ich mit ein wenig Glück und er lernte dabei, warum es in der Zeitnotphase wichtig ist "Striche zu machen". Naja, aber so blitzten wir halt bis zum Matt. Pflichtaufgabe erfüllt. Allerdings war ich, was die nächsten Partien anging, nicht gerade optimistisch gestimmt. Schließlich war das gerade eine Weiß- Partie und es kam nicht mal Sizilianisch ... Am nächsten Morgen (Spielbeginn war im übrigen trotz Doppelrunde erst 10 Uhr. Überflüssig zu erwähnen, daß auch dies ein Grund für dieses Turnier war.) stellte ich dann fest, daß es schon einige Überraschungen (für die größte der Runde gab es jeweils einen Extrapreis) gegeben hatte und ich mich an Tisch 30 wiederfand. Mit Schwarz gegen Ludmilla Ljubarskaja. Klingt nicht nur stark, nein sie war es auch. Und ich erweiterte meine Schwarzserie um eine weitere Null, da ich in besserer Stellung einen Turm einzügig einstellte. Somit war das Projekt Fensterplatz erstmal ad acta gelegt. Runde 3 dann mal zur Abwechslung ein Sieg gegen Sizilianisch, vor dem ich, wie sich rausstellte nur in der ersten Runde verschont blieb. In der 4. Partie erwartete mich dann ein Nachwuchstalent. Vorbereitet natürlich. Am Ende stand ich schlecht und konnte gegen eine Zugwiederholung nix machen. Dabei wollte ich auf keinen Fall Remis. So blieb mir aber genug Zeit eine Runde um den See zu drehen. Allerdings stellte ich nach der Hälfte des Weges fest, daß die vom Veranstalter vorgegebene Zeit von 2 ¼ Stunden wohl für Jogger gemeint war. Durch eine weitere Tempoforcierung war ich dann pünktlich 5 Minuten vor Rundenbeginn am Brett um dort mit dem nächsten Jugendstar die Klingen kreuzen zu dürfen. Diesmal fand ich etwas wirklich giftiges gegen Sizilianisch und konnte mit 3,5/5 den Tag in der Sauna ausklingen lassen. Am letzten Tag gab es dann für mich 2 Titelträger. Am Vormittag hatte ich mit Schwarz zu keiner Zeit Probleme (wann gab es das zuletzt?) bis ich dann in Zeitnot mit 2 Mehrbauern daneben griff. So gab es mal wieder Zugwiederholung und kein Brett mit Ausblick, dafür aber Sizilianisch. Wobei ich beim Ausprobieren des Reportoires einen Zug vergaß. Dadurch entwickelte sich dann ein scharfer Kampf bei dem ich am Ende nicht ganz die Kompensation für meinen geopferten Bauern nachweisen konnte. Am Ende also 4 Punkte und ein Platz knapp hinter meiner Setzlistenposition.
An der Spitze konnte man nicht gerade vom Kampfgeist schwärmen. Die ersten 4 Bretter der letzten Runde endeten alle recht schnell remis. Den einen oder anderen sah man dann an den mittleren Brettern nach seinen Gegnern schauen.... 11 Spieler kamen am Ende bei 5,5 Punkten ein. (Wertungssieger: Felix Lewin und Andrei Cioara) Genaue Ergebnisse können der Tabelle auf der Veranstalterseite entnommen werden. Bei der Siegerehrung wurden dann neben den Hauptpreisen auch allerhand Rating-, Jugend- und Seniorenpreise verteilt, so daß knapp ein Drittel aller Teilnehmer geehrt werden konnten (bis auf meinen Letztrundengegner bekamen alle meine Kontrahenten etwas ab...). Alles in allem ein wirklich empfehlenswertes Turnier, bei dem ich wohl auch im nächsten Jahr wieder antreten werde, auch wenn Kurorte nicht die preiswertesten sind.

Weuni

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