U 12 - Abschlussbericht

So kurios wie in diesem Jahr erlebte der Schiedsrichter die Altersklasse U 12 noch nie. Es war spannend und ungewöhnlich gleich aus mehreren Gründen.
Bei den Jungen gewann nicht der bis zur 5. Runde souverän führende Bad Schmiedeberger Christian Lips, sondern Christian Günther (Sangerhausen), trotz zweier Niederlagen gegen Hannes Wendling (Naumburg) und Johannes Paul aus Quedlinburg.
Das gleiche Bild bei den Mädchen. Die Naumburgerin Anne Brummack begann mit 2 Niederlagen und siegte dann fünf Mal hintereinander, davon zwei Mal mit der gleichen Eröffnungsfalle aus dem Zweispringerspiel im Nachzuge. Deshalb wäre es überlegenswert, ob man sich nicht die Eröffnungsfallen zu seinen Standarderöffnungen eingehend ansieht. Der Lernaufwand ist nicht sehr hoch, weil z. B. die schottische Partie nur eine ernst zu nehmende Falle beinhaltet.
Aus einem weiteren Grund war die Landesmeisterschaft in diesem Jahr voll- kommen anders als sonst : Das "Stehenlassen" von Figuren war dieses Mal äußerst gering. Aus diesem Bestreben kein Material einzubüßen, ergab sich ein verstärktes Sicherheitsverhalten. Man schützte solche Punkte - meistens f7(bzw.f2) - noch einmal, obwohl das Feld schon ausreichend gedeckt war, so dass die überflüssigen Verteidigungsfiguren dann natürlich im Angriff fehlten. Wie man sich ökonomisch verteidigt, zeigten der Landesmeister Christian Günther, der Zweitplatzierte Hannes Wendling und die Hettstedterin Christine Hofmann (Platz 2). Sie erkannten sehr gut, dass mitunter auch ein Bauer, ein Läufer oder ein Springer zur Deckung reicht, und nicht unbedingt immer die Dame zum Schutz herangezogen werden muss. So sah man gerade bei den geschickten Verteidigern am deutlichsten, wie sie ihre "freien" Schwerfiguren zum Einbrechen in die gegnerische Stellung nutzten.
Erstaunlich auch die Fortschritte im Endspielbereich. Die aktive Rolle des Königs im Bauernendspiel wird von fast allen richtig erkannt. Im krassen Gegensatz dazu das Mittelspiel. Oftmals stach die Harmlosigkeit hervor, ohne das Quentchen "Gift", das zum Stellungsvorteil oder zum Materialgewinn führt. Anders die Landesmeisterin Anne Brummack. Hatte sie einmal die Oberhand gewonnen, legte sie ihren Gegnerinnen so viele "Fußangeln", dass sie dann irgendwann "reintappten". Psychologisch ab der 3. Runde im Aufwind (ihr erster Sieg nach zwei Niederlagen) wurde sie von Partie zu Partie immer stärker und holte sich mit 5 Punkten den Landesmeistertitel.
Nur mit einem halben Punkt dahinter platzierten sich: Christine Hofmann (Hettstedt), Susann Domaske (FSH) und Franziska Flegel (Löberitz).

Karl-Heinz Müller

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