Wer wird Deutscher Meister?

Das jährliche Gewinnspiel der Deutschen Schachjugend

Kurz: WWDM

Zur Spielewoche der deutschen Schachjugend wurde eine neunzehnköpfige Delegation aus Sachsen-Anhalt eingeladen. Die Auserwählten hatten in der Vorrunde Köpfchen bewiesen und qualifizierten sich für die Woche. (Vier der Teilnehmer waren noch im Geschäft auf Grund ihrer Ergebnisse des Vorjahres.) Mit sechzehn weiteren Verbänden als Nebenbuhlern versuchte Sachsen-Anhalt nun möglichst viele Titel zu erhaschen. Gute Nerven, ein Quentchen Glück und der richtige Einsatz der drei Joker waren gefragt.

Die Joker waren vorher klar definiert:
1) Die Befragung der Datenbank
2) Die Vorbereitung auf den Gegner (mit Hilfe eines Bekannten)
3) Die 50%-50%-Joker

Die Veranstaltung ging bei den kleinen Startern über 11 Runden, bei den Größeren sollten 9 Runden reichen.
Auf Grund der Betreuungskapazität kann ich nur bei meinen Schützlingen exakt über den Verlauf berichten. Die Ergebnisse und den Einsatz der Joker unserer anderen Teilnehmer werde ich nur soweit erwähnen, wie ich es sah, hörte oder sonstwie mitbekam.

U-10

Viktoria Reiß
Wenn Vicky so ein großes Wissen hätte, wie sie eine große Klappe hat, wäre sie Deutsche Meisterin geworden. Aber leider ...
Den gezielten Einsatz der Joker ließ die Zörbigerin vermissen, erst in der letzten Runde stach der 50%-Prozent Joker. Vor der Partie gezogen, gewann Vicky einen halben Punkt und eine neue Brieffreundin. Das gesetzte Ziel von 3 Punkten wurde souverän erreicht.

Florian Meißner
Der Traum einer jeden Mutter, (pflegeleicht, höflich, ...) setzte seinen 50%-Joker öfter ein, als seinen Coachs lieb war. 5x einigte er sich friedlich mit seinen Kontrahenten/innen. Den Datenbankbefragungsjoker ließ er unbehelligt, aber der Vorbereitungsjoker wurde gezogen. Doch trotz guter Tipps konnte ihn Florian nicht gewinnbringend nutzen.

U-12

Catharina Busch
Catharina "Zwerg" Busch setzte die vorhandenen Joker regelmäßig, aber mäßig ein. Einzig der 50%-Joker fand hundertprozentige Beachtung. 6 Remis waren ihr schachlicher Höhepunkt. Wie entsetzt wird Brain sein, wenn er vom neuen schiebigen Nachwuchs aus Annaburg hört?!

Robin Selle
Der Hallenser Starter setzte sehr auf den Vorbereitungsjoker. Einmal zog er im Nachhinein noch den 50%-Prozent-Joker, was seine(n) Betreuer sehr verärgerte. Ansonsten durfte er erleben, wie weit die Vorstellungen meinerseits mit denen von ihm sich unterschieden. Mir war Robin auch sympathisch, da ich ihm die Meinung geigen (Ja, die hatte ich auch mit!) durfte, ohne dass er mir das übelnahm. Sein Höhepunkt war ein zehnzügige Gewinnpartie, die mit Hilfe des zweiten Jokers vorbereitet wurde.

U-16

Rebekka Reiß
Bekka lernte zum ersten Mal die Gunst des Vorbereitungsjokers kennen. In der siebenten Runde spielte sie eine Variante, die 2 Tage vorher erstmals in der U-12 von Robin Selle getestet wurde. Sie gewann gegen eine vermeintlich stärkere Gegnerin und hatte auf einmal Chancen, mit 4,5/7 noch nach vorne zu stoßen. Leider lag sie mit ihrer nächsten Antwort falsch, wodurch sie ebenso schnell aus dem Rennen flog, wie sie kurzzeitig im Rennen war.

Robert Schlichthaar
Robby knackte die Schallmauer, vor seinem Coach Mc Schwenke, wie er betonte. Er gehört jetzt in den erlauchten Kreis der 2000er DWZ. Gratulation. Der sechste Platz im Turnier war wohl okay, ich als sein Betreuer hätte aber mehr erhofft. Wie zu erwarten nutzte Robert nur Joker Nummer Eins und Drei. Joker Nummer Zwei (siehe Sprüche) rief zwar an, aber da war es schon zu spät. Den Befragungsjoker nutzte Robby noch ordentlich, aber sein Umgang mit dem 50%-Jolly trieb mir Falten auf die Stirn. In besserer (gewonnener? Windel sagt: "Ja!") Stellung zog er gegen den DWZ-stärksten Spieler Joker Drei und verpasste die Überraschung. (Wäre es wirklich eine Surprising Action gewesen?) Als der Kontrahent der Setzlistenzweite war, nutzte er seine Chancen wiederum nicht. Ebenfalls 50% sind einfach zu wenig, wenn man vorne landen will. Schieálich wurden ihm auch keine Remisen geschenkt. Seine Bezwinger wurden Deutscher Meister und Vize.

U-18

Bettina Wieland
Die Landesmeisterin aus Sachsen-Anhalt spielt ein solides Turnier, bei dem sie häufig den Datenbank-Joker nutzte. (Wenn es morgens dreimal klopfte, war es Bettina, die vorbereitet werden wollte, obwohl der Betreuer noch auf Matratzenhorchdienst war.) Hingegen konnte sie dem Joker der Vorbereitung durch einen Bekannten partout nichts abgewinnen. Schade, aber wer nicht will, der hat schon.

Erik Strumpf
Der Junior der beiden Socken nutzte zwar eifrig die Joker, aber seiner eklatanten Schwarzschwäche konnte seine Weißstärke nicht folgen. Auf Anordnung des Betreuers, also mir, setzte er in Runde 7 als Schwarzer einen 50%-Joker. In der folgenden Runde machte uns aber die Auslosung einen Strich durch die Rechnung. Erik hatte wieder Schwarz. Leider spielte er in jener Runde seine zweitschlechteste Partie, weshalb es statt nach vorne, nur ins hintere Mittelfeld ging.

Schützlinge anderer Betreuer

U-14w

Sandra Krege
... hatte das Pech, mit 8 Siegen aus 9 Runden nur Zwoote zu werden. In der entscheidenen Partie zog sie leider nicht den Vorbereitungsjoker. Worüber sich der Joker selbst, Dirk Michael, im Nachhinein sehr ärgerte. Tja, Pech im Spiel, Pech im Spiel.
René Mandelbaum hat eine Partie von Sandra für Chessgate kommentiert.

Sprüche

"Ich verspreche ab Dienstag Sonnenschein."
Der Bürgermeister von Willingen auf der Eröffnungsveranstaltung am ersten Sonnabend. Es schien so oft die Sonne, wie Sachsen-Anhalt Deutsche Meister hat.

"Ich gehe nicht mehr zur Schachgruppe in die Krollwitz-Schule, weil ich da alle besiege. Deshalb spiele ich im Schulschach auch erstes Brett!"
Betreuerliebling Florian Meißner (U-10) über sein Schachtraining

"Remie"
spielte Vicky (U 10) in der letzten Runde gemäß ihrem Spielformular.

"Das war ein Fehler, hier habe ich gepatzt!" und "Wunderbar. 100 Punkte für diesen Zug für Julia."
Selbstkritische Analyse von Julia Herkt (U-14) ihrer Verlustpartie in Runde 9 Anmerkung: Eine kleine (ironische) Randnotiz meinerseits, damit ich überhaupt was zur Partie gesagt habe, traf Julia schwer: "Ich könnte Dich schon wieder ..."

"Da platzt mir doch das ...."
Stefan Jaßmann (Betreuer)beim Versuch, Zwerchfell zu erklären. Wobei? Beim Tabu spielen, natürlich.

"Die Erde ist eine ...?" "Scheibe!"
Am gleichen Abend, gleiches Spiel.

"30 Jahre."
Catharina Buschs (U-12) erste Schätzung von Windels Alter - trotz frischer Rasur!

"Ihr seid auch Spieler oder?"
Franziska Hippe (U-18) befragt Windel und Stefan (ca. 29 Jahre jung). Typisch Neukloster!

"Der war doch Pfadfinder."
Wieder Franziska H. (immer noch U-18) als Windel sie fragt, ob sie seinen Freund und ihren Clubkameraden Daniel Wanzek kennen würde.

"Ey, Robby, Igor Glek hat angerufen, er hat gesagt, du kannst nichts!"
Ein alter Kalauer nach Schnix, von Junior und Windel wieder aufgewärmt, nachdem Igor G. bei Robby anrief und sich beschwerte, dass dieser nicht das Bauernopfer gespielt hat.

"Noch nie war die Deutsche Meisterschaft so schlecht besetzt und ich patzte hier rum. Das kann ich nur mit 2 Großmeisternormen im nächsten Turnier wieder gutmachen."
Der selbstkritische Robert Schlichthaar (U-16, Fast-GM) nach seiner Niederlage in der achten Runde, die alle Träume zunichte machte.

Jens Windelband

Jens Windelband schreibt für "Garry's Welt", die regelmäßig erscheinende Vereinszeitschrift von AE Magdeburg.

Platzierungen des LSV

U 10 26. H. Wendling ESV Naumburg 6/11
55. F. Meißner USV Halle 5
75. P. Mertens ESV Naumburg 4,5
87. V. Reiß SG 1871 Löberitz 3
U 12 5. K. Lieder SV Sangerhausen 8/11
22. C. Günther SV Sangerhausen 6,5
40. L. Herkt TSG Wittenberg 6
53. R. Selle USV Halle 5,5
68. D. Gordonov USV Halle 5
72. K. Weiß RW Muldenstein 4,5
75. C. Hofmann SF Hettstedt 4,5
88. C. Busch SSC Annaburg 4
U 14w 2. S. Krege SF Hettstedt 8/9
3. A. Hofmann SF Hettstedt 6,5
18. J. Herkt TSG Wittenberg 4
U 14m 16. M. Hillmann ESV Naumburg 4,5/9
U 16w 9. R. Reiß SG 1871 Löberitz 5/9
U 16m 6. R. Schlichthaar AE Magdeburg 5,5/9
U 18w 17. B. Wieland TSG Wittenberg 4/9
U 18m 17. E. Strumpf AE Magdeburg 4/9

Besten Dank für die Ergebnisübermittlung noch am Spieltag an BRAIN.
Die Deutschen Meister kamen (diesmal?) nicht aus Sachsen-Anhalt. Wer etwas über sie erfahren möchte, dem sei z. B. der Bericht bei Schach.com empfohlen.

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