Wilthener Blitzturnier 2006

Schachspielen im Herzen der Oberlausitz

Zur Fortsetzung meiner Serie: "Schachturniere der sächsischen Heimat" verschlug es mich nach meinem Ostereinstand bei Coswig diesmal in die schöne Oberlausitz, wo Tradition noch groß geschrieben wird (siehe -> die Osterreiter). Die Oberlausitz ist der letzte Zipfel Deutschland im Dreiländereck der Tschechei, Polen und, natürlich, Deutschland. Einer der geographischen Höhepunkte der Gegend ist der Kottmar, ein Berg auf dessen einer Seite meine Schwester und auf der anderen Seite "China-Maiki" wohnt. Durch dieses Schlitzauge, äh -ohr, lernte ich Meister Zumpe kennen, an den vor allem Mc Schwenke noch ungute Erinnerungen haben dürfte, lehrte eben jener Meister Zumpe ihn einmal, wie man Schach nicht spielt und besiegte ihn annodazumal kurzzügig (totalverweigerungsverdächtig(?)) beim Äskulap-Turnier in Görlitz (dieses Turnier ist kein unbekanntes, auch in der sachsen-anhaltinischen Schachwelt und wird daher nicht im Mittelpunkt dieser Ausführungen stehen).
Jedenfalls lud mich Zumpe zum Wilthener Blitzturnier ein, als wir uns "zufällig" beim Aufstiegsspiel des 1.FC Magdeburg gegen den FC Oberlausitz, 7:0, Mitte Mai, trafen. Regionalliga wir kommen. Meine Schwester war übrigens auch dabei. Mein Neffe (ca. 10 Jahre) fiel negativ auf, weil er permanent für die "Blau-Weißen" jubelte und von Lokalpatriotismus nicht die Spur zeigte. Aber zurück zur Einladung. Meister Zumpe schwärmte mir von diesem Turnier in den höchsten Tönen vor, tolle Preise und eine schöne Atmosphäre seien dort gewiss. Ich war gespannt.

Einige Tage vor dem Turnier lernte ich noch einen Brasilianer kennen, den ich auf Grund der Tatsache, dass er ein Schachbrett auf dem Schrank hatte, fragte, ob er mit zum Schachturnier kommen möchte. Selbst das frühe Aufstehen schreckte ihn nicht und so fuhren wir bei frühlingshaften Wetter nach Wilthen (den Sangerhäusener Schachfreunden – "ein guter Schluck" – sicher ein Begriff). Der Turnierleiter Bernd Gärtner bot gar an, uns vom Bahnhof abzuholen, was aber leider mangels Telefon am Bahnhof fehlschlug. Vielleicht sollte ich mir doch ein Handy zulegen? Aber der Weg war nicht weit und wir spazierten fröhlich zum Spiellokal, die Mehrzweckhalle der Wilthener Schulen. 10 EUR Startgeld zahlte ich diesmal für 7 Vorrundenspiele, ein Mittagessen, Schnitzel mit Kartoffelbrei, sogar mit Nachschlag, und 15 Finalrundenspiele. Also diesmal nicht wie in Coswig die 30 vollgemacht.
Nachdem auch die letzten tschechischen Schachfreunde eingekehrt waren, konnte das Turnier beginnen. Auch wenn ich Aldo, dem Brasilianer viel erklärt hatte, konnte er bei seinem wahrscheinlich ersten Turnier am Anfang nicht recht überzeugen und steuerte sicher das D-Finale an. Dafür gewann ich meine Vorrundengruppe, nur 2 Remis gegen Ebersbacher gab ich ab. Ja, ja, die Vereinsfreundschaft. Ok, gegen die 14hundert hätte ich gern gewonnen, aber wenigstens nicht verloren. Das war diese Saison schon anders. Eine besondere Besonderheit: Es wird mit 3-Punkt-Wertung für den Sieg gespielt, ein Punkt gibt es bei Remis. Wilthen ist eben anders.

Nach dem Mittagessen fand ich mich nun im A-Finale wieder, auch "Ebersbacher Vereinsblitz mit Gästen" genannt. So spielten neben meinem Oberliga-Bezwinger Roman Bores dem "Vaati", Muckl noch vier weitere Ebersbacher und als einer der wenigen Nichtebersbacher Thomas Karius. Insgesamt 16 Starter geierten um den ersten Platz. Fällt jemanden etwas auf? Richtig, der Zumpe fehlte und saß sich den Po im B-Finale breit. Gott sei dank, denn er bezwang mich in der Mittagspause mit 3:0, wie ich mir noch oft genug anhören musste. Er konnte aber auch stolz sein, denn er wurde zum einzigen Ebersbacher, dem das Kunststück, mich zu bezwingen, gelang. Denn im Finale holte ich die nicht schlechte Ausbeute von 7:0 gegen die Oberligaabsteiger und wies damit eindrucksvoll nach, warum die Schachlausitz noch einiges nachholen muss, um in der OBL bestehen zu können. (Dies bitte nicht als Arroganz verstehen, sondern als Spitze nach Fernost!) Auch wenn Thomas K. meinte, er hätte auch gern mal so viel Glück wie ich (hatte er, nämlich gegen mich, zwei Züge vor Matt fiel mein Blättchen). Aber was bleibt - ist das Ergebnis 7:0!
Doch auch einen Punkt kosteten mich die Ebersbacher. Als ich einen tschechischen Schachfreund im dritten Zug fragte, ob er ebenfalls für Ebersbach spielt, griff ich aus eben jener Unaufmerksamkeit zum falschen Springer und stellte einen Bauern ein. Nach seiner Antwort: "Nein, aus Prag" war klar, dass hier nichts mehr zu holen war. Dennoch gelang mir ein zweiter Platz und damit war ich ganz vorn dabei an den Preistöpfen. Denn es gab Preise für jeden. Ich freute mich über einen neuen DVD-Player und hoffe nun, dass ich im nächsten Jahr noch einen Fernseher dazu gewinne. Meinem Freund Aldo gelang leider auch im D-Finale nichts Tolles, meist wurde er ausgedrückt. Als Trost warteten zwei Espresso-Tassen am Ende auf ihn. Im Zug fragte er mich dann aber noch, was eigentlich ist, wenn jemand einen falschen Zug macht. Ich antwortete, dann hat er verloren, wenn es reklamiert wird. Es folgte ein portugiesischer Fluch und es war klar, dass Aldo seine eine große Chance, nicht mit Null nach Hause zu fahren, ungenutzt verstreichen lassen hat.

Dennoch kann ich nur mit einer dicken, fetten Empfehlung diesen Bericht abschließen. Was Schachfreund Bernd Gärtner dort in der Oberlausitz Jahr für Jahr auf die Beine stellt ist aller Ehren wert und macht sehr viel Spaß. Und ein Geheimnis lasse ich noch ungelüftet. Nämlich, was es mit der Brot-Back-Maschine und Maikis Mutti auf sich hat. Das erzählt Euch mit Vergnügen der Zumpe, im nächsten Jahr, wenn es wieder heißt, "Willkommen in Wilthen"!

Nudel

Abschließend noch der Pressebericht von Turnierleiter Bernd Gärtner

62 Spieler blitzten um Pokale

Prager Neuling gewinnt souverän

Am Samstag, dem 10.06.2006 fand in der Wilthener Mehrzweckhalle das 16. Internationale Wilthener Blitzturnier im Schach statt. 62 Sportfreunde fanden den Weg in die Weinbrandstadt Wilthen, um den Kampf um die Pokale des Landrates des Landkreises Bautzen (Sieger des Turniers), des Bürgermeisters der Stadt Wilthen (beste weibliche Teilnehmerin) und des Handelszentrums Oberland (bester Nachwuchsspieler) aufzunehmen.
Wie schon in den letzten Jahren, nahmen auch in diesem Jahr wieder zahlreiche Sportfreunde aus unserem Nachbarland, der Tschechischen Republik, am Turnier teil. Weitere Teilnehmer kamen noch aus Sachsen-Anhalt, Berlin, Brandenburg, Bayern und aus allen Teilen des Landes Sachsen. Doch der am weitesten angereiste Spieler kam aus Brasilien. Aldo Amaral ist Gaststudent in Magdeburg und kam mit dem späteren Turnierzweiten nach Wilthen.
Die Spieler des Kreises Bautzen waren in diesem Jahr mit 12 Sportfreunden anwesend. Hier war zahlenmäßig der SC Einheit Bautzen mit 6, Fortschritt Großharthau mit 4 und Weiß-Rot Schirgiswalde mit 2 Sportfreunden am Start.
Viele territoriale Sponsoren unterstützten mit Geld- bzw. Sachpreisen unser Turnier, so dass jeder Teilnehmer eine Erinnerung an das 16. Blitzturnier in Form eines Sachpreises erhielt. Die Schirmherrschaft hatte wie bereits in den vergangenen Jahren dankenswerterweise unser Landrat Herr Michael Harig übernommen, der auch wieder Stifter des Siegerpokals war. Herr Harig und der Bürgermeister der Stadt Wilthen, Herr Vetter, überzeugten sich persönlich von der guten Turnieratmosphäre.

Am Vormittag des sehr heißen Junitages, standen die Vorrunden auf dem Spielplan. Die 62 Spieler wurden in acht Vorgruppen mit je 8 bzw. 7 Spielern eingeteilt und es begann der Kampf um die Finalplätze. Nur zwei Spieler einer jeden Vorrundengruppe erreichten das A-Finale, die nächsten beiden das B-Finale und die nächsten beiden das C-Finale usw. Einige kleinere Überraschungen gab es schon, aber im großen und ganzen schafften die Favoriten die Finalteilnahme des A-Finales, wo es um den Turniersieg ging.
Nach einer Stärkung mit einem kräftigen Mittagessen, ging es am Nachmittag in die Finalspiele. Das A-, B-,C- Finale wurde mit jeweils 16 Spielern gespielt, während im D-Finale 14 Spieler antraten. Noch einmal 2,5 Stunden konzentriert spielen, dann standen die Pokalgewinner und Platzierten fest. Es gewann das Turnier in diesem Jahr mit Bohuslav Dubansky (Bohemians Prag) ein Spieler, der das erste Mal in Wilthen am Start war. Er siegte im A-Finale souverän mit 43 Punkten von 45 Punkten, die möglich waren. Das Wilthener Turnier ist aber das einzige Einzelturnier, bei dem die Dreipunkteregel für einen Sieg angewendet wird. Bohuslav spielte also nur einmal Unentschieden in den 15 Runden. Mit 10 Punkten Rückstand, also drei Siege und ein Unentschieden, wurde ein weiterer Debütant Zweiter. Jens Windelband (AE Magdeburg) rettete einen Punkt Vorsprung auf Hendrik Reichmann (VBSF Cottbus) über die Ziellinie.
Auf die Plätze 4 und 5 kamen mit Miroslav Bores und Frantisek Hosticka zwei weitere tschechische Sportfreunde. Den Pokal für den besten Nachwuchsspieler nahm in diesem Jahr wieder René Zimmermann (SC Einheit Bautzen) mit nach Hause, der erneut den Sprung in das A-Finale schaffte und dort immerhin auf einen tollen 10.Platz einkam. Er freute sich über seine Pokalverteidigung und versucht 2007 den Wanderpokal nach dreimaligem Gewinn endgültig in seinen Besitz zu bringen.
Der Pokal für die beste weibliche Teilnehmerin ging wieder einmal an Beate Pfau (Schachfreunde Schwedt 2000), die sich in ihrer Vorrunde für das B-Finale qualifizierte und dort den 9. Platz unter den 16 Teilnehmern belegte.

Die Platzierungen der Spieler unseres Landkreises, Im A-Finale belegte Thomas Karius (SC Einheit Bautzen) den 6. Platz vor dem bereits erwähnten René Zimmermann auf Platz 10. Im B-Finale kamen Thomas Herfurth auf Platz 4 und Thomas Herbrig (beide Einheit Bautzen).
Im C-Finale kamen Walter Heymann (Großharthau) auf Platz 11, Eberhard Stolle auf Platz 12, Norbert Löbmann auf Platz 14 (beide Schirgiswalde) und Friedhelm Scheurer (Bautzen) Platz 15. Im D-Finale kamen Kathrin Lowke (Bautzen) auf Platz 6, Viktor Luft Platz 9, Richard Schäl auf Platz 12 und Johannes Hammerschmidt (alle Großharthau) auf Platz 13.
Danke allen und auf ein Neues 2007 in Wilthen zur 17. Auflage unseres Traditionsturnieres.

Bernd Gärtner
Vorsitzender Schulsportverein Wilthen e.V.
Turnierleiter Wilthener Blitzturnier im Schach

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