Blitz-LMM 2006/07 in Löberitz

Nimbus gewahrt ...

Draufsicht I ... titelte die damalige "Freiheit" (heute "Mitteldeutsche Zeitung") nach dem 12. Spieltag der DDR-Liga 1985/86, als Dynamo Eisleben noch ohne Heimniederlage da stand. "Zu Hause weiter ungeschlagen" nach dem 16. und schließlich zwei Runden später "Heimnimbus gewahrt". Die dachten wahrscheinlich, alle zwei Wochen die gleiche Überschrift – das kriegt eh keiner mit. Ich schon, ich habe nämlich die Artikel als Stift gesammelt. Und bin damals schon Zeuge geworden, wie sie ihr Nimbus-Pulver bereits verschossen hatten, als zu Beginn der nächsten Serie (aber noch im gleichen Jahr) das 3:3 gegen Motor Schönebeck gelang (nach 80 Minuten hatte es noch 0:3 gestanden). *)
Draufsicht II Und deshalb werde ich nicht über den 2006er AEM-Nimbus in Löberitz (Doppellandesmeister Normalschach, Pokalsieger, Blitz-Landesmeister) schreiben, zumal es nicht mal ein Heimnimbus ist und unser erstes Oberligaheimspiel überhaupt gegen AEM auch noch dieses Jahr stattfindet. Ich werde den Running Gag nicht überstrapazieren und mir gefälligst eine andere Überschrift ausdenken. So war der Plan. Was ich in den 80ern irgendwie noch nicht mitbekam: Es ist viel einfacher, eine naheliegende Schlagzeile zu verwenden, eine Story als Einstieg wiederzukäuen, ein Thema totzureiten – und es macht auch noch Spaß!
AEM hat die besseren Reserven Zuletzt gelangte der Titel 2003 in die Landeshauptstadt, als der USC Magdeburg (Ivanov, Studeny, Matthey, Kapischka) in einem stark besetzten Turnier Wono und AEM auf die Plätze verwies. Danach hieß es dreimal Löberitz. AEM wollte diesmal den Titel, na klar. Flash (sichtlich noch in der Eröffnungsblitz-Form), Effi, Robert O., Windel und Weuni ist wohl die bestmögliche Aufstellung. Wir wussten einige Kräfte (Holly, Dana, Brain, Mikly) im sonnigen Ausland. Aber Löberitz wollte natürlich auch den Titel, klar. Auch wenn es bis Turniermitte diesen Zweikampf gab, war das Schöne am Turnier, dass es wieder stärker besetzt war und bis hin zu Platz 10 Stolpersteine für die Führenden lauerten.
Gabi und Uwe haben alles im Griff Der Titelkampf wurde im höheren Sinne unmittelbar vor der Mittagspause im direkten Vergleich entschieden. Bis dato hatten beide Mannschaften jeweils einen Punkt gegen den SK Dessau abgegeben. Die Hinrunde zwischen AEM I und Löberitz I endete 2:2. Im zweiten Kampf konnte der eingewechselte Weuni mit wenigen verbliebenen Sekunden zum Remis vereinfachen und so die 2:1-Führung behaupten. Nach der Pause hatte ich kurzzeitig Hoffnung, als Rolandus für unsere Zweite ein Unentschieden gegen AEM I perfekt machte, nachdem Klaus-Dieter vorgelegt hatte. Hätte ich aber auch ein Auge auf den Nachbarkampf zwischen AEM II und unserer I. geworfen, wäre mir klar geworden, dass sich der Mannschaftspunkteabstand gerade vergrößert hatte.
Die Brettbesten von vier nach eins: Nudel, Harald, Effi, Flash Flash am stark besetzten 1. Brett mit 18,5/20 und ansonsten gleichmäßig gute Leistungen waren der Garant für den AEM-Erfolg. Bei uns punkteten Simon an 2 (18,5/22) und Harald an 3 (18/22) wie gewohnt. Normi am Spitzenbrett begann gut, aber nach dem AEM-Match war die Luft raus. Konrad und ich teilten uns planmäßig Brett 4, agierten aber zu wechselhaft, um Sicherheit reinzubringen. Platz zwei ist jedoch auch kein Beinbruch, zumal ja die Ausrede steht (siehe oben).
Den Kampf um Platz drei entschied der SK Dessau gegen die Mammuts aus Sangerhausen für sich. Der SK (Zoun, Schindler, Katz, Leibovitch) trat nicht in Bestbesetzung an, aber starke Resultate von Christian und Katze (17 bzw. 16,5) und die beiden Punkte gegen die Erstplatzierten gaben den Ausschlag. Die Mammuts ohne Stratov (Lieder, Siegerteam AEM: Weuni, Windel, Effi, Flash, Robert O. Duchrow, Günther, Bürckner) hatten ihre Stützen vor allem an 1 (der Dicke mit 16/22) und 3 (Sünder/15,5). Nach durchwachsenem Auftakt folgte eine starke Serie, die lange Platz drei bedeutete, ehe im Endspurt die Puste ausging.
Den Mannschaften aus Merseburg (Hettstedt, M. Grieger, Burghardt, Weber), vom USV Halle (Engelmann, Heyder, Muster, Hentzgen) und aus Köthen (R. David, Bader, Renner, Wengler) musste man wohl auch den Kampf um Platz drei zutrauen, aber obwohl sie vorn immer mal ärgern konnten, blieben hinten zuviele Punkte liegen. Tapfer kämpfte unsere III. Mannschaft, aber das Feld war zu stark.
Konrad und Niklas im Löberitzer Generationenduell Die (kurzfristige) Terminänderung gegenüber der Vorsaison hat sich vorerst bewährt – ebenso die Auseinanderlegung von Einzel und Mannschaft. Dennoch bleibt ein großes Angebot an Turnieren im September, weshalb der LSV eine genaue Terminabstimmung und vor allem mehr Vorlaufzeit für den Ausrichter einplanen sollte. Der Teilnehmeranstieg gegenüber dem März in Halle war Pflicht, die Qualität ordentlich. Andererseits waren nur acht Vereine vertreten, und noch 2004 haben wir uns über "nur zwölf Mannschaften" beklagt.
Die Deutsche Blitz-Meisterschaft findet am 23.6.07 in Rinteln statt – leider parallel zu den Löberitzer Schachtagen.

c. r.

*) In der aktuellen Kingpin-Ausgabe gibt es einen Beitrag darüber, wie die alte New-In-Chess-Garde um Jan Timman und Hans Ree in Erinnerungen schwelgend und Nostalgie verbreitend über das aktuelle Geschehen berichtet ;-)

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