Vorrunde Dt. Pokaleinzelmeisterschaft 2005/06

Nachdem ich durch den krankheitsbedingten Ausfall von Harald Darius noch ins Feld rutschte, fuhr ich Samstag Vormittag doch recht ambitionslos nach Magdeburg. Immerhin hatte ich mir für den Fall der Fälle in der "Jugendherberge Zeuner" (O-Ton Bine) die Möglichkeit der Übernachtung offen gehalten. Nachdem ich eigentlich äußerst pünktlich in Nähe Spiellokal angelangt war, sorgte das zufällige Zusammentreffen und Mittagessen mit Schunki doch für eine 5minütige Verspätung. Nicht weiter tragisch, denn außer der Auslosung hatte man ja nichts verpasst.
Das Los war dankbar und so bekam ich den nominell Stärksten mit Schwarz zugelost, was mich meine Pläne für den Abend eher Richtung Leipzig orientieren ließ. Selbige Gedanken verstärkten sich noch, als ich zufrieden über das Ergebnis der Partie mit normaler Bendenkzeit in die zwei Blitzpartien ging. Jetzt ausscheiden und einen freien Sonntag in Leipzig klang für mich nicht so schlecht. Allerdings machte mir da die Zeit meines Gegners einen Strich durch die Rechnung. Denn nahm die erste Blitzpartie noch einen mehr oder weniger natürlichen Verlauf (am Ende war mein Gegner allerdings mit 2 Mehrbauern etwas langsamer als ich) ging in der zweiten alles drunter und drüber. In sehr ordentlicher Stellung stellte ich einfach einen Turm ein um dann zunächst eine Qualle zu gewinnen und am Ende auch die noch verbleibende Minusfigur zurückzuerobern. Auch hierbei spielte die recht knappe Zeit meines Gegners eine nicht ganz unwichtige Rolle. Das nun gewonnene Endspiel steuerte ich sicher in den Remishafen.
Ähnliche Dramatik auch bei Steinhagen gegen Schuli. Nachdem Schuli mit Ach und Krach die normale Partie und die ersten beiden Blitzpartien remisierte, brachte die dritte durch Schulis Zeitüberschreitung die Entscheidung. Auch bei Frotscher gegen Berndt trugen sich wundersame Sachen zu, allerdings nur zu Ende der normalen Partie. Während Berndt in einem theoretisch totremisen Turmendspiel (Randbauer, Turm, König gegen Turm, König) noch mehr oder weniger korrekt Remis reklamierte, versäumte er danach das Ziehen, was unvermeidlich zu seinem Verlust führte, auch wenn der Schiedsrichter die Stellung gern noch etwas analysiert hätte. Diskussionen waren fehl am Platze - die Sache war zu eindeutig. Die Stellung war Remis, nur Berndt wollte es nicht mehr zeigen (ich denke zwei, drei Züge hätten genügt um auch Frotscher zu überzeugen).
Einzig unspektakulär der Schwarzsieg von Thomas Schunk gegen Olaf Dobierzin, den Vertreter des Blindenschachbundes.

Die Nacht verbrachte ich nun doch in Magdeburg, wo in die Jugendherberge immerhin noch Schnix und Effi bewegt wurden. Letzterer zog uns dann ordentlich beim Wizard und Kniffel ab, was der Stimmung aber nicht schadete.

Am nächsten, viel zu frühen, Morgen querte ich Magdeburg mit den öffentlichen Verkehrsmitteln und war trotz Verspätung pünktlich zur Auslosung. Diesmal nahm ich also mein Heft, quatsch natürlich Los, selbst in die Hand und bescherte mir Weiß gegen Bernd Steinhagen.
Die Partie verlief recht unspektakulär. 12 Züge, Weiße Neuerung in Zug 10, Zeitverbrauch 3 gegen 45 Minuten und meiner Meinung nach sehr aussichtsreicher Stellung für Weiß. Dummerweise (vielleicht aber auch nicht - wer weiß das schon?) wurde bei meiner Mitfahrgelegenheit Schunki schnell eine Zugwiederholung angestrebt, da nach ca. 25 Zügen, in einem komischen Engländer, eher Weiß Probleme gehabt hätte. Also bot ich Remis um auch noch was vom Sonntag zu haben. (Im Nachhinein bedauere ich diese Strategie etwas, denn abgesehen von der Stärke meines Gegners, ist ein Remis in der Stellung ohne Kampf zu wenig und man muss einfach kneten.)
Also wieder Blitz, wieder Weiß als erstes und wieder die Partievariante. Nur dumm, dass ich, einen Zug zu weit war und somit einen wichtigen ausließ, was nicht nur eine Figur sondern, auch die Partie kostete. Also mit Schwarz gewinnen. Immerhin konnte ich unter Druck einen Bauern gewinnen, aber bei korrektem weißen Spiel wäre ein Remis im entstehenden Doppelturmendspiel unvermeidlich gewesen. Mein Gegner entschied sich aber bei Turmtausch den Bauern zurück zu gewinnen, was ich dazu nutzte zu zeigen, dass nicht alle Turmendspiele Remis sind. Da alle guten Dinge nun mal drei sind, stellte ich mit Weiß wieder die gleiche Variante aufs Brett um sie diesmal sicher abzutragen, was mich doch recht überraschend in die Pokalendrunde katapultierte. Mindestens genauso überrascht wird Thomas Frotscher gewesen sein, als Schunki in der zweiten Blitzpartie, die erste endete Remis, in klar gewonnener Stellung einfach einen Turm einstellte und kurz darauf auch noch den Läufer und somit auch er sich in der Endrunde befand. Überraschender Doppelerfolg für Sachsen-Anhalt.

Die Heimreise trat ich dann mit Schunki im Auto an und so war ich schnell genug vor Ort um noch wenigstens das Ende einer Partie von der Frauenzweitligadoppelrunde des SC Leipzig-Gohlis zu verfolgen.

Noch ein Wort zu den Spielbedingungen:
Leider muss ich sagen, dass sich Sachsen-Anhalt nicht sehr positiv bei der Ausrichtung dieser Zwischenrunde hervorgetan hat. Nicht nur das Barackenflair, sondern auch das Fehlen jeglicher, in der Turnierordnung des DSB festgelegten, Bedingungen für die Durchführung eines Wettkampfes auf dieser Ebene wurden ignoriert. Nicht einmal für Ruhe konnte gesorgt werden, denn das Gegröle der besoffenen Fußballer aus der Nachbarkabine war während des gesamten Samstages nicht zu überhören. Die Krönung bildet das Abschreiben der Partien, denn weder durchschreibende Partieformulare noch Blaupapier waren vom Ausrichter zu besorgen. Über einen Protest aus irgendeiner Richtung braucht man sich also nicht zu wundern und schon gar nicht zu beschweren. Leider trübt dies das gute Abschneiden der anhaltinischen Teilnehmer etwas.

Normi

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