Deutscher Pokal, Zwischenrunde Löberitz

Nur Thüringer beim Finale in Sachsen-Anhalt

Normi, Coach Der Traditionsverein Schachgemeinschaft 1871 Löberitz – einer der ältesten Schachvereine Deutschlands – war Ausrichter eines Zwischenrunden-Turniers der Deutschen Pokal-Mannschaftsmeisterschaft im Schach.
Für diesen zweitägigen Wettbewerb in dem kleinen Ort im Kreis Bitterfeld – von den rührigen Organisatoren um SGL-Präsidenten Konrad Reiß organisatorisch bestens vorbereitet und unter vorbildlichen Spielbedingungen in der Gaststätte "Zur Fuhnequelle am Teufelsstein" ausgetragen – hatten sich der Erfurter Schachklub (Bundesliga), der Schachverein Lok Leipzig-Mitte (2. Bundesliga / Gruppe Ost), der Schachverein Medizin Erfurt (Oberliga Ost / Staffel B) und Gastgeber Schachgemeinschaft 1871 Löberitz (Oberliga Ost / Staffel A) qualifiziert.
Thomas Casper Die freie Auslosung vor Ort ergab für die Sonnabend-Runde die Ansetzungen Leipzig - Erfurter SK und Löberitz - Medizin Erfurt. Während sich die Spieler des Schachklubs mit vier Titelträgern des Weltschachverbandes FIDE letztlich klar durchsetzten, fiel die Entscheidung im Kampf der beiden Oberligisten erst wenige Sekunden vor Ablauf der sechsstündigen Gesamtspielzeit durch die bessere Feinwertung (Brettpunktwertung) zugunsten der Erfurter, nachdem sich FIDE-Meister Harald Matthey und Cliff Walther mit einem ausgekämpften Unentschieden getrennt hatten.
Das Endspiel am Sonntag war mit der Begegnung SV Medizin Erfurt - Erfurter Schachklub unter Leitung des Nationalen Schiedsrichters Albrecht Beer (VfL 1990 Gera) eine rein Thüringer Angelegenheit. Nach nur reichlich drei Stunden Spielzeit hatten die Favoriten den Kampf zu ihren Gunsten entschieden und sich damit für das Viertelfinale am 5. März 2005 qualifiziert.

Albrecht Beer

Löberitzer verabschiedeten sich mit erhobenem Haupt aus dem Pokalgeschehen

Lok Leipzig Dass es für die Löberitzer Schachspieler trotz ihres Heimvorteils in der Zwischenrunde der Deutschen Schach-Pokal-Mannschaftsmeisterschaft schwer wird, war vorauszusehen. Dennoch bestand im Spiel gegen Medizin Erfurt im Saal der Löberitzer Gaststätte "Zur Fuhnequelle am Teufelsstein" bis zum Schluss berechtigte Hoffnung den Wettkampf als Sieger zu beenden. Nach anfänglicher Führung durch einen tollen Sieg durch Norman Schütze am 3. Brett und eine Punkteteilung durch Martin Schuster am Brett 2 sah es lange erfolgversprechend für die Gastgeber aus. Doch am Spitzenbrett fand der Löberitzer Simon Spreng kein richtiges Mittel um gegen den erst 17-jährigen Erfurter FIDE-Meister Martin Krämer zu bestehen. Nun lag die Entscheidung auf den Schultern des Löberitzer Routiniers, FIDE-Meister Harald Matthey. Bis zum Ende wahrte er sich alle Chancen, musste aber dann nach sechs Stunden Spielzeit doch in ein Remis einwilligen. Nach dem 2 : 2 entschied die in Pokalspielen übliche Brettpunktewertung über das Ausscheiden der Löberitzer.
Das zweiten Spiel gewann der Erfurter Schachklub gegen die sächsische Vertretung Lok Leipzig mit 3:1. Hervorzuheben ist hier der Sieg des Leipziger Thomas Schubert gegen den Erfurter Großmeister Peter Enders.
Die weitere Pokalrunde wurde unter der Leitung des Geraer Schiedsrichters Albrecht Beer nun eine "innererfurter" Angelegenheit. Überraschend schnell und sicher gewann die spielerprobte Bundesligamannschaft Erfurter SK, die mit einem Großmeister und drei Internationalen Meister antrat, gegen den Ortsrivalen Medizin 3:1 und zog damit verdient ins Viertelfinale ein.

Konrad

Kurzes Löberitzer Fazit

Normi, Harald Simon verliert in der Eröffnung einen Bauern, aber es ist noch nichts entschieden. Nach rund 4 Stunden ist die Partie dann taktisch weggegangen, da Weiß einen guten Angriff lancieren konnte. An 2 konnte ich nicht so richtig was aus der Eröffnung holen. Vielleicht sollte ich nicht den letzten Turm tauschen, sondern im D+T+S-Endspiel gegen die Schwäche c6 spielen. Remis nach 2,5 h. Normi spielte eine saubere Partie. Er konnte den Drachen erlegen, da sich Schwarz wohl für den falschen Verteidigungs-/Gegenangriffsplan entschied. 1:0 nach 3 Stunden.
Damit war klar, dass FM Harald gewinnen musste. Angesichts seiner Stellung in Zeitnot war das aber mehr als nur Wunschdenken, stand er doch schlechter. Die Eröffnung hatte er noch klar für sich entschieden, nach einem Übersehen aber die schwierigere Stellung bekommen. Jedenfalls wird in Zeitnot ein ungleichfarbiges Läuferendspiel + Turm zelebriert, in dem Harald aus dem Minus- nach sauberer Technik einen Mehrbauern macht. Unser Sieg schien greifbar nahe. In der zweiten Zeitnot allerdings konnte sich der Erfurter Gegenchancen erarbeiten und Harald ließ wohl (muss man noch analysieren) eine gute Gewinnchance aus. Mit 2 Minuten auf der Uhr und den ungleichen Läufern war das Remis dann perfekt. So ermöglichten wir das Erfurter Stadtduell auf Löberitzer Boden am morgigen Sonntag um 9 Uhr. Gespielt wird in der Gaststätte "Zur Fuhnequelle" in Löberitz.

Brain

Der Zwei-Sekunden-Rekord

Janis Wehner Nach anfänglichem Zögern hatten wir uns für die Ausrichtung der Zwischenrunde entschieden, und können ein positives Fazit ziehen. Die oben mehrfach gelobten Bedingungen äußerten sich u. a. in dem geräumigen Saal, den sagenhaft günstigen Gaststättenpreisen und dem Programmheft von Konrad, das wieder mit viel Liebe angerichtet wurde (man kennt das von früheren Löberitzer Ereignissen). Zur Auslosung hatte sich das Präsidium zudem einfallen lassen, die Losnummern gemeinsam mit dem berühmten Zörbiger Teller als Geschenk an die Gäste zu überreichen.
Als Paarung hatte ich mehrfach Löberitz - ESK prognostiziert und ... lag daneben. Dabei hätte ich wissen müssen, dass eine weitere Kuriosität möglich war: Medizin Erfurt - SG 1871 Löberitz, war bereits in Runde eins angesetzt, wurde wieder abgesetzt wegen einer nachgereichten Meldung und fand nun statt, nachdem die Erfurter eigentlich schon draußen waren.
Medizin ist an vier Brettern sehr gefährlich – nicht zuletzt dank der Jungstars Martin Krämer und Stephan Holzschuh. Mit Christian Äpfler blieb das starke zweite Brett zu Hause, aber auch wir mussten auf die Doppelspitze Holly/Dana verzichten.
Matmue Simon hatte gegen Martin einen schweren Stand. Der Erfurter rangiert derzeit am Spitzenbrett in der Oberligastaffel B bei 5,5/7 gegen einen ELO-Schnitt von 2353 und ist damit klar auf IM-Norm Kurs (wie in Staffel A auch Mike Stolz und Effi, wenn man rein nach dem ELO-Schnitt geht und die nötigen Titelträger vorerst nicht berücksichtigt). Die Schwarz-Niederlage war nicht zu vermeiden. Dem standen ebenso folgerichtige 1,5 Punkte an den Mittelbrettern gegenüber (siehe auch Kommentierte Partie). Über das Duell an vier ist schon einiges berichtet worden. Ein bisschen erinnert es mich an Moro vs. Judit von gestern: Türme + ungleichfarbige Läufer bei jeweils zwei Freibauern. Brain hat den Verlauf schon treffend geschildert. Es war jedenfalls sehr spannend und sicher auch mal gewonnen, aber insgesamt pflegt man das Remis in solchen Partien als "gerecht" zu bezeichnen. Das Erfurter Weiterkommen geht also in Ordnung.
Im Parallelkampf ging es auch knapper zu, als das Ergebnis aussagt, aber die Siege an 1 (Machelett) und 3 (Casper) waren wohl ebenso wenig gefährdet wie das Weiterkommen. Eher schon die Partie an vier, die IM Müller gegen Schultz aber doch noch gewann.
Vom Sonntagkampf kann ich nicht mehr viel berichten, wohl aber vom Go-Kart. Niklas hat in seinen stürmischen Bemühungen, Ronnys Überrundung wettzumachen für den absoluten Bahnrekord gesorgt. Zwei Sekunden pro Runde ist saustark – und nur durch Schlitzohr Niklas möglich ;-)

c. r.

Resultate 1. Runde: Schachverein Lok Leipzig-Mitte - Erfurter Schachklub 1:3. Einzelergebnisse: Brett 1 Wilfrid Wernert (FIDE-Rating/ELO 2311) - Internationaler Meister (IM) Heiko Machelett (FIDE-Rating/ELO 2401) 0:1, 2 Thomas Schubert (2366) - Großmeister (GM) Peter Enders (2456) 1:0, 3 FIDE-Meister (FM) Manfred Böhnisch (2346) - IM Thomas Casper (2412) 0:1 und 4 Andreas Schultz (2200) - IM Matthias Müller (2395) 0:1. Schachgemeinschaft 1871 Löberitz - Schachverein Medi-zin Erfurt 2:2 (Brettpunktwertung 4:6). Einzelergebnisse: Brett 1 Simon Spreng (2255) - Martin Krämer (2295) 0:1, 2 Martin Schuster (2172) - Stephan Holzschuh (2176) remis, 3 Norman Schütze (2113) - Jannis Wehner (2186) 1:0 und 4 FM Ha-rald (2279) - Cliff Walther (2152) remis.
Finale: Medizin - Schachklub 1:3. Einzelergebnisse: Brett 1 Krämer - Enders 0:1, 2 Walther - Casper remis, 3 Holzschuh - Müller remis und 4 Wehner - Machelett 0:1.

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