Omnia vincit labor

Willkommen und Abschied vor dem Renaissance-Hotel

Moskau im Sommer 2004

Die beiden 22-jährigen Freundinnen Irena & Valeria haben gerade ihr Wirtschaftsstudium absolviert und belohnen sich mit einer Nordeuropareise. Diese führt sie nach Finnland, per Anhalter durch die Galaxis Schweden, mit der Fähre nach Hamburg und weiter zu einem Bekannten nach Köln. Sie wollen sich nun noch Leipzig ansehen, dann weiter nach Dresden und via Berlin zurück nach Moskau. Der Kölner Bekannte verhindert das geplante Trampen indem er nach einer Mitfahrgelegenheit sucht und fündig wird. Sie treffen sich mit dem Fahrer am Freitag, 30.Juli mittags um 12 Uhr am Deutzer Bahnhof. Man einigt sich schnell und die drei brechen auf. Englisch wird einstweilen die bevorzugte Sprache im Wagen. Noch ahnt niemand, dass sie ihr Fahrtziel an jenem Tag nicht erreichen werden.
Grillparty

Köln, 30. Juli 12 Uhr mittags

Master Lü schwitzt bei der Arbeit. Seine Gedanken eilen der Bahnreise nach Leipzig entgegen. Dort will er seine zweite Meisterschaft unter Beweis stellen. Er ist ein Meister des Schachspieles, jedoch trotz seines Namens nicht des chinesischen Xiangqi, sondern des klassischen Schachs. Noch 2 Stunden, bis dahin muss er noch einen Zahn zulegen.

Wolfen, 30. Juli 12 Uhr mittags

In der anhaltinischen Kleinstadt herrscht Gelassenheit. Normi und KlN wollen die urlaubsbedingte Abwesenheit ihrer Eltern durch einen kleinen Grillabend im Garten des Hauses nutzen. Dazu haben sie nur die wenigen aus ihrem Schachverein geladen, welche sie sonst aufgrund der globalisierten Entfernung seltener sehen. Der Rasen ist schon gemäht und die Grillkohle steht bereit.
Normi coool

Leipzig, 30.Juli 12 Uhr mittags

In der sächsischen Großstadt herrscht Gelassenheit. Die SchachspielerInnen von Weiß-Blau um Andree Rosenkranz haben inzwischen bei der Durchführung ihres alljährlich gelobten Turnieres genug Routine. Das noble Renaissance-Hotel erweist sich zudem seit nunmehr vielen Jahren als verlässlicher Partner. Sie wissen bereits, dass die Teilnehmerzahl wieder mal auf einen neuen Rekord steigen wird.

Erfurt, 30. Juli 12 Uhr mittags

In der thüringischen Hauptstadt herrscht Gelassenheit. Riker arbeitet wie gewöhnlich und wartet auf seinen Lift. Zwiespalt beherrscht seine Seele. Einerseits freut er sich auf das Grillen in Wolfen heute abend und andererseits ist ihm nicht mehr so ganz erklärlich warum er sich als Teilnehmer zu einem Turnier gemeldet hat? Zuschauen, Kontakte pflegen und Fotos schießen ist ok - aber selbst spielen und das auch noch bei dem angesagt schönen Sommerwetter?

Hannover, 30. Juli nachmittags

Master Lü sitzt fest. Die Bahn hat Probleme. Er wird sich verspäten.
Grillparty

A5, Frankfurt-Kassel, 30. Juli nachmittags

Fahrer Mikly gibt Meldung nach Erfurt über Verspätung wegen Staus. Zudem möge Riker sich seiner Russischkenntnisse besinnen - sie würden alsbald benötigt. Die Nachricht aus Hannover leitet er nach Wolfen weiter.

Erfurt, 30. Juli spätnachmittags

Riker steigt Total-rechts links hinten dem Kölner Fahrzeug zu. Prompt übernimmt er mit fließendem Russisch die Konversation mit Irena & Valeria, welche dankbar angenommen wird. Im weiteren Verlauf werden die Pläne geändert. Ein Anruf in Wolfen lässt Normi & KlN großzügig reagieren.

Leipzig, 30. Juli spätnachmittags

In der Wohnung von Brain dampft alles. Er wird in dieser Geschichte an diesem Tage nicht mehr eingreifen.
Na, auf welche Hand kommt Normis Nummer?

Wolfen, 30. Juli spätnachmittags

KlN & Normi sind auf dem Weg in die Fleischerei. Sie kaufen zwei zusätzliche Steaks. Der avisierte Besuch hat sich um zwei Moskauerinnen erweitert.
Die Gelassenheit bleibt hervorstechendes Merkmal. Später werden sie sich in die Verwaltungsgemeinschaft Zörbig begeben um ihre Gäste spielend zu erwarten.

A4, Erfurt-Gera, 30. Juli frühabends

Die Staus nehmen kein Ende. Hermsdorf wird besichtigt. Auch hier entwickelt sich allmählich Gelassenheit, russisch-englische Variante. Es ist sehr warm und cool.

Zörbig, 30. Juli frühabends

Der Präsident des traditionsreichen Schachklubs in Löberitz macht sich auf den Weg zum Vereinsabend. Er erwartet nur wenige Besucher, da die Ferienzeit bereits begonnen hat. Aber ein, zwei Biere und ein paar Blitzpartien werden immer möglich sein1). Er weiß noch nicht, dass einige Besucher gar kein Schach spielen.

Leipzig, 30. Juli frühabends

Ein prächtiger Sommerabend beginnt. Unter den Glockenmännern des Krochhauses prangt in großen Lettern "Omnia vincit labor". Die Sonne taucht es in mildes Licht. Nur wenige Passanten achten darauf.
Rikers Auftakt und "Ratte" Stumbries

Löberitz, 30. Juli, 20 Uhr abends

Ein roter Xantia erreicht den Parkplatz vor dem Sportgelände. Die vier Insassen, wovon drei russisch sprechen, steigen aus und machen dem ansässigen Schachverein ihre Aufwartung. Es kommt zu einem ersten Kontakt zwischen den Gastgebern und Gästen des Abends. Der Präsident bleibt souverän. Bier ist auch noch da. Ein Foto wird die Vereinstafel nach Moskau bringen.

Wolfen, 30. Juli abends

KlN & Normi präsentieren sich gut vorbereitet. Irena & Valeria, Mikly, Riker sowie Henning fühlen sich auf Anhieb gelassen. Cool verrichtet Normi seinen Dienst am heißen Schwenkgrill. Salate und Brote werden verkostet und als köstlich befunden. Normi wird entschwenkt und nach Bitterfeld entsendet.

Bitterfeld, 30. Juli abends

Master Lü hat sein Bahnabenteuer überstanden und begegnet Normi. Ohne Scheu steigt er in den Wagen und lässt sich mit der anhaltinischen Kulturlandschaft vertraut machen. In seinem Bauch befinden sich bereits sieben Weizen. Dafür ist sein Geldbeutel leer.
Bingo

Wolfen, 30. Juli abends

Henning verlässt die Runde. Irena & Valeria haben es nun nur noch mit fünf Männern zu tun. Die sieben sind nicht glorreich aber gelassen. Sie meistern alle Gespräche und Diskussionen souverän bis cool. Die Jungs erfahren einiges über Moskau und Russland und über andere Sichtweisen. Irena & Valeria lernen, dass sie sich in der Heimat von Zarin Katharina der Großen befinden, hören von regionalen Unterschieden ihres Urlaubslandes und wie russisches Brot schmeckt. Überwiegend jedoch kommt es zu Heiterkeitsausbrüchen. Spät in der Nacht verteilen sich alle im Hause. Master Lü hat schwer geerntet und fällt wie ein Baum. Verabredungen für den frühen Morgen sind getroffen.

Wolfen, 31. Juli morgens

Die Jogger Riker & KlN haben auf ihrer Runde Brötchen gepflückt. Die Pflückgewohnheiten der Region werden beim sonnengefluteten Frühstück erörtert. Nach dem Austausch von Adressen begibt sich der Kölner Wagen, angereichert durch Master Lü, nach Leipzig. Auf die Gastgeber indessen warten Klumpfüße. Sie werden in diesen Leipziger Tag nicht mehr eingreifen.
Mikly im Fahrstuhl

Leipzig, 31. Juli morgens

Nach Apollo440 erreicht die internationale Gemeinschaft gerade noch rechtzeitig die Renaissance, das ursprüngliche Reiseziel. Während sich Irena & Valeria in die City verabschieden nehmen Master Lü, Riker und Mikly die Turnierkämpfe auf.

Leipzig, 31. Juli

Bereits im zweiten Durchgang beschäftigt Riker den Berliner Meisterspieler Rabiega passiv. Dieser wird dadurch später das Turnier gewinnen. Gleich darauf gelingt Riker eine Partie für die Homepage. Master Lü trägt noch schwer am Vortagskampfe - er hält Distanz zur Spitze.
Nach der endgültigen Verabschiedung von Irena & Valeria und einem konstatiert mässigem Erfolg im Wettbewerb verstreuen sich die Protagonisten erschöpft in alle Winde und ergeben sich dem Gewitteregen.

Leipzig, 1. August

Jens, Spielsaal Master Lü und Riker schieben sich im Turnier nach vorne, wo Slob Lothar unterliegt und Robert R. Daniel und seinem Hofe keine Chance lässt.
Mikly bleibt im Mittelfeld. Der Motivationsbesuch von College-Brain hilft nur kurz. Auf dem Weg nach Zörbig entdecken sie die Inschrift auf dem Krochhaus. Master Lü übersetzt: "Arbeit überwindet alles". Keiner im Wagen glaubt daran. Sie ahnen jedoch, dass es zum Teil werthaftig ist. Sie wissen, dass es mit diesem Wochenende rein gar nichts zu tun hat.

Zörbig, 1. August abends

Fähnchen-Uwe hat wieder in den Innenhof seiner Vermieter geladen. Es werden köstliche Speisen und Getränke ausgegeben. Die neuesten Chroniken finden vielfach Gefallen. Um 20 Uhr 30 verläßt das Kölner Fahrzeug die Straße. Unter dunklem Firmament erstrahlt alsbald der Ibykus. Um halb 2 Uhr trifft es auf den Kölner Ringen ein. Die Straßen sind sehr belebt.

Mikly

Turnierstreiflichter

Nach dieser Geschichte und vor der nächsten von mir noch planmäßig ein paar wenige Worte zum Turnier:

c. r.

1) Die Geschichte vom Blumentopf und dem Bier

Wenn die Dinge in deinem Leben immer schwieriger werden, wenn 24 Stunden im Tag nicht genug sind, erinnere dich an den "Blumentopf und das Bier".

Ein Professor stand vor seiner Philosophie-Klasse und hatte einige Gegenstände vor sich. Als der Unterricht begann, nahm er wortlos einen sehr großen Blumentopf und begann diesen mit Golfbällen zu füllen. Er fragte die Studenten, ob der Topf nun voll sei.

Sie bejahten es.

Dann nahm der Professor ein Behältnis mit Kieselsteinen und schüttete diese in den Topf. Er bewegte den Topf sachte und die Kieselsteine rollten in die Leerräume zwischen den Golfbällen. Dann fragte er die Studenten wiederum, ob der Topf nun voll sei.

Sie stimmten zu.

Der Professor nahm als nächstes eine Dose mit Sand und schüttete diesen in den Topf. Natürlich füllte der Sand den kleinsten verbliebenen Freiraum Er fragte wiederum, ob der Topf nun voll sei.

Die Studenten antworteten einstimmig "ja".

Der Professor holte zwei Dosen Bier unter dem Tisch hervor und schüttete den ganzen Inhalt in den Topf und füllte somit den letzten Raum zwischen den Sandkörnern aus.

Die Studenten lachten.

"Nun", sagte der Professor, als das Lachen langsam nachliess, "Ich möchte,dass Sie diesen Topf als die Repräsentation Ihres Lebens ansehen. Die Golfbälle sind die wichtigen Dinge in Ihrem Leben: Ihre Familie, Ihre Kinder, Ihre Gesundheit, Ihre Freunde, die bevorzugten, ja leidenschaftlichen Aspekte Ihres Lebens, welche, falls in Ihrem Leben alles verloren ginge und nur noch diese verbleiben würden, Ihr Leben trotzdem noch erfüllend wäre."
"Die Kieselsteine symbolisieren die anderen Dinge im Leben wie Ihre Arbeit, ihr Haus, Ihr Auto. Der Sand ist alles andere, die Kleinigkeiten. Falls Sie den Sand zuerst in den Topf geben", fuhr der Professor fort, "hat es weder Platz für die Kieselsteine noch für die Golfbälle. Dasselbe gilt für Ihr Leben. Wenn Sie all Ihre Zeit und Energie in Kleinigkeiten investieren, werden Sie nie Platz haben für die wichtigen Dinge. Achten Sie auf die Dinge, welche Ihr Glück gefährden.

Spielen Sie mit den Kindern. Nehmen Sie sich Zeit für eine medizinische Untersuchung. Führen Sie Ihren Partner zum Essen aus. Es wird immer noch Zeit bleiben um das Haus zu reinigen oder Pflichten zu erledigen."

"Achten Sie zuerst auf die Golfbälle, die Dinge, die wirklich wichtig sind. Setzen Sie Ihre Prioritäten. Der Rest ist nur Sand."

Einer der Studenten erhob die Hand und wollte wissen, was denn das Bier repräsentieren soll.

Der Professor schmunzelte: "Ich bin froh, dass Sie das fragen. Es ist dafür da, Ihnen zu zeigen, dass, egal wie schwierig Ihr Leben auch sein mag, es immer noch Platz hat für ein oder zwei Bierchen."

Reaktionen von Irina und Valeria

Irina vor dem Hamburger Rathaus Hallo Mikly,
sorry, dass wir uns nicht gleich gemeldet haben - wir hatten zuviel um die Ohren. Ja, wir sind gut in Moskau angekommen. Von Berlin nach Moskau waren wir 34 Stunden im Bus unterwegs - das war nicht gerade angenehm. Aber wir sind es ja gewohnt so zu reisen. :-)

Zur Frage des Vergleiches zwischen Dresden und Leipzig:
Unserer Meinung nach sollte man beide Städte gesehen haben!!!
In Dresden habe ich meinen Bruder getroffen und wir hatten dort eine schöne Zeit. Alles in allem sind wir aber auch der Meinung, dass es besser ist, in Leipzig zu leben.

In Sachen Fotos - wir haben leider nur zwei von jenem Abend. Als kleine Entschädigung anbei unsere Bilder von den verschiedenen Städten und Ländern, die wir besucht haben.

Wir mögen Eure Seite, und besonders deine Kolumne. Exzellente Bilder von Städten!!! Cool!!! Aber leider können wir den Text kaum verstehen :-(
Zumindest den Bericht über uns haben wir übersetzt. Und wir hatten viel Spaß beim Lesen. Manches war auch verwirrend! .. :))

Wir sind froh euch getroffen zu haben. Danke!

Grüße an Martin, Norman, Henny, Rayk, Jens (bin mir nicht sicher, ob die Namen richtig geschrieben sind :-\ )

Irina

 

Hi Mikly,
wir sind schließlich wohlbehalten angekommen. Irina hat gestern Photos an dich und Rayk geschickt. Viel Spaß damit und zeigt sie unseren neuen Freunden in Wolfen :)

Ok, dann schreibe ich mal über Dresden und Leipzig :) Wir beide mochten Leipzig sehr und hätten wir die Wahl, wo wir leben könnten, würden wir Leipzig wählen. M. E. ist Dresden ein bisschen langsam und "grau", das Leben dort schien irgendwie träge und langweilig zu sein. Vielleicht stimmt das nicht, aber es war der erste Eindruck.
Leipzig dagegen ist so lebendig und fröhlich, da habe ich mich gleich in die Stadt verliebt, ebenso wie in Bonn und Bremen.

Immer wenn wir hier zu Hause unsere Freunde treffen, erzählen wir von unseren großartigen Eindrücken: Trampen, die verschiedenen Länder, interessante Menschen ...:) Ich schreibe gerade einen Bericht über unseren Trip. Und wir haben euren Bericht auf der Webseite gelesen :) Wir haben ihn übers Netz automatisch übersetzen lassen. Das Ergebnis war nicht ganz so perfekt und klang ziemlich lustig :) Die Geschichte über den Blumentopf und das Bier hat mir aber sehr gefallen!

Ira und ich sind wirklich froh, dass wir euch getroffen und so eine nette Zeit mit euch allen verbracht haben! Grüße an Martin, Norman, Rayk, Jens, Henning! Ihr seid alle herzlich nach Moskau eingeladen - wir werden euch sehr gern die Stadt zeigen.

Beste Grüße und Alles Gute
Valeria

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