8. Baunataler Open

Vom 8.08.-11.08.02 fand im nordhessischen Baunatal das 8. Internationale Open statt. Unter der gewohnt souveränen Leitung & Organisation um das Team von Helmut Schumacher fanden insgesamt 126 Spieler im Vereinshaus Altenbauna exzellente Spielbedingungen vor. Neben den topgesetzten GM Bischoff, Karpatschev, Ivanov und Ermenkov wollten sich wohl auch die 5 IMs (u.a. Meijers, Podzielny) und die 2 FM eine Scheibe vom Preiskuchen abschneiden.
Nachdem man sich nach abgelegten Prüfungen vollkommen den Semesterferien widmen konnte, wollten sich Coach und Brain mit einem Schachturnier in die wohlverdiente freie Zeit einstimmen. Nach der Anreise per Zug wurde unser kleines Quartier bei einer Familie bezogen. Hier gab es (nicht nur beim Frühstück) viel zu lachen. Unser Wecker am ersten Morgen war ca. 1,10m groß und hieß Marcel. Nachdem geklärt war, dass er 5 Jahre alt ist und mit (an einer Hand zeigte er 5, an der anderen 2 Finger hoch) = 7 in die Schule kommen würde, unterhielt man sich über Stützstrümpfe und den Kindergarten. Wir hatten wirklich viel zu Lachen. Bevor man sich aber so richtig ins Turniergewühl mischen konnte, stiefelte uns ein Bekannter entgegen: der für den USC Magdeburg spielende (und wie der Coach auch Ex-Wolfener!!) Christian "Wagi" Wagner hatte ebenfalls den Weg nach Baunatal gefunden! Mit ELO/DWZ:2193/2140 war er von uns dreien am höchsten gesetzt - an Nr. 22. Direkt dahinter (an 23) der Coach (2181/1936); ich (2136/2086) fand mich in der ersten Runde an Tisch 34 wieder. Während Wagi und Coach ihre Aufgabe in 2,5 Stunden relativ locker lösten, quälte ich mich 4,5 Stunden, ehe der volle Punkt eingefahren werden konnte.
Auch die 2. Runde brachte Erfreuliches: Coach rang seinen gleichstarken Gegner problemlos nieder (O-Ton: "So macht das eigentlich gar keinen Spaß!") und erklärte ihm später, wie man zu einer ELO-Zahl kommt. (Coach wurde nicht wieder darüber fertig, dass man mit 1940 NICHT weiß, was eine ELO-Zahl ist, geschweige denn, wie man dazu kommt!) Wagi wechselte sich mit seinem etwas schwächeren Gegner im Remis-Bieten ab, und gewann das interessante Turmendspiel schlussendlich doch noch. Aufgrund der Setzliste "entging" ich haarscharf einer Partie an Brett 1 und konnte gegen einen Schwächeren ebenfalls punkten.
In Runde 3 durften wir dann erstmals in "höheren Gefilden" Luft schnuppern. Dabei verschlug es Wagi und Coach (gegen IM Meijers bzw. IM Podzielny) gleich in den für die ersten zehn Bretter separaten Spielraum im Dachgeschoss. Während Wagi einem starken Qualitätsopfer erlag, berichtete Coach (nachdem er nach langer Gegenwehr die Segel doch noch streichen mußte), dass er (als er sich kurz in den Supermarkt "verabschiedete", um noch was zu besorgen) von seinem gerade eine Raucherpause einlegenden Gegner mit den Worten "... ist Einkaufen während der Partie üblich, ja ...?" begrüßt wurde. Hmm.
Meiner-einer hatte es mit den weißen Steinen mit einem Fidemeister zu tun. Nach einer interessanten (aber wohl zweifelhaften) Idee seinerseits konnte Weiß einen kleinen Vorteil ins Endspiel retten, was ich dann auch in den vollen Punkt ummünzte. (freu!) Während sich Coach in Runde 4 gegen seinen zweiten ELO-Gegner friedlich trennte, kämpfte Wagi in einem weiteren Turmendspiel seinen Widerpart nieder. Ich war an Brett 6 gelandet. Gegen meinen (2376/2365) schweren Gegner erreichte ich nach überstandener Zeitnot ein Remis. Mit knirschenden Zähnen akzeptierte er die Punkteteilung, nachdem er mein 5 Züge vorher angebotenes Friedensangebot (in nahezu selber Stellung) mit gebrochenem Deutsch noch mit "... noch paar Züge ..." abgelehnt hatte.
Für die Fans gab es in Runde 5 allerlei zu sehen. Während Wagi erkennen mußte, dass GM Ivanov noch eine Nummer zu groß für ihn ist, und seine angekündigten 4/5 (O-Ton: "... ich habe bei solchen Turnieren IMMER 4/5 ...") nicht Realität wurden, ging die Bühne auf für die spannende Partie vom Coach. Nachdem er nur noch über 5 Minuten für ca. 15 Züge verfügte, ließ auch sein Gegner langsam seine Zeit ablaufen, und beide blitzten sich mit Naja-ich-erfülle-mal-meine-Zugpflicht-Zügen bis zum 45.Zug. Danach hatte Coach einen Bauern mehr, wobei jeder noch Dame, Springer, Doppelturm und ein paar Bauern sein Eigen nennen durfte. Mit der Ansicht, dass Coach das gewinnen sollte, gingen Wagi und ich analysieren. Fast zwei Stunden später (gespielt wurde 2h/40+1h) schauten wir (JA, der Coach spielte immer noch!) wieder aufs Brett. Es war ein Turm getauscht worden und vielleicht ein paar Bauernzüge geschehen!! Eine Traube bildete sich um das letzte noch laufende Brett. Wieder hatte Coach nur noch wenig Zeit bis zum Ende der Partie. Zunächst stellte er einen, wenig später einen zweiten Bauern ein. Während der Gegner (nun mit Mehrbauern) bereits siegessicher in die Menge grinste, schickte der Coach (natürlich mit urtypischem Kopfschütteln ob des eingestellten Materials) seine Bauern gegen den gegnerischen König. Ich war zwar der Meinung, dass die Stellung für den Coach verloren war, aber bei beiderseitigem hängenden Blättchen, machte es zuerst bei Coachs Gegner "Klick" (die guten alten Garde-Uhren!) Ich ließ Coach´s Uhr dann noch laufen - es waren noch 20 Sekunden. Solide, oder? Gegen Philipp Mai konnte ich in Runde 5 ein relativ schnelles Remisgebot nicht abschlägig beurteilen und so stand ich bei 4/5.
Der letzte Tag des Turniers war schon wieder angebrochen. Wagi (der sich darüber ärgerte, dass er die Schwächeren immer mit Schwarz bekam) konnte diesmal kein gewonnenes Endspiel herbeizaubern und remisierte. Auch der Coach teilte den Punkt, denn aus einem Dauerschach seines Gegners gab es kein Entrinnen. GM Ivanov hieß mein Gegner. Nachdem ich mich (leider!) in einer Abwicklung verrechnet hatte, hätte ich ein Doppelturmendspiel mit Minusbauern haben können (was mir nicht wirklich gefallen hätte). So setzte ich anders fort, mußte aber auch dort erkennen, dass kein Blumentopf zu gewinnen ist. In der Analyse meinte er dann noch: "... it's always difficult to play against grandmasters ..". Daß dies ganz und gar nicht immer der Fall ist, mußte er in Runde 7 feststellen, als er gegen FM Kuno Thiel verlor, der mit 6/7 4. wurde und wiederum nur gegen mich verloren hatte! (grins)
In Runde Nr.7 sicherte sich der Coach mit einem abschließenden ausgekämpften Remis den Ratingpreis U 1950 DWZ mit 4,5/7. Klasse! Zusätzlich hat er wohl ca. 25 DWZ Punkte gewonnen, allerdings dürfte seine ELO-Zahl ein wenig geschrumpft sein. Wagi ("... was??, schon wieder Schwarz?") spielte erneut Remis und beendete das Turnier mit 4/7. Er wird wohl nicht ganz zufrieden sein, haderte er doch so oft mit der Auslosung. Mein Letztrundengegner (2354/2336) beließ meinen ELO-Schnitt zwar bei 2364, jedoch beschied er mir ansonsten nicht viel Freude. Nachdem ich (wieder mal nach überstandener Zeitnot) in ein leicht schlechteres Turmendspiel gelangt war, schätzte ich die Stellung als eigentlich Remis ein. Es gab auch einen (in der Analyse noch mal für wahrhaftig remisträchtig befunden) mir durchaus plausiblen Remisplan. Jedoch verwarf ich ihn wegen eines aktiveren Plans, so dass ich mich mit dem ersteren (zweifellos besseren) nicht mehr beschäftigte. Es kam, wie es kommen mußte: Die Bescherung betrachtend, investierte ich noch einmal eine halbe Stunde, doch fand keine ordentliche Verteidigung. In ohnehin schwieriger Stellung patzte ich dann noch mal, so dass die Partie sofort weg war, was mich natürlich nach 6 Stunden wenig erfreute! Tja - hätte, wäre, wenn ... Für mich war es ja auch so (4/7) ein Klasse-Turnier. Ca. 20 DWZ- und 14 ELO-Punke kann ich auf der Habenseite verbuchen!
Mit 6/7 gewannen GM Bischoff und GM Ermenkov das Turnier. Dritter und 4. wurden IM Meijers und FM Thiel (jeweils ebenfalls 6/7, aber schlechterer Wertung). Die Endtabelle wird sicherlich auf der Homepage vom Baunataler Schachverein veröffentlicht.

Bis bald, Euer Brain.

Zum Seitenanfang