Oberliga Ost 06/07

USG Chemnitz - USV Halle

Am Sonntag leitete ich als Schiedsrichter den Oberligakampf USG Chemnitz - USV Halle. Die starken Gastgeber aus der Industriemetropole Sachsens (lange Jahre 2. Bundesliga – Abstieg 2006 – und auch dieses Jahr mit Aufstiegsambitionen) waren klarer Favorit gegen die Spieler aus der größten Stadt unseres Landes. Nach der "Auflösung" des USC Magdeburg und vor dem "Auftauchen" des Schachdorfes Löberitz war der USV die stärkste Mannschaft des Landes.
Im Wettkampf zeigte es sich, dass der USV vor allem an den ersten drei Brettern Schwierigkeiten hatte. Detlef Neukirch kam mit den Franzosen seines Gegners überhaupt nicht zurecht und verteidigte seine Ruine stundenlang bewundernswert. So konnte in der Zeitnotphase mit der ersten entschiedenen Partie Constanze Jahn unseren Vertreter in Führung bringen. In einer zweischneidigen Partie fehlte mir das Schachwissen um einschätzen zu können, wer besser steht. Ein sehr starkes Remis schaffte Thomas Höpfl mit Schwarz am Brett 2 gegen IM Womacka. Er verteidigte ein Endspiel mit gleichfarbigen Läufern und Minusbauern. Halbe Punkte kamen auch von unserem Landesgeschäftsführer Anton Csulits und Jürgen Luther (Mehrbauer im Damenendspiel war nicht zu verwerten). Die Deutsche Vizemeisterin im Schnellschach Claudia Eckhardt wickelte aus guter Stellung schlecht ins Endspiel ab. Der Chemnitzer hatte alle Trümpfe in der Hand, verdarb das gewonnene Endspiel jedoch völlig. Claudia ergriff ihre Chance beherzt und konnte das Endspiel durch einen Mattangriff effektvoll beenden!
Der Jugendmeister unseres Landes Jakob Engelmann bot beim Stand von 3,5 - 2,5 Remis an, er hatte noch 5 Restminuten, sein Gegner 12. Dafür stand er etwas aktiver, und der Gegner hatte keine Gewinnoptionen, so nahm er das Remis an. Die Dramatik des Brettes 1 offenbarte gleich zwei spannende Begebenheiten in der Endphase. Das Chemnitzer Spitzenbrett Manuel Feige (Elo 2419) kämpfte gegen Michael Becker. Der Hallenser hatte dieses Jahr in der Oberliga schon gegen die Nummer 3 (Evgeny Degtiarev) und 4 (Mike Stolz) unseres Landes gewonnen. Am Ende des Mittelspieles übersah der USV-Spieler eine taktische Feinheit und bekam für zwei Leichtfiguren nur einen Turm. Trotz hartnäckiger Verteidigung vergrößerte der Chemnitzer seinen Vorteil. Kontinuierlich drückte er mit Läufer und Springer den letzten Bauern gegen den Turm durch. Am Ende versuchte Michael einen alten Bauerntrick und tauschte den Bauern gegen den Turm. Zum ersten Mal sah ich diese Abwicklung vor 30 Jahren in der DDR-Liga, und die L+S-Seite konnte das Matt nicht. Auch der Chemnitzer (ELO-Zahl wie ein IM) beherrschte die Mattführung mit S + L nicht. Durch den harten Abwehrkampf seines Gegenspielers war ihm nicht genug Zeit verblieben intensiv darüber nachzudenken. Er hatte aber mehr Zeit als der Spieler unseres Landes, und hier folgt der zweite Lapsus der Partie! Ich stand als Schiedsrichter gut sichtbar am Brett und beobachtete den Kampf. Es war für mich "unzweifelhaft", dass der Chemnitzer nicht mit S+L mattsetzen konnte. Statt die Uhr anzuhalten und auf Remis zu reklamieren (FIDE Regeln 10.2.4) sagte der Hallenser auf seine Zeit es sind über 50 Züge gespielt (das konnte er nicht nachweisen), spielte dann auf den Hinweis der Beweisführung laut Regeln weiter und verlor kurze Zeit später nach Zeit. Übrigens bestätigte mir nach der Partie ein weiterer FIDE-Meister, dass er das Mattsetzen mit L+S nicht beherrscht!!!!
Das 4-4 ist ein gutes Ergebnis für Halle, doch es war mehr drin.

Dapepo

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