4. Spieltag: SG 1871 Löberitz II - SK Dessau '93 3:5

Shanti

Inder und Franzosen finden ihren inneren Frieden auch beim (ausgedehnten) Essen - sagt man. Für den ungeübten Deutschen fühlte sich die Einstimmung unserer Spitzenbretter gemeinsam mit den Mammuts im House of India eher wie eine Geduldsprobe an. Dabei war Gelassenheit für das Punktspielwochenende angesagt angesichts zahlreicher Ausfälle quer durch die Löberitzer Mannschaften.
Übrigens, Codenames-Aufgabe des Tages: Verbinden Sie "Jura" und "Grund", gleichzeitig vom zuvor favorisierten "Bett" ablenkend.*)

Der SK Dessau nahezu in Bestbesetzung – da fühlten wir uns vor allem vorn in der Pflicht, obwohl auch im Oberhaus insgesamt alles andere als favorisiert.
Hinten blieb "unbesetzt" gegen Mikhail Zoun chancenlos und der SK ging nach einer Stunde in Führung. Die nachfolgenden Entscheidungen ungefähr in chronologischer Reihenfolge.

Christian Böhm (1983) - Ralf Schubert (2120) ½
Schubi spielte eine anspruchsvolle Struktur, bei der sich Schwarz nicht allzuviel leisten darf. Nach verpasstem Hebel ...e6 m. E. klarer positioneller Vorteil für Christian, der seinerseits seine Stellung vielleicht unterschätzte und die Befragung des schwarzen c-Bauern mit c4! einen Tick zu lange vorbereitete. So ging ein guter Teil des Vorteils verloren und Schwarz wurde ins Remis entlassen.

Simon Spreng (2163) - Fridolin Mertens (2072) ½
In der letzten Saison agierten beide noch im gleichen Team – nun also gegenüber am Spitzenbrett.
In einem Damenbauernspiel gab Frido schnell den Ton an und konnte mit einem Turm auf die zweite Reihe eindringen. Das stille Motiv ...Da4, das eine Abzugsdrohung installiert und sehr vorteilsträchtig ist, übersah er leider. Wie auch den Einschlag auf h6, nach dem Simon selbst kurzzeitig an Vorteil denken konnte. Am Ende Remis in nahezu toter Stellung.

Rainer Erler (2054) - Reyk Schäfer (2081) ½
Ich wollte Rainer schnell Bedenkzeit abnehmen und die Richtung vorgeben. So grub ich inspiriert durch Honk (Erler-Richter 2005) das Jänisch-/Schliemann-Gambit aus. Was gut klappte. Wie schon in Schalopp - Spielmann (1907) war es schließlich Weiß, der ein (unfreiwilliges) Gambit spielte. Da jedoch Rainer zum einen zäh blieb und ich zum anderen die nötige Präzision vermissen ließ, blieb der Mehrbauer leider unverwertet.

Thomas Selle (2051) - Jörg Fischer (1610) 1-0
Jörg stand gegen den über 400 Punkte "schwereren" Gegner zunächst mächtig unter Druck, konnte sich aber zunehmend befreien. Um den 30. Zug herum verlor Thomas völlig den Faden und die agilen schwarzen Springer übernahmen das Ruder. Jörg übersah einen spektakulären (aber komplizierten) Gewinn im 31. Zug und hatte auch vier Züge später nochmals eine sehr vorteilhafte Abwicklung auf dem Brett. Stattdessen ging ein Springer hinter der Frontlinie abhanden.
Gut verkauft!

Stephan Münzberg (1797) - Harald Matthey (2044) 1-0
Harald begrüßte mich mit den Worten, dass ich ihm wie geplant aus dem Weg gegangen sei. Mit Münzi als Gegner konnte er dennoch nicht unbedingt rechnen.
In einem geschlossenen Sizilianer mit undurchsichtigen Manövern visierte der schwarze Turm erst das Feld f4 an, als es zu spät war. Es ging taktisch Material verloren und Münzi verwertete souverän. Starke Vorstellung!

Volodymyr Ozeran (2049) - Nicklas Stefan Rößler (1615) 1-0
Nicklas verteidigte sich ausdauernd gegen Volodymyrs Druckspiel, war aber im Endspiel schließlich chancenlos.

Thomas Richter (1669) - Iziaslav Leibovitch (2029) ½
In der längsten Partie des Wintertages ergaunerte Schneevalier dank zäher Verteidigung noch ein Remis.
Iziaslav machte mit Läuferpaar und enferntem Freibauern mächtig Druck. Aufgrund des falschen Läufers war das Endspiel noch nicht trivial. Es gibt einige Varianten, in denen Schwarz zu früh den Freibauern gegen die Figur einlöst und trotz der Computer-Bewertung von -3.35 nur Remis erzielt.
Als der Gewinn aber praktisch schon auf dem Brett war, griff Iziaslav noch fehl und musste selbst die Punkteteilung forcieren.

Unterm Strich stehen ein glückliches Remis und viermal ausgelassene Möglichkeiten. Da war mehr drin. Angesichts der Besetzungsunterschiede dennoch eine Leistung, auf der sich aufbauen lässt.
Unsere Mannschaft nach wie vor im Soll, aber mit Blick auf die überregionalen Ligen steht noch ein Stück Arbeit im Kampf um den Klassenerhalt bevor.

Reyk

*) Vorgeschlagen wurden "Recht" und "Endmoräne".

  SG 1871 Löberitz II SK Dessau '93 3:5
1 Mertens, Fridolin Spreng, Simon ½
2 Böhm, Christian Schubert, Ralf ½
3 Schäfer, Reyk Erler, Rainer ½
4 Münzberg, Stephan FM Matthey, Harald 1-0
5 Rößler, Nicklas Stefan Ozeran, Volodymyr 0-1
6 Richter, Thomas Leibovitch, Iziaslav ½
7 Fischer, Jörg Selle, Thomas 0-1
8 unbesetzt Zoun, Mikhail -+

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