TuS Coswig - SG 1871 Löberitz 4,5:3,5

Nach langer Zeit ergab sich für mich wieder mal die Gelegenheit in unserer I. Mannschaft auszuhelfen. An ein Match in Coswig hatte ich gute Erinnerungen. In der Saison 2011/12 stand ich bereits bereit in Runde 1 auszuhelfen. Es gelang ein hoher Sieg und am Ende der Saison der Aufstieg in Liga 2. Dass sich dieses Szenario diese Saison nicht wiederholt, schieben wir einfach mal darauf, dass das Match gegen Coswig diesmal erst in Runde 8 stattfand.

Um noch etwas mehr in alten Zeiten zu schwelgen, schafften wir es sogar die komplette I. Mannschaft (nur Harald konnte leider nicht) ergänzt um die Ehemaligen Mikly, Reyk und mich, dazu noch der im Ruhestand befindliche Kl.N. sowie Franziska am Samstagabend in den Altbierkeller in Leipzig zu versammeln. Wir sollten es wieder öfter schaffen solche Abende zu initiieren. Alles in allem war er sehr gelungen.

Nachdem unsere 2 Reisefraktionen aus Leipzig überzeugend pünktlich in Coswig ankamen, konnte es am Sonntag also losgehen. Wir ersetzten Dana und Harald durch Nicolas und mich, wohingegen Coswig ebenfalls auf sein Spitzenbrett sowie Michael Pietzsch verzichten musste. Auch der Stopper an Brett 8 musste noch aufgefüllt werden, sodass mit Andreas Schweitzer ein alter Hase und mit Aaron Kieslich und Mario Wolf zwei Talente an den Brettern saßen.

Mein erster Rundgang begann diesmal ziemlich spät, die Gelegenheit sich über die anderen Bretter zu informieren ergab sich erst nach langsamer Beendigung der Theoriediskussion um Zug 18. Bis dahin war schon einiges passiert.

Martin an 1 mit Weiß sah seinen katalanischen Gambit-Bauern nicht wieder. Mit 6.a4 wählte er bewusst oder unbewusst schon eher eine Nebenvariante. 8. Le3 war dann aber schon ein nur noch schwer zu korrigierendes Missgeschick, in dessen Folge zu viele Zugeständnisse gemacht werden mussten um den Bauern wieder einzukreisen. Das Ende vom Lied ein trostloses Endspiel gegen das Läuferpaar und ein schnelles 0:1 aus unserer Sicht.

Auch Hollys Stellung gefiel mir nicht. Den schwarzfeldrigen Läufer zu geben, ist zwar klassisch im Nimzo-Indisch, allerdings konnte das Zentrum nicht vollständig blockiert werden, was auf eine lange Leidenszeit schließen ließ.

Christian machte es konträr zu Martin an 1. Er sammelte erst mal einen halb geopferten Bauern ein und erzwang dann Zugeständnis um Zugeständnis für die Rückgewinnung. Diese scheiterte schlussendlich sogar. Die Partie war zwar eine der längsten, doch das Ergebnis zeichnete sich lange ab. Christians gute Technik sicherte uns einen Sieg.

Fridolin wählte Französisch und musste sich wie am Vorabend gegen mich mit dem Königsindischen Angriff auseinander setzen. Patrick wählte im 12. Zug einen leicht modifizierten Angriffsplan, was aber genauso zu einer hoch komplexen und interessanten Stellung führt.

Sebastian wurde mit einer Nebenvariante im Schottisch konfrontiert. Auch er gab ambitioniert einen Bauern, verpasste aber an einer Stelle ein wichtiges Schach zu geben, welches die schwarze Verteidigung sehr erschwert hätte. Auch er bekam nach Rückgewinn des Bauern Probleme mit der gegnerischen Dynamik und landete in einem Endspiel mit 4 gegen 3 Bauern an einem Flügel mit ungleichfarbigen Läufern und Turm. Kein Zuckerschlecken!

Auch Simons Gegner spielte kreativ und opferte Läuferpaar und Bauern für einen Tripelbauern auf der F-Linie. Simon schien sich aber recht wohl zu fühlen und die ungewöhnlichen Stellungsbilder wurden mehrfach für alle im Raum befindlichen Leute kommentiert. Die Stellung war wohl in so einer Art dynamischen Gleichgewicht, woran auch Simons petrosianisches Qualitätsopfer nichts änderte.

Ich spielte, wie schon erwähnt, eine lange Theorievariante im Najdorf und folgte Sebastians Partie gegen Aaron von vor 2 Jahren. Meine Stellung war Ausgangs der Eröffnung schon mehr als bequem, ich verpasste es aber mindestens an 2 Stellen den Vorteil deutlicher auszubauen.

Nico kam als einziger mit Ausgleich und nichts los aus der Eröffnung. Es schien mir auch, dass er nach und nach die Initiative übernahm. Nach einer Ungenauigkeit übertrieb er aber und stellte seinen Turm ins Abseits um das berühmte Angriffs-Buh zu initiieren. Zum Glück zeigte es Wirkung, denn in für Nico hoffnungsloser Lage (Matt in 3 stand auf dem Brett) übersah Mario, dass er selbst Matt in 1 gesetzt werden konnte und nahm dem Turm statt Schach zu geben. Das sehr glückliche 1:1.

Danach passierte lange nichts, außer dass sich die Aussichten mehr und mehr vertrübten. Holly hatte mittlerweile mit gewaltigen Problemen zu kämpfen. Ich verschmähte nach den Ungenauigkeiten, die wohl objektiv korrekte Zugwiederholung und ging ins Risiko. Simon lehnte nach einer Abwicklung ins Enspiel Remis ab, wo es aber schon ratsam war den halben Punkt zu nehmen. Wahrscheinlich war seine Entscheidung von den Geschehnissen auf den anderen Brettern beeinflusst.

Fridos Stellung war ein undurchschaubarer Drahtseilakt, aber da konnte man am ehesten noch auf einen vollen Punkt hoffen.
Zunächst klärte sich die Lage bei Simon. Im 40. Entschied er sich für den falschen Springerzug, was ein unhaltbares Endspiel zur Folge hatte und es stand virtuell, Christians Sieg immer fest eingeplant, 2:2.

Zu diesem Zeitpunkt stellten sich mir die Dinge so dar: "Sebastian hält sein Endspiel, Holly hat sich stabilisiert - er sollte nicht mehr verlieren, ich kämpfe ums Überleben, Frido ist weiterhin völlig unklar. 4:4 scheint machbar."
Holly erreichte schnell das Remis, leider an einer Stelle, an der er hätte umschalten sollen und auf den ganzen Punkt hätte gehen können. Der Partieverlauf hatte wohl aber seinen Anteil an der Remis-Vereinbarung.

Nachdem ich viele Bauern am Damenflügel gefressen und beschlossen hatte die starken schwarzen Freibauern "aufzuhalten", landete ich in einem Endspiel mit Turm und 3 Bauern gegen 2 Türme mit weit entfernten König. Ich hatte noch geringe Hoffnung auf den ganzen Punkt, wenn Aaron das Gewinnbestreben übertreibt, aber er zielte relativ direkt auf eine Remisabwicklung, sodass das Ergebnis folgerichtig war.

Nach und nach verzog sich auch der Pulverdampf bei Frido und es blieb ein technisch sehr anspruchsvolles Endspiel mit Springer, Läufer und 2 Bauern gegen Turm und Bauer auf dem Brett. Ob es zu gewinnen war kann man wohl nur herausfinden wenn man sich mit den tiefsten Details beschäftigt. Am Ende stand aber auch hier das Remis.

Da Christian inzwischen gewonnen hatte, blieb für Sebastian die undankbare Aufgabe beim Stand von 3,5:3,5 das bekannte Endspiel Turm + Läufer gegen Turm zu verteidigen. Im 30-Sekunden-Rhythmus nicht schön. Mehrmals wurden zwar klassische Remis- und Gewinnpositionen erreicht, aber beiderseits wieder aufgegeben. Am Ende gab es dann aber doch einen Helden und eine tragische Figur. Mit wenig Zeit auf der Uhr fand Sebastian nicht mehr die korrekte Verteidigung und musste sich geschlagen geben.

Eine sehr bittere 3,5:4,5 Niederlage, die Coswig im Abstiegskampf wieder Leben einhaucht und uns wieder leicht darin verwickelt. Gegen Hoyerswerda sollte gepunktet werden, will man es nicht zu sehr auf die finale Doppelrunde ankommen lassen.

Norman

  SG AE Magdeburg SG 1871 Löberitz 6,5:1,5
1 Böttger, Lukas Schuster, Martin 1-0
2 Müller, Richard Pröhl, Holger ½
3 Escher, Thomas Schindler, Christian 0-1
4 FM Klawa, Patrick Mertens, Fridolin ½
5 Pönisch, Eckehard Pallas, Sebastian 1-0
6 Schweitzer, Andreas Spreng, Simon 1-0
7 Kieslich, Aaron Schütze, Norman ½
8 Wolf, Mario Niegsch, Nicolas 0-1

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