Zumindest war schönes Wetter!

Frido und Till Nur noch zwei Runden standen dieses Wochenende an und die Saison war für 2014/15 damit auch schon wieder vorbei. Die Zeit zwischen den letzten Terminen der Oberliga verging irgendwie wie im Fluge. Kaum noch Ostereier gesucht und Schokolade geschlämmt, schon findet man sich Samstagnachmittag im Pfarrhaus zu Zörbig wieder und sitzt am Schachbrett. Heimvorteil auch noch auf unserer Seite gegen die von weither angereisten Sachsen aus Leipzig und Chemnitz.

Es gibt zwar die Geschichte von dem Esel der sich immer zuerst nennt, doch in diesem Fall war ich ausnahmsweise als erster fertig und rechtfertige so, dass meine subjektiven Mannschaftskampfeindrücke gleich einmal mit mir beginnen.
Etwas ausgelaugt von einer anstrengenden Woche kam ich zu keiner richtigen Vorbereitung. Aber mal ohne zu spielen soll ja auch ganz gut funktionieren meint Holly immer :-). Aufs Brett kam 1. d4, also strebte ich einen Nimzo oder Dameninder an und erwiderte mit e6. Im Anschluss gab ich klassisch mein Läuferpaar gegen eine gegnerische Bauernschwäche auf c3. Doch es sollte nicht lange bei diesem Ungleichgewicht bleiben, denn schnell tauschten wir auch noch die weißfeldrigen Läufer und die Stellung flachte etwas ab. Als das nächste Figuren-Paar das Brett verließ, besaß mein Gegner zwar mehr Raum und Initiative, jedoch keinerlei Durchkommen durch meine feste Struktur, ohne größere Zugeständnisse machen zu müssen. So vereinbaren wir ein Remis.

Etwas später einigte sich auch Harald mit seinem Gegner. Hier habe ich nur etwas sporadisch einen Aljechin-Aufbau von Harald wahrgenommen. Hier wurde schnell bis auf ein Figurenpaar alles abgetauscht, was springt oder sonst wie Ärger machen könnte. Vielleicht gab die Stellung noch einen längeren Kampf um einen kleinen Vorteil oder ähnlichem her, mit dem schwarzen Remis kann man aber auch erst mal nichts falsch machen.

Als drittes beende Holly seine Partie - ebenfalls mit Schwarz und mit gleichem Ergebnis wie schon die vorherigen Paarungen endeten: Remis. Hier dachte ich allerdings, dass mehr Action passieren würde. Eröffnet wurde nämlich mit einem wunderschönen Abtauschfranzosen. Nach kurzer Zeit standen sich also die D- und C-Bauern Aug in Aug gegenüber, bereit das ganze Zentrum aufzulösen. Die E-Bauern waren aufgrund der Eröffnungswahl schon weg und ich hatte etwas Sorgen um Hollys unrochierten König. Doch Holly gab einfach einen Bauern und holte so in der Entwicklung auf; er erhielt sogar angenehm aktives Spiel. Als er dann auch noch den 2. Bauern zum Fressen anbot, wurde die Stellung noch aufregender. Allerdings wollte der Weiße kein Risiko eingehen und spielte stattdessen lieber eine sichere Abwicklung ins Remis. Am Ende hatte jeder nur noch 3 Bauern an einem Flügel und eine Leichtfigur plus Schwerfiguren. Da kann man sich dann eigentlich nur noch die Hände schütteln und sich im Guten einigen.

Am ersten Brett wurde Caro-Kann gespielt. Doch komischerweise führte Martin dabei die weißen Steine. Die Anfangsphase habe ich hier verpasst, doch als ich dann einmal schaute, ging es bereits heiß her. Die Damen waren zwar getauscht, dafür strebten jedoch alle Figuren beider Parteien ins Zentrum. Dabei konnte jedoch Martins Gegner sich einige Vorteile verschaffen: es gelang ihm mit seinen Türmen, den noch im Zentrum befindlichen weißen König, in einige Fesselungen zu verwickeln. Auch ein geschickter Bauernsturm am Königsflügel wurde vom Schwarzen einfach kalt gelassen und in der Mitte des Feldes entstand mehr und mehr Druck. In Zeitnot schließlich, sich von einer Fesselung in die nächste fliehend, ging Martin dann leider ein wichtiger Randbauer abhanden. Bisweilen wurde die Stellung nicht besser und Martin gab kurz nach diesem Verlust die Partie auf. Die Hälfte der Mannschaft also fertig und wir erst einmal mit -1 hinten.

Sebi, Simon Christian spielte 2. b3. Tauschte alle Figuren und gewann dann das Bauernendspiel. Mehr gibt es tatsächlich dazu nicht zu sagen.
Bei Sebi kam ein Sd2-Franzose aufs Brett mit schwarzem Isolaoni auf d5. Infolge dessen vernachlässigte Schwarz seine Entwicklung und Sebastian erlangte eine vorteilhafte Stellung gegen den noch nicht in Sicherheit gebrachten schwarzen Monarchen. Dass die Stellung hohe Komplexität aufwies, sah man auch an der gegnerischen Uhr. Nur noch 23 Minuten für 27 Züge. Doch Zug um Zug schwand Sebis Vorteil und dieser negative Trend gipfelte in einem schlechten Endspiel. Durch einen taktischen Trick ging dann auch noch das große Material verloren. Schade!

Simon stand lange Zeit sehr gut. Nach eigenen Aussagen war er sehr gut aus der Eröffnung gekommen. Als ich dann zu einer richtigen Stellungseinschätzung kam, war allerdings schon ein Turmendspiel entstanden. Aber auch hier hatte ich Hoffnung. Simon mit Freibauer und offener Linie. Doch mit verstreichender Zeit schaffte sein Gegner es, ihm Zugeständnisse abzuringen. Irgendwann ging ein Bauer, auch noch der kostbare Freibauer, abhanden und die Stellung kippte zum Verlust.

Bekka spielte Französisch und nach dem Tausch auf d5 glaubte ich schon an eine sehr ruhige Partie. Doch weit gefehlt. Rebekka behielt zwar den falschen Läufer auf dem Brett, versuchte dies aber durch eine Attacke auf dem Damenflügel zu kompensieren. Dabei allerdings kam es zu einigen ungünstigen Bauerntäuschen und der a-Bauer wurde zum leichten Angriffsziel für Weiß. Es folgte zwar noch ein kämpferischer Leidensweg für Bekka, schlussendlich wurde der Sieg aber technisch korrekt abgetragen für Leipzig.
Fazit Samstag: hätte wohl besser laufen können.

Sonntag dann mit frischer Motivation und allgemeinem Wohlbefinden aufgrund der Wetterlage gegen Chemnitz. Was am Vortag schief lief, sollte nochmal um einiges schlimmer werden. Davon ahnten wir aber an dem sonnigen Morgen noch nichts. Unterstützung erhielten wir durch den allsonntäglichen Gottesdienst, welcher mit gedämpften Choralgesängen zu und durchdrang.
Doch bereits nach meinem ersten Rundgang verlor ich ein wenig meinen Optimismus. Denn Christian stand nach einer Ungenauigkeit im Aljechin schon fast auf Verlust und auch meine anfangs recht solide Variante schlug durch einen ungünstigen Bauerntausch zu meinen Ungunsten um.
Bei Sebastian sah ich wie üblich nicht durch. Aber der Eindruck war ein wüstes Kauderwelsch: Sebi mit Attacke am Damenflügel gegen den gegnerischen Königssturm.
Brain verlor einen Bauern am Königsflügel und musste auch um die Initiative kämpfen. Simon und Harald hatten vielleicht voneinander abgeschaut, denn beide versuchten den Fianchetto-Bauern der Gegner über den Rand auszuhebeln. Bei Harald sah das erst extrem gut aus, geschah aber auf Kosten der Figurenentwicklung. Simon schlug seine Schlacht eher ums Zentrum und um Königsflügelkontrolle. Einzig Bekka und Hollys Stellungen gefielen mir richtig gut. Holly gewann irgendwie einen der gegnerischen Feldarbeiter und stand dazu noch sehr angenehm. Bekka wurde zwar am Königsflugel unter Druck gesetzt, hatte aber keine Sorgen alles abzudecken. Auch hier gefiel mir die Figurenkoordination sehr gut.

Noch keine 2h gespielt und meine Stellung musste aufgegeben werden. Aufgrund der starken schwarzen Figuren verlor ich eine Qualität und auch der letzte Wiederstand wurde schnell von meinem Gegenüber im Keim erstickt.
Holly konnte mit seiner Technik glänzen und trug die Partie sicher zum Gewinn ab, denn irgendwann eroberte er den nächsten Bauern. Indes versuchte Christian noch einmal seinen König irgendwie aus dem Zentrum zu schmuggeln, doch das ist halt nicht so einfach, wenn die weißen Figuren über e6 und f7 in die eigene Stellung versuchen einzufallen. Das eigentliche Ende habe ich dann nicht mehr gesehen.

Unser Youngster Harald versuchte nun seinen Entwicklungsrückstand aufzuholen und dabei die Stellung so kompliziert wie möglich zu belassen. Aber in komplizierten Stellungen verliert man eben schneller die Übersicht und so übersah Harald das Potential einer gegnerischen Fesslung und musste einen Springer abgeben. Wenngleich die Stellung zu diesem Zeitpunkt noch hochkomplex war, machte sich die Mehrfigur bemerkbar und veranlasste Harald schließlich zur Aufgabe.

Bekka schaffte es währenddessen die angreifenden Figuren alle abzutauschen und ihre Leichtfigur zentral zu postieren. Schließlich wurde hier auch Remis vereinbart, auch wenn ich die Endstellung nicht gesehen habe denke ich, dass es ein gutes Ergebnis in der Situation war.
Aus Sebastians Stellung entwickelte sich ein optisch sehr gewinnversprechendes Läuferendspiel. Mit einem Doppelbauern und dem Läufer auf der falschen Farbe musste sein Gegner erst einmal eine Möglichkeit finden nochmal ins Spiel zu kommen. Doch anscheinend gab es einen Weg zum Remis, den ich auch in meiner Berechnung nicht gefunden hatte.

Im Zwischenstand also 4:2 hinten und Martin kämpfte immer noch mit Bauer weniger. Vielleicht einen kleinen Lichtblick boten seine Freibauern am Damenflügel. Doch um diese laufen zu lassen, musste eben vorher der Königsflügel gesichert werden. Simons Stellung gefiel mir leider gar nicht. Der Gegner hatte einfach die Initiative und kontrollierte das Spielgeschehen. Simon musste viel kurbeln, hatte aber dennoch am Ende das Nachsehen. Damit war der Mannschaftskampf schon verloren. Brain kämpfte zwar noch sehr lange um seinen halben Brettpunkt, doch verfehlte ihn am Ende.

Saisonfazit: :
Das letzte Oberligawochenende hat uns einfach gezeigt, dass wir in der Form nächstes Jahr um den Klassenerhalt noch viel härter kämpfen müssen. Auch wenn normalerweise Nicolas, einer der Top Scorer der Mannschaft, an 8 einspringt, bei Ausbleiben von Dana, ist unser Kader gegen Ausfälle deutlich zu dünn. Denn viele Ausfälle hatten wir dieses Jahr nicht (nur 3) und trotzdem mussten wir sogar ein Brett frei lassen. Eine gute Saison hatte wohl von uns keiner, denn die meisten Punkteschnitte sind negativ. Chemnitz hat z.B. nur 1,5 Brettpunkte weniger als wir vorzuweisen, eben nur unglücklich verteilt. Aber das zeigt mir einfach auch, welches Glück wir eigentlich hatten mit unseren wenigen Siegen.
Löberitz I 2014/15 Wichtig ist es aber auch Positives in der Saison hervorzuheben, ich möchte mich also nochmal bei allen bedanken, die mich bei meiner Mannschaftsleitertätigkeit unterstützt haben, ob nun beim Planen, beim Verwalten, dem Bezahlen des Schiris oder bei der Suche eines Spiellokals. Auch ein großes Dankeschön an alle nichtspielenden Eltern, welche dafür sorgten, dass Sebastian, Nicolas, ich und manchmal auch Christian pünktlich an so mancher Runde teilnehmen konnten.

Wir sehen uns alle bei den Löberitzer Schachtagen!

ML Frido

  SG Leipzig II SG 1871 Löberitz 5,5:2,5
1 FM Schubert, Thomas Schuster, Martin 1-0
2 FM Böhnisch, Manfred Pröhl, Holger ½
3 Kreyssig, Robert Schindler, Christian 0-1
4 Beyer, Till Mertens, Fridolin ½
5 Sonntag, Hermann Pallas, Sebastian 1-0
6 FM Schöneberg, Manfred FM Matthey, Harald ½
7 Limpert, Michael Spreng, Simon 1-0
8 Hentze, Markus Schuster, Rebekka 1-0
  SG 1871 Löberitz USG Chemnitz 2:6
1 Schuster, Martin FM Kunze, Carlo 0-1
2 Pröhl, Holger FM Schenk, Alexander 1-0
3 Schindler, Christian Bär, Sören 0-1
4 Mertens, Fridolin Kulke, Tobias 0-1
5 Pallas, Sebastian Lämmel, Sebastian ½
6 FM Matthey, Harald Eidner, Falk 0-1
7 Spreng, Simon Sobeck, Günter 0-1
8 Schuster, Rebekka Pfeiffer, Alfred ½

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