4. Spieltag: SG 1871 Löberitz II - GW Piesteritz 5:3

Elina wird in Tichu eingeweiht In meiner Vorschau verwies ich auf das Fußballschachturnier als Gradmesser für die Saison. Im Fußball gibt es trotz großmeisterlicher Unterstützung Verbesserungsbedarf. Schachlich allerdings können wir zufrieden sein. Auch ohne Großmeister hat es im Blitzturnier für Platz 2 gereicht und am Folgetag zu einem souveränen Sieg gegen meinen eigentlichen Staffelfavoriten.

Nun sind wir zwei Wochen weiter und es gab bereits das nächste Match. Zweiter gegen Dritter hieß es am Sonntag in Löberitz. Auch unser Gegner Piesteritz ist ein Spitzenteam, ein Großteil der Mannschaft hat schon an Oberligabrettern gekämpft. Keine leichte Aufgabe, zumal wir Nicolas an die I. Mannschaft und Pauline an die Universität abgeben mussten. Mit Münzi und Konstantin standen uns aber bewährte Kräfte zu Verfügung um das Team zu komplettieren. Vermisst haben wir alle vier am Vorabend des Kampfes, als es bei Nudeln, Tichu, und Nicht-Film-Schauen doch eher entspannt zuging.

Ein Klassiker: Nudeln a la Normi Sonntag neun Uhr waren wir vollzählig, obwohl kurz Nervosität aufkam, ob es Mikly und Münzi rechtzeitig schaffen würden. Alle anderen waren vorbildlich pünktlich und beteiligten sich an den Vorbereitungen im Schachraum.
Piesteritz trat wie erwartet in Bestbesetzung an. Wir ersetzten, wie schon erwähnt, Nicolas und Pauline durch Konstantin und Münzi.

Mit dem Eröffnungsverlauf konnten wir durchweg zufrieden sein, es standen überall bekannte Stellungen auf dem Brett. Frank Enigk versuchte meinen Grünfeldinder etwas unorthodox mit einem Mix aus Hauptvariante und g3 zu bekämpfen. Reyk landete wie gegen Steffen Michel in einer Benoni-Struktur. Miklys Skandinavier wurde etwas unerwartet mit dem Hauptzug e:d bekämpft, dennoch war er in bekannten Gefilden unterwegs.
Mikly reicht Rosé Elina durfte einen wackeligen Pirc-Aufbau bekämpfen. Patricia hatte in einem zahnlosen Damenbauerspiel mit Schwarz zunächst keine Probleme. Annika kam sehr gut aus der Eröffnung und hatte einen klaren Plan an der Hand. Konstantin bekämpfte das Blackmar-Diemer mit dem thematischen e5 und verwaltet zunächst einen Mehrbauern. Bei Münzi wurde etwas unerwartet Skandinavisch mit Dd8 gewählt.

Schnell vorbei waren die Partien an Brett 4 und 7. Elina beorderte im h3-Pirc klassisch alle Kräfte in die Mitte, dann wurden die provozierten Felderschwächen anvisiert und schließlich wurde im Zentrum durchgebrochen. Wenn alles perfekt postiert ist, arbeitet auch die Taktik für einen und so blieb nach einer hübschen Abwicklung eine Figur für Weiß übrig. Das bewegte Benno Pankrath zur sofortigen Aufgabe. Ein sehr überzeugender Sieg!

Erfolgemix an 7 und 8 Konstantin verpasste es, den zwischenzeitlich gewonnenen Bauern schnell wieder über Bord zu werfen, um seine Entwicklung abzuschließen. Die weiße Initiative entwickelte sich schnell und auch hier war die weiße Zentralisation schneller als der König aus dem Zentrum verschwunden. 1:1 nach nicht mal 2 Stunden.

Nach 3 Stunden war dann auch meine Partie beendet. Ich verpasstes es mehrmals, Frank für seinen gewagten Aufbau deutlicher zu bestrafen. Eine taktische Lösung lag zwar tief versteckt, aber es gab mehrere leichte Möglichkeiten, klaren Vorteil bzw. einen Bauern mitzunehmen. Ich wollte auf sicherem Wege den Bauern einstreichen, möglichst ohne viel rechnen zu müssen und am besten mit Damentausch. Die vielen kleinen Ungenauigkeiten rächten sich und gipfelten in einem Übersehen, sodass weder der Bauer noch irgendwelcher Vorteil übrig blieben. Im Gegenteil, die Partie verflachte total und mir lief bei der Suche, die Stellung irgendwie am Leben zu halten, die Zeit davon. Ich lehnte zwar ein Remisangebot ab, rauszuholen war aber einfach nichts mehr. So wurde im 40. Zug noch ein Turm getauscht und die ungleichfarbigen Läufer besiegelten das Ergebnis. 1,5:1,5.

Remistracht an 1 und 2 Nun könnte man meinen, es wird einem langweilig, denn die verbliebenen 5 Partien gingen alle in die 5,5te Stunde. Allerdings wurde auf den Brettern einiges geboten, ohne dass eine klare Tendenz abzusehen war, wohin der Kampf gehen sollte.

Auf der Habenseite verbuchte ich Mikly. Er ging ausgangs der Eröffnung mit D:c3 "all-in" sammelte einen Bauern ein und in der Folge blieb noch ein zweiter hängen. Als ich D:c3 sah, machte ich mir einige Sorgen, aber Christian Hanak konnte trotz immensen Zeiteinsatzes nichts Konkretes nachweisen und so konsolidierte Mikly seine Stellung und verblieb schlussendlich mit zwei Mehrbauern. Christian schaffte zwar die Zeit, den technischen Teil verwaltete Mikly aber sicher, auch wenn es noch eine Weile dauerte. Ein Big Point!

Grundlos: Elinas Horror Münzis Stellung erschien mir lange unklar und strategisch anrüchig. Aber ein mutiger Springer sammelte einfach einen Bauern auf b7 ein und wurde vom getarnten Mann auf h2 zuverlässig unterstützt. Das Duo lähmte die gesamte schwarze Armee, folgerichtig wurde zweimal Remis abgelehnt und in ein eigentlich leicht gewonnenes Turmendspiel abgewickelt.

Szenenwechsel, Brett 2. Ein Wechselbad der Gefühle durchlebte nicht nur Reyk am Brett, sondern auch ich beim Verfolgen seiner Partie. Nach der Eröffnung nicht viel los, dann klare Gewinnstellung und dann ein unerklärlicher Einbruch in dessen Folge Schwarz mehrfach in klare Gewinnstellung hätte abwickeln können. Aber in dem Maße und nahezu zeitgleich, wie mir Münzis Turmendspieltechnik mehr und mehr missfiel und ich den ganzen Punkt davonschwimmen sah, gab es Licht am Ende des Tunnels. Man konnte dank etwas Hilfe von Michael Enigk zumindest wieder auf einen halben Punkt hoffen.

Die Frauen-Mittelachse Münzi schaffte es schließlich doch uns mit 2.5:1,5 in Führung zu bringen, auch wenn ich an einer Stelle berechtigte Zweifel hatte, dass dies noch gelingt. Zu unserem Glück verpasste Harald Leipold aber die sich ihm bietende Gelegenheit, dem halben Punkt sehr nahe zu kommen. Das erleichterte unsere Gesamtaufgabe merklich.

Annika gab ihren klaren Vorteil zwar nie aus der Hand und beherrschte mit allen drei Schwerfiguren die einzig offene Linie, aber ein klares Durchkommen war nicht in Sicht.
Bei Patricia zeigte das zahnlose Damenbauernspiel irgendwann doch Bisskraft und ihre Stellung war über die Dauer schwierig geworden. In Zeitnot entschied sie sich für den Damentausch, was Weiß in der Folge einen starken gedeckten Freibauern auf f6 einbrachte. Im 40. Zug wurde dann entschieden, dieses Tandem auf Kosten einer Figur zu beseitigen. Der Ausgang der Partie war zwar noch offen, aber man musste davon ausgehen, dass die Figur sich durchsetzen wird.

Piesteritz wie immer mit dem Stammachter Zwischendurch zeichnete sich mir ein Worst-Case-Szenario: Patrica und Reyk verlieren, Münzi gewinnt nicht, Mily gewinnt, 3,5:3,5. Annika muss ihre gute Stellung mit wenig Zeit spielen, wenn das Remisangebot abgelehnt wird und Piesteritz auf Do or Die setzt.
Alternativ entscheiden wir, alle Last auf Annika zu legen und beim Stand von 3,5.3,5 alles zu riskieren. Nicht, dass sie nicht schon bewiesen hat, dass sie das kann. Trotzdem keine leichte Entscheidung für einen ML, einem Spieler so etwas zu überantworten.

Kunst auf Münzis Motorhaube Durch Münzis Sieg und dem Licht an 2 entspannte sich die Situation aber wieder. Es schien, dass Reyks Gegenspiel nun zumindest zum Remis ausreichte. So konnte ich Annika das Signal geben, dass Remis ein akzeptables Ergebnis im Sinne der Mannschaft wäre. Nach mehr als 5,5 Stunden offerierte sie dann aus der Position der Stärke das Friedensangebot und sicherte uns damit zunächst einen Mannschaftspunkt. In Anbetracht der verbesserten Lage an Brett 2 aber wohl den Sieg.

Pärchenbildung Reyk ließ sogar noch einen leichten Gewinn verstreichen, aber auch seine Abwicklung sollte zum Gewinn ausreichend sein. Auf Grund des bisherigen Partieverlaufes und der fortgeschrittenen Spielzeit traute er aber seinen Rechenkünsten nicht mehr zu 100% und so wählte er, mit dem Wissen das 4,5 zu sichern, die Zugwiederholung statt weiter zu rechnen und das Risiko zu nehmen, noch etwas zu übersehen. Zwei gute Entscheidungen von Annika und Reyk im Sinne der Mannschaft!

Tichu-Analyse Dass Patrica nach starker Verteidigung ihr Endspiel mit den letzten Sekunden und nach 5:57 Remis hielt, rundete den Tag ab. Sie sicherte uns damit die geteilte Tabellenführung mit Naumburg II. Nun sind wir auch wieder nach Brettpunkten gleich auf.
Piesteritz ist trotz der Niederlage immer noch Dritter. Hinter Naumburg und uns schlägt fleißig jeder jeden oder man trennt sich 4:4. Dies bedeutet eine 4-Punkte-Lücke zwischen Platz 2 und 3. Das wollen wir möglichst beibehalten, wenn es in drei Wochen nach Merseburg geht.

Das Zwischenfazit ist also rund herum positiv. Das Team funktioniert ausgezeichnet. Die Lasten sind gleichmäßig verteilt, alle kämpfen. Hat mal jemand einen schlechteren Tag, kann er sich auf den Rest des Teams verlassen. Elina brachte die erhoffte Stabilität in der Mittelachse. Überhaupt muss man die Frauen im Team loben. Der bisherige +2 Gesamtscore ist sehr gut. Paulines und Nicolas gelegentliche Einsätze zahlen sich bis jetzt 100%ig aus. In Münzi haben wir einen starken Back-up mit 2,5/3. Die "Oldies" machen ihren Job mehr als solide. Nur der Mannschaftsleiter ist mit seiner Form nicht ganz zufrieden und hat noch Luft nach oben. Solange das Team gewinnt, kann er aber damit Leben, habe ich gehört.

Norman

  SG 1871 Löberitz II GW Piesteritz 5:3
1 Schütze, Norman Enigk, Frank ½
2 Schäfer, Reyk Enigk, Michael ½
3 Klyszcz, Michael Hanak, Christian 1-0
4 Otikova, Elina Pankrath, Benno 1-0
5 Lehmann, Patricia Heintel, Fred ½
6 Priese, Annika Rothe, Steve ½
7 Bolshakov, Konstantin Höhm, Walther 0-1
8 Münzberg, Stephan Leipold, Harald 1-0

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