6./7. Spieltag: Doppelrunde in Magdeburg

Reisetagebuch, der 18.01.2014. 11:20, Hauptbahnhof Halle

Schlechte Nachrichten. Der Zug, der uns zu unserem Spiel bringen sollte, wurde gecancelt. Grund? Randale ... ehm Demo(s) in Magdeburg, da sich dort die Zerbombung durch die Alliierten jährt. War bis vor kurzem noch von 20 Minuten Verspätung die Rede, brach jetzt langsam die Panik aus. Geplant war, dass Frido, Sebi und meine Wenigkeit mit dem Zug nach Stummsdorf fahren und dort Holly, Dana und Brain aufsammelten. Das fiel jetzt ins Wasser. Schnell rumtelefoniert, fand sich der Notfallplan, dass meine Mutter fährt. Das Auto wäre bis auf den allerletzten Notsitz gefüllt. Doch dann kam die Rettung: Ein Anruf und die Ankunft der Familie Pallas. Fangen wir mit dem ersten Glücksfall an, die Fraktion Stummsdorf hat sich ein Auto organisiert und muss nicht abgeholt werden. Also nur noch wir. Am Schalter erfuhren wir, dass wir einen Zug nehmen könnten, der 13:51 planmäßig in Magdeburg ankommt. Zu spät. Also doch lieber das Pallas-Auto füllen, den sichtlich überraschten Ich-habe-Tzaziki-gefrühstückt-Christian abgeholt und auf in die Landeshauptstadt.

Wir bangten alle, was denn wohl Schlimmes in MD los sein würde. Linke wie Rechte, auf dem Aufmarsch und Kampf in den Straßen. Dazwischen die Polizisten. Würden wir überhaupt durch diesen Deckmantel der Anarchie gefahrlos zur Jugendherberge kommen?
Doch nichts. Wir umfuhren das Problemgebiet und alles, was wir zu sehen bekamen, waren ein paar durch und durch gepanzerte Polizisten. Uns fiel allen ein Stein vom Herzen. Nachdem uns Frau Pallas abgesetzt hatte, wurde noch schnell ein - für manche das zweite - Frühstück verzehrt und dann fanden wir uns in der Jugendherbergslobby ein, wo wir auch bald auf die ersten AEM'er und auch den Rest unserer Mannschaft trafen. Schnell noch in Fridos und Sebis Zimmmer hineingeschaut, und ab zum Spielraum in der vierten Etage. Aus meinen LEM-Zeiten kam mir die Architektur des Raumes auffallend bekannt vor, allerdings war bei vier anwesenden Mannschaften der Platz sichtig begrenzt. Nichtsdesdotrotz konnten alle Partien ohne große Umschweife starten, nachdem auch Christian wieder vorbei geschaut hatte. Er wollte sich noch Essen in der Stadt besorgen.

Kommen wir zu den Partien. Wenn wir von hinten anfangen, um natürlich die Spannung zu erhöhen, landen wir direkt an meinem Brett, wo mir der erste Hansch dieses Wochenendes gegenüber sitzen sollte. Wir kreuzten in Dresden schonmal die Klingen, allerdings mit vertauschten Farben. Das Ergebnis war allerdings dasselbe. In einem soliden Slaven gelang es mir, die weißfeldrigen Läufer zu tauschen und anschließend die Stellung für meine Figuren zu öffnen, was mir die angenehmere Stellung bescherte. Allerdings, Gott weiß wie, waren nach 15 Zügen noch roundabout 23 Minuten übrig, und in der Zeitnot tauschte Stephan gekonnt alle Bauern am Damenflügel ab und so endete dieses Brett Remis.
Simon und Josi kamen auch zum selben Schluss. Nach einer interessanten Eröffnung, Englisch, konnte Weiß etwas Druck aufbauen, sodass Schwarz gezwungen war, in ein ungleichfarbiges Läuferendspiel mit 2 Türmen für jeden abzuwickeln. Die weiße Initiative konnte abgewehrt und der halbe Punkt gegen den stärkeren Gegner abgeholt werden.

Sebastian durfte gegen Jan Wöllermann ran, und konterte gegen dessen Russisches System gegen Grünfeld mit einem korrekten Bauernopfer. Danach verlor er aber etwas den Faden und spielte nicht energisch genug. In der Analyse sind wir auch noch auf interessante Ideen gestoßen, aber in der Partie wollte einfach nichts funktionieren. Der erste Punkt für die Magdeburger.
Daneben durfte Brain gegen JP einen Mehrbauern in einem Abtausch-Königsinder verteidigen. Allerdings war der berühmte schwarzfeldrige Druck zuviel und am Ende konnte JP durch einen taktischen Trick einen Turm gewinnen. 3 zu 1.

Frido durfte den zweiten Hansch angehen. Nach einer relativ spannungslosen ersten Hälfte in englischen Gefilden, konnte Karsten sich die leicht angenehmere Stellung erarbeiten. Schwarz konnte dem Druck am Königsflügel nicht standhalten und verlor am Ende eine Figur.
Holly, die Punktmaschine. Maria musste sich in seinem typischen g3-Alapin zurechtfinden und konnte in taktischen Komplikationen einen Bauern gewinnen. Doch Holly konnte zeigen, dass Dame und Springer einfach ein besseres Duo als Läufer/Dame sind und konnte nicht nur die Königsflügelbauern abräumen, sondern auch noch den h-Bauern gen Himmel ziehen lassen. 4 zu 2 also.

Christian musste gegen Flash eine passive Benoni-artige Stellung verteidigen, aber Flash konnte die schwarze Aktivität neutralisieren und so blieb am Ende ein schwarzer Springer auf a4 hängen. Der Freibauer auf f6 konnte schließlich zwar geschlagen werden, aber für den Springer hieß das taktisch Licht aus und so gab es einen weiteren Punkt für AEM.

Da die meisten von uns fertig waren, sahen wir die Zeit gekommen für ein Essen beim spielnahen Griechen. Das Topbrett spielte tatsächlich bis ungefähr 21:30 eine sehr schwierige Stellung. Tatjana konnte im Königsinder eine Qualität gewinnen, aber der weiße Turm sammelte noch 2 Bauern ein, ehe er abgetauscht wurde. Das Endspiel Springer und 3 Bauern von Weiß gegen Turm und 1 Bauern für Schwarz wurde dann nach 145(!) Zügen Remis gegeben.
Danach wurden wir in die Nacht entlassen, die Christian und ich bei Nudel verbrachten.
Am nächsten Morgen, nachdem ich mich heroisch aufmachte, um Brötchen zu holen, traten wir alle mehr oder weniger pünktlich (der Weg ist weiter, als wir dachten!) zum zweiten Spiel gegen Rochade an.

Meine Partie gegen Vater Hansch zeigte einen geschlossenen Katalanen, den er im Stonewall-Stil behandelte. Ich tauschte ein paar Figuren und verblieb mit der besseren Bauernstruktur gegen das Läuferpaar. An der Möglichkeit zum Damenopfer ging ich leider vorbei, da mir die Konsequenzen unklar waren. Wie auch in der Partie am Samstag lief mir die Zeit davon, sodass ich die Stellung im 38. Zug sichern wollte und damit meinen gesamten Vorteil vergab. Leider kam ich nicht so glimpflich davon, da die eigentlich starken Freibauern einfach eingesammelt wurden und so musste ich schließlich die Waffen strecken.

Simon am Nebenbrett hatte nach 3 Zügen Damen getauscht und focht das "Endspiel" gut aus, kam in Vorteil. Das ging soweit, dass Weiß seine beiden Figuren geben musste, bis es 2 Springer gegen König und Bauer hieß. Einen Zug bevor sich der Bauer umwandeln konnte, war der weiße König mattgesetzt. Starke Leistung!
Sebastian gelang es, seinen Gegner in einem Schotten zu überspielen. Im entstehenden Turmendspiel mit Mehrbauer auf d7 schien er die Regel "Türme hinter die Freibauern!" wohl zu ernst zu nehmen und so wurde das eigentlich gewonnene Endspiel nur Remis.

Brain konnte im Damengambit ein paar Figuren tauschen, ließ sich dafür aber den notorisch schwachen Bauern auf c6 verpassen. Danach demonstrierte er in einem langen Turmendspiel aber, dass eine Schwäche (erst c6, dann d5) nicht zum Gewinnen ausreicht und so wurde auch hier irgendwann der Remisschluss vereinbart.
Fridolin bekam gegen Mike Stolz eine ihm sehr bekannte Eröffnung. Leider konnte er seinem Titel als Drachentöter dieses Mal nicht gerecht werden - er verlor einfach zu viele Tempi. Das rächte sich im endstehenden Endspiel, als die Mehrqualität das Läuferpaar nicht einschränken konnte und Weiß mattgesetzt wurde.

Hollys Siegesserie wurde leider unterbrochen und er fiel in 18 Zügen einem taktischen Trick zum Opfer, der ästhetisch aber sehr schön anzusehen ist.
Christian konnte mit seiner Wunderwaffe d4-b3 wieder einmal einen Sieg einfahren. Lange Zeit war es eine schwerblütige Partie, aber gegen Ende konnte er einfach einen Bauern einsammeln und das Endspiel war dann gewonnen.

Danas Gegner versuchte auch einen solchen Aufbau, aber diesmal in der Reihenfolge b3-e3-d4. Doch Dana spielte stark und konnte den Druck am Ende zum Königsangriff ausbauen und so musste sich Weiß mit nahezu mattgesetztem König geschlagen geben.
Insgesamt also ein 4:4, was angesicht der besseren Gegner zu vertreten ist. Zumindest angenehmer als die Niederlage am Tag davor! ;)

Nicolas

  AE Magdeburg SG 1871 Löberitz 5,5:2,5
1 WGM Melamed, Tatjana WGM Reizniece-Ozola, Dana ½
2 Andre, Gordon Schindler, Christian 1-0
3 WIM Schöne, Maria Pröhl, Holger 0-1
4 Hansch, Karsten Mertens, Fridolin 1-0
5 Paul, Johannes Schuster, Martin 1-0
6 Wöllermann, Jan Pallas, Sebastian 1-0
7 Heinemann, Josefine Spreng, Simon ½
8 Hansch, Stephan Niegsch, Nicolas ½
  SG 1871 Löberitz Rochade Magdeburg 4:4
1 WGM Reizniece-Ozola, Dana FM Kuchynka, Lukas 1-0
2 Schindler, Christian FM Tuma, Jakub 1-0
3 Pröhl, Holger Bednar, Marcel 0-1
4 Mertens, Fridolin FM Stolz, Mike 0-1
5 Schuster, Martin WIM Horvath, Julia ½
6 Pallas, Sebastian Niering, Martin ½
7 Spreng, Simon Kahe, Ralph 1-0
8 Niegsch, Nicolas CM Hansch, Torsten 0-1

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