4. Spieltag: SG 1871 Löberitz - SK König Tegel 1,5:6,5

"Es war knapper als es sich anhört ..."

Letztes Wochenende spielte unser frisches 2. Ligateam gegen eine eingefleischte Berliner Mannschaft, welche in dieser Aufstellung auch schon in der 1. Bundesliga mitmischte. Dementsprechend wurden auch die Ziele für dieses Wochenende realistisch gesteckt: Einfach spielen und sehen, was dabei herauskommt, war die Devise, denn mit einem Sieg war von vorn herein nicht zu rechnen (im Elo- Durchschnitt hatten wir leider ca. 200 Punkte weniger). Geschwächt durch das Ausfallen von Simon und Dana machten wir uns also mit Rebekka und Konstantin stattdessen auf zum Gutshaus in Möslitz. Dieser Ort sollte auch das letzte Mal in dieser Saison als Spiellokal unserer Mannschaft herhalten müssen, die nächsten Heimspiele werden wohl im Schloss Zörbig ausgetragen. Schnell war auch das ganze Team vollständig und die Spiele konnten beginnen.

Die Spielbedingungen waren wieder ausgezeichnet, da Ronny sich um Tee, Kaffee, Getränke sowie kleine Snacks gekümmert hatte. Auch das Wetter lud zum Schachspielen ein, da draußen ein wahrer Schneesturm tobte. Doch nun zu den einzelnen Paarungen:

Die Partien dauerten alle recht lange und so bekam ich die Möglichkeit auch bei allen einmal kurz über die Schulter zu sehen. Dabei fiel mir auf, dass wir etliche interessante Stellungen und Partien auf den Brettern stehen hatten und es wirkte im Großen und Ganzen durchaus solide. Harald, welcher gegen Ulf von Herman mit Schwarz spielte, versuchte sich im Holländer. Doch sein Gegner wickelte ihn schnell ein und Harald fand sich in einer passiven Lage mit Raumnachteil im Mittelspiel wieder. Anschließend folgte ein Durchbruch des Weißen im Zentrum, dem Harald nichts mehr entgegenzusetzen hatte. Schließlich übersah Harald noch eine kleine taktische Feinheit und musste die Segel als Erster streichen.

Ihm folgte Rebekka, welche ihren 500 Punkte stärkeren Gegner anfangs noch ein wenig hinhalten konnte. Sie entgegnete 1.e4 mit Französisch, wurde jedoch theoretisch ausgetrickst, da ihr Gegner schnell eine Nebenvariante wählte. So stand sie nach der Eröffnung positionell unangenehm, laut Engine war aber noch alles im grünen Bereich. Wie es halt im Schach ist, passieren aus unangenehmen Stellungen heraus oft Fehler und ein grober Fehlgriff beendete die Partie. Zwischenstand: 2:0 für Tegel.

Als nächster beendete ich meine Partie. Auch ich kam nach der Eröffnung ins Straucheln und behielt nach einer größeren Abwicklung im Mittelspiel die schlechtere Bauernstruktur zurück. Mein Gegner fand jedoch keine Gelegenheit diese auszunutzen und zum Ende hin standen meine Figuren leicht aktiver, so bot mein Gegner Remis und ich nahm an.

Holly bekam es mit GM Robert Rabiega zu tun und wollte ihn ebenfalls mit Französisch befragen. Rabiega jedoch wählte mit 1.e4-e6, 2.c4 ein offenes Abspiel und ließ sich nicht auf das übliche Flügelspiel im Franzosen ein. Die Entwicklung verlief bei beiden Parteien problemlos, bis sich in Hollys Lager auf einmal ein Springer auf d6 einnistete und auch dort verweilen wollte. In Verlauf der Partie behinderte der Springer das harmonische Zusammenspiel der Figuren Hollys derart, dass dieser eine Qualität geben musste. Doch trotz dessen ließ ihn der Großmeister nicht mehr die 5. Reihe passieren. Der aufgebaute Druck wurde schnell nicht mehr aushaltbar und Holly musste sich geschlagen geben.

Martin stellte ein solides Damengambit auf das Brett und das Mittelspiel entwickelte sich eher unspektakulär. Doch als dann alle Figuren abgetauscht waren wurde es wieder spannend: Das Turmendspiel schien klar besser für Michael Richter, da Martin maximale Bauernketten verzeichnen musste - 4 an der Zahl. Also entschied sich der Internationale Meister zur Abwicklung in ein Bauernendspiel. Doch auf einmal ist die Bauernstruktur nicht mehr das entscheidende, denn Martin besaß den aktiveren König und hätte wahrscheinlich wieder um Remis spielen können. Er entschied sich jedoch unter Zeitdruck für das Einsammeln der Damenflügelbauern. Das zog leider einen Durchbruch am Damenflügel nach sich und so verlor nach langem Kampf auch Martin.

Der Mannschaftskampf war damit schon verloren und Normi konnte getrost das Remis annehmen, welches ihm sein Gegner René Stern anbot. Allerdings war auch bei Norman mehr drin gewesen, denn Rene Stern spielte eine grundsolide, aber eher ambitionslose Eröffnung - die Abtauschvariante im Damengambit. Hier setzte Norman viel, denn er wagte ein kritisches Abspiel. Dennoch funktionierte der Plan und Norman hätte durch eine forcierte Abwicklung sogar in ein gewonnenes Endspiel abwickeln können. Dieses war jedoch am Brett nicht leicht zu finden und noch schwerer es als gewonnen einzuschätzen. Also spielte er normal weiter und konnte am Schluss nicht mehr viel gegen ein Remis tun.

Es spielten also noch Christian und zu unser aller Staunen auch noch Konstantin. Denn dieser spielte gegen den fast 700 Punkte stärkeren Georg Kachibadze. Auch bis lange in die Partie hinein spielte Konstantin gut auf Ausgleich, er stand immer leicht passiv, aber von einem gegnerischen Vorteil war nicht viel zu sehen. Am Ende wickelten beide in ein Springerendspiel mit jeweils 4 Bauern ab. Kachibadze legte hier sein Geschick im Endspiel dar und überspielte Konstantin dann technisch nach 55 Zügen. Trotzdem eine gute Leistung Konstantins, der sehr konzentriert und akribisch am Brett arbeitete.

Als letztes spielte noch Christian gegen GM Mladen Muse. Um dem gefürchteten Königsindisch aus dem Weg zu gehen hatte er schon vorher groß angekündigt 2.b3 zu spielen. Daraus folgte eine staubtrockene Stellung, wobei beide Parteien nur auf positionelle und strategische Fehler des Gegners lauerten. Daraus entwickelte sich dann später eine sehr angenehme Position für Christian, welcher fast bis zum Schluss das Läuferpaar behauptete, seinen minimalen Vorteil aber nie wirklich zu einem Sieg ausbauen konnte. Das Remis war bis zum Schluss trotz allem hart umkämpft.

Nun ist auch in der 2. Liga erst mal Winterpause und mit unseren 13 Brettpunkten können wir mächtig stolz auf unsere 4 Mannschaftspunkte sein. In den nächsten Spielen wird wieder angegriffen :-)

Frido

  SG 1871 Löberitz SK König Tegel 1,5:6,5
1 Pröhl, Holger GM Rabiega, Robert 0-1
2 Schütze, Norman IM Stern, Rene ½
3 Schuster, Martin IM Richter, Michael 0-1
4 Schindler, Christian GM Muse, Mladen ½
5 FM Matthey, Harald IM von Herman, Ulf 0-1
6 Mertens, Fridolin IM Muse, Drazen ½
7 Schuster, Rebekka FM Sarbok, Torsten 0-1
8 Bolshakov, Konstantin Kachibadze, Georg 0-1

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