9. Spieltag: SG 1871 Löberitz II - USV Halle IV 4,5:3,5

Wir bleiben drin :-)

Heine ... sowie ebenfalls die drei, von der Ilse, von der Bode und von der Selke gebildeten Thäler des Unterharzes gar anmutig unter einander kontrastieren, wenn man den Charakter jedes Thales zu personificieren weiß. Es sind drei Frauengestalten, wovon man nicht so leicht zu unterscheiden vermag, welche die Schönste sei.

...
Nun, ich bin Paris, die drei Göttinnen stehen vor mir, und den Apfel gebe ich der schönen Ilse.

Heinrich Heine: Die Harzreise

Ilm

Wie gewohnt begann das Naumburg-Punktspielwochenende für Mikly und mich am Freitag in Weimar. Für die schachliche Vorbereitung fehlte der Crêperie du Palais im Vergleich zum Falken dann doch ein vollständiges Figurenset. Aber Galette und Monaco machten das allemal wett.

Figurensuche in der Crêperie du Palais Die Ilm bei Bad Sulza Begrüßungs-Volleyball in Freyburg

Anderntags folgten wir der Ilm noch über Bad Sulza bis zur Mündung in die Saale. Nun fehlten nur noch wenige Minuten und Fotostopps bis Naumburg und schließlich ins 8 km nördlich gelegene Freyburg.

Unstrut

Freyburger Weingeist Dort formierte sich die Ausflugstruppe in Person von Patricia, Neu-Marburgerin Pauline, Joseline, Oma Mertens, Papa Mertens, Konstantin, Mikly und dem Autor. Verhindert waren Sebastian und Oberligist Normi, während Annika später an der Saale zu uns stoßen sollte. Matthias alias Papa Mertens führte uns sicher durch seine frühere Heimat vorbei an den spuckenden Weingeistern, dem Hexenkeller und dem Edelacker hinauf zu Schloss Neuenburg. Warum der Edelacker "Edelacker" heißt, erfahrt ihr hier. Über Storchenreiher wollen wir nicht weiter philosophieren ;-)

Übern Edelacker zur Neuenburg Mediterranes Unstrutwehr Storchenreiher?

Auf der Neuenburg angekommen ging es noch höher hinaus auf den Bergfried (auch hier gibts einen Dicken Wilhelm) und anschließend zur verdienten Stärkung mit gedecktem Apfelkuchen in die Küchenmeisterey. Nicht schlecht staunten wir, als wir ... die Schachfreunde aus Bad Schmiedeberg dort antrafen. Sie waren bereits am Freitag mit Kind & Kegel in die Weingegend gereist und von Naumburg aus mit dem Schiff gekommen. Ob beiden abstiegsbedrohten Teams das Höhentraining bekommen würde?
Mehrgenerationen-Strandkorb Als mir schließlich keine zwei Minuten später auch noch Falti über den Weg lief, mochte ich gar nicht mehr an Zufälle glauben ;-)

Wieder im Tal angekommen widerstanden wir zwar nicht den Strandkörben am Unstrutwehr, wohl aber dem Bratwurstduft. Und folgten schließlich auch der Unstrut bis zur Mündung in die Saale.

Saale

Nur wenige huntert Meter davon entfernt gibt es mit dem "Alten Felsenkeller" und seinem herrlichen Blick ins Saaletal zur Schönburg ein wirklich lauschiges Plätzchen. Die Kenntnis darüber verdankte ich dem Oberligaauftakt der Mammuts und dem Großcousin des Wirts ;-)

Alter Felsenkeller Pilzkultur Blick zur Schönburg

So ergehts den Zechprellern Noch zum Osteropen hatten wir mit dem Hausherrn eine Führung durch den wortwörtlichen Keller vereinbart, jenen geheimnisvollen Ort, an dem die schmackhaften Kräuterseitlinge – die Spezialität des Hauses – heranwachsen.

Der Keller entpuppte sich dann als ein richtiges kleines Höhlensystem und die Führung als sehr lohnenswert. Trafen wir doch nicht nur einen etwas abgemagerten Zechpreller samt Vorderlader, sondern auch Hufeisennase Siegfried und ein namenloses Großes Mausohr.
Der anschließende Freiluftspaziergang geriet dank Joselines Radschlag-Animationen schnell zum Turn- und Trimm-Dich-Pfad.
Zum Ausklang des gelungenen Tages kam noch frohe Kunde aus Magdeburg: Die I. war vorfristig in die 2. Bundesliga aufgestiegen :-)

Rad Josi
Stützduell nach Zeit
Rad Annika
Rad Patricia
Rad Pauli
Stütz-Solo

Dicker Wilhelm

Nicht einmal eine Woche Pause gönnte einigen von uns der Turniersaal "Dicker Wilhelm". Die Tabellensituation vor der zentralen Endrunde der Landesliga B war im Abstiegskampf sehr spannend:

6. SF Bad Schmiedeberg 7:9 28,0
7. USV Halle IV 6:10 28,5
8. SV Sangerhausen II 6:10 23,0
9. SG 1871 Löberitz II 5:11 29,5

Zu Recht optimistisch: Unsere kommenden Helden an 7 und 8 Teutschenthal war bereits abgeschlagen, während wir unsere Brettpunkte offenbar ungeschickt verteilt hatten. Platz 9 würde absteigen, Platz 8 drohte die Relegation. Die Schlussrunde hielt zwei direkte Duelle bereit: Bad Schmiedeberg - Sangerhausen sowie Löberitz - USV. Das führte zur reizvollen Situation, dass alle vier beteiligten Mannschaften den direkten Klassenerhalt aus eigener Kraft schaffen können: Bad Schmiedeberg und USV mit einem Unentschieden; Sangerhausen und Löberitz mit einem Sieg.
Wir rechneten natürlich mit einem starken USV-Team, zumal die II. und III. Hallenser Vertretung jenseits von Gut und Böse standen. Aber der ML verbreitete in den Vorabmails und in der Ansprache vor dem Kampf gewohnten Optimismus.
Ich versuche die Ereignisse in der ungefähren chronologischen Reihenfolge zu schildern:

Stellung nach 19...Sf6-d5 Brett 6: Lehmann, Patricia (1751) - Nowak, Stefan (1871) 0-1

Zwei Dinge fielen aus strategischer Sicht auf: Patricia erlaubte die Veränderung der schwarzen Bauernstruktur mit d5;e4 und ließ sich hier ungünstigerweise auf 20.S:b7 und Turm + Bauer vs. zwei Leichtfiguren ein. Da sie diese Systeme öfter auf dem Brett hat, wäre vielleicht eine Trainings-Sitzung mit Holly hilfreich. Stefan bekam hier (zu) starken Angriff.
Das Motiv S:b7 sollte sich jedoch noch als schicksalhaft für diesen Mannschaftskampf erweisen ...
Ich bin übrigens ähnlich optimistisch wie der ML in Sachen DJEM.

Brett 2: Schütze, Norman (2216) - Feldmann, Michael (1979) ½

Normi wurde von der Bird-Verteidigung 1.e4 e5 2.Sf3 Sc6 3.Lb5 Sd4 womöglich überrascht und musste früh ins Endspiel. Ein Qualitätsopfer sollte wohl Asymmetrie bringen und ergab mit Läuferpaar + Bauer ausreichende Kompensation, aber nicht mehr.

Brett 1: Huth, Martin (2000) - Mertens, Pauline (1932) ½

Martin behandelte Paulines Sizilianer recht vorsichtig. Nach programmgemäßem schwarzen ...d5 wurde das gesamte Zentrum aufgelöst und das entstandene Endspiel war schwer remisverdächtig.

Stellung nach 18...f5-f4 Brett 4: Schäfer, Reyk (2018) - Domaske, Andreas (1904) 1-0

Gegen meinen ehemaligen Teamkollegen erreichte ich eine interessante Materialkonstellation: Dame + Bauer vs. drei Leichtfiguren.
Ausgangspunkt war 19.g;f (nicht 19.S:d6 f;g!, wonach 20.f;g an 20...S:d6 21.Sb5 T:f1+ scheitert) e;f 20.S:d6 S:d6 21.Sb5. Materiell ist Black ok, aber die weißen Mittelbauern sind zu stark.


Brett 8: Priese, Annika (1458) - Vogler, Ursula (1611) 1-0

Gert an 8 war unsere einzige Konstante in der Vorbereitung, aber es kam anders. Dennoch war Annika immer noch im DWZ-Nachteil, was sie durch einen beherzten Angriff bei heterogenen Rochaden wett machte. Im damenlosen Mittelspiel kam sie durch starken Druck gegen f7 klar in Vorteil. Uschi stellte in Bedrängnis eine Figur ein, und wir gingen in Führung. Stark, Annika!

Der Sieg schien nun greifbar nahe. Nachdem Sangerhausen sich zwar mit dem Spatz in der Hand begnügt, aber doch die Punkteteilung erreicht hatte, war er auch bitter nötig. Aber zunächst mussten wir einen Rückschlag verkraften ...

Stellung nach 36.Kc4-b4 Brett 5: Gröger, Eric (1855) - Klyszcz, Michael (1933) 1-0

Mikly kam mit Minusbauer aus der Eröffnung, kämpfte sich aber unermüdlich zurück, bis ein remises Bauernendspiel erreicht war. Aber dieser Endspieltyp hat es ja bekanntlich in sich – so auch hier. Mikly verpasste in der Diagrammstellung die Remisidee 36...Kd5 37.Kb5 h4! Stattdessen ergab sich nach 36...a6? 37.Kc4 ein Damenendspiel mit zwei Minusbauern, das nicht zu halten war.
Somit 3:3 und eine Tonnenlast auf den noch schmalen Schultern unserer Youngster ...

Stellung nach 42.Kc3-d3 Brett 3: Gröger, Stefan (1978) - Pallas, Sebastian (1739) ½

Stefan hatte in der Anti-Grünfeld-Küche das Russische System ausgekocht und wich damit von seinen Gewohnheiten ab. Gegen mich hatte er kürzlich noch einen Ausflug nach Sevilla unternommen. Da Sebastian das System nicht kannte, nahm er kühn und unbekümmert mit ...c5 der weißen Vorbereitung die Spitze.
In der Folge konnte Stefan seinen Mehrbauern nicht in Szene setzen. Im Gegenteil wirbelte Sebastian ein Mattnetz zusammen. Die Krönung hätte hier 42...Kf3 bedeutet, wenn Weiß das Matt nur unter Figurenverlust (43.Tb2) abwehren kann. Vermutlich ist es aber psychologisch schwierig, sich ins Abzugschach zu begeben (das der weiße König allerdings nicht zu geben im Stande ist).
Stefan entkam mit knapper Not – eine gute Partie von Sebastian!

Somit 3,5:3,5, und ich tigerte ums Euroville, um nicht zuschauen zu müssen. Dabei gab es eigentlich keinen Grund zur Unruhe, denn Konstantin war am Brett gaanz cool – als ob es um nichts gehen würde ...

Stellung nach 28...Lf5-c8 Brett 7: Kleint, Gert (1808) - Bolshakov, Konstantin (1600) 0-1

Gert ist normalerweise die Zuverlässigkeit in Person (bis dato 4/5), aber hier unterlief ihm mit dem schon angesprochenen 29.S:b7 L:b7 30.Dc7 ein folgenschwerer Fehler: Er hatte das schwarze Damenschach auf d6 übersehen (Horizontale Züge entgehen uns laut "Invisible Chess Moves" leichter als vertikale).
Mit dem Boldie-Läufer (später noch durch einen Bauern auf f5 behindert) war die Verwertung nicht einfach, aber Konstantin fand zielstrebig das Manöver Ld7-e8-h5-g4 und sicherte nach über 80 Zügen in der letzten laufenden Partie der zentralen Endrunde den Sieg und den rettenden Platz 7. Bravo!
Hand aufs Herz: Wer hätte gedacht, dass wir diesen Kampf an 7 und 8 für uns entscheiden?

Der ML hat gut Lachen im Bürgergarten Im Bürgergarten fand die Saison nun ihren Ausklang in natürlich gelöster Atmosphäre. ML Normi zog ein positives Fazit, auch wenn viele Chancen nicht genutzt wurden (am krassesten gegen die Merseburger und Naumburger Reserve).
Erwähnen möchte ich noch unsere Viel-Spieler mit den schwarzen Steinen – auch das ist Punktspielalltag:
Normi (5mal Schwarz in 7 Partien), Mikly (6/8), Konstantin (7/9!), Christian (3/3).
Sportlich war es nicht immer leicht – speziell nach den für uns so ungünstigen Ergebnisse der 8. Runde. Aber es hat viel Spaß gemacht – nach einem Happy End natürlich umso mehr :-)

Reyk

PS: Dank an Mikly für die Bilder. Es gab so viele zeigenswerte, dass noch ein Fotoreport folgen wird.
Als Weimarer gebe ich übrigens den Apfel der Ilm. Aber es ist verdammt knapp ...

  SG 1871 Löberitz II USV Halle IV 4,5:3,5
1 Mertens, Pauline Huth, Martin ½
2 Schütze, Norman Feldmann, Michael ½
3 Pallas, Sebastian Gröger, Stefan ½
4 Schäfer, Reyk Domaske, Andreas 1-0
5 Klyszcz, Michael Gröger, Eric 0-1
6 Lehmann, Patricia Nowak, Stefan 0-1
7 Bolshakov, Konstantin Kleint, Gert 1-0
8 Prieske, Annika Vogler, Ursula 1-0

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