2. Spieltag: SG 1871 Löberitz II - Einheit Halle 3:5

Löberitz vs. Einheit: vorn Wir leben in unsicheren Zeiten – Banken zocken, Staaten kriseln wegen ihrer schlechten Finanzlage und sogar Frau Merkel stellt sich auf die Seite der "Occupy Wall Street"-Bewegung. Worauf kann man sich in diesen Zeiten also noch verlassen? Na zum Beispiel auf den (verspäteten) Bericht vom 2. Punktspiel dieser unseres Teams II. Dieses Mal ging es gegen die homogen aufgestellte Einheit aus Halle, die ja bereits im Saisonausblick des Mannschaftsleiters Erwähnung fand, an die Bretter.

Auch auf etwas anderes kann man sich immer verlassen. Bei den wichtigen Spielen verlassen einen immer wieder die Stammspieler, in unserem Fall urlaubstechnisch Richtung Ägypten oder Richtung erste Mannschaft. So kam es, dass Chevalier, Christian und der Autor dieser Zeilen für die zweite Mannschaft abkommandiert wurden.

Folglich kommen wir also zum Tag x. Dank Familie Pallas und Normis organisatorischen Qualitäten tauschte ich die Zugfahrt von Halle aus um 8 Uhr morgens nach Stumsdorf und die anschließende Radpartie nach Löberitz gegen den komfortablen Sitz im Familienauto. Als wir (Patricia, Sebastian und meine Wenigkeit) pünktlich 8.45 in Löberitz ankamen war von den Gegnern aus Halle noch keine Spur, so dass noch Zeit für das ein oder andere (nicht-) schachliche Gespräch blieb.

Darauf ist Verlass: Essen und Daten fressen in Rödgen Normi spielte am ersten Brett gegen den sehbehinderten Schachfreund Schellmann. Aus einer Alapin-Variante entwickelte sich eine eher taktisch geprägte Partie, in deren Verlauf Weiß einen gedeckten Freibauern im Zentrum etablieren konnte und Schwarz die offene h-Linie mit den Schwerfiguren besetzte. Als Weiß den Freibauern gegen einen Bauern, der seine Figuren behinderte, tauschen wollte, nutzte Normi ein Zwischenschach um den Bauern zu behalten und den Freibauern zu gewinnen. Als Schachfreund Schellmann anschließend versuchte diesen zurückzugewinnen, quittierte Normi das jedoch mit einem Springerschach, durch das zusätzlich ein Turm und damit die Partie "aufgegabelt" wurde. Folglich: Auf Normi kann man sich verlassen.

Sebastian an Brett zwei bekam einen klassischen Sizilianer aufs Brett. Hier ist eigentlich nur wenig zu sagen. Um Zeit für den Aufbau des Angriffs zu gewinnen opferte er einem schwarzen Turm seinen Bauern auf b2. Allerdings verrechnete er sich bei einem Abtausch, was dem Gegner die Möglichkeit gab durch ein Zwischenschach einen gedeckten Läufer zu gewinnen. Das Wiedernehmen verbat sich wegen des Grundreihenmatts durch den auf b2 befindlichen Turm. Sichtlich enttäuscht streckte Sebastian daraufhin die Waffen.

Mikly begab sich an Brett drei auf skandinavische Pfade. Was genau dazu führte, kann ich nicht sagen, doch baute sein Gegner am Ende der Eröffnung starken Druck gegen die schwarze Stellung auf. Im 18. Zug beispielsweise befanden sich sämtliche schwarzen Figuren auf der siebenten und achten Reihe. Zwar konnte Mikly durch einen Abtausch zu etwas Entlastung kommen, doch musste er sich wenig später nach einer Ungenauigkeit entscheiden, ob er Bauer oder Läufer retten möchte. Er entschied sich für einen Gegenangriff, der beides retten sollte. Der Gegner fand jedoch das passende Mattmotiv und nach einem Zwischenschach war die Partie vorbei.

Löberitz vs. Einheit: hinten Nach der Eröffnungsphase des Holländischen folgte Patricia an Brett vier einem nicht ganz optimalen Plan. Sie dirigierte einen ihrer Springer über g5 nach e6, wo dieser lediglich durch einen auf d5 befindlichen Bauern gedeckt wurde. Schwarz nutzte die Situation und tauschte seinen Lc8 gegen diesen Springer, wodurch plötzlich ein weißer Bauer völlig allein auf e6 stand. Da der Bauer nicht zu halten war, spielte Patricia fortan mit Minusbauern weiter. Im folgenden Endspiel mit Dame und weißfeldrigem Läufer gegen Dame, schwarzfeldrigem Läufer und gedecktem Freibauern auf d4 bot ihr Gegner Remis. Aus unserer Sicht kann man sich wohl über das Remis nicht beklagen.

Konstantin setzte in der Cambridge-Springs-Eröffnung nach einem Abtausch leider nicht korrekt fort und ließ seinen Springer auf f6 vom Läufer auf g5 tauschen. Da der andere Springer jedoch nicht, wie nach Theorie üblich, auf d7 sondern auf e5 stand, musste Konstantin seine Königsstellung mit gxf6 massiv schwächen. Dem folgenden Angriff konnte er leider nicht widerstehen und musste bald vor dem Gegner kapitulieren.

An Brett sechs spielte ich seit gefühlt ewigen Zeiten mal wieder einen geschlossenen Sizilianer. Nachdem Schwarz entgegen meiner Vorbereitung lang rochierte, musste ich mich dann doch erst einmal etwas sammeln. Der Bauernsturm auf dem Königsflügel war schon zu weit fortgeschritten um abgebrochen zu werden, allerdings öffnete ich bei Fortsetzung Linien gegen meinen König. Ich entschied mich schlussendlich den Angriff fortzusetzen um keine Zeit wegen der notwendigen Neuausrichtung meiner Figuren zu verlieren. Nachdem Schwarz meinen "Vorposten-Springer" auf d5 tauschte, drohte er einen Bauern zu verlieren. Er setzte nicht ganz korrekt fort und verlor so sogar einen Läufer. Nach der Vereinfachung machte Schachfreund Nitsch mir noch einmal das Leben schwer. Mein König stand wegen des Bauernsturms am Königsflügel vergleichsweise offen und die Angst vor Dauerschachs behielt ich immer im Hinterkopf. Als er dann allerdings noch einmal fehl griff ermöglichte mir ein Zwischenschach mit Mattdrohung den Damen- und so auch den Partiegewinn.

Nach meiner Meinung nach solider Behandlung des Damengambits übersah Christian am siebenten Brett die Gefahren des weißen Springers auf d5. Bei schwarzer Dame auf e6 und einem schwarzen Turm auf a8 ließ sich Frank Naumann den Sc7 nicht nehmen. In der Folge spielte Christian noch einige Züge mit Leichtfigur gegen Turm weiter, bis er 9 Züge später auch noch einen Läufer durch ein Turmschach auf der achten Reihe (König auf g8 und Läufer auf a8) verlor. Nur wenige Züge später beendete er durch Aufgabe die Partie.

Anreise mit Sonnenflecken Am achten Brett kam die geschlossene Variante der katalanischen Eröffnung auf das Brett. Nach einem, meiner Meinung nach, zufriedenstellenden Eröffnungsverlauf konnte Chevalier im fortgeschrittenen Spiel, die Damen wurden bereits getauscht, jedoch den Bauern auf e5 nicht länger halten. Als lohnenswerten Ausgleich dazu erarbeitete er sich allerdings kurze Zeit später einen Freibauern auf der a-Linie, der im Verlauf der Partie, unterstützt von beiden Türmen, bis auf a6 vorrückte und somit den Gegner in arge Bedrängnis brachte. In gefühlt etwas besserer Stellung für seinen Gegner Schachfreund Marasch einigten sich beide Spieler, sicher auch mit Blick auf das Mannschaftsergebnis, dann im 50. Zug auf den geteilten Punkt.

Bei einem Endstand von 3:5 für die Einheit aus Halle verließen uns also die angestrebten 2 Mannschaftspunkte in Richtung Saalestadt. Konstatierend ist zu sagen, dass dieses Ergebnis sicher in Ordnung geht. Wir hatten an diesem Wochenende einfach nicht den notwendigen Funken Glück und zusätzlich einiges an Pech gegen diesen starken Gegner. Dass das Pech dagegen an diesem Wochenende allgegenwärtig zu sein, schien spürte ich dann auch auf meiner Heimreise nach Magdeburg. Gerade noch pünktlich am Stumsdorfer Bahnhof abgesetzt worden, kämpfte ich mit dem Fahrkartenautomat um die Akzeptanz eines 10 €-Scheines. Erst als die Bahn am Gleis einfuhr akzeptierte er nach einigem Betteln und gelegentlichem Fluchen den Schein. Doch gerade in dem Moment, in dem ich den Türöffner betätigte, verließen mich Glück und Bahn Richtung Magdeburg.

Münzi

  SG 1871 Löberitz II Einheit Halle 3:5
1 Schütze, Norman Schellmann, Frank 1-0
2 Pallas, Sebastian Berger, Jürgen 0-1
3 Klyszcz, Michael Winning, Klaus 0-1
4 Lehmann, Patricia Meißner, Rüdiger ½
5 Bolshakov, Konstantin Richter, Andreas 0-1
6 Münzberg, Stephan Nitsch, Thomas 1-0
7 Daus, Christian Naumann, Frank 0-1
8 Richter, Thomas Marrasch, Arkadi ½

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