2. Spieltag: SF Hettstedt - SG 1871 Löberitz II 5,5:2,5

Auch dieses Mal stellte sich wieder die berüchtigte Frage, "Wer schreibt den Bericht?". Die Ereignisse des Spieltages allein schränkten dies bereits auf Roland und mich ein und so erklärte ich mich bereit.
Vorab für alle, die es schnell hinter sich haben wollen, wir verloren gegen Hettstedt mit 2,5 – 5,5. Die Einzelergebnisse wie folgt:

  SF Hettstedt SG 1871 Löberitz II 5,5:2,5
1 Schalk, Martin Franke, Roland 1-0
2 Michael, Dirk Mertens, Fridolin 1-0
3 Friedrich, Kai Münzberg, Stephan 1-0
4 Kunth, Andreas Fenske, Klaus-Dieter 0-1
5 Freier, Hartmut Liesigk, Dr. Reinhard ½
6 Kunth, Tobias Daus, Christian 1-0
7 Kaczmarek, Felix Richter, Thomas 0-1
8 Thiele, Andra Reiß, Josephine 1-0

So, also was erkor Roland und mich nun dazu den Bericht zu schreiben? Kurze Antwort, es war die Anreise. Die lange Antwort sieht so aus: Nachdem ich meine Freundin in Halle abgesetzt hatte, brach ich (fast) pünktlich um 8.15 Richtung Hettstedt auf. Leider bemerkte ich recht schnell, dass ich den Ausdruck der Route bei den Eltern meiner Freundin liegen gelassen hatte, und geriet mittelmäßig in Probleme.
Ein kurzer Anruf bei Chevalier, um ihn als Mannschaftsleiter davon zu informieren und zu bitten mir, wenn er angekommen sei, die Route zu beschreiben, folgte. Irgendwann verfolgte mich ein BMW Z4. An der nächsten Ampel erkannte ich das Bitterfelder Nummernschild. Es handelte sich um Roland der Probleme mit seinem Navi hatte und mir daher bereitwillig hinterher fuhr. Kurz vor Hettstedt nun der erwartete Anruf von Chevalier. Leider verstand ich den Namen der Straße, in die ich einbiegen sollte nicht richtig (Neuer Bachweg [falsch] und Feuerbachweg [richtig] klingen schon sehr ähnlich bei schlechter Verbindung). Ein Irrweg mit Folgen für das Zeitkonto bahnte sich an.
Als wir einmal durch Hettstedt hindurch waren, beschloss ich an eine Tankstelle zu fahren und mir den Weg beschreiben zu lassen. Diese Beschreibungen waren allerdings auch eher schlecht als recht und so vollführten wir kurze Zeit später erneut eine 180°-Wendung.
Dank eines weiteren Telefonats mit Chevalier fanden wir nun endlich den richtigen Weg, doch eine letzte Wendung folgte noch. Roland und ich fuhren nämlich direkt an dem Spiellokal vorbei ohne es zu merken. Eine knappe halbe Stunde nach Spielbeginn fanden wir uns dennoch an unseren Brettern wieder. Zu unserer Überraschungen warteten sowohl unsere Gegner, wie auch die ungedrückten Uhren auf uns. Auch wenn es am Ergebnis nichts änderte, bedanke ich mich an dieser Stelle noch einmal für diese überaus sportliche Geste unserer Gegner. Aus diesem Grund kann ich zu der Eröffnungsphase der anderen Bretter nichts sagen und steige somit gleich im Mittelspiel ein.

Rundgang Nr. 1 (im Folgenden geordnet nach der Reihenfolge, in der ich die Bretter besuchte):
Klaus-Dieter: Klaus-Dieter spielte gegen einen geschlossenen Sizilianer, in dem Andae lang rochierte. Beide stürmten am Flügel, es sah aber noch sehr ausgeglichen aus.
Josi: Am 8. Brett befand sich Josi in einem Abtauschfranzosen. Für uns sprach die etwas aktivere Figurenstellung, gegen uns ein isolierter a-Bauer. Alles in allem also keine nennenswerten Vor- und Nachteile.
Frido: Bei meinem Brettnachbarn sah es dagegen schon anders aus. Nach 1. c4 folgte ein etwas unorthodoxes Bild. C4 spielte riskant. Den König in der Mitte fügte er (bzw. ließ sich von Frido) einige deutliche Schwächen in der Königsstellung zufügen. Frido übertrieb es jedoch sicher etwas und griff lediglich mit Dame und Springer an, statt weitere Figuren einzubeziehen. Daher war die Gefahr für C4 immer gut zu überschauen.
Roland: Roland stand nach den ersten Zügen etwas gedrängt, doch stürmte er fleißig am Damenflügel mit den Bauern. Auch hier ein ausgeglichenes Bild.
Chevalier: Unser Mannschaftsführer war wohl der mit der erfolgversprechendsten Stellung zu diesem Zeitpunkt. Felix ließ den König im Zentrum, während Chevalier ihm nach und nach die Königsstellung zerpflückte. Zu diesem Zeitpunkt fehlten Felix bereits der f- und h-Bauer bei bescheidener Figurenaktivität.
Christian: Auch bei Christian kam es zu 1. c4. Es kam zu einer sehr statischen Zentrumsstellung, bei der die weißen Figuren hinter ihren Bauern nicht so recht agieren konnten. Christian jedoch bereitete alles für einen Sturm auf dem Damenflügel vor. In meinen Augen auch hier ein klarer Vorteil für Christian, wenn auch nur strategisch.
Doc: Beim Doc war die Partie schon halb entschieden. Die Stellung war ungefährlich und für beide Seiten wenig optionsreich. Man hatte eine identische Bauernstruktur und auch sonst konnte ich auf keiner Seite wenigstens kleine Vorteile sehen. Es sah sehr stark nach einem baldigen Remis aus.
Ich: Beim Ex-WG-Duell brachte ich Kai vermutlich durch meine schlechten Caro-Kann-Künste durcheinander. Er überlegte viel und lang und kam dennoch nicht so recht ins Spiel. Mitunter vielleicht ein kleiner Vorteil für mich.

2. Rundgang
Klaus-Dieter: Die erste Entscheidung kam sehr plötzlich. Andae unterschätzte Klaus-Dieters Angriff am Damenflügel, welcher die Chance sofort nutzte, die a-Linie (?) öffnete und in wenigen Zügen mehr oder minder zwingend nach 20 Zügen Matt setzte.
Roland: Der Ausgleich kam prompt und auch hier sehr überraschend. Roland verrechnete sich in einer Abtauschvariante und verlor eine Leichtfigur. Zwar versuchte er noch etwas zu kämpfen, aber Psycho konnte gegenhalten woraufhin Roland aufgab.
Chevalier: Der Vorteil auf unserer Seite mehrte sich weiter. Chevalier stürmte nun am Königsflügel um die restliche Struktur nun auch noch zu zerreißen. Felix konnte sich hierbei nur weiter verteidigen und hoffen, dass Chevalier ein Fehler unterläuft.
Josi: Nach einem Turmtausch befand sich Josi in einem soliden Springerendspiel mit je 6 Bauern. Josi bietet Remis an, was aber aus mannschaftstaktischen Gründen von Andra abgelehnt wird. Generell sollte hier aber nichts mehr anbrennen können.
Christian: Leider konnte ich hier nur kurz bleiben und die Stellung betrachten. Nach weißem f4 dachte ich, Biba wolle das Zentrum öffnen um wieder ins Spiel zu kommen. Ich hoffte, dass Christian gegenhalten würde, was er leider aber nicht tat. Da Biba ein fairer Spieler ist, zerschlug er das Zentrum aber nicht, zog mit f5 vorbei und bot so eine dauerhafte statische Zentrumsstruktur an (sofern Christian f6 ziehen würde). Zufrieden verließ ich hier das Brett mit dem Glauben, dass Christian nun klar besser stehen würde, da ein Sturm am Damenflügel gewinnen müsse.
Chevalier: Felix opferte (oder zumindest verlor) eine Qualität. Die Stellung vereinfachte sich und ging in ein Endspiel mit Qualität und Mehrbauern für Chevalier über. Kurze Zeit später gewannen wir auch hier.
Doc: Auch hier wurde nach Damenabspiel in ein S+L vs. S+S Endspiel bei identischer Bauernstruktur abgewickelt. Wenn man die Stellung betrachtet, ist das Remis sicher berechtigt, aber ein Beigeschmack blieb, da das Remis ohne Absprache mit dem ML angeboten/angenommen wurde. Sicher hätte ein Blick auf die derzeitigen Positionen zumindest zum langsamen Weiterspielen animiert, denn dann hätte man immerhin Gewissheit gehabt, ob es der Mannschaft nützt. [Sollte ich eine derartige Absprache nicht mitbekommen haben möchte ich mich beim Doc entschuldigen, allerdings bin ich mir da recht sicher, dass es keine gab.]
Ich: Mittlerweile erarbeitete ich mir doch den einen oder anderen größeren Vorteil. Die gegnerische Bauernstruktur wurde durch einen Angriff auf den König etwas beschädigt. Auch meine Figuren standen aktiver. Langsam liebäugelte ich dann doch mit einem eventuellen Sieg, auch wenn bis dahin noch viel Arbeit zu investieren war.

3. und letzter Rundgang
Ab hier ging es nur noch abwärts für uns. Die Hettstedter zeigten eindeutig die längere Ausdauer.
Frido: C4 befreite sich aus Fridos Angriff. Nach und nach rächte sich, dass Frido sich verleiten ließ, nur mit Springer und Dame anzugreifen und die Entwicklung ruhen zu lassen. Frido kann wenig gegen einen gegnerischen Freibauern auf der 6. Reihe ausrichten und verliert so eine Leichtfigur. Folglich der Ausgleich zum 2,5 zu 2,5.
Josi: Irgendwie verfolgt sie den falschen Plan. Von den anderen erfuhr ich nur, dass sie versuchte mit dem König auf dem Flügel die gegnerischen Bauern abzugrasen. Das schlägt fehl und Andra gewinnt nun doch noch. Ärgerlich, aber nicht zu ändern.
Ich: Nach einigem Spielen habe ich nun deutliche Stellungsvorteile, die ich im nächsten Zug auch ausnutzen kann. Allerdings sehe ich Gespenster und überlege daher viel zu lange an den nächsten beiden Zügen, so dass mein Zeitvorteil von etwa 45 Minuten zu einem 5-Minuten-Nachteil wird. Die nächsten rund 20 Züge müssen zum Erreichen des Zeitbonus halb geblitzt werden. Nachdem ich zwei Bauern gewann und die Damen abtauschte um ins klar gewonnene Endspiel abzuwickeln, habe ich einen totalen Blackout und stelle einen Läufern ein, nur zwei Züge vor Erreichen der Zeitkontrolle. Die folgenden Züge sind auf meiner Seite aus Ideenmangel wenig ambitioniert. Kai hält die zwei Mehrbauern in Schach und droht selbst mit dem Schaffen eigener, die ich nicht aufhalten könnte. Aufgabe Weiß in Zug 43.
Christian: Wie in der letzten Runde nahm Christian wieder den suboptimalen Plan und schloss doch nicht das Zentrum. Um nun dagegen zu halten muss er alle Figuren, die so perfekt auf dem Damenflügel positioniert werden, auf den Königsflügel zurückbeordern. Das kostet Zeit und die nutzt Biba. Das Ende habe ich leider nicht gesehen, aber ich nehme schwer an, dass eben dieser Zeitverlust zu argen Problemen für Christian führte, in deren Folge er verlor.

Abschließend bleibt zu sagen, dass wir erneut den Sieg in greifbarer Nähe hatten und doch zum Ende hin wieder versagten. Wo die Gründe zu suchen sind, weiß ich nicht. Zumindest in meinem Fall kann ich es jedoch gut erklären, die mangelnde Spielerfahrung in der letzten Zeit. Vielleicht sollte man doch mal wieder das ein oder andere Open spielen und vielleicht schließen sich die anderen ja auch an. Wir werden sehen.
Anmerkung: Etwaige Fehleinschätzungen sowohl auf unserer, wie auch auf gegnerischer Seite bitte ich zu verzeihen. Es handelt sich um rein subjektive Einschätzungen.

Münzi

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