Doppelrunde in Chemnitz

Der Ball ist rund ...

IKK mit Coach-Reminiszenz ... vermittelte bereits der nicht leicht zu findende, aber geräumige IKK-Sportraum in der ach so langen Zschopauer Straße. Selbiges mag sich auch das Präsidium gedacht haben, als es einen schweren Stand am Sonnabend gegen Tabellenführer Aue und einen leichteren am Sonntag gegen die gastgebenden Abstiegskandidaten prognostizierte. Ich war eigentlich anderer Meinung. Während Aue durch war, erwartete ich eine starke Chemnitzer Aufstellung und hochmotivierte Gastgeber. So wurde es auch kein Sonntagsspaziergang – die geheimen Hoffnungen, Aue ins Stolpern zu bringen erfüllten sich indes nicht. Noch drei Tage vor dem Match plante der Aufsteiger laut Coach Hillebrand eine Aufstellung ohne die drei Spitzen, die dann allerdings von sich aus Interesse angemeldet hätten. Dass sie auch mit dieser Übermacht nicht unschlagbar sind, zeigte Liebschwitz am Sonntag – allen voran Stefan Neidig, der GM Meijers die einzige Saisonniederlage beibrachte. Tatjana Vasilevich blieb es vorbehalten nach ca. 14 Stunden persönlicher Gesamtspielzeit an diesem Wochenende das etwas glückliche Unentschieden zu sichern. Insgesamt natürlich eine souveräne Oberligasaison von Nickelhütte.
Entspanntes Sitzen: die Mittelachse Deutschlands zweitbester Beifahrer musste diesmal am Steuer ran. Nachdem auch er auf die Überholspur gefunden hatte (direkt in die geliebte Dönerbude), stand dem Match gegen Aue bis auf den fehlenden Gegner eigentlich nichts im Weg. Der fand sich schließlich auch ein und hatte mit Tatjana M. und Ralfus gute Bekannte in seinen Reihen. Dass es gegen diese beiden Remisen gab, lag aber wohl eher an den trockenen Weiß-Eröffnungen von Ralfus (vs. Simon, der natürlich trotzdem um Vorteil kämpfte) und mir. Solide auch Miklys Stonewall und endlich wieder ein Teilerfolg gegen einen stärkeren Gegner. Yogi konnte gegen einen bis Ralfus dato überzeugenden Gegner den vollen Punkt verbuchen. Natürlich hat keiner durchgeblickt, und die Analyse zauberte nette geometrische Gebilde und Varianten aufs Brett. Irgendwie hat das Yogi-Schach im Laufe der Saison zu seiner Unbekümmertheit gefunden, die ich aus früheren gemeinsamen Oberligaserien kenne ("Wenn er seinen Angriff nicht verstärken kann, nehme ich halt einen Bauern nach dem anderen weg.") Ansonsten hätte es halt gut laufen müssen für einen Mannschaftserfolg. Zwar stand unser häufig matchwinnendes Oberhaus (man denke an Dresden) am Ende komplett mit leeren Händen da, aber die Partien verliefen durchweg spannend.
und ... Tatjana Holly gingen mit Schwarz die Eröffnungen aus, und so gab es eine Skandinavisch-Wiederholung. In einem scharfen Mittelspiel ließ Holly leider ein, zwei hochinteressante, Gegenspiel verheißende Varianten aus (GM Viesturs: "Da war mehr drin für Schwarz.") und hatte danach nicht mehr genügend Kompesation für die Qualität. Haralds Partie war nach der Zeitnotphase entschieden – der Schwarzsieg für die Frau mit den vielen Namen geht sicher in Ordnung. Ein episches Drama an drei. Nachdem mich Tatjana Vasilevich schon einmal als Kiebitz mit Turm + Läufer gegen Effis Turm bis zur Reklamation beschäftigte und zu spät zum Löberitzer Bowling oder Kegeln oder so kommen ließ (Mist!), mussten Schiris, schlüsselgewaltige Gastgeber, Unsere Spitzen gegen Inna/Viesturs die hungrige Meute und Brain auch diesmal bis zum Ende ausharren. Eigentlich war alles drin: ebenfalls Eröffnungspremiere, Lavieren bei weißem Raumvorteil und vollem Brett bis nach der ersten Zeitkontrolle, Counterplay und plötzliche Verschärfung (Brain hätte hier wohl die Dh1-Idee mitsamt Normis Opfern und dem alles haltenden Sa8 entscheidend umsetzen können - o. G.), interessantes Endspiel. Die Geschichte mit den ungleichfarbigen Läufern. Eigentlich begann die Partie fünf Minuten vor dem Ende mit einer interessanten Stellung neu. WGM/IM opfert Mehrbauern + einen weiteren für Gewinnchancen. Ausgepowerter schwarzer Hang zum Material bedeutet das Aus. Schade, aber eher eine Bestätigung von Brains Saisonleistung.
Tatjana Vasilevich, Lutz Diebl Blieb Normis gewohnt scharfes und interessantes Mittelspiel mit heterogenen Rochaden vs. Lutz Diebl. Die erste Ungenauigkeit ging wohl auf schwarze Kosten, aber im komplexen Variantendickicht geriet Normi nach und nach auf Abwege. Alles in allem fiel die Niederlage etwas zu hoch aus, geht aber gegen einen nominell klar überlegenen Gegner in Ordnung. Zeitgleich hielten sich die Gastgeber jederzeit überzeugend gegen Liebschwitz im Rennen um den Klassenerhalt und profitierten diesbezüglich von der Leipziger Niederlage gegen Dresden II.
Chemnitz schlägt Liebschwitz überzeugend Viel Zeit für die französische Küche und fürs telefonische Daten-Fressen blieb nach der langen Schlacht nicht. Selbst Gollum vermochte es nicht, mir am Samstag noch einen langen zu besorgen und die Chemnitzer-Sauna-Besitzer zu ermitteln. Also zurück zum schachlichen Rahmen, der nach den Vorstellungen der Gastgeber durchaus kürzer hätte ausfallen könnnen. Die 4:4-Offerte (wohl in Spekulation auf den Sieg von Dresden I gegen Leipzig II) lehnten wir allerdings ab. Trotzdem erschien die Punkteteilung lange als mögliches Resultat, ehe sich die Geschehnisse an 1 und 2 überraschend schnell und zu unseren Gunsten auflösten.
Holly Die Chronologie beginnt bei zwei recht zügigen Schwarz-Remisen an sechs und acht. Yogi lehnte zunächst ab, um dann aber doch auf die weiße Zugwiederholung einzugehen. Man mag den Chemnitzern im Nachgang keine Ratschläge geben, aber die Konzentration auf bestimmte Bretter erhöht natürlich immer auch den Druck. Punkten sollte aus Chemnitzer Sicht sicherlich Edelreservist Christian Steudtmann (2264). Wie schon gegen Liebschwitz erwischte ausgerechnet Mikly die Breitseite. Zudem sah es gut aus für die Gastgeber an vier. Normi traf auf einen gut präparierten Gegner und seine scharfen Schwarz-Systeme verzeihen Ungenauigkeiten oft nicht. Trotz Zeitnotfudelei mussten wir uns also auch hier ins Unvermeidliche schicken. Ärgerliche Doppel-Null für Normi nach zuvor guter Leistung. Hoffnung auf die Wende bestand allerdings durch die guten Stellungen von Brain und Simon. Beide schlossen mit schönen Siegen eine runde Saison prozentual auf Augenhöhe ab.
Graffiti machen graue Wände lebendig Blieb Hollys Mehrqualität vs. Bauer bei zwischenzeitlich möglicherweise unklarer Stellung, die sich nach und nach zu einem Vorteil verdichtete. Ein Gewinn war allerdings noch fern, als Alexander Schenk (überzeugende Saisonleistung an 1) überraschend eine Figur einstellte und seinen Teamkollegen Jürgen Kyas an zwei in denkbar undankbarer Lage sowie Holly mit solidem Plus am Spitzenbrett zurückließ. Harald hatte mehrfach Remis abgelehnt und sich mit Schwarz einen Vorteil + Mehrbauer erkämpft. Leider verlief die Zeitnotphase nicht optimal. Der Mehrbauer blieb, aber das weiße Gegenspiel mündete zumindest in einer Zugwiederholung. Diese auszulassen, erschien riskant für Weiß, der sich nach einer Stunde Brüten (Harald mit entspannten Spaziergängen – der Gegner (!) muss eigentlich Remis ablehnen) zum Leidwesen seiner Mannschaft auch nicht dazu durchringen konnte (siehe dazu ausführlicher im Chemnitzer Bericht, der von einer +3.00-Bewertung und mehr der Schlussstellung zugunsten von Weiß spricht. Leider liegen die Partien aus Chemnitz noch nicht vor). Endlich kam Harald also in die viel beschworene Situation: Remis nur beim Stand von 4:3. Ein abschließender Mannschaftssieg und der Chemnitzer Abstieg waren besiegelt.
Karl Mit der Saison können wir wohl zufrieden sein. Gelegentlich noch Lehrgeld zahlend, hatten wir einen abwechslungsreichen Verlauf mit dem Doppelsieg gegen Dresden als Höhepunkt im alten Jahr. Um vorn mitzuspielen, fehlte die Konstanz. Ein schwacher Auftakt 2005 (der aber gegen gestandene Oberligateams jederzeit möglich ist) forderte uns gegen AEM auch wieder nach unten. Einzelne Spieler möchte ich nich (noch einmal) hervorheben. Zu dicht ist die Grenze im Halbpunktebereich um zwischen Leistungsträgern und keinen solchen unterscheiden zu können. Jeder hat sich am und neben dem Brett eingebracht. Die Stimmung war gut. Freuen wir uns auf eine spannende nächste Saison mit interessanten neuen Teams und einem neuen Staffelleiter.

c. r.

  SG 1871 Löberitz Nickelhütte Aue 2,5:5,5
1 Pröhl, Holger GM Meijers, Viesturs 0-1
2 FM Matthey, Harald IM Gaponenko, Inna 0-1
3 Schuster, Martin IM Vasilevich, Tatjana 0-1
4 Schütze, Norman Diebl, Lutz 0-1
5 Spreng, Simon Schnabel, Ralf ½
6 Bilawer, Andreas Heinz, Jürgen 1-0
7 Klyszcz, Michael Flöter, Frank ½
8 Schäfer, Reyk WGM Melamed, Tatjana ½
  USG Chemnitz II SG 1871 Löberitz 3,5:4,5
1 Schenk, Alexander Pröhl, Holger 0-1
2 Kyas, Jürgen FM Matthey, Harald ½
3 Sobeck, Günter Schuster, Martin 0-1
4 Pfeiffer, Alfred Schütze, Norman 1-0
5 Kötzsch, Ulrich Spreng, Simon 0-1
6 Wünsch, Ulrich Bilawer, Andreas ½
7 Steudtmann, Christian Klyszcz, Michael 1-0
8 Ketzscher, Roland Schäfer, Reyk ½

Zum Seitenanfang