Ende gut - Alles gut?

Eine kleine subjektive Einschätzung der Landesmeistermannschaft und Bilanz des letzten Spieltages

Keiner hätte wohl gedacht, dass sich der schon feststehende Landesmeister SG 1871 Löberitz gegen die II. Vertretung des Naumburger SV so schwer tun würde. Während Schwarz mit 2,5 Punkte seine Pflicht erfüllte, kann das Ergebnis von Weiß nur als katastrophal eingestuft werden. Nur 1 Punkt ist halt zu wenig. Lamentieren und Schuldzuweisungen helfen nicht, immerhin sitzen 8 Spieler gemeinsam in einem Boot, doch die Niederlage zeigt glasklar die Grenzen und Schwachpunkte der Mannschaft auf. Vielleicht noch zur rechten Zeit. Nun ist es an uns, die notwendigen Konsequenzen daraus zu ziehen. Ein Schritt um das Schiff auch zukünftig auf hoher See und bei schwerem Sturm auf Kurs halten zu können wurde immerhin schon, allerdings mit offenem Ausgang, gleich an Ort und Stelle getätigt.
Sobald einmal der bei allen im Hinterkopf eingeplante volle Punkt – ob als + oder als 1 – von Holger Pröhl nicht kommt, fängt unser Schiff an zu schlingern. Mit der Punktzahl von 7,5 aus 9 erzielte er aber am 1. Brett ein sehr gutes Ergebnis.
Das trifft nicht ganz bei Dana Reizniece zu, die mit ihrem Ergebnis von 2:1 rechnerisch noch ganz gut abgeschnitten hatte, doch erinnert sei an die großzügige Hilfe des Quedlinburgers Ralf Kahe. Positiv muss aber das Abschneiden der Leipzig-WG hervorgehoben werden. Martin Schuster erzielte 7 Punkte aus 9 Runden und blieb überdies sogar ungeschlagen. Auch Norman Schütze, der ja durch die Aufstellungsfeinheiten größtenteils mit den schwarzen Heeren in den Krieg ziehen musste, hat super abgeschnitten. Beide haben nicht nur zur Endrunde überzeugt, sondern überhaut eine sehr gut Saison absolviert.
Reyk Schäfer verdaute seine Auftaktniederlage schnell und setzte zu einen furiosen Zwischenspurt an, der verblüffte. Zum Ende ging ihm wohl die Luft etwas aus.
Michael Klyszcz ist wohl froh, dass die für ihn unbefriedigende Saison zu Ende ist. Ihn traf es ja nicht nur in den Mannschaftskämpfen, sondern auch bei mehreren Einzelturnieren, die er vor Jahresfrist noch mit Bravour meisterte.
Mit Roland Franke spiele ich schon viele Jahre zusammen. So viele gewonnene Punkte wie in diesem Jahr hat er noch nie in den Sand gesetzt. Die daraus von Spiel zu Spiel größer werdende Verunsicherung ist verständlich. Krönung der Misere war die Zeitüberschreitung gegen Naumburg. Das kam bei ihm noch nie vor. Das Ergebnis meiner eigenen Leistung ist ähnlich. Gegen meist schwächere Gegner wurde zu wenig gebracht. Hoffnung schöpfe ich nur aus der Tatsache, dass ich mit den weißen Steinen (2,5 aus 3) einiges bewegen konnte, wogegen mit Schwarz wenig (2,5 aus 6) rauskam. Norman Schütze hatte mit der gleichen Farbvergabe zu kämpfen, doch er hat im Gegensatz zu mir was daraus gemacht!
Die wie geplant ständig wechselnden Spieler am 8. Brett passten sich den Gepflogenheiten an den letzten Brettern an. Vielleicht macht hier Martin Schütze (Mister Hundertprozent) eine Ausnahme, doch bei Henning Wildau, Dr. Reinhard Liesigk und auch bei Rebekka Reiß war kaum ein absoluter Wille zum Sieg zu erkennen. Allerdings hatten ihre Gegner, mit einigen Ausnahmen, meist bessere Wertzahlen vorzuweisen.
Dennoch muss darauf hingewiesen werden, dass hier einige angesprochen schlechte Brettergebnisse bei anderen Mannschaften durch mit dem, Prädikat "gut" in die Wertung kommen würden. Doch zurück zur Endrunde.
Vielleicht lag das Abschneiden an diesem Tag auch an der Tatsache, dass bei fast allen Beteiligten die tief auf der körpereigenen Festplatte eingebrannten Partie gegen unsere neuen Freunde aus dem litauischen Klaipėda (Memel) noch rumspukte. Im Prinzip ist der Verlust gegen Naumburg nicht tragisch zu nehmen, denn immerhin verlor unser ärgster Verfolger Quedlinburg ebenfalls, doch beim SK Dessau 93 hinterließ das Ergebnis einige Irritationen.
Ansonsten konnten wir uns als Veranstalter mit der Zentralen Endrunde sehen lassen. Die Bedingungen im Saal waren sehr gut: Genügend Platz, Ausweichmöglichkeiten zum Blitzen in der Gaststätte sowie ein gutes und preiswertes Essen mit einem breitgefächerten Angebot.
Die angereisten Besucher, so zum Beispiel von Aufbau Elbe Magdeburg oder Aufbau Bernburg, kamen als Zuschauer auf ihre Kosten. Spannende Spiele hielten für einige Mannschaften bis zum Schluss alles offen. Nicht schön war die Tatsache, dass sich der Tabellenletzte Klostermansfeld schon einer Agonie hingab und nur mit vier Leuten antrat.
Begrüßt werden konnten auch die beiden, inzwischen überall bekannten Löberitzer Neuzugänge Simon Spreng und FIDE-Meister Harald Matthey.
Mit Uwe Bombien konnten wir auch einen umsichtigen und kampferprobten Schiedsrichter stellen. Mit seinen beiden fachkundigen Helferinnen Josephine und Viktoria Reiß blieb er immer Herr der Lage. Allen Helfern, die sich mannschaftsübergreifend an der Vor- und Nachbereitung beteiligten, möchte ich im Namen der I. Mannschaft ganz herzlich danken. Ganz besonderer Dank auch an die Schachfreunde von Wolfen-Nord, die uns großzügig und uneigennützig für diese Veranstaltung Spielmaterial zur Verfügung stellten.
Es war schön, dass sich zum abschließenden Mannschaftsessen weitere Schachfreunde aus den anderen Teams unseres Vereins zu uns gesellten. Da konnte doch noch einiges ausgetauscht werden und es dokumentiert einfach auch die Geschlossenheit innerhalb des Vereins. Gerade an diesem Tag zeigten die Niederlagen der anderen beiden, sich zu dieser Zeit noch im Spielbetrieb befindenden Löberitzer Mannschaften, wie geschlossen wir doch agieren. Dass alle Löberitzer Männermannschaften ihre Spiele gegen den Baum setzten, gab es auch noch nicht. Es war einfach nicht unser Tag. Es war für unseren Verein ein schwarzer Sonntag mit einem guten Ausgang! Äußerst seltsam! Deshalb: Alles wird gut!

Konrad Reiß

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