Glanzloser Sieg - Einziger Höhepunkt war der Besuch eines Großmeisters

"Ein glanzloser 5:3-Sieg genügte dem Tabellenführer SG 1871 Löberitz auf heimischen Brettern gegen das Schlußlicht Aufbau Elbe Magdeburg um die Führung zu behaupten. Den am Ende aber verdienten Sieg sicherten die drei Spitzenbretter Holger Pröhl, Martin Schuster und Norman Schütze mit schönen Einzelerfolgen. Halbe Punkte steuerten Michael Klyszcz, Reyk Schäfer, Konrad Reiß und Dr. Reinhard Liesigk bei."
Das war mein geplanter Beitrag für die MZ, der allerdings auf Nachfrage wegen Platzgründen bisher noch nicht erschien. Sicherlich war irgend ein Kegel-, Handball- oder Fußballturnier der 2. oder 3. Kreisklasse wichtiger als ein Landesligaspiel im Schach. Vielleicht hatten die wackeren MZ-Redakteure intuitiv Recht, zumindest dieses Mal ...
Doch wollen wir das Geschehen noch einmal Revue passieren lassen.
Der sonntägliche Morgen begann für mich recht zeitig, so gegen 5.30 Uhr. Bei mir beginnt immer alles 5.30 Uhr.
Die Truppenteile mußten zu unterschiedlichen Zeiten geweckt werden, denn es sollte jeder eine maximale Schlafausbeute mit in den Kampf nehmen.
Andreas Daus holte 8.00 Uhr Stephanie und Konstanze ab, um zusammen mit seinem 2. Sprößling, dem immer stärker werdenden Christian, mit unserer III. in Bernburg einen grandiosen 3:1-Sieg einzufahren. Der geteilte 2. Platz in der Bezirksklasse war der Lohn für diesen Erfolg. Probleme gab es nur bei Tanzi, denn die konnte nicht die richtige Wasserflasche finden. Verständnis für solch ein Problem kann hier sicherlich nur unser "Wasserflaschenmann" Normi aufbringen.
8.15 Uhr holte Uwe Bombien Josephine und Viktoria ab um gemeinsam mit Anne Bombien als unsere IV. gegen SC Raguhn ein Remis abzusichern und damit den Aufstieg in die Bezirksklasse zu erkämpfen. Super! Heldin des Tages war neben Uwe die vorher zur Auswechslung vorgeschlagene Viktoria. Entschuldigung! Sie fuhr den entscheidenden Punkt gegen einen spielstärkeren Gegner ein.
In der Zwischenzeit wartete Heiko Thomaschewski auf Rebekka, die durch engagiertes Waffelbacken vom eigentlichen Tageszweck abgehalten wurde. Das übertrug sich wohl auch auf die anderen Mannschaftskollegen der II., denn am Ende kam in Gräfenhainichen nicht das gewünschte Resultat heraus.
Für die I. Mannschaft konnte das nur gut sein, denn bisher haben noch niemals alle Mannschaften an einem Spieltag gewonnen. Doch diese Weisheit ist mittlerweile bekannt.
Doch eh es für mich los ging, traf ich noch auf drei Kater. Der erste saß schon früh am Morgen mit seinem freundlichen Gemüt und beobachtete frohgelaunt das ganze Geschehen, der zweite schlich drei Mal um mich herum um eine mündliche Arbeitsdispens einzuholen und der dritte im Bunde konnte nur mittels starker Aspirin-Tabletten einigermaßen über Wasser gehalten werden. Ob aus diesem Grund noch der großmeisterliche Apotheker zu uns stieß, ist mir nicht bekannt.
Doch nun zum Spiel. Das begann mit vereinbarter 15 minütiger Verspätung und einer Trauerminute für die beiden verunglückten jungen Schachfreunde aus Annaburg.
Doch was war zu erwarten von einer Auseinandersetzung, bei der an allen Brettern die eine Partei wertzahlmäßig stärker war? Die Gefahr besteht immer darin, dass insgeheim der Erfolg vorprogrammiert und die Verantwortung weitergeschoben wird.
Das bekam auch am ersten Brett Holly zu spüren, denn der gesunde Menschenverstand sagte, das könnte wohl Remis werden. Wenn man siegen wollte, so mußte auf einem Grat gewandelt werden, der auch zum Absturz auf der falschen Seite führen konnte. Doch unser Gratwandler beherrschte diese Tugend todsicher, zumindestens in der Auswirkung für seinen, sich tapfer schlagenden Gegner.
Brain am zweiten Brett war eigentlich der Einzige, der von Anfang an seine Stellung im Griff hatte und diese Zug um Zug verbesserte. Außerdem tat er noch was für die Fans, denn bei seinem Damenopfer mußten alle erst Mal einige Züge vorausrechnen.
Bei Norman´s Optimismus kann zum Schluß eigentlich nur ein Sieg herauskommen. Ob er genau gezielt hat oder intuitiv aus der Hüfte geschossen hat, weiß ich nicht, doch zum Schluß hat er dem Gegner den entscheidenden Treffer beigebracht.
Am 4. Brett entwickelte sich unsere zweite Kölner Sturmspitze Mikly eigentlich optimal, doch warum er zum Preis seiner brettbeherrschenden und vor allem verbundenen Zentrumsbauern gegen den zwar stellungssichernden, aber doch recht bewegungsunfähigen Fianchettoläufer abtauschte, dürfte sein Geheimnis bleiben. Doch er behielt die Suppe am Dampfen und willigte erst zum Remis ein, als sein Brettnachbar Brain den Mannschaftserfolg sicher gestellt hatte.
Reyk am 5. Brett hatte an diesem und dem folgenden Tag andere wichtigere Ziele und deshalb gibt es über die Punkteteilung nichts Besonderes zu berichten.
Für b-4-Roland gehörte dieser Tag nicht zu den Markensteinen seiner Laufbahn, denn der vermeidbare Fesselungsfehler hat ihn sicherlich noch in der Nacht um den Schlaf gebracht.
Am 7. Brett fällt mir nur ein Lied ein mit der Textzeile: "Es wird Zeit für mich zu gehen ..." Denn bei der nicht mehr zu übersehenden Schwarzschwäche kann man sich getrost wegspreng'n lassen.
Dabei wollt ich eigentlich mal wieder eine gute Partie spielen. Bei meinem Gegner Schulz fiel mir eigentlich nur der großgewachsene und apfelstrudelverliebte Feldwebel aus Starlag 13 ein. Dieser sah wenigstens nichts, sagte nichts und hörte nichts. Doch mein Schulz, der sah allerhand. Zumindestens einige Tempogeschenke von mir. Zum Glück nutzte er nicht alle.
Kommen wir schnell zu unserem in der letzten Zeit so erfolgreichen Doc. Nach einem sicheren Spiel und der Möglichkeit zur forcierten Überleitung in ein Endspiel mit gutem Springer gegen schwachen Läufer versuchte er sich im Bauernraub. Dieser gelang zwar, doch die offene Stellung beendete logischerweise alle Siegesgelüste. Das war's.
Doch halt, einen Höhepunkt gab es dennoch: Der Junggroßmeister Alexander Naumann gab sich die Ehre. Zu seinem errungenen, aber noch nicht beantragten Titel an dieser Stelle unsere herzlichen Glückwünsche.
Sicherlich werden zu diesem Bericht noch einige Ergänzungen mit den Themen "Ronny's Hallenfußballturnier ohne Ronny" und "Kurthi´s Geburtstagsfeier mit Kurthi" nachgereicht werden.
Doch da fällt mir auch noch eine Ergänzung ein. Mit Holly verbindet mich seit Samstag eine Gemeinsamkeit, denn unsere uneingeschränkte Nummer 1 verbrachte mit mir den Samstagvormittag im Dienste des Vereins. Nein, große weltbewegende Sachen haben wir nicht vollbracht. Eine historische rustikale Truhe für den "Schachclub" haben wir transportiert, vereinswichtige Schlüssel gesucht und Bier geholt. Eben so die kleinen Dinge, die nur dann auffallen, wenn sie nicht gemacht werden. Doch alle machen mit. Jeder mit seinen Mitteln und Möglichkeiten. Das macht unserer Vereinsleben so lebens- und lobenswert. Also, mit klaren Blick in die Zukunft ...

Konrad

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