Partienauswahl 35. Andorra Open

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Flash spielte drei vollwertige und komplexe Partien gegen starke Großmeister. Die meisten Chancen auf Zählbares gab es vermutlich gegen Arthur Kogan. Entschieden hat er sich jedoch für die Kommentierung der Begegnung gegen den Mülheimer Bundesligaspieler.

GM Konstantin Landa (2617) - Gordon Andre (2259) [E18]

35 Andorra Open (2.2) 2017


Seit langer Zeit saß gegenüber endlich mal wieder ein Großmeister, noch dazu ein sehr erfahrener russischer. Gut vorbereiten ist angesagt ... okay, meist e4, oft auch d4 nebst c4, Sf3 oder anders herum; mit g3 spielt er so gut wie nie ...

1. Nf3

Ich ahnte es schon ...

1... Nf6 2. g3

genau ... Naja, man bereitet sich ja nicht auf eine Partie vor, sondern für das ganze weitere Schachleben ;-)

2... b6

Mein Ansatz ähnelte in dieser Partie dem meines Gegners: erstmal solide spielen.

3. Bg2 Bb7 4. O-O e6 5. c4 Be7 6. d4 O-O 7. Nc3 d6?!

7... Ne4= ist der bei weitem häufigste Zug und sichert wohl recht problemlos Ausgleich

8. Qc2

8. d5 hatte ich erwartet und scheint auch stellungsgerechter (Lb7 ausschließen, c7 rückständig); aber welcher Weißspieler blockiert schon gerne seinen fianchettierten Läufer ... 8... e5 (8... exd5!? 9. cxd5 c5) 9. e4 Die schwarze Stellung ist aber recht solide.

8... c5 9. d5 exd5 10. cxd5 Nbd7

10... b5!?

11. Rd1

11. e4

11... b5?!

Ganz davon abgesehen, dass ich zu viel Zeit in diesen Zug investierte, ist er vermutlich auch nicht sonderlich gut. Einerseits unterschätzte ich die Partiefortsetzung, andererseits hielt ich a6 für etwas langsam, aber Schwarz steht sehr sicher und muss nicht zwingend schnell etwas unternehmen.

11... a6 12. e4 (12. a4?! b5! 13. axb5 axb5 14. Rxa8 Qxa8)

12. Nxb5! Bxd5 13. Nc3 Bb7

Eine ganz nette Aufgabe: Wie kann Weiß hier klaren Vorteil erzielen?

14. e4?!

14. Bf4 Qb6 15. Nh4! Bxg2










16. Nf5! Schöner Zwischenzug, um g6 zuvorzukommen, den man aber leicht übersehen kann.

14... Qb6 15. Bf4 Rfd8 16. Nd2

objektiv gesehen kein schlechter Zug, allerdings spielt sich die schwarze Stellung danach recht einfach

16. b3

16... Ne5 17. Bxe5 dxe5 18. Nc4 Qe6 19. Na5?!

Der hat mich schon sehr überrascht: Weiß wickelt freiwillig zu ungleichfarbigen Läufern ab, anstatt das Traumfeld d5 zu erobern?

19. Ne3 g6 (19... Rd4!? 20. Nf5 Rad8)

19... Qa6

19... Ba6 20. Nd5

20. Nxb7 Qxb7 21. Bf1

21. f4?! c4

21... Rd4 22. b3 Rad8 23. f3

23. Bc4?! Dies plante mein Gegner schon seit einigen Zügen, übersah aber, dass Schwarz den Bauern schlagen kann. 23... Nxe4! 24. Rxd4 Rxd4 25. Bd5 Rxd5 26. Qxe4 Rd7 27. Qxe5=

23... Rxd1 24. Rxd1 Rxd1 25. Nxd1

25. Qxd1 Qd7 26. Qxd7 Nxd7

25... Qd7 26. Bc4

Schwarz steht aufgrund der Bauernschwächen am Damenflügel und der schlechter positionierten Leichtfiguren immer noch etwas schlechter, zusammen mit beginnenden Zeitproblemen spielt man so eine Stellung nicht gerne.

26... Qd4+ 27. Kg2 Ne8 28. Nc3 Bg5?

Statt Scheinaktivität mit meinem Läufer vorzutäuschen, hätte ich hier die Chance nutzen sollen, meine c5-Schwäche taktisch abzutauschen: 28... Nd6 29. Ba6 c4 30. Nd5 cxb3! 31. axb3 Bf8= und diese Stellung traue ich mir auch gegen so einen starken Gegner zu, vielleicht die größte Chance in der gesamten Partie

29. Nb5 Qd7 30. Be2

30. Qd3

30... Be3 31. Qc3 Bd4 32. Qa5

und weg ist der Bauer. Dank etwas Stellungsglück kann man sich aber zumindest noch in ein spielbares Endspiel retten:

32... Be3 33. Nxa7 c4! 34. Qb5

34. Nb5!?

34... Qxb5 35. Nxb5 cxb3 36. axb3

Objektiv sind die schwarzen Remischancen hier vermutlich größer als die weißen Siegchancen, aber in einer praktischen Partie ist es natürlich nicht einfach.

36... Kf8 37. Bc4 Ke7 38. Nc3 Bd4 39. Ne2 Bc5 40. Nc1 Bd4 41. Nd3 Nd6 42. Bd5 f6 43. h4 g6 44. f4 Bc3 45. Bc6 Nf7

45... f5!?

46. Kf3 f5!?

Wahrscheinlich verschwinden nun vier Bauern vom Brett, dafür wird f5 schwach. Ich war mir nicht sicher, was wichtiger ist. Mir erschien die Fortsetzung zumindest gut möglich und ich zog es dem passiven Abwarten vor, was ebenso gute Remischancen mit sich bringt. Aber auf ein langes Lavieren und Gequältwerden wollte ich es auch angesichts des Gegenübers und der Restzeit wenn möglich nicht ankommen lassen, zumal ich die Idee auch schon seit einigen Zügen in Betracht zog und vorbereitete. Meines Erachtens ist es in dieser Stellung der richtige Ansatz, bin mir aber längst nicht sicher.

47. exf5

47. Bd5 fxe4+ 48. Kxe4 Nd6+ 49. Kf3 exf4 50. Kxf4

47... gxf5 48. Ke2 exf4?

Mit der einfachen Überlegung, dass ich dann jederzeit mit meinem Läufer dank der Le1-Idee den weißen König an die Bauern binden kann (wobei dieser Gedanke an sich richtig ist, mein all zu naives Vertrauen darauf das tragische Ende aber leider schon arg begünstigt), aber natürlich kann ich dies auch mit einem gedeckten Freibauern! Aber ich beharrte lieber darauf, noch einen zu tauschen..

48... e4 mit exzellenten Remischancen

49. Nxf4 Kd6 50. Bd5 Nh6

50... Ne5? 51. Bg8

51. Bc4 Ng4 52. Be6 Ke5 53. Bc8 Nf6 54. Nd3+ Ke4 55. Nc5+ Ke5 56. Kf3

Nach etwas Lavieren ist nicht viel passiert: die Stellung ist vermutlich weiterhin theoretisch haltbar, aber praktisch kann Schwarz hier jede Menge falsch machen.

56... Ne4?

Und schon passiert es, auch wenn er mich diesmal noch davon kommen lässt:

56... Nd5

57. Nd3+ Kf6 58. b4?

58. Bxf5! Nxg3 (58... Nd2+ 59. Kf4 und mit 2 Bauern mehr sollte Weiß gewinnen) 59. Bxh7 Nf1 Vielleicht sah Landa dies sogar und es erschien ihm nicht klar genug? Meines Erachtens sollte Weiß aber gewinnen können.

58... Nd6 59. Ba6 Nf7

59... Ke6

60. Nf4

In der Nachanalyse schauten ich mir mit Landa noch eine Weile das Endspiel an, ich würde mich seinem Urteil anschließen: "difficult to play". Weiß kann versuchen, mit dem König am Damen- oder Königsflügel einzubrechen, lange herumlavieren und die Uhr tickt und tickt gegen mich. In den Varianten erreichte Weiß auch immer wieder entscheidende Fortschritte, wenn Schwarz nur einen Fehler macht.

60... Be1??

Da zieht man mit sehr geringer Restbedenkzeit einmal etwas schneller, und schon ist die Partie entschieden. Natürlich ist es sehr ärgerlich, das Endspiel so billig wegzuwerfen, auch wenn ich dem Läuferfang eine gewisse Ästhetik nicht absprechen kann:

60... Ke5 61. b5 Ba5 62. Bc8 Nd6 63. Bd7 Vor allem hätte mich der weitere Verlauf der Partie interessiert. aber selbst wenn ich es vielleicht letztlich geschafft hätte, wäre es noch ein weiter und beschwerlicher Weg zu einem möglichen Remis gewesen.

61. Ke2!










61... Bxb4 62. Nd5+ Ke5 63. Nxb4 1-0 [Flash]

Auch Snoopy mit einer Großchance. Hätte er sie verwandelt, wäre es allerdings wohl nicht zur Paarung mit dem Buffet-Mann gekommen ...


FM Sebastian Fell (2343) - Peter Michalowski (2064) [A00]

35 Andorra Open (6.23) 2017


Nach einer Nebenvariante im 6.Lg5-Najdorf-Sizilianer konnte ich im Mittelspiel die Oberhand gewinnen. Meine Figuren sind aktiv platziert und ich wähnte die Stellung reif für das thematische

32... d5! 33. exd5 Bxd5 34. Nxe5??

Das verblüffte mich zunächst ziemlich - leider aus dem falschen Grund.

34. Rxd5 Rxd5 35. Qxd5 Qxe2 36. Qb7+ Kf8 37. Qxc8+ Kg7 Hatte ich gesehen und als besser für mich eingeschätzt.

34... fxe5??

Ich war bereits drauf und dran die vorab berechnete Schlagvariante 34... Bxf3?? zu ziehen, doch sah in letzter Sekunde das hübsche Mattmotiv... 35. Ng6# Danach war ich etwas aus dem Konzept und suchte in den Schlagvarianten in der Brettmitte nur noch nach Schadensbegrenzung.

34... Qxa2+ Kann man durchaus sehen. 35. Kc2 Bb3#

35. Rxe5+ Kf8 36. Rexd5 Rxd5 37. Qxd5 Qxd5 38. Rxd5

Das entstandene Endspiel ist wohl einfach verloren. Da ich doppelt so viele Matts übersehen habe wie mein Gegner, geht das wohl auch in Ordnung ;-)

38... Ke7 39. a3 Kf6 40. Kc2 Re8 41. Bf3 Re5 42. Rxe5 Kxe5 43. b4 Bd8 44. Bb7 a5 45. Bc6 Kxf5 46. Bxb5 axb4 47. cxb4 Ke5 48. Kc3 1-0 [Snoopy]


Peter Michalowski (2064) - José Anton Fernandez Quintero (1900) [C10]

35 Andorra Open (7) 2017


Meine Reisegruppe hatte mich bereits beim Frühstück aufgeklärt, dass mein Gegner der berüchtigte Buffet-Mann sein würde. Wir stellten verschiedene Überlegungen an, ob ich geschlagene Figuren fein säuberlich in Servietten einpacken und in meiner Tasche verschwinden lassen sollte. So entstand allerdings auch ein gewisser Druck ...

1. e4 e6 2. d4 d5 3. Nc3 dxe4

In meinen zwei vorherigen Weißpartien hatte ich mich auf 3...d5xe4 vorbereitet und jeweils 3...Sf6 serviert bekommen. Hier lief es genau umgekehrt, doch ich kannte die kommende Variante noch aus der Vorbereitung von Johanna auf deren letzte Runde bei der DFMMdLV.

4. Nxe4 Bd7 5. Nf3 Bc6 6. Bd3 Nd7 7. Ng3 Ngf6 8. O-O Be7

8... g6 Wurde in den letzten Jahren häufiger probiert, u.a. erfolgreich von Jobava. 9. b3 Bg7 10. Ba3 Bf8 11. Bb2 Bg7 12. c4 Die weiße Stellung ist angenehmer zu spielen.

9. b3 O-O 10. Bb2 Bxf3 11. Qxf3 c6 12. c4 Qa5

Ab hier war ich auf mich gestellt.

13. a3 Rfe8 14. Rfe1 Rad8 15. b4 Qc7 16. Rac1

Sah mit der Gegenüberstellung zur schwarzen Dame logisch aus, doch im Nachhinein gefällt mir dieser Zug nicht mehr. Weiß wird schlicht nicht zum Durchbruch d5 kommen.

Vielleicht wartet man besser noch, bevor man sich mit dem Turm festlegt und spielt etwas wie 16. Bc3

16... a5 17. Bc3 axb4 18. axb4 Bd6

Hier steckte ich viel Zeit in die Stellung und gelangte zu dem Schluss, dass der Nachziehende wohl ausgeglichen hat. Ich sah keinen Weg, meine Figurenstellung zu verbessern, ohne dass Schwarz zu b5 oder e5 kommt. Daher entschloss ich michzum Opfer eines Bauern.

19. Ne4?!

Sicher nicht ganz korrekt, aber ich bekomme zumindest ein paar Angriffsideen.

19... Bxh2+

Natürlich kann er einem leckeren Bauern nicht widerstehen und packt zu.

20. Kh1 Bf4 21. Rc2?

Erlaubt Schwarz den Übergang in ein gewonnenes Endspiel.

21. Rcd1 ist die bessere Alternative, aber ich wollte die Gegenüberstellung zur Dame aufrecht erhalten. 21... Nxe4 22. Bxe4 Nf6 23. d5 Nxe4 24. Rxe4 e5 25. d6! Qd7 (25... Rxd6? 26. Rxd6 Qxd6 27. Qxf4) 26. c5 f6

21... Bh6

21... Nxe4 22. Bxe4 Nf6 23. Bd3 Ohne Turm in der d-Linie funktioniert d5 natürlich nicht. 23... e5 24. Rce2 Qd6 25. dxe5 Qxd3 26. exf6 Qxe2 27. Qxe2 Rxe2 28. Rxe2 Rd1+ 29. Re1 Rxe1+ 30. Bxe1 g6 Der schwarze König läuft über f8-e8-d7 nach e6 (30... gxf6? Sollte zu halten sein. Beispielsweise 31. Kg1 b5 32. cxb5 cxb5 33. Bc3 f5 34. f3 Kf8 35. Kf2 Ke7 36. Ke2 Kd6 37. Kd3 Kd5 und ich sehe nicht, wie Schwarz vorankommen soll.)

22. g3

22. Nxf6+ Nxf6 23. g3 Weiß tauscht besser selbst die Springer, bevor er g3 spielt.

22... Nxe4 23. Rxe4 f5

23... g6 Die Variante illustriert einige der weißen Angriffsideen. 24. d5 e5 25. Rh4 Bg7 26. dxc6 bxc6 27. Rxh7! f5 (27... Kxh7? 28. Qxf7 Rf8 29. Qxg6+ Kg8 30. Qh7+ Kf7 31. Bg6+ Kf6 32. Bh5) 28. Rxg7+ Kxg7 29. g4

24. Rh4?

Hilft Schwarz seinen Läufer wieder besser zu stellen.

24. Re1 Gegen den rückständigen Bauern leistet der Turm auch in der e-Linie gute Dienste. 24... g6 25. Rce2

24... Nf6

24... Bg5 25. Rh3 g6

25. d5?!

Endlich der Durchbruch, allerdings wäre ein Qualitätsopfer zur Vorbereitung angesagt gewesen.

25. Rxh6 gxh6 26. d5 Qe7 27. dxc6 bxc6 28. Kg2

25... Ng4?

25... Bg5 26. Rh3 g6

26. dxe6 Ne5 27. Qxf5 Nxd3










27... Ng6 ist hoffnungslos.

28. Rxh6

Danach kann Schwarz einpacken. Nach halbstündigem Nachdenken folgen noch ein paar Racheschachs.

28... Nxf2+ 29. Rxf2 Rd1+ 30. Kg2 gxh6 31. Qg4+ 1-0 [Snoopy]

Ist es im Fahrstuhl besser, gegen die Starken Weiß zu haben und dann mit Schwarz unter Druck zu stehen? Beides hat wohl Für und Wider und aussuchen ist ja sowieso nicht. Ich hatte gegen drei IM Weiß und war mit den Partien insgesamt zufrieden, auch wenn "nur" ein halber raussprang.


Reyk Schaefer (2135) - IM Quentin Loiseau (2424) [D10]

35 Andorra Open (8.22) 2017


1. c4 c6 2. d4 d5 3. cxd5 cxd5 4. Bf4 Nc6 5. Nc3 e5!?

a Tempo und obwohl nicht soo selten, war mir der Zug auf insgesamt für mich neuem Terrain unbekannt. In einer so scharfen Variante natürlich unangenehm. Langweilig wird dieser Abtausch-Slawe jedenfalls nicht ... Das Bauernopfer ist übrigens auch theoretisch völlig in Ordnung.

6. dxe5

Abends diskutierte ich die Partie noch einmal mit den Franzosen Quentin Loiseau und Pierre Barbot an der Bar. Mein Gegner berichtete mir, wie er einmal am Nebenbrett die Partie seines Kumpels und Teamkollegen Pierre beobachtet hatte. Der habe eine Kurzpartie als Weißer verloren, und Quentin hatte die Variante seitdem im Hinterkopf. Gemeint haben muss er wohl den nachstehenden kurzweiligen 17-Züger. Kuriosum am Rande: Pierre saß auch diesmal am Nebenbrett und verfolgte interessiert das Geschehen ...

6. Bxe5 Nxe5 7. dxe5 d4 8. Qa4+ b5 9. Nxb5 Bd7 10. Qa6 Bb4+ 11. Kd1 Rb8 12. a4 Nh6 13. Rc1 Ng4 14. Nc7+ Kf8 15. Nh3 Bf5 16. Rc6










16... Ne3+! 17. Kc1 Bd2+ 0-1 (17) Barbot, P (2360)-Chabanon,J (2473) Nancy 2013

6... d4 7. Ne4 Qa5+ 8. Nd2 Nge7

8... Nxe5? 9. Bxe5 Qxe5 10. Ngf3 Qf6 11. Qa4+ Bd7 12. Qxd4

9. Ngf3 Nd5!

Wohl am stärksten. Da Weiß die Deckung des Be5 nicht schwächen möchte, kommen nun drei Züge in Betracht: 10.g3, 10.e3 und 10.Lg3. Aber nur einer ist gut ...

9... Ng6 10. g3 Bg4 11. Bg2 Bxf3 12. Bxf3 Ngxe5 13. O-O Rd8 14. Bxe5 Nxe5 15. Bxb7 Be7 16. Nf3 O-O 17. Nxe5 Qxe5 18. Ba6 und Weiß gewann nach langem Kampf in Le,Q (2712)-Dreev,A (2668) Khanty-Mansiysk 2013; 1-0 (62)

10. e3?

Das ist er nicht. Der Textzug schwächt die dunklen Felder und damit die potentielle kurze Rochade-Stellung viel mehr als der Zug des g-Bauern.

10. Bg3? Ne3! 11. fxe3 dxe3 12. Bf4 Bc5! (12... exd2+ 13. Bxd2 Qb6 14. Qb3 Bb4 15. e3 Be6 16. Bc4 Bxc4 17. Qxc4 Qxe3+ 18. Qe2 Bxd2+ 19. Nxd2 Qxe5 20. Nf3 Qxe2+ 21. Kxe2 O-O-O 0-1 Mikhailov,S (2377) -Volkov,S (2590)/Taganrog RUS 2013/)

10. g3! ist notwendig und führt zu einer komplexen Stellung. Weiß behält vorerst den Bauern, muss aber den König in der Mitte belassen. 10... h6 11. h4 Qb6 12. Nc4 Qb4+ 13. Nfd2 Nxf4 14. gxf4 Be7 15. a3 Qb5 16. e4 O-O 17. Bd3 Na5 18. b4 Nxc4 19. Bxc4 Qe8 20. f5 Bd8 21. Nf3 Bc7 22. Qxd4 Kh7 23. Rd1 Bb6 24. Qd6 Bxf5 25. Ng5+ hxg5 26. exf5 g4 27. Qd5 f6 28. e6 Rd8 29. Qe4 Qa4 30. Qxg4 Rxd1+ 31. Qxd1 Qe8 32. Rg1 Qe7 33. Qh5+ Kg8 34. Qh6 Rc8 35. Rxg7+ Qxg7 36. e7+ 1-0 (36) Stefanova,A (2530)-Ali Marandi,C (2371) Skopje 2013

10... Bg4 11. Be2 dxe3 12. fxe3 Rd8?!

Ein natürlicher Zug, mit dem Schwarz ...Lb4 droht und gleichzeitig die Rochade verhindert. Es gab jedoch eine stärkere Möglichkeit:

12... Bc5! und Weiß hat es schwer, sich zu entwickeln. Dafür muss Schwarz natürlich die Option ...Lb4 aufgeben. 13. Qb3 Nxf4 14. exf4 Bxf3 15. Bxf3 Nd4 16. Qc4 Nxf3+ 17. gxf3 O-O die Art Stellung, die ich schon befürchtet hatte: Weiß hat einen Mehrbauern, aber sein König findet auf lange Sicht kein sicheres Plätzchen.

13. a3

einfach, weil praktisch erzwungen.

13. O-O?? Nxf4 14. exf4 Bxf3 15. Bxf3 Rxd2

13... Nxf4 14. exf4 Bxf3

Wiederum sehr natürlich, weil es mit Sd4-b3 ein weiteres Manöver gegen den schwachen Punkt d2 einleitet, aber evtl. ist

14... Be7 etwas stärker.

15. Bxf3 Nd4 16. b4

hielt ich für absolut erzwungen ... Dass der Rechner hier in Ruhe den Läufer zieht, weil ...Sb3 für ihn keine echte Drohung darstellt, ist halt Computer-Stuff.

16. Bxb7!? Ich dachte, auf alle Läuferzüge ...Sb3 und aus. Der Rechner bleibt hier zäh, aber angenehm ist es nicht. 16... Be7! (16... Nb3 17. Bc6+ Ke7 18. Qxb3 Qxd2+ 19. Kf1 Qxf4+ 20. Bf3 lässt ihn kalt.) 17. b4 (17. O-O? Qb6!) 17... Qb5

16. Be4! ist vermutlich am stärksten, weil der Läufer nun nicht wie auf b7 dem Doppelangriff ...Db6 ausgesetzt ist und Weiß auf das ruhige 16...Le7 einfach rochieren kann. 16... Nb3 (16... Be7? 17. O-O!) 17. Qxb3 Qxd2+ 18. Kf1 Qxf4+ 19. Bf3 Be7 20. Qxb7 Qc4+ 21. Ke1= da auch dem sK ein Tempo fehlt, sich in Sicherheit zu bringen.

16... Nxf3+ 17. gxf3 Qb6?

Ein kritischer Moment: Schwarz ist auf den dunklen Feldern stark, aber das Schach auf a4 musste verhindert werden, da nun auch der sK in den Blickpunkt rückt.

17... Qa6! An der Bar klärten wir später, warum er das nicht gespielt hat. Im Nachhinein sieht die Variante mit 18.De2 einfach aus. Aber zum einen ermöglicht der Zug überhaupt erst Motive gegen den eben noch gedeckten Ta1 und zum anderen musste man den Zwischenzug auf den Zwischenzug berechnen. 18. Rg1 (18. Qe2? ist der natürliche Zug 18... Bxb4! 19. Qxa6 Bxd2+) 18... Be7!

18. Qa4+

Jetzt kommt Weiß in Vorteil ...

18... Ke7?!

Schraubt das Risiko (zu) hoch, aber er gestand später, immer noch auf den Königsflügel fixiert gewesen zu sein und die lange Rochade nicht auf der Rechnung gehabt zu haben. Die Alternative ist allerdings auch nicht angenehm für Schwarz.

18... Rd7 19. Nc4 (19. O-O-O ist sogar noch stärker.) 19... Qd4 20. Rd1 Qxd1+ (20... Qc3+? 21. Kf2) 21. Qxd1 Rxd1+ 22. Kxd1

19. O-O-O!

Natürlich gibt es kein wirklich ruhiges Plätzchen, aber der Textzug verbessert die weiße Koordination dennoch entscheidend.

19... Qe3?! 20. Kb1

20. Rhe1 gewinnt ebenfalls.

20... Qd3+

20... Rxd2?? 21. Rxd2 Qxd2 22. Rd1

21. Qc2?

Nachdem ich lange Zeit jedes Endspiel gern genommen hätte und immer noch über einen Mehrbauern verfüge, sah ich, dass Schwarz nicht auf a3 zugreifen darf und der Damentausch praktisch erzwungen ist. Daher psychologisch nachvollziehbar, aber mittlerweile steht der sK viel unsicherer als der weiße. Daher gewinnt ein kleines Zick-Zack-Manöver mit dem König, das die Damen auf dem Brett behält.

21. Kb2! Qd4+ (21... Rd7 22. Ne4 b5 23. Rxd3) 22. Ka2 Qd5+ 23. Nb3 Qe6 (23... Qc6 24. Qxc6 bxc6 25. Nd4) 24. Rxd8 Kxd8 25. Rd1+ Ke7 26. Rd6 Qc8 27. Nc5

21... Qxc2+

21... Qxa3?? 22. Qc7+ Rd7 23. Qxd7+ Kxd7 24. Nc4+

22. Kxc2

Weiß behält zwar seinen Mehrbauern im Endspiel, kann mit dem aber nicht allzuviel anfangen.

22... g6 23. Rhe1

23. Ne4 bietet auch keine Gewinnchancen. 23... Bh6 24. Ng5 Rxd1 25. Rxd1 Bxg5 26. fxg5 h6=

23... Bh6 24. Re4 Rc8+ 25. Kb1!

ist nochmal wichtig, um die potentielle Fesselung in der d-Linie zu entkräften. Weiß muss Tc1 ermöglichen und darf den Springer nicht mit Schach einstehen lassen. Daher funktionieren die natürlicheren Züge nach b2 und b3 nicht.

25... Rhd8

25... Rc3? ist nicht gut, aber die Widerlegung ist alles andere als leicht zu rechnen. 26. Rd4! (26. Rc1 Rhc8 (26... Rxa3 27. Rc7+ Ke6 28. Rd4 Bf8 29. Rd8) 27. Rxc3 Rxc3= praktisch mit Übergang zur Partie hatte ich am Brett gerechnet.) 26... Rhc8 27. Ne4 Rb3+ 28. Ka2 Rxf3 29. Rd7+ Kf8 30. e6! fxe6 31. Rxb7

26. Rc1 Rxc1+ 27. Kxc1 b5 28. Kc2 Rd5 29. Nf1 Ke6 30. Ne3 Rd7 31. Kc3

Leitet das stille Remisgebot ein. Insgesamt wohl in Ordnung, da Schwarz zweimal klar in Vorteil kommen, aber danach auch mal forciert verlieren konnte.

31... Rc7+ 32. Kd2 Rd7+ 33. Kc3 Rc7+ 34. Kd2 Rd7+ 1/2-1/2 [Reyk]

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