Partienauswahl AEM II - Löberitz II

Kommentare von IM Franz Bräuer

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Stefan Kalkhof (2188) - Vilen Rafayevych (2083)

Verbandsliga (7.1) 2017


11. Rc1

Bereits früh in der Partie hat Weiß starken Druck auf die schwarze Stellung aufgebaut.

11... Nxd2?

Tauscht die aktivste schwarze Figur ab.

11... e6 erschien notwendig, um den schwarzen König schnellstmöglich rochieren zu lassen. 12. h3 Bxf3 (12... Bh5 13. g4 Bg6 14. Ne5) 13. gxf3! Nxd2 14. Qxd2 Rc8 (14... Be7 15. Nc5!) 15. Nc5 Qb8 16. Nd3 und Weiß kontrolliert das Geschehen.

12. Qxd2 Bxf3 13. gxf3?

Das natürliche Wiedernehmen ist keinesfalls schlecht, doch war hier tatsächlich ein sofortiger Gewinn möglich.

13. Nc5!! wäre ein Hammer gewesen und gewinnt auf der Stelle. Es droht entscheidend Sc5xb7, worauf es für Schwarz keine befriedigende Verteidigung gibt. 13... Rb8 (13... Rc8 14. Nxb7 Qd7 15. Rxc6! Rxc6 16. Na5) 14. Nxb7 Rxb7 15. Bxc6+ Rd7 16. gxf3

13... a6 14. Bxc6+ bxc6 15. Qc3

Durch die schwarzen Entwicklungsprobleme und die Bauernschwächen steht Weiß klar besser.

15... Rc8 16. Qa5 e5

Schwarz sucht nach aktivem Gegenspiel.

17. Qxa6 Qe6 18. Nb6 Bb4+ 19. Ke2 Rb8 20. Na4

20. Qa4! ist die Computerlösung: 20... O-O (20... Rxb6 21. Qa8+ Ke7 22. Qa7+! (22. Qxh8 exd4 ist komplizierter.) 22... Kf6 23. Qxb6) 21. Qxb4 exd4 22. Qc5! und Weiß steht technisch auf Gewinn.(22. Qxd4 c5!)

20... O-O 21. Qxc6 Bd6 22. dxe5 Qxe5

Bis hierhin hat Weiß den Vorteil behauptet. Allerdings ist die Stellung schärfer geworden und Schwarz besitzt Gegenspiel. Bei knapper werdender Zeit spielt sich die weiße Stellung zusätzlich schwieriger.

23. Rhd1 Qxh2 24. Qxd5

24. Rh1! Qe5 25. Rcd1! wäre die Wahl des Computers gewesen und sieht sehr unmenschlich aus .. .

24... Bg3 25. Rf1 Rfd8 26. Qc4 h5 27. b3?!

27. b4! wäre stark gewesen, um mit Sa4-c5 die c-Linie zu blockieren und den Springer ggf. in die Verteidigung mit einzubeziehen.

27... Re8 28. Qc6?

In der Folge gleitet Weiß die Partie aus der Hand.

28. Nc5! geschah erneut stark.

28... Re6 29. Qd7 Rbe8 30. Rc3

Der Computer spielt schmerzbefreit 30. Rc8! Rxe3+ 31. Kd1 Rd3+ 32. Qxd3 Rxc8 und wähnt Weiß nach 33. Nb6! (33. fxg3 Qxa2 nebst Da2-a1+ ist wohl nur Remis.) 33... Re8 34. fxg3 Qxa2 35. Nc4 im Vorteil. Dies bei wenigen Minuten auf der Uhr einzuschätzen ist praktisch allerdings unmöglich.

30... R6e7 31. Qc6 Bf4!

Nun holt Schwarz zum entscheidenden Angriff aus. Te7xe3 droht.

32. e4?

32. Kd1 Qg2 33. Qb5 wäre zäher gewesen.

32... Rd8!

Das entscheidende Eindringen eines schwarzen Turms in die weiße Stellung kann Weiß nicht mehr verhindern.

33. Rd3 Rxd3 34. Kxd3 Qh3 35. Ke2 Rc7 36. Qe8+ Kh7 37. Rd1 Rc2+ 38. Kd3 Rxa2 39. Kc4 Qxf3 40. Nc3 Ra7 41. Rd7 Rxd7 42. Qxd7 Be5 43. Nd5 Qxe4+ 44. Kb5 Qd3+ 45. Ka4 Qa6+ 46. Kb4 Qd6+ 47. Qxd6 Bxd6+

und Weiß gab aufgrund des voranschreitenden h-Bauerns auf. Schade, dass nach der stark gespielten Eröffnungsphase die Partie letztendlich noch kippte.

0-1

Stephan Muenzberg (1912) - Juergen Grahn (1854)

Verbandsliga (7.7) 2017


16... Be6 17. Bxc6

17. Bxe6 fxe6 18. Bh6 Bg7 19. Bxg7 Kxg7 20. Nc4 wäre die solide Alternative gewesen.

17... bxc6 18. Qf3 Bg5 19. Qxc6?

Ein taktischer Fehler. Der Gewinn für Schwarz ist sehr instruktiv und naheliegend zugleich. Am Brett ist die Angelegenheit allerdings nicht immer so einfach ...

19. Nc4 geschah solider.

19... Be3+?

Chance vertan.

19... Bd5! leitet eine schöne Kombination ein: 20. Qa4 Bxc1 21. Rfxc1 (= 21. Raxc1 Qg5 22. g3 Qe3+) 21... Qg5 und hier war Münzi entgangen, dass nach 22. g3 Qe3+ mit baldigem Matt folgt. 23. Kf1 Qf3+ 24. Ke1 Rae8+ 25. Kd2 Qe2#

20. Bxe3 dxe3

Nun besitzt Weiß einen Mehrbauern. Die Verwertung erwies sich allerdings als nicht trivial und so blieb letztendlich der geteilte Punkt.

1/2-1/2

Ole Zeuner - Patricia Lehmann (1720)

Verbandsliga (7.6) 2017


12. f4

Ein typischer Sizilianer: Weiß versucht den König anzugreifen, während Schwarz sein Spiel am Damenflügel aufzieht.

12... g6?!

Oder auch nicht... Schwarz ergreift zur Verteidigung seines Königs originelle Maßnahmen. Notwendig war dieser Zug allerdings nicht.

Nichts sprach gegen das schematische 12... b5 nebst Lc8-b7 und Druckspiel gegen den weißen e4.

13. f5?

Provoziert durch g7-g6. Allerdings spielt dies Schwarz in die Karten.

13. Nf3! wäre eine bessere Wahl gewesen, um e4-e5 durchzusetzen und die geschwächten schwarzen Felder am Königsflügel besser auszunutzen.

13... Ne5

13... gxf5!? zur Öffnung der g-Linie nebst Tf8-g8 wäre ebenfalls eine Option gewesen und hätte 12...g6 zusätzlich gerechtfertigt.

14. Be2

14. Bh6 Rg8 15. fxe6 fxe6 16. Be2 und Weiß steht etwas angenehmer.

14... Rg8

14... gxf5! 15. exf5 Rg8 16. Qh3 b5

15. Bg5?!

Das erlaubt Schwarz einen starken Konter.

Erneut erst 15. fxe6 fxe6 16. Qh3 und Weiß hätte die besseren Chancen gehabt.

15... gxf5 16. Qh4?

16. exf5 war notwendig.

16... Rxg5!

Danach läuft alles für Schwarz.

17. Qxg5 Nxe4 18. Qe3 Bg5 19. Qh3 Nxc3 20. bxc3

Über Umwege hat Schwarz durch das Qualitätsopfer zusätzlich die typische Bauernschwäche am weißen Damenflügel geschaffen. Normalerweise geschieht dies durch ein Qualitätsopfer auf c3.

20... Bd7

Schwarz steht technisch auf Gewinn.

21. Nf3 Be3+

21... Bf6 war etwas präziser.

22. Kh1 Ng4 23. Nh4?

Danach ist es ganz leicht für Schwarz.

Mit 23. Qh4! hätte Weiß noch einmal zurück in die Partie kommen können: 23... Bc6 (23... Qd8 24. Qxd8+ Rxd8 25. Rxd6 Bf4 26. Ng5!! Bxg5 (26... Bxd6 27. Nxf7+ Kg7 28. Nxd8) 27. Bxg4 Be7 (27... fxg4 28. Rxf7 Bc6 29. Rxd8+ Bxd8 30. Rf8+) 28. Rd3 Bb5 29. Rxd8+ Bxd8 30. Rd1) 24. h3 Ne5 25. Nxe5 dxe5 26. Qf6+ Kg8 und nun 27. Rd3 Bf4 28. Rfd1 , wonach Schwarz nur mittels 28... Rf8 29. Rg3+! (29. Rd8 Be8) 29... Bxg3 30. Qg5+ Kh8 31. Qf6+ ins Remis durch Dauerschach einwilligen muss.

23... Nf2+ 24. Rxf2 Bxf2

In der Folge spielt Pati technisch sauber und lässt nichts mehr anbrennen.

25. Nf3 Qxc3 26. Qh5 Qg7 27. Rxd6 Bc6 28. Rd1 Rg8 29. Qh3 Qg4 30. Qxg4 Rxg4 31. h3 Rg8 32. Kh2 Bg3+ 33. Kg1 Bc7 34. Kf1 Rd8 35. Nd4 Be4 36. c3 e5 37. Nb3 Rxd1+ 38. Bxd1 Bb6 39. Nd2 Bd3+ 40. Ke1 e4 0-1


Reyk Schaefer (2135) - Frank Willberg (1936)

Verbandsliga (7.5) 2017


16... a5

Mit dem letzten Zug hat Schwarz sehr verpflichtend agiert. Nun stellt sich für Weiß jedoch die Frage, wohin mit der Dame?

17. Qc4

die Alternative 17. Qb1 wird mit 17... Na4 beantwortet, worauf Weiß nur 18. Nd4! hat, nach dem die Stellung zwar lebhaft, aber im Gleichgewicht bleibt.(18. Bd4 Rxc1 19. Rxc1 Rc8=) 18... Qb4 (18... Nc3? 19. Rxc3 Rxc3 20. Nb5 Qb4 21. Nxc3 Bxc3 22. Bxb6) 19. Nb5! (19. Qxb4 axb4 20. Rxc8 Rxc8 21. Nc6 Bxc6 22. dxc6 Nc3 23. Ba6 Nxd1 24. Bxc8 Nxe3 25. fxe3 Be5=) 19... Qxb1 20. Rxb1 Rc2 21. Rd2 und die Stellung verflacht zumindest nicht sofort.

17... Ba6

Danach erfolgt eine forcierte Sequenz, die in einem ausgeglichenen Endspiel enden sollte.

17... e6 wäre eine interessante Alternative für Schwarz gewesen.

18. Bxc5 Bxc4 19. Bxd6 Bxe2 20. Bxe7 Bxd1 21. Rxd1 Rfe8 22. d6 Rb8?

Damit greift Schwarz fehl.

22... Rxe7! 23. dxe7 Bf6! hätte zu folgendem Endspiel geführt: 24. Rd8+ Rxd8 25. exd8=Q+ Bxd8 Schwarz hat hier keine Sorgen und kann selbst probieren, auf Gewinn zu spielen. Wichtig ist, dass 26. a4? , welches die schwarzen Bauern festzulegen scheint, mit dem starken(26. Kf1 sollte das Gleichgewicht halten.) 26... b5! beantwortet wird. 27. axb5 a4 28. Kf1 a3 29. Ne1 a2 30. Nc2 Kf8 und Schwarz hat reelle Gewinnchancen.

23. e5!

Nun hingegen ist Schwarz eingeschnürt. Es droht einfach Le7-h4 nebst d6-d7 mit Gewinn.

23... Bf8

23... h6 wäre noch am hartnäckigsten gewesen. Dann kann Weiß allerdings 24. a4! g5 25. g4! spielen und langfristig seine Stellung verbessern, während Schwarz nahezu paralysiert ist.

24. Bh4 h6 25. d7 Red8 26. Bxd8 Rxd8 27. e6!

Ein letztes hübsches Detail.

27... Be7 28. Nd4 fxe6 29. Nxe6 Kf7 30. Nxd8+ Bxd8 31. Re1 Be7 32. Re4 Kf6 33. Kf1 Kf7 34. Ke2 Kf6 35. Kd3 b5 36. Kd4 b4 37. Kd5 a4 38. Kc6 b3 39. axb3 axb3 40. Kc7 b2 41. Re1 1-0

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