Graf, Alexander (2620) - Heyder, Florian (2150)
19. VfB Schach Leipzig Open (Leipzig), 07.03.2012
[Floh] [E15]
Gegen
einen Großmeister zu spielen ist immer etwas Besonderes. Im letzten Sommer musste ich bereits
nach 9 Zügen gegen GM Slobodjan die Partie abhaken. Also war die Devise für die Partie: Eröffnung
überleben und dann mal weiterschauen.
1.d4
Sf6 2.Sf3
e6 3.c4
b6 Damenindisch. Naja hier kenne
ich jedenfalls ein wenig Theorie.
4.g3
La6 5.b3
Lb7
[der große Hauptzug ist
5...Lb4+
6.Ld2 Le7
7.Lg2 c6 usw.]
6.Lg2 Lb4+
7.Ld2 a5 mein
letzter Theoriezug. Ich wusste, dass derzeit 7 ...c5 populärer ist und auch in einer meiner letzten
USV-Trainingseinheiten wurde dieser Zug bevorzugt. Dennoch gefallen mir die Stellungen nach Nehmen auf
b4 mit der halboffenen a-Linie und ich konnte in Blitzpartien schon einige Erfolge feiern.
8.
[9...d6 der große Hauptzug
10.Dc2
Sbd7 11.Tfe1
Lxc3 12.Lxc3
Le4 13.Db2
c6 Schwarz
konnte ausgleichen und eine Schlacht mit beiderseitigen Chancen kann beginnen.]
10.Dc2 d5 nun
betrete ich Neuland.
[10...d6 führt zu Zugumstellungen
der vorhergehenden Variante]
11.a3 Lf8? im
Nachhinein scheint Lxc3 logischer. Lf8 verfolgt eine zu passive Idee, die die Möglichkeiten auf
ein Duell auf Augenhöhe auslässt.
[11...Lxc3 12.Lxc3
a4!]
12.Lf4 Sa6
13.Tfd1 De7 Weiß
kann sich ganz einfach entwickeln und Schwarz muss schauen, wo seine Figuren ihm selber nicht im Wege
stehen.
14.Lg5 ich
weiß nicht, ob es Sinn macht den Läufer gegen den Springer zu tauschen und mir das Läuferpaar
zu übergeben
[14.Se5 geht erstmal keine Verpflichtungen
ein, aktiviert den weißen Läufer und Schwarz muss sich überlegen, wie er der weißen
Armada gegenüber tritt. Ob aktiv mit c5 oder doch abwartend mit c6]
14...h6 15.Lxf6
Dxf6 16.Se5
c6 17.e4
[17.Sd7 Dd8
18.Sxf8 Txf8
19.e4 gibt Weiß leichten
Vorteil, aber Schwarz sollte keine Probleme haben die Stellung auszugleichen]
17...Tac8 18.Dd3 Endlich
konnte ich meine Figurenentwicklung abschließen und muss nun aktiv gegen das Zentrum vorgehen.
18...dxc4!
19.Sxc4
[19.bxc4 Ted8
20.De2 De7
21.f4 sollte
vorteilhafter sein, als der Textzug]
19...Dd8 20.e5
b5! Schwarz kann Gegenspiel
am Damenflügel starten und seine Figuren besser koordinieren
21.Se3
Db6 22.a4 danach
kann ich sofort mein Figurenknäuel entwirren und mit dem Springer via b4 nach d5 gelangen.
[22.Se4 c5
23.a4 bxa4
24.bxa4 Sb4
25.Db5 vielleicht das hartnäckigste
für Weiß.]
22...Sb4 23.De2
La6 24.Dg4
Ted8 25.Tac1
Kh8 mit der Idee den Springer
nicht nach e4 und zum Königsflügel kommen zu lassen
26.Df4
Td7 27.Le4
Tcd8 Weiß konnte in
den letzten Zügen keine Fortschritte erreichen und Schwarz konnte Druck gegen den schwachen d-Bauern
aufbauen. Dennoch darf sich Schwarz nicht in Sicherheit wiegen und muss noch einige Feinheiten beachten.
In der Stellung träumte ich erstmalig von etwas Zählbarem gegen den scheinbar übermächtigen
Gegner.
28.axb5 Lxb5
[28...cxb5? 29.d5
Kg8
(29...Sxd5? 30.Scxd5
exd5 31.Txd5
Txd5 32.Sxd5
De6 33.Sc7)
30.d6 Tc8
31.Sg4]
29.Df3 Kg8
30.Sxb5 Dxb5
31.Lxc6 GM Graf muss nun in
das remise Endspiel abwickeln und kann nur noch auf einen Fehler meinerseits hoffen.
31...Sxc6
32.Dxc6 Dxc6
33.Txc6 Txd4
34.Txd4 Txd4
35.Tc8 g6
36.Sc4 Kg7
37.Sxa5 Td5
38.Sc4 Tb5
39.Sd6 Txe5
[39...Txb3? 40.Se8+
Kg8 41.Sf6+
Kg7 42.Kg2 hier
könnte Weiß noch versuchen auf den vollen Punkt zu spielen, da der schwarze Läufer
vom ewigen Springer auf f6 dominiert ist. aber die Remistendenzen sind hoch.]
40.Se8+ Kg8
41.Sf6+ GM Graf bietet entnervt
Remis. Im nachfolgenden schilderte er kurz, dass er b5 total unterschätzt hat. Mein erster halber
Punkt gegen einen GM und sogar laut Fide-Liste der sechststärkste deutsche Spieler. Herrlich!
1/2-1/2