Partienauswahl Oberliga 2010/11 (1)

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Die Partienauswahl zum Saisonauftakt ist diesmal recht taktisch geprägt. Spektakuläres gabs vor allem bei Coswig - AEM - vor und hinter den Kulissen.
Die Magdeburger Mannschaften holten 4,5 (AEM) bzw. 3,5 Punkte (Rochade), aber es hätte gut und gern auch andersrum kommen können.

Zur nachstehenden Partie heißt es im Coswiger Bericht:
"Damit (mit Remis, d. A.) hätte sich Thomas Escher lange Zeit nicht zufrieden gegeben. Mit einem mutigen Figurenopfer brachte er die Figuren seines Gegners in arge Bedrängnis und eroberte einen Bauern nach dem anderen. Hätte dieser sich dagegen zur Wehr gesetzt, würde er einfach Matt gesetzt. Dies alles zeigte die nachträgliche Analyse. In der Partie griff Thomas fehl und sein Angriff versandete. Es verblieb bei der Mehrfigur des Gegners."

Thomas Escher war bereits 2006 mit einer starken, aber unvollendeten Angriffspartie vertreten.

1.e4 e6 2.d4 d5 3.Sc3 Sc6 4.e5 f6 5.Lb5 Ld7 6.Sf3 De7 7.O-O Df7 8.Te1 O-O-O 9.De2 Te8 10.Ld2 Sge7 11.a3 h6 12.Sa4 Sg6 13.c4 a6 14.cxd5 exd5 15.Lxa6! In gewisser Weise naheliegend, aber die Varianten bei Annahme sind absolut sehenswert. 15...fxe5 Einzige Chance.
	[15...bxa6 16.Dxa6+ Kd8 17.Tac1 fxe5 18.Txc6 Lxc6 19.Dxc6 e4 Weiss hat Turm und Qualitaet weniger - nun werden noch beide Springer geopfert! << 20.Sb6! Zunaechst ein klassisches Raeumungsopfer ... Dass 20.La5 eine Nebenloesung ist, tut der Sache keinen Abbruch. 20...cxb6 21.Sg5! Und das kaempft d6 frei! 21...hxg5 22.Lxg5+ Le7 23.Dd6+ Kc8 24.Tc1+ Kb7 25.Tc7+ Ka6 26.Dd7 <<]
16.Lxb7+ Kxb7 17.Db5+ Ka8 18.dxe5 Sa7 19.Da5 Lxa4 20.e6 Df6 21.Dxa4 Lc5 22.Dd7
	[22.Da5 haette ebenfalls den Be6 gedeckt und nebenbei den Bd5 mit Schach eingesammelt, was Weiss bei guter Stellung am Druecker bleiben laesst. In der Folge kommt er nach und nach vom Weg ab.]
22...c6 23.Lc3 De7 24.Lxg7 Th7 25.Dxe7 Lxe7 26.Lc3 Sb5 27.Ld2 Lf6 28.Tac1 Kb7 29.a4 Sc7 30.Lc3 Lxc3 31.Txc3 Txe6 32.Tb3+ Ka7 33.Tc1 Se7 34.g3 Te4 35.a5 Sb5 36.Te3 Txe3 37.fxe3 Tf7 38.Se5 Tf6 39.Sg4 Te6 40.Tf1 Sd6 41.Kg2 Sef5 42.Kh3 Ka6 43.b4 Te4 44.Tc1 Tc4 45.Tb1 Kb5 46.Se5 Te4 47.Sd3 Txe3 48.Sc5 Se4 49.a6 Sxc5 50.a7 Ta3 51.bxc5+ Kxc5 52.Tb7 d4 53.Kg4 Se3+ 54.Kh5 d3 55.Tb3 d2 56.Txa3 d1=D+ 57.Kxh6 Dd6+ 58.Kh7 De7+ 59.Kg6 De6+ 60.Kh7 Sf5 61.Ta5+ Kd6 0-1

Die folgende Partie setzte aus Coswiger Sicht noch eins drauf. Demgegenüber hatten die Gastgeber lediglich in der Remispartie Eck. Pönisch - Windelband das glücklichere Ende für sich.

30.Tf3 Schwarz kann nun mit der Idee ...Db7 toedliche Diagonalwirkung entfalten. 30...Scd2?
	[30...Se3 ist die schoenere Ausfuehrung, aber es spricht auch nichts gegen sofort ...Db7. 31.Txe3 Db7 Weiss ist machtlos gegen das Doppelschach.]
31.Sxd2 Sxd2 32.Tg3?! Beginnend mit 32.Tc3 sollte die Diagonale gestopft werden. Weiss hat dann die Option Lc6 bzw. nach 32...Sc4 die Moeglichkeit 33.Df3. 32...Db7+ 33.Kg1 Db6+ Das folgende Dreiecksmanoever b7-a7-a8 kann sich wohl nur der Rechner ausdenken. Die lange Diagonale bleibt dabei in schwarzem Besitz, und gleichzeitig wird der schwarzfeldrige Laeufer unter Tempogewinn fuer die Diagonale g1-a7 entfesselt. Das war aber ganz bestimmt keine Variante, die man in Zeitnot sieht.
	[33...Da7+ 34.Kg2 Da8+! 35.Kg1 Ld8! Wenn man die Varianten ein bisschen weiter verfolgt, findet man immer noch weisse Gegenchancen basierend auf der ungemuetlichen schwarzen Koenigsstellung bei geschwaechten weissen Feldern und ohne Pendant zum weissen Weissfelder. Bei genauem Spiel sollte Schwarz aber gewinnen. 36.Df2 Sc4
		(36...Se4 37.Df3 Da7+ 38.Kg2 Sxg3 39.hxg3 Dc5 40.De4+ Kh8 41.Lf7)
	37.Txg5 Lb6 38.Lg6+ Kh8 39.Tf5 Lxf2+ 40.Txf2 Sxb2 41.Taf1 Kg8 42.h4 Dc8 43.h5 Dc5 44.Kg2 d5 45.Lf7+ Kf8 46.Lxd5+]
34.Kg2 Db7+ 35.Kg1 Sf3+ 36.Kf2 Txg3 37.hxg3 Sg5 38.Df5+ Kh8 39.Dd7?? Se4+?? Hier nun wohl Zeitnot total bei beiden.
	[39...Df3+]
40.Kg2 Dd5 ZÜ. In der Schlussstellung muss Weiss mit 41.D:e7 Dauerschach erzwingen. 1-0

Rochade musste wohl vor allem mit der folgenden Partie hadern. Martin Niering war lange am Drücker, ließ verschiedene Remisfortsetzungen (und den Gewinn) aus und geriet am Ende noch in ein Mattnetz.

46.Txe1!? Zwei Fortsetzungen fuehren sofort zum Remis, aber Weiss will offenbar mehr.
	[46.Df1 De4+ 47.Kg1 Ke7]
	[46.Kg2 Dxd1 47.De6+ Kg7 48.Sd7 Dg1+]
46...dxe1=D+ 47.Kg2 Dd2+ 48.Kf1 Lxh2?? Spielt Schwarz auch auf Gewinn? Wenn ja, am Ende erfolgreich.
	[48...Dd1+ 49.Kf2 Dd2+ 50.Kf1]
49.De6+ Kg7 50.De7+? Verpasst eine siegreiche Abwicklung.
	[50.Dd7+! Dxd7 51.Sxd7 und der a-Bauer entscheidet.]
50...Kg8 51.Sd7 Dd1+ 52.Kg2??
	[52.Kf2 und auch hier steht am Ende wohl ein Dauerschach.]
52...Dg1+ 53.Kf3 Df1+ 54.Kg4 Df4+ 0-1

Trotz zwei schneller Weißsiege an 3 und 5 mussten die Sangerhäuser der Routine der favorisierten Leipziger Tribut zollen. Die Mattfinals in den beiden Gewinnpartien waren ganz unterschiedlich in Lautstärke und Komplexität:

23.Dd2! 1-0

23.Lxg6! Lxe7! Schwarz darf nicht auf g6 nehmen:
	[23...fxg6 24.Sxg6+ hxg6 25.Dxg6 Lg7 << 26.De6! diesen huebschen Zug, der g8 unter Kontrolle nimmt und die Schwaeche der weissen Felder in der schwarzen Koenigsstellung ausnutzt, muss man noch finden. 26...Sf6 27.Th3+ Sh7 28.De4 Kg8 29.Dxh7+ Kf7 30.Lc1! und die Drohung Tf3+ entscheidet.]
24.Txe7? Dass dieser natuerliche Zug falsch ist, ist kaum zu sehen. Aber der Druck gegen h7 hatte Vorrang.
	[24.Dh3! Sf6
		(24...fxg6 25.Txe7)
		(24...Dg7 25.Lf5 und Weiss bekommt bequem Material zurueck.)
	25.Lxh7 Sxh7 26.Le5+ Lf6 27.Lxb2 Lxb2 28.Dh5 Schwarz hat zwar drei Figuren fuer die Dame, aber angesichts seiner Koenigsstellung wohl kaum praktische Chancen.]
24...fxg6? auch jetzt ist g6 tabu. Nach 24...Sf6 wird es extrem unuebersichtlich.
	[24...Sf6 25.Dh4 Txd5 26.Lc2 Txd1+
		(26...Th5 27.Dxh5 Sxh5 28.Le5+ Dxe5 29.Txe5)
	27.Lxd1 Dd4
		(27...Da1 28.h3 Dxd1+ 29.Kh2 Dd4 30.Dh6 Tg8 31.Txb7 Se4 32.Txf7 Txg2+ 33.Kxg2 Dxf2+ nebst Dauerschach)
	28.h3 Ld5 und Schwarz kann den Angriff wohl abschuetteln.]
25.Dh4 h5 26.Dg5 1-0

Bei der Durchsicht unserer Partien gegen den VfB kam ich zu dem Schluss, dass unsere Niederlage verdient in Ordnung ging. Bei Brain und Pauline war wohl mehr drin, aber wir hielten auch zwei wacklige Stellungen an 6 und 8 zusammen.
Auch hier zwei taktische Schlussspiele:

22...Lxa4? Harald musste die Figur zurueckgeben und sich mit dem schlechteren Endspiel nach 22...D:a4 bescheiden. Allerdings war die moegliche Keule nicht ganz leicht zu sehen. 23.b3 Verpasst eine sehr huebsche Moeglichkeit, wobei der Textzug gut genug ist.
	[23.Sxf5!! Txf5 24.Dxg4+ Sg7
		(24...Tg5 25.Dxe6+ Kf8 26.Dxh6+)
	25.Lxg7 Lxg7 26.Dxf5]
23...Lb5 24.Txe6 Die S:f5-Idee ist in diesem Moment nicht so wirksam, weil am Ende f1 haengt. 24...Lg5 25.Sxf5 Txf5 26.Dxg4 Ld3 27.h4 Kf7 28.Tc6 Le7 29.Dg7+ Ke8 30.Tfc1 Td8 31.Tc7 Td7 32.Txd7 Kxd7 33.Tc7+ Dxc7 34.Lxc7 Tf6 35.Le5 Tg6 36.Df7 Le4 37.f3 1-0

Die folgende Partie stand lange Zeit unklar bzw. ok für Schwarz. Aber Frido zeigte insgesamt eine engagierte Leistung und empfahl sich für weitere Einsätze.

26.Sf4! wird erfolgreich Verwirrung stiften. Fuer den Rechner ist noch alles im gruenen Bereich, aber praktisch ist die Sache nicht einfach. 26...exf4?! Beide Varianten sehen besser aus.
	[26...Dxf5 27.De3 O-O 28.Sxd5 Sxd5]
	[26...e4!?]
27.Lxf6 Dxf5? Jetzt bleibt der Koenig in der Mitte. Schwarz muss stattdessen die Qualitaet fuer die Rochade geben und hat Aussichten auf Remis.
	[27...Lxf6 28.Dxd5 O-O]
28.Lxg7 Th7 29.Tfe1+ Kd7 30.Dc3 Tc5 31.bxc5 bxc5 32.Db2 h3 33.Db7+ Lc7 34.Te7+ Kxe7 35.Dxc7+ Ke6 36.Te1+ Holly meinte wahrscheinlich diese Stelle mit dem ausgelassenen Damengewinn, aber der Textzug setzt forciert matt :-) 36...Kd5 37.Db7+ Kc4 38.Tc1+ Kd3 39.Db1+ Kd2 40.Lc3+ 1-0