Partienauswahl LEM 2009
Heyder, Florian (2099) - Brueggemann, Florian (2023)
LEM 2009 (Sangerhausen), 21.05.2009
[Floh] [C11]
1.e4 e6
2.d4 d5
3.Sc3 Sf6
4.e5 Sfd7
5.Sce2 c5
6.c3 Sc6
7.f4 cxd4 bis
hierhin ging die eigentliche Vorbereitung. Ich hatte die Partien Anand- Shirov im Sinn; jedoch wird ab
jetzt die ganze Stellung offener. 8.cxd4
Le7 hier war mir klar, dass
er sich ruhig aufbauen will oder ist es nur die Ruhe vor dem Sturm? 9.Sf3
O-O 10.h4
f6 11.a3? sicherlich
ein Fehler; war als ein prophylaktischer Zug gedacht um Db6, Sa5 oder Sb4 den Wind aus den Segeln zu
nehmen
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[11.Sc3 fxe5
12.fxe5 b6
13.Ld3 a5
14.Lxh7+ Kxh7
15.Sg5+ Kg8
16.Dh5 Lxg5
17.hxg5 Tf5
18.g4 Txe5+
19.dxe5 Sdxe5
20.g6 Sf3+
21.Kf2 Kf8
22.Dh8+ Ke7
23.Dxd8+ 1-0 Radivojevic, Miladin
- Kezele, Tamara; Belgrade Trophy 18th 2005] |
11...fxe5 12.fxe5
Txf3 BAeAeHHMM! 13.gxf3
Lxh4+ 14.Kd2
Sdxe5? zuviel des en; Schwarz
muss versuchen seine Streitkraefte jetzt schnell zu koordinieren um den "luftigen Koenig" an den Kragen
zu gehen.
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[14...Lf2 15.Kc2
Db6 16.f4
Sxd4+ 17.Sxd4
Lxd4 18.Kb1 mehr
als unklar, kann man gar nicht sagen; Weiss kann Versuchen ueber die halboffenen g- und h-Linien Schwarz
zu besiegen, muss aber aufpassen, dass er am Damenfluegel nicht ausgekontert wird] |
15.dxe5 Sxe5
16.Sd4 meine Engine will Sc3
sehen, wobei ich Sd4 mehr als logisch finde; deckt f3; blockiert den d-Bauern; gibt den weissfeldrigen
Laeufer Felder und sieht optisch gut aus:-) 16...Dg5+? gibt
nur den Weissen Vorteile; der Plan des Weissen ist es sowieso Richtung weisse a- und b Bauern zu laufen,
dieser Zug beschleunigt es nur.
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[16...Sg6! macht Platz fuer seine
Zentrumsbauern, deckt den Laeufer und entlastet die Dame.] |
17.Kc2 Dg6+
18.Kb3! Lf2
19.Dd2? Tempoverlust
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[19.Ka2! verfolgt den eigentlichen
Plan] |
19...Lxd4 20.Dxd4
Sxf3 21.De3
Df6 22.Ld3
e5 23.Lxh7+! einziger
Zug, wenn Weiss um den vollen Punkt spielen will. 23...Kf7
24.Ka2 Le6
25.b3 a5
26.Tf1 e4
27.Lxe4
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[27.Lb2 macht den Sack sofort
zu 27...Dh6 28.Db6
Te8 29.Th1
Dg5 30.Tag1
Sxg1 31.Txg1
Lg4 32.Tf1+
Lf3 33.Tc1] |
27...dxe4 28.Lb2
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[28.Dxe4 Lxb3+
29.Kxb3 Sd4+
30.Dxd4 Dxf1 empfand
ich als zu heiss, ich dachte, dass der Textzug sicherer ist] |
28...Df5 29.Tac1
a4 30.Tc7+
Ke8 31.Th1
axb3+ 32.Ka1
Txa3+ 33.Lxa3
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[33.Kb1! Ld7
34.Lxa3 laesst die Damen auf
dem Brett] |
33...De5+ 34.Dc3
Dxc3+ 35.Txc3
Kf7 36.Tc7+
Kf6 37.Lb2+
Kf5 38.Txg7
e3 39.Lc3?
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[39.Th6! Ld5
40.Th5+ Ke6
41.Tg6+ Ke7
42.Txd5 e2
43.Lc3 e1=D+
44.Lxe1 Sxe1] |
39...e2 40.Kb2
b5 41.Le1
Lc4 42.Kc3
Kf4 43.Ld2+
Kf5 44.Te7
Kg4 45.Le1
Kf4 46.Lf2
Kg4 47.Te8
Kf4 48.Tb1
Sg5 49.Le3+
Kf5 50.Lxg5
Kxg5 51.Tf8
1-0 |
Brueggemann, Florian (1936) - Strache, Michael (2206)
LEM 2009 (Sangerhausen), 24.05.2009
[Fugi] [B98]
Engelmann, Jakob (2114) - Strache, Michael (2226)
LEM 2009 (Sangerhausen), 21.05.2009
[Jakob] [C67]
Nach
Runde drei hatte ich bereits einen Punkt Vorsprung auf Michael. Nichtsdestotrotz (oder genau deswegen)
war der Druck sehr hoch, da Micha gegen mich eigentlich immer gewinnt und mein Vorsprung mit einer Niederlage
schon wieder weg gewesen wäre. 1.e4
e5 2.Sf3
Sc6 3.Lb5
Sf6 4.O-O Sxe4 Berliner
Mauer also. Obwohl Micha über ein sehr breites Eröffnungsrepertoire verfügt, war diese
Entscheidung vorhersehbar. Ich hatte am Morgen nochmal die Theorie aufgefrischt und fühlte mich
gut präpariert. 5.d4 Sd6
6.Lxc6 dxc6
7.dxe5 Sf5
8.Dxd8+ Kxd8 Das
ist die Ausgangsstellung der Berliner Mauer, die Kramnik in seinem Match gegen Kasparov so erfolgreich
eingesetzt hat. Für die schlechtere Struktur und das Raumproblem hat Schwarz das Läuferpaar
als Kompensation. In diesen Stellungen muss Weiß höllisch aufpassen, dass er nicht schlagartig
schlechter steht. 9.Td1+ eine
Nebenvariante, die aber nicht ganz ohne Gift ist 9...Ke8
10.Sc3 h6
11.h3 Weiß muss Raum
am Königsflügel gewinnen, um möglichst schnell einen Freibauern bilden zu können. 11...Le6?! Mir
ist bewusst, dass mir ca. 500 Elopunkte fehlen, um mir erlauben zu dürfen, in dieser hochkomplexen
Stellung ein ?! setzen u dürfen. Ich mache es aber trotzdem. Micha befand sich hier schon auf
unbekanntem Terrain.
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[auch wenn es bizarr anmutet, sollte Schwarz hier noch zwei Tempi in den Springer investieren. 11...Se7
12.Le3 Sg6 und
es ist schwierig für Weiß, einen Plan zu finden, der den Vorteil verdichtet, obwohl Schwarz
im 12. Zug bereits sechsmal den Springer gezogen hat...] |
12.g4 Se7
13.Sd4 Ld7
14.Sde2! Der Springer will
nach f4. Von dort aus dominiert er die schwarze Stellung. 14...h5
15.f3 Sg6
16.Sf4! Die Pointe! Am Brett
rechneten wir beide, dass Schwarz den Bauern nicht nehmen kann. Das scheint aber die beste Option für
Schwarz zu sein. 16...Lc5+
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[16...Sxe5 17.Te1
f6 18.Sg6
Th7 19.Lf4
Kf7 20.Sxe5+
fxe5 21.Lxe5] |
17.Kg2 hxg4
18.hxg4 Sf8!? Natürlich
müsste Schwarz objektiv auf f4 nehmen. Die dann resultierende Stellung ist aber genau das, was
man mit der Berliner Mauer nicht erreichen will. Deswegen zieht Micha hier Sf8.
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[18...Sxf4+ 19.Lxf4 Weiß
kann seine Figuren sehr gut koordinieren, während Schwarz am Raummangel und der schlechten Königsstellung
darbt.] |
19.Se4 Le7
20.Le3
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[20.Sh5 Tg8
21.Lh6!! ist eine lustige
Idee, auf die mich Micha nach der Partie hinwies. Leider kann Schwarz den Bauern auch mittels Se6 decken.] |
20...b6 21.Th1
Tg8 22.Tad1 Ich
muss gestehen, dass ich an dieser Stellung die Partie innerlich fast abgehakt hatte. Optisch MUSS Weiß
einfach locker gewinnen! 22...a5! Schwarz
ist aber auch noch da! Es droht a4 mit den Ideen Ta5 oder a3 und Schwarz bricht aus seinem Käfig
aus. Dann würde Weiß auf einmal unangenehm bis schlechter stehen. Das war es, was ich eingangs
meinte. 23.a4! c5
24.Sd5 Tc8
25.b3 c4! Micha
kämpft wie ein Löwe und findet immer wieder einen Weg, die Stellung am Laufen zu halten! 26.Kg3
Lc6 27.Th2? zu
viel Prophylaxe. Ich wollte f4 vorbereiten und dazu den Turm aus der Diagonalen bringen. Deutlich besser
war das sofortige f4
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[27.f4 cxb3
28.cxb3 es
mangelt Schwarz an sinnvollen Zügen, während Weiß einfach immer mehr Raum gewinnen
kann] |
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[Der Rechner findet folgende schöne Variante: 27.bxc4
Lxa4 28.Lxb6!] |
27...Se6 28.f4
cxb3 29.cxb3
Td8 auf einmal kann ich den
Abtausch nicht mehr verhindern, wonach der weiße Vorteil schrumpft 30.Thd2
Txd5 31.Txd5
Lxd5 32.Txd5
Th8 33.f5
Sd8 34.Td1
Sc6 35.Lf4
Sb4 36.Sg5? nachdem
sich alles getauscht hat und ich endlich etwas Konkretes finden muss, fehlen mir mit schwindender Bendenkzeit
die Ideen. Irgendwie rechnete ich ab hier nur noch Unsinn. Psychologie ist eben ein wichtiger Teil des
Kampfes...
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[36.f6! einfach, logisch und
stark 36...gxf6 37.Sxf6+
Lxf6 38.exf6
Sa6] |
36...c6 37.e6
fxe6 38.Sxe6
Kf7 39.Td7
Sd5 40.Sd4
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[40.Lg5 Th1
41.Lxe7 Sxe7
42.Sxg7 hatte
ich auch berechnet, aber wieder aus ominösen, nicht nachvollziehbaren Gründen verworfen] |
40...Sxf4 41.Kxf4
Tc8 42.Se6
c5 43.g5
c4 44.bxc4
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[und wieder findet der Computer eine taktische Lösung, die ich am Brett nicht
erahnte und die mit begrenzter Bedenkzeit auch schwer zu errechnen ist. 44.g6+!
Ke8
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(44...Kf6 45.Sg5 mit
entscheidender Mattdrohung!) |
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45.Tb7 c3
46.Sxg7+ Kf8
47.Se6+ Kg8
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(47...Ke8 48.Ke5
c2 49.f6 und
Matt in sieben, wie die Maschine großspurig ankündigt.) |
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48.Txe7 c2
49.Tg7+ Kh8
50.Th7+ Kg8
51.Th1 c1=T
52.Txc1 Txc1
53.f6] |
44...Txc4+ 45.Ke5
Tc1 46.Tb7
Te1+ 47.Kf4
Tf1+ Hier bot Micha Remis.
Ich nahm an, weil wir beide in Zeitnot waren und ich keinen Gewinnweg sah. Dabei muss Weiß einfach
nur mit dem König zum Damenflügel laufen und die Bauern verhaften. Naja, jedenfalls konservierte
ich damit meine Ein-Punkt-Führung, die mir letztendlich dann zum Landesmeistertitel reichte.
1/2-1/2 |
Schuster, Martin (2228) - Richter, Dustin (1978)
LEM 2009 (Sangerhausen), 21.05.2009
[Dustin] [A70]
1.d4 Sf6
2.c4 c5
3.d5 e6
4.Sc3 exd5
5.cxd5 d6
6.e4 g6
7.Sf3 Lg7
8.h3 O-O 9.Ld3
Sa6 10.O-O Sc7
11.a4 a6
12.Te1 Tb8
13.a5 Bis
hier war mir die Stellung bekannt 13...Ld7 Ich
moechte unbedingt meinen "Problemlaeufer" entwickeln 14.Db3
Te8 15.Lf4
Lb5 16.Lxb5!? Eine
Alternative waere Lc2 16...axb5 17.Sd2
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[17.Sxb5 Sxe4] |
17...Sh5 18.Lh2
b4?! Solider war das naheliegende
Dd7, dabei bliebe auch das wichtige Umschlagfeld c4 unter schwarzer Kontrolle 19.Sa4
Sb5
20.Sb6 Lh6
21.Sf3 f6 Ein
Zug, den ich ungern machte, aufgrund des (z.Z. fuer Weiss noch nicht zugaenglichen) Lochs auf e6, er
diente der Prophylaxe eins evtl. Vorstosses e5 22.Da4
Sc7 23.Sd7
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[23.a6 Sxa6
24.Sd7 Tc8
25.Lxd6 Lf4
26.e5 Sieht
auch nett fuer Weiss aus] |
23...Ta8 24.Sb6
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[24.Lxd6 scheitert an 24...b5
25.Dc2 Sa6] |
24...Tb8 25.Tad1
Te7 Wir muenden in die Zeitnotphase
ein und mir gehen langsam die guten Zuege aus 26.Sd2
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[26.e5 fxe5
27.Sxe5 dxe5
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(27...Sa8) |
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28.d6] |
26...Lf4 27.Sdc4
Lxh2+ 28.Kxh2
Tf7 29.g3
De7 30.Kg2
Tbf8 31.f3? Besser
ist es, die Gaeule umzugruppieren
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[31.Sd2] |
31...f5! 32.h4
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[32.Db3] |
32...f4 33.Sxd6 Jagte
mir erstmal einen kalten Schauer ueber den Ruecken, aber in beiderseitig-horrender Zeitnot setzte ich
alles auf meinen Angriff 33...fxg3 Rybka
ist da cooler :
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[33...Dxd6 34.g4
Dd8] |
34.Sxf7 Dxh4
35.Sh6+ Kg7
36.Sg4 Sf4+
37.Kg1 Sh3+
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[37...h5 38.Td2
Sh3+ 39.Kg2
Tf7 Das
war die Variante mit der ich noch auf Sieg spielen konnte, aber da ich ein konservativer Spieler bin
:), und wir fuer die naechsten Zuege nur noch Sekunden hatten] |
38.Kf1 Sf4
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[38...Txf3+ Brain: "ist gefahrlos
fuer Schwarz, der Turm kann anschliessend zurueckkehren. S, der g-Bauer und die Dame sollten dem weissen
Koenig ausreichend zusetzen." Dustin: "Tf3 sollte evtl. auch reichen, aber ohne Rechner waer mir die
Variante vielleicht auch ohne Zeitnot zu heiss gewesen." 39.Ke2
Tf7! (Riker: "Nach der Partie
wurde nur 39...D:g4 40.Dd7+ analysiert. Die angesprochene Variante koennte so weitergehen:") 40.Se3
g2 41.Kd3
Sf2+ 42.Kd2
Dxe4] |
39.Kg1 Sh3+
40.Kg2 Sf4+
41.Kg1
1/2-1/2 |
Erstellt mit PGNtoJS