Partienauswahl Helbra/Bischofrode 2008

Vor dem "Hausturnier" noch ein kurzer Blick zurück zum Heyfra-Cup. Frido hatte hier ja bereits geglänzt. Ich möchte aber noch auf den Leistungssprung aufmerksam machen, den die Naumburger Nachwuchsspielerinnen Isabel Weißenburg und Annika Priese zuletzt verzeichnen konnten. Beispielhaft zwei reife Endspielleistungen, bei denen sie gegen jeweils favorisierte Gegner bis hinein ins Bauernendspiel ruhig und überlegt agierten.
Dank an dieser Stelle noch einmal an Kalli, der es geschafft hat neben dem dankenswerterweise wiedererweckten Magdeburger Open ein weiteres großes Turnier in Sachsen-Anhalt zu etablieren. Mit dem Bischofröder Turnier, der offenen Südharzmeisterschaft und dem Sangerhäuser Rosenturnier zeichnet sich die Region durch eine überdurchschnittliche Turnierdichte aus!

Isabel Annika


Tonn, Waldemar (1674) - Weissenburg, Isabel (1519)
2.HEYFRA-Cup 2008 (Helbra), 12.07.2008

[A03]


Ausgangsstellung 1.f4 d5 2.Sf3 Sf6 3.e3 Lf5 4.b3 e6 5.Lb2 Le7 6.Le2 c5 7.Lb5+ Sbd7 8.Se5 O-O 9.O-O a6 10.Lxd7 Sxd7 11.d3 f6 12.Sf3 b5 13.Sbd2 Db6 14.Sh4 c4 15.Sxf5 exf5 16.Ld4 Lc5 17.Sf3 Tfe8 18.Dd2 Lxd4 19.Sxd4 c3 20.Df2 Te7 21.Sxf5 Te6 22.Dg3 g6 23.Sd4 Te7 24.f5 Tae8 25.Kh1 Txe3 26.Sf3 g5 27.a4 b4 28.Tae1 d4 29.Txe3 Txe3 30.Te1 Dc5 31.Txe3 dxe3 32.Dg4 Se5 33.De4 Sxf3 34.gxf3 De5 35.Dxe5 fxe5 36.Kg1 Kf7 37.Kf1 Kf6 38.Ke2 Kxf5 39.Kxe3 a5 40.h3 h5 41.Ke2 Kf4 42.Kf2 h4 43.Ke2 Kg3 44.Ke3 Kxh3 45.Ke4 Kg2 46.Kxe5 h3

0-1

Becker, Franziska (1579) - Priese, Annika (1217)
2.HEYFRA-Cup 2008 (Helbra), 11.07.2008

[A01]


Ausgangsstellung 1.b3 e5 2.Lb2 Sc6 3.c4 Sf6 4.Sf3 d6 5.e3 Le7 6.d4 exd4 7.exd4 Lg4 8.Sbd2 O-O 9.Le2 Te8 10.O-O Sh5 11.h3 Ld7 12.d5 Sb4 13.a3 Sa6 14.b4 Sf4 15.Te1 Lf6 16.Lxf6 Dxf6 17.Lf1 Dg6 18.Kh2 Txe1 19.Sxe1 Lf5 20.Df3 Dg5 21.Se4 Dh6 22.Sg3 Ld7 23.Sd3 Sg6 24.Te1 Tf8 25.Te4 Sb8 26.c5 Dg5 27.Td4 Lc8 28.cxd6 cxd6 29.Te4 Sd7 30.Tg4 Dd2 31.Se4 Da2 32.Dg3 f5 33.Txg6 hxg6 34.Sxd6 Dxd5 35.Dxg6 Tf6 36.De8+ Tf8 37.Dg6 Sf6 38.Sxc8 Txc8 39.Dg5 Tc2 40.De3 a6 41.g3 Se4 42.Lg2 Tc3 43.Sf4 Txe3 44.Sxd5 Txa3 45.Se7+ Kf7 46.Sxf5 Sxf2 47.Lxb7 Sd3 48.b5 axb5 49.Sd6+ Ke7 50.Sxb5 Tb3 51.Le4 Txb5 52.Lxd3 Tb2+ 53.Kg1 Tb3 54.Lf5 Txg3+ 55.Kf2 Ta3 56.Lg4 Kf6 57.Kg2 Kg5 58.Le6 Tc3 59.Kf2 Kf4 60.Lg4 Tc2+ 61.Le2 Txe2+ 62.Kxe2 Kg3 63.Ke3 Kxh3 64.Kf4 Kh4 65.Kf3 g5 66.Kg2 Kg4 67.Kf2 Kh3 68.Kg1 Kg3

0-1

Aus der spannenden Schlussrunde des Bischofröder Turniers kann ich nur mit meinen eigenen Bemühungen dienen.

Frotscher, Thomas (2132) - Schaefer, Reyk (2046)
XX. Bischofröder Schachturnier, 24.08.2008

[Riker] [A16]


Ausgangsstellung Letzte Runde: 1 Spitzenreiter mit 3,5 (Suender, dem es wie GM Lev in Apolda kein Glueck brachte) und die Meute mit 3. Fuer die 3-Punkter zaehlt praktisch nur ein Sieg. Mit der Auslosung war ich nicht uebermaessig gluecklich, da ich nicht so gern gegen Schnellspieler antrete ...
1.c4 Sf6 2.Sc3 d5 3.cxd5 Sxd5 4.g3 g6 5.Lg2 Sb6 6.Sf3 Lg7 7.O-O O-O 8.d3 Sc6 9.Ld2 war mir alles noch gelaeufig, nicht nur, weil ich gelegentlich bei Snoopy kiebitzen darf. Waehrend Janis beschummelt wurde bzw. sich selbst beschummelt hat, hatte Stratov am vergangenen Wochenende lange Zeit nichts, am Ende aber das etwas bessere Zeitmanagement.
[9.Le3 h6 10.Dd2 Kh7 11.a4 a5 12.Tfc1
(12.h4 e5 13.Lc5 Te8 14.e4 Sd7 15.Le3 Sf8 16.Tac1 Sd4 17.Lxd4 exd4 18.Se2 Se6 19.Sh2 De7 20.f4 Sd8 21.h5 Ta7 22.hxg6+ fxg6 23.Kh1 b6 24.Sg1 c5 25.Tce1 Dc7 26.Sgf3 Db8 27.Sh4 Lf6 28.Df2 Tf7 29.S4f3 Tef8 30.Sd2 Lg7 31.Sc4 Sc6 32.De2 Sb4 33.Td1 Le6 34.b3 Dc7 35.Sg4 Lxg4 36.Dxg4 h5 37.Dh3 Sc2 38.e5 Se3 39.Le4 Sf5 40.g4 1-0 Strache,M-Michalowski,P/Apolda 2008 (40))
12...Sb4 13.Lxb6 cxb6 14.d4 Ld7 15.e4 e6 16.Te1 Lc6 17.Tad1 Tc8 18.Lf1 f5 19.Se5 fxe4 20.Sxc6 Sxc6 21.Txe4 e5 22.d5 Sd4 23.Lg2 Tc7 24.f4 Sb3 25.Dc2 Sc5 26.fxe5 Sxe4 27.Dxe4 Dg5 28.e6 Lxc3 29.bxc3 Txc3 30.e7 Te8 31.d6 Tc1 32.Dd4?? Dc5 0-1 Wehner,J-Michalowski,P/Finsterbergen 2008 (32)]
9...e5 10.Dc1 Sd4 11.Lh6 Lg4?! Zu ambitionert oder zu frech, wie man will. Schwarz muss hier schon ein etwas halbseidenes Qualitaetsopfer einplanen, das mir aber am Brett chancenreich erschien.
[11...Te8 und praktisch ist nichts los.]
[11...Sa4 scheitert wie so manch andere Variante an der Schwaeche von c7, aber den moechte man natuerlich gern gaengig machen ...]
12.Lxg7 Kxg7 13.Sxe5 Lxe2 14.Te1 Te8 15.Sxe2?! Natuerlich beinahe a Tempo. Kritisch ist
[15.f4 und logisch auch, weil der Laeufer ja keine Felder hat. Die Stelle, an der man praktisch mit Te5 planen musste.
15...Txe5
(15...Lh5 Was soll er da?
16.g4 keineswegs erzwungen.
16...Lxg4 17.Sxg4 Txe1+ 18.Dxe1 Sc2 19.De5+ f6 20.Sxf6 Dxf6 21.Dxc7+)
16.fxe5 Lxd3 war die optimistische Idee. Auf 17.Td1 mag Le2-f3 gewisse Kompensation versprechen - zumindest wird der Monsterlaeufer getauscht. Aber kann Weiss nicht einfach die Qualitaet zurueckgeben (oder mehr) und mit Df4/Se4 die geschwaechten dunklen Felder um den schwarzen Koenig ansteuern?]
15...Txe5 16.Dc3 Txe2! Entlastung - Sa4 steht immer noch auf dem Programm.
17.Txe2 Sa4 18.Dd2 Sxe2+ 19.Dxe2 Dd4 20.Tc1! Auch wieder alles sehr schnell. Dass ich mich nun nicht an der vermeintlichen Drohung Tc4 stoeren wollte, stoerte wiederum Thomas nicht!
20...c6 21.Tc4 Dxb2 22.Dxb2+ Sxb2 23.Tb4 Sxd3 24.Txb7 Diese Stellung hat Thomas offenbar angestrebt, um (vorerst) risikolos auf den vollen Punkt zu spielen. Tatsaechlich muss Schwarz trotz des momentanen Mehrbauern aufpassen, nicht in unguenstige Konstellationen mit einem starken Laeufer und a-Freibauern zu geraten. Wenn man sich zusammenreisst,sollte es aber Remis sein.
24...Tc8 25.Lf1 Td8!
[25...Se5? 26.f4 Sf3+ 27.Kg2 Sd2 28.La6! der Schluesselzug, der Weiss die c-Linie sichert.
28...c5 29.Txa7 Td8 30.a4 c4 31.Tc7+ / -]
26.Txa7 Td6 27.a3?! offenbar um die Idee Sb4 aus der Stellung zu nehmen, die z. B. auf Ta6 folgt. Der Nachteil ist, dass bei einem evtl. Tausch auf d3 der a-Bauer durchhaengt.
[27.a4! und es spielt immer noch Weiss - jetzt ist es bald andersrum.]
27...Kf6! 28.Tc7 Ke5 den f7 notfalls zu geben, um den c-Bauern flott zu machen, stand immer im Raum.
29.Txf7 Kd4 30.Txh7?! Ich haette hier schon ueberlegt, mit
[30.Tc7 den weiteren Vormarsch zu unterbinden. Aber Thomas meinte hinterher nur trocken: "Ich wollte ja auch gewinnen."]
30...c5 31.Tc7 c4 32.a4 Ta6 33.Td7+ Kc3 34.Lg2 Vermutlich musste man hier die Notbremse ziehen und den Laeufer fuer den c-Bauern geben. In vielen kuenftigen Varianten kommt Weiss nicht mehr dazu.
[34.Tg7 Sc5 35.a5 Kd4 36.Lxc4
(36.h4? c3 37.Lxa6 c2 38.Txg6 c1=D+)
36...Kxc4 37.h4=]
34...Txa4 35.Ld5 Kd2? Laesst unmitt elbar vor der Zeitkontrolle (im 36.) den ersten Gewinn aus, der auch sehr huebsch gewesen waere. Obendrein haette es auch knapp Turniersieg bedeutet. Allerdings bin ich nicht annaehernd auf die Idee gekommen:
[35...Ta1+ 36.Kg2 soweit natuerlich klar, aber nun gefaellt auf das naheliegende ...Ta2 die Antwort Tc7 nicht so recht.
36...Td1!! der elegante Weg, Tc7 zu verhindern. Die eigentlich Staerke des Zuges liegt aber darin, dass Weiss in eine Fesselung geraet, die eine Figur kosten wird. Um das zu erkennen, muss man ein moegliches Leichtfigurenendspiel mit Minusbauern korrekt als gewonnen fuer Schwarz berechnen.
37.h4
(37.Tc7 Se1+)
(37.Le6 Se1+ 38.Kf1 Txd7 39.Lxd7 Kd2



Dieses gewonnene Endspiel ist die Pointe: Egal von welcher Seite sich der Laeufer naehert - er wird vom Springer dominiert. Der c-Bauer laeuft durch.
40.La4 (40.Le8 Sd3) 40...Sd3- +)
(37.Lf3 Se1+ 38.Kf1 Txd7)
37...Sc5 38.Td6 Td2 39.Kf3
(39.g4 Td4 40.Kg3 Kd2 41.h5 gxh5 42.gxh5 c3 43.h6 c2 44.h7 c1=D 45.h8=D Dg1+ 46.Lg2 (46.Kh3 Td3+) 46...Se4+- +)
39...Td3+ 40.Ke2 Kc2 41.Txg6 Txd5 und bei diesem Wettrennen ist Schwarz etwas schneller.
42.g4 c3 43.h5 Te5+ 44.Kf3 Kd2 45.h6 c2 46.h7 Te8 47.Tg8 c1=D 48.h8=D Da3+ 49.Kf4 Se6+ 50.Kf5 Dc5+ 51.Ke4 Db4+ 52.Kf3 Txg8 53.Dxg8 Db3+- +]
36.Le4 diese Phase spielt Thomas langsamer und nicht gerade optimal. Die "Falle" auf d3 die Figur zu gewinnen, kostet jede Menge Zeit.
36...g5 37.Td4 Kc3 38.Td5 g4 39.f3?
[39.f4 hatte ich erwartet. Vermutlich ergibt sich dann das erste Mal ein remises Endspiel mit schwarzem Turm gegen g- und h-Bauern.]
39...Ta1+ 40.Kg2 Se1+ 41.Kf2 gxf3? Hier funktionierte das Denken nicht mehr. Ich verbrachte ueber die Haelfte meiner wertvollen letzten halben Stunde damit, mich ueber 40...Se1+ anstelle von 40...Ta2+ zu aergern. Dabei kann Schwarz hier locker wieder diese Stellung herbeizaubern, aber das endete bei mir in einer Sackgasse:
[41...Sd3+ 42.Kg2
(42.Ke3 Te1# Meine "Berechnungen " gingen hier leider noch weiter mit 43.Kf4!? Sg2+, was in der Tat nicht sehr eintraeglich ist.)
(42.Lxd3 cxd3 43.fxg4 d2 44.h4 d1=D 45.Txd1 Txd1 46.g5 Kd4 47.h5 Ke5- +)
42...Ta2+!
(42...Se1+ 43.Kf2=)
43.Kg1 und sowohl 43...Sf2 als auch 43...Te2 versprechen Schwarz sehr gute Gewinnchancen.]
42.h4! Ta2+! mal wieder ein guter - vor allem praktisch. Schwarz hat nichts Besseres als bei ausgehender Bedenkzeit ins Remis abzuwickeln. Alles andere ist in diesem Sinne sperriger.
43.Kxe1 Te2+ 44.Kf1 Txe4 45.Kf2 womit die M itschrift endete. Ich sah noch, dass 45...Td4 viel Stress in einem Damenendspiel mit weniger als 5 Minuten Restzeit gebracht haette.
45...Kb4
[45...Td4 46.Txd4 Kxd4 47.h5 c3 48.h6 c2 49.h7 c1=D 50.h8=D+]
46.Td1
[46.Kxf3 c3 47.Td1
(47.Kxe4?! Darauf muss sich Weiss natuerlich nicht einlassen, auch wenn es Remis bleibt.
47...c2 48.Td4+ Kb5 49.Td5+ Kc6 50.Td8 Kc7 51.Tg8 c1=D 52.Tg5=)
47...Tc4 fuehrt zur Partie.]
46...c3 47.Kxf3 c2 48.Tc1 Tc4 49.h5 Kb3 50.g4 Kb2 51.Txc2+ Kxc2 52.h6 Kd2?? Hm eigentlich weiss man ja, dass man den vorgerueckten Bauern so schnell wie moeglich von hinten angreifen soll, aber die nur noch anderthalb Minuten machten sich bemerkbar. Aergerlich, weil sich Schwarz seit 11...Lg4 nicht mehr so viel hat zu Schulden kommen lassen.
[52...Tc3+ 53.Kf4 Th3 54.Kg5 Kd3 55.Kg6 Ke4=]
53.g5?? Aber er blitzte ja wie gesagt mit 1 Stunde Zeitovorteil mit.
[53.h7 Tc3+ 54.Kg2 Tc8 55.g5 Ke3 56.g6+ -]
53...Th4= 54.Kg3 Th1 55.Kg4 Ke3 56.Kf5 Tf1+ 57.Kg6 Th1 58.Kg7 Kf4 59.g6 Kf5 60.h7 Th2 61.Kf7 Th1 62.g7 Txh7 63.Kf8 Txg7 64.Kxg7 interessante Kampfpartie, denke ich.


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