1.d4 Die Partie beginnt mit
dem erhofften Zug. Die 10minuetige Vorbereitung im Auto auf der Fahrt zum Spiellokal ergab, dass Wilfried
Schroeder auch mit 1. Sf3 und 1.g3 aufschlaegt. 1...e6
2.Sf3 Sf6
3.c4 b6 Noch
immer im tiefsten Theoriedschungel waehlte ich den Uebergang ins Damenindisch. 4.a3 Umgeht
die hochmoderne und extrem scharfe Theorie.
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[Nach bspw.: 4.g3
La6 5.Dc2
Lb7 6.Lg2
c5 7.d5
exd5 8.cxd5
Sxd5 9.O-O Le7
10.Td1 Dc8 Diagramm
# landet man in einer Stellung, die zur Zeit auf hoechster Ebene unter Super GMs in regelmaessigen Abstaenden
gespielt wird. Als aktuelles Beispiel, vom armenischen Topscorer der Olympiade, dient folgende Partie: 11.Sh4
Lxh4 12.Txd5
Le7 13.Sc3
Sc6 14.Df5
d6 15.Dh5
O-O 16.Le3
Sb4 17.Td2
Lxg2 18.Kxg2
Dc6+ 19.Df3
Dxf3+ 20.Kxf3
f5 21.Lf4
Sc6 22.Tad1
Tfd8 23.Kg2
Td7 24.Lxd6
Lf6 25.Sa4
Tad8 26.Lf4
Txd2 27.Txd2
Txd2 28.Lxd2
Kf7 29.Kf1
Sb4 30.a3
Sd5 31.Ke1
b5 32.Sc3
Sxc3 33.Lxc3
Lxc3+ 34.bxc3
a5 35.c4
b4 36.a4
g5 37.e3
g4 0-1 Fressinet,L (2676)-Sargissian,G
(2642)/Dresden 2008] |
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[Mit Zugumstellung zur Partie fuehrt folgende Variante: 4.Sc3
Lb7 5.a3
d5 6.cxd5
exd5 7.Lg5
Le7 8.Lxf6
Lxf6 9.Da4+] |
4...Lb7 5.Sc3
d5 6.Lg5
Le7 7.Lxf6
Lxf6 8.cxd5
exd5 9.Da4+!? Ein
selten gespielter Zug, der in meiner Vorbereitung die groesste Aufmerksamkeit erhielt. Normi war der
Meinung, dass Schroeder sowieso jeglichem theoretischen Abspiel aus dem Weg gehen wuerde und mit 1.Sf3
und 2.g3 beginnt. Mein Instinkt und das eigene glueckliche Haendchen gaben mir die Zeit das seltene 9.Da4+
zu analysieren, welches mein Gegner schon mehrfach gespielt hatte.
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[Der normale weisse Aufbau gegen das schwarze Laeuferpaar definiert sich eigentlich
ueber: 9.g3 O-O 10.Lg2
c5 11.O-O Sa6
12.e3 Sc7
13.Tc1 De7
14.Dd2 Tfd8
15.Tfe1 Tac8 mit
spaeterem 1/2-1/2 in Cramling,P (2524)-Hou,Y (2527)/Istanbul 2008] |
9...c6 Fuer mein Schachverstaendnis
der staerkste Zug in dieser Stellung. Die Alternative war 9...Sd7, wobei dieser Zug das Entwicklungsfeld
fuer den Springer schon festlegt (es ist ja noch nicht klar, ob er da spaeter auch hin will?!) und das
Feld c6 geschwaecht wird. Schwarz spielt in nahezu allen Abspielen c6 und was spricht dagegen, es gleich
zu spielen?
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[9...Sd7] |
10.e3
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[Die rabiate Variante um einen Nachteil an 9...c6 zu finden. Doch nach: 10.e4
dxe4 11.Sxe4
O-O hat
Schwarz bequemen Ausgleich.] |
10...O-O 11.Le2
Sd7 12.O-O Bis
hierher stand die Vorbereitung. Die naechsten schwarzen Zuege versuchen jegliches weisses Spiel zu unterbinden. 12...Le7!? Ein
Zug, der mir sehr gut gefallen hat. Meinem Gegner fiel es schwer den Sinn in diesem Zug zu finden und
er verfiel deshalb in eine laengere Denkphase. 13.Tfd1
f5 Die Idee hinter 12...Le7,
um e4 aus dem Spiel zu nehmen. 14.Dc2
Ld6 15.b4
b5! Sieht seltsam aus, da
der Laeufer auf b7 zum "Bauern" degradiert wird. Die Vorteile sind jedoch unverkennbar: 1. Der weisse
Bauernsturm am Damenfluegel ist gestoppt; 2. Die weissen Bauern stehen auf den schwarzen Feldern, 3.
wo sie in Kombination mit dem Hebel a5 ein prima Angriffsziel abgeben.
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[15...De7 war die wohl schlechtere
Alternative 16.b5 Tac8
17.bxc6 Lxc6] |
16.Ld3
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[Auch moeglich war: 16.a4
a6 17.axb5
axb5 und
Weiss bleibt auf der Schwaeche b4 sitzen.] |
16...Df6 17.Se2
Sb6 18.Sc1?
a5 19.Sb3
axb4 20.Sc5 Mir
ist nicht ganz klar, welcher der letzten vier Springerzuege das Fragezeichen verdient hat, da die weisse
Verteidigungsidee einen Zug zu langsam ist und 18.Sc1 den Plan festlegt, hat er das "?" bekommen. 20...b3! Der
Bauer kann nicht gehalten werden. Also wird er so zurueck gegeben, dass Schwarz den strukturellen Vorteil
behaelt und so weiter auf minimalen Vorteil hoffen kann.
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[20...Lxc5 21.Dxc5
Sc4 22.Lxc4
bxc4 23.axb4] |
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[20...Lc8? 21.axb4
Txa1 22.Txa1] |
21.Dxb3
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[21.Sxb3 Sc4
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(21...Txa3? 22.Txa3
Lxa3 23.Sa5
La8 24.Se5) |
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22.a4 Sa3
23.Dc1 b4] |
21...Lxc5 War einfach zu
verlockend um es auszulassen. Schwarz dreht der weissen Stellung eine weitere Schaeche an. Der Preis
ist allerdings hoch, denn es kostet den guten Laeufer. 22.dxc5
Sd7?!
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[22...Sa4 Um
den Bauern auf a3 zu blockieren und trotzdem Druck auf den schwachen c5 auszuueben. 23.Tac1] |
23.Dc2
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[23.Tac1
Se5 24.Sxe5
Dxe5] |
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[23.Tdc1? Sxc5] |
23...g6 24.Sd4
De7
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[24...f4
25.Te1 fxe3
26.fxe3 und
der Vorteil haette sich verfestigt.] |
25.Tdc1 Se5
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[Bei L:c5 plante ich an dieser Stelle den Turm nach a4 zu stellen. Doch der scheinbare
strategische Knockout fuer die weisse Stellung haette sich zum schwarzen Fiasko gewandelt: 25...Ta4?
26.Sxb5! cxb5
27.Lxb5 Ta5
28.Lxd7 Dxd7
29.c6] |
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[Auch nach folgendem Abspiel erhaelt Weiss Vorteil: 25...Ta5?
26.Dd2 Tfa8
27.Lxb5 cxb5
28.c6] |
26.a4 bxa4
27.Le2 An dieser Stelle war
ich extrem frustriert. Weiss hatte a4 geschafft, da mein Plan an einfacher Taktik gescheitert waere.
Und: 27...f4! sah
im ersten Moment nach: 28.e4 auch
nicht nach Vorteil aus. Jedoch habe ich mir nach 27.Le2 eine dreiviertel Stunde Bedenkzeit gegoennt und
28...Tfd8? gefunden. 28...Tfd8?
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[28...dxe4
29.Dxe4 und die Maschine meint
einen Vorteil zu sehen.] |
29.exd5 Txd5 So
weit so gut. Der Plan war nun den c5 zu kassieren, falls Weiss sich auf a4 bedient. 30.Lc4?
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[Jedoch haette mir die Taktik wieder einen Strich durch die Rechnung gemacht: 30.Txa4!
Txa4 31.Dxa4
Txc5 32.Txc5
Dxc5 33.Se6!
De7
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(33...Dc1+?? 34.Lf1
f3 35.g3
Dd2 36.Da3!
Kf7 37.Df8+!
Kxe6 38.Lh3+) |
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34.Sxf4] |
30...Sxc4
31.Dxc4 a3
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[Ebenfalls moeglich war: 31...De4
32.Sf3 Dxc4
33.Txc4 a3] |
32.Db3
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[32.Sc2 Dxc5
33.Dxf4 Tf8
34.De3 Dxe3
35.fxe3 Td2] |
32...Df7! 33.Sf3
a2! Schwarz hat den, die ganze
Partie ueber stark gefaehrdeten, a-Bauern bis nach a2 geschoben. Nun wird er durch ein paar kleine taktische
Tricks der Matchwinner. 34.Db2
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[34.Txa2?? Txa2
35.Dxa2 Td1+] |
34...Lc8 35.Sd2
Td8 36.Se4
Le6 37.Sg5
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[37.Sf6+ Kg7
38.Sg4+ Kf8
39.Dh8+ Ke7
40.De5 h5] |
37...Df5 38.h4
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[38.Sxe6 Dxe6 Aendert
sich auch nicht mehr.] |
38...Ld5 39.Te1
Tab8 40.De2
h6 41.Txa2
hxg5 42.Ta7
Lf7 43.hxg5
Te8
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[43...Te8 44.Dd2
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(44.Te7 Txe7
45.Dxe7 Te8) |
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44...Txe1+ 45.Dxe1
Tb1] |
0-1 |